So hart das jetzt auch klingen mag, aber Bhoothnath gehört zu den Filmen, die nicht wegen, sondern trotz Shah Rukh Khan funktionieren. So viel Objektivität habe ich mir bewahrt. Seine Rolle hätte man auch am Telefon belassen können, denn auch so stand er zwar im Bild, war aber nicht anwesend. Und da seine Szenen wohl größtenteils zu der Zeit gedreht worden sind, als auch die Poolszene in OSO entstand, sieht er auch nicht wirklich gut aus. Das rettet auch die Uniform nicht.

Aber zuerst zum Film, den Amitabh Bachchan, Juhi Chawla und der kleine Bub wirklich sehenswert machen. Die Handlung des liebenswerten kleinen Filmes ist eine Adaption von Oscar Wildes Das Gespenst von Canterville, in der Amithab wirklich gelungen den Geist spielt, der sein Haus nicht verlassen will und alle verjagt, die es wagen sollten, es zu betreten.

Aditya Sharma (Shah Rukh Khan) muss als Seemann auf längere Fahrt und bringt seine Frau Anjali (Juhi Chawla) und Sohn Banku in einer alten Villa in Goa unter. Doch diese Villa gilt unter den Einheimischen zu Recht als verflucht. Der letzte Hausbesitzer Kailash Nath lebte allein mit seiner Frau in der Villa, nachdem sein Sohn mit Familie nach Amerika gegangen war. Nach dem Tod seiner Frau, die sich vom Auszug des Sohnes nie wieder erholte, blieb der verbitterte, alte Mann allein zurück und stirbt auch allein. Doch seine Seele weigert sich, das Haus zu verlassen und auch gegen den Einzug der Sharmas wehrt er sich zunächst verbissen. Nur das der kleine Junge überhaupt keine Angst vor ihm hat, für ihn gibt es laut seiner Mutter keine Geister, sondern nur Engel. Der hartnäckige Bub schließt Freundschaft mit dem alten Griesgram, der seinerseits auch langsam auftaut. Als er sich auf Drängen von Banku auch Anjali zeigt und ihr seine Geschichte erzählt, beginnen die beiden nachzudenken, wie sie dem ruhelosen Geist seinen Frieden geben können.
Produziert wurde der unterhaltsame Film von keinem geringeren als BR Chopra und seinem Sohn Ravi, Regie führte Vivek Sharma, der zusammen mit Sudhansh Doba auch das Drehbuch schrieb. Anders als die meisten Kinderfilme Bollywoods, die oft qualitativ und talentmäßig zu wünschen übrig lassen, ist Bhoothnath aufwendig inszeniert und kommt mit einem Starcast daher, der seinesgleichen sucht. Allen voran natürlich Amitabh Bachchan, kein anderer hätte diese verschrobene Rolle so überzeugend spielen können. Und auch Aman Siddiqui als Banku ist wirklich ein Glücksgriff, anstatt nervig niedlich zu sein, ist er ganz der liebenswert freche Micheltyp, der sich nicht ins Bockshorn jagen lässt.

Juhi spielt die Rolle der leicht überforderten Mutter souverän, sie wird einfach immer besser und sollte mehr Rollen bekommen. Ich hätte gern mal wieder einen richtigen erwachsenen Film mit ihr und Shah Rukh. Dieser ist wie gesagt überflüssig in dem Film und wohl als Publikumsmagnet gedacht. Besser wäre es gewesen, ihn als den Sohn zu besetzen, der sich am Ende besinnen darf. Diese Rolle hätte vielleicht den Schauspieler in ihm gefordert.
Die Nebenfiguren sind leider manchmal zu schablonenhaft gezeichnet. Der Sohn, der ins Ausland geht, die böse Schwiegertochter, all diese ganzen NRI Vorurteile werden hier ausgespielt und nehmen dem Film viel von seiner Leichtigkeit. Diese verzerrte Moral sollte langsam der Vergangenheit angehören. Nette kleine Nebenrollen haben dagegen Satish Shah als Schuldirektor und Rajpal Yadav als Penner, ich mag den kleinen Kerl.
Der Soundtrack von Vishal-Shekhar und die Hintergrundmusik von Salim und Suleiman Merchant bleiben bis auf wenige Ausnahmen nicht wirklich hängen. Auch wenn Amitabh und Juhi teils selber singen. Die Umsetzung von Hum To Hain Aandhi mit knapp bekleideten Schulmädchen und auf cool getrimmten Jungs ist sehr gewöhnungsbedürftig und man ist teils richtig peinlich berührt. Der Rest ist ganz nett, aber eher durchschnittlich.

Die Kraft des Glaubens und die Bedeutung des Verzeihen könnens durchdringen den ganzen Film und können durchaus als Botschaft für Kinder verstanden werden. Auch wenn man ziemlich schnell weiß, wie das Ganze ausgehen wird, wird man doch gut unterhalten, denn Amitabhs und Juhis Interaktion untereinander und mit dem Jungen sind einfach ansprechend und die sparsam eingesetzten Special Effects gelungen. Vor allem der Anfang ist schon richtig gruselig, auch wenn diese Grundstimmung dann immer mehr abnimmt und einem netten Familienfilm Platz macht. Sicher ist der Film kein Meilenstein in der Filmgeschichte und sein Ende arg auf Happy End getrimmt, doch er ist bis auf ein paar Mängel solide gemacht und mit seiner moderaten Länge gut geeignet für ein paar Stunden guter Unterhaltung.