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April 14, 2016

Ein Star auf der Suche nach seinen Sporen, Shah Rukh Khan kehrt dieses Jahr mit einem Hattrick zu seinen schauspielerischen Wurzeln zurück.

In dem schwach beleuchteten Arbeitszimmer im zweiten Stock seines Hauses ‚Mannat‘ macht Shah Rukh Khan eine dünne und etwas müde Figur. Ein Luftreiniger gehört ebenso zur Einrichtung wie die Holzborde mit Büchern, DVDs und Trophäen. Sein Tag hat angenehm genug begonnen, mit einem Treffen mit seinen drei Kindern – Aryan, 18; Suhana, 15; und AbRam, 2 – bevor er in einem Chaos aus Treffen mit Filmdistributoren und endlosen Promotions für Fan versank, seiner erste Veröffentlichung in diesem Jahr. In dem von Yash Raj Films produzierten Film mit nur einem Song, eine Anomalie in Bollywood, wird Shah Rukh als schlaksiger, leidenschaftlich tanzender Shah Rukh Doppelgänger zu sehen sein, ohne eine Heldin im Sari oder malerischen Landschaften im Ausland als Kulisse für einen adretten Shah Rukh. „Sie könnten fragen, ‚Warum tut er das?‘ und ich stimme dem voll und ganz zu,“ sagt Khan. „Aber ich hatte Lust darauf, das zu machen. Nachdem ich 25 Jahre meines Lebens einer Kunstform gewidmet habe, denke ich, daß ich es verdiene, das zu machen, was ich machen will.“

„Die kommerzielle Welt ist so seltsam“
Seine letzten drei Veröffentlichungen – Dilwale (2015), Happy New Year (2014) und Chennai Express (2013) – die er alle produzierte, bedienten das Schema. Doch sie forderten seine schauspielerischen Fähigkeiten am meisten heraus, glaubt Khan entschieden. „Die kommerzielle Welt ist so seltsam, unwirklich,“ sagt er. „Es ist schwierig als Schauspieler, meine Kreativität in Filmen wie Dilwale zu hegen und überzeugend zu sagen, ‚Hum shareef kya hue, duniya badmaash ho gayi.‘ Der Film (Chennai Express) war nicht meine Art von Humor, war aber auf eine andere Art und Weise komisch. Ihr fantasievollster Teil muß am meisten ausgeschlachtet werden, während er kommerzielle Filme macht. In anderen Filmen wie Chak De India! hilft Ihnen die Welt so viel mehr dabei, Sie zu überzeugen, daß Sie die Rolle sind.“
Jenseits der 50 ist Khan bereit, sich vom altbewährten Pfad abzuwenden und zu seinen schauspielerischen Wurzeln zurückkehren. In diesem Jahr wird er in Fan von Maneesh Sharma zu sehen sein; er wird in Raees von Rahul Dholakia einen Gangster spielen, als Gegner den talentierten Nawazuddin Siddiqui; und in einer kurzen, aber signifikanten Rolle in dem noch titellosen Film von Gauri Shinde erscheinen, in dem Alia Bhatt mitspielt und der von ihm koproduziert wird. Es reizt ihn auch, den „süßen, frivolen, sanften“ Film unter der Regie von Imtiaz Ali anzufangen, und denkt auch über einen Film mit Aanand L. Rai nach. Von den Mainstream Regisseuren Farah und Rohit Shetty zur Zusammenarbeit mit jenen, deren Filme mehr für eine ausgeprägt filmische und kreative Vision und weniger für Ticketeinnahmen stehen: Befindet sich dieser Shah Rukh in einer neuen Inkarnation? Werden wir jetzt das Beste von King Khan sehen?

„Ich messe meine ganze Arbeit jetzt durch meine Kinder“
Für die Fans von Khan markiert dies seine Rückkehr zu Swades (2004), Paheli (2005) und Chak De! India (2007), Filme, in denen der Charakter mehr zählt als der Star. Im Fan wird SRK sowohl Star als auch Schauspieler sein. Er ist Aryan Khanna, ein Superstar und, dank der visuellen Effekt und Prothetik, auch der 24-jährige Gaurav, sein größter Fan. Ein Film, der mit der Hingabe eines Fans zu seinem Idol beginnt, die sich bald in einer ausgemachten Schlacht zwischen den beiden auflöst, klingt nicht wie ein typischer SRK Film, der in drei Tagen Rs 100 crore einspielt. Doch wenn es einen Schauspieler gibt, der dennoch das Publikum in die Kinos locken kann, ist es Shah Rukh, ein Schauspieler, der von vielen auch als genialer Marketingprofi angesehen wird, ein Etikett, das Khan anficht. „Ich kenne nicht das Schicksal eines Films, die Zahlen,“ sagt er, „die Leute nehmen an, daß ich das tue.“

Was er hat, ist ein Bauchgefühl in Bezug auf Fan. Aryan und Suhana sahen den Film und gaben ihm ihre Zustimmung mit einer „Wir sind stolz auf dich“ Umarmung. Nicht alle seine Filme rufen bei ihnen dieses Gefühl hervor. AbRam war auch im Publikum, wurde aber nach einer Weile unruhig. „Ich messe meine ganze Arbeit jetzt durch meine Kinder. Außer ihnen gibt keine Motivation für mein Leben. Ich muß sie schubsen und etwas Gutes aus ihnen machen,“ sagt Shah Rukh. Ihr Feedback ist wichtig für ihn. „Sie sind nicht das beste Publikum, aber ein gutes. Oder vielleicht merkten sie, daß ich mit 50 in einer fragilen Verfassung bin.“

„Der Teufel wohnt in Ihnen. Die Seele ist nie zufrieden“
Das ist ein halbes Jahrhundert, von denen er 25 Jahre in Bollywood verbracht hat. In letzter Zeit hat es Gerede über seine Fragilität gegeben, seine Verletzbarkeit, die Herausforderung seiner Überlegenheit in Bollywood, dessen Baadshah er gewesen ist. Salman und Aamir sind ständig neben ihm gewesen, im Alter als auch in Konkurrenz. Sie haben ihn auch eingeholt, indem sie die Rs 300 Crore Marke mit Bajrangi Bhaijaan bzw. PK knackten. Selbst das Einspielergebnis von Bajirao Mastani in Indien stellte Dilwale in den Schatten. Shah Rukh weißt die Fragen ab, „wird er, wird er nicht, kann er nicht.“ Alles falsch, sagt er.
Er ist eine ruhelose Seele. „Ich kann nicht sagen, ‚Do saal mein ek film banaoonga‘ (ich werde einen Film in zwei Jahren machen). Das ist sehr langweilig,“ sagt er. Genauso wie Normalität. Er pausiert eine Minute, versucht, sich an Teile seiner Rede an der Universität Edinburgh zu erinnern. „Normal ist nicht nur langweilig. Es ist eine andere Art und Weise zu sagen, daß Sie tot sind.“ Introspektiv fährt er fort, „Es ist eine seltsame Denkweise. Ich bin ein großer Star,“ sagt er. „Ich muß mich an ein bestimmtes Format halten: in meinen schwarzen Anzügen, Ratschläge geben und übers Leben, Erfolg und Tugend reden. Ich sehe von außen sehr ruhig aus. Doch drinnen ist es sehr aufgewühlt, da ist es nie ruhig. Der Teufel wohnt in Ihnen. Der ist nie zufrieden.“

„Ich bin der Typ, der anderes Zeug gemacht hat, bevor es modern wurde“
Khan ist ein so integraler Teil von Bollywood geworden, daß es leicht ist zu vergessen, daß er anders als Aamir und Salman nicht aus einer Filmfamilie stammt. Er war der Letzte der Khan-Troika, der sein Debüt mit Deewana (1992) machte. 2017 wird sein persönliches Silberjubiläum im Show Business darstellen. „Bis vor ein paar Jahren störte es mich, wenn die Leute behaupteten, ‚Wohi karta hai (Er spielt immer dieselben Rollen.). Nein, mein Freund, ich bin der Typ, der andere Sachen gemacht hat, bevor es in Mode kam. Ich werde nicht mit dem unerfüllten Wunsch sterben, was Neues zu machen.“
Khan spricht darüber, den Bösewicht zu spielen (Darr, Anjaam), den liebenswerten Helden, der am Ende das Mädchen verliert (Kabhi Haan Kabhi Naa), den Antihelden (Baazigar), den Arthouse Künstler (Maya Memsaab), sich die Leinwand mit Rivalen zu teilen (Karan Arjun, Trimurti) und dann der ultimative romantische Held zu werden (Dilwale Dulhania Le Jayenge), ein Etikett, das er nie ganz ablegen konnte – alles in den ersten fünf Jahren seiner Karriere. Er wirkte auch in Mani Kaul’s Adaption von Fjodor Dostojewski’s The Idiot (1992) mit. Der Film schaffte es jedoch nie in die Kinos. Sein Rang als Außenseiter bedeutete, daß er früh die Kunst beherrschte, Enttäuschungen zu verbergen. Er ist ebenso gelassen ein Aziz Mirza Held gewesen wie einer von Karan Johar. Sieben Filme, in denen er gespielt hat, haben den National Award als populärster Films gewonnen, Khan selbst hat jedoch noch keinen gewonnen. Stört ihn das? „Ich strebe nicht danach, habe aber genug Platz auf diesem Bord dafür, also möchte ich ihn haben,“ sagt er. “ Ich stelle es nicht in Frage. Ich bin nicht zynisch. Ich werde einfach weiter die Filme machen, die ich mache. Ich werde keinen Film machen, um einen National Award zu bekommen.“

„Meine größte Angst ist die, daß mir jemand meine Arme abschneiden wird“
Als Schauspieler bleibt er furchtlos. „Es wäre falsch von mir zu sagen, daß es mutig ist, wenn ich eine Rolle spiele. Ich muß alles tun. Wenn ich nicht jede Rolle spielen kann, bin ich nicht Schauspieler genug,“ sagt er. Als Mensch hat er Angst. Seine größte Angst besteht darin, daß „jemand meine Arme abschneiden wird.“ Das von einem Mann, der das Ausbreiten seiner Arme in Zeitlupe zu einer legitimen Tanzbewegung machte. Der Hunger bleibt, wieder auf seine Höhepunkte zurückzukommen. „Ich werde Darr wieder machen. Ich weiß jetzt, wie ich ihn anders spielen kann. Als normalster Mann auf der Welt möchte ich ihn zum erschreckendsten Menschen machen.“ Doch es ist das Kind in ihm und das jüngste seiner Kinder, AbRam, die ihn in Schwung halten. „Er hat meine Berühmtheit nicht gesehen. Er muß es wie andere sehen. Daher muß ich so arbeiten,“ sagt Shah Rukh.
Ja, Shah Rukh Khan geht sobald nirgendwo hin. „Lassen Sie mich erst mal arrogant sein. Ich bin noch nicht groß genug, um bescheiden zu sein,“ sagt er, während er aus einem Buch zitiert, das er geschrieben hat, von dem er hofft, es nächstes Jahr rauszubringen. „Sie sagen Lata Mangeshkar, Sachin Tendulkar, Mr Bachchan nicht, wenn es zu Ende ist. Ich werde es wissen, bevor sonst jemand es tut.“ Ja, Chef.