The Badshah

Shah Rukh Khan, Indiens erster Megastar seit Amitabh Bachchan, lebt und agiert nach seinen eigenen Regeln. Betrachtet als der temperamentvollste und dennoch leidenschaftliche Schauspieler Indiens ist er auch ein sehr verschlossener Mann, der sich weigert, mit der Oberflächlichkeit der Bollywoodkultur einen Kompromiss einzugehen. Shah Rukh hat mit einem gewöhnlichen Mittelklassehintergrund durch schiere Intelligenz und innere Stärke die Gipfel des Ruhmes und Glücks betreten. In einer seltenen, aufrichtigen Unterhaltung mit DARPAN Chefredakteur Chandan Mitra in Mannat, seiner denkmalgeschützten Villa in Bandra Bandstand, Mumbai, enträtselt sich die Legende selbst.

Sie sind das regierende Idol des Hindikinos. Genau genommen sind Sie jetzt ein internationales Markenzeichen. Als ich im vorigen Jahr nach Indonesien kam, verfolgten uns die Kinder und riefen „Shah Rukh, Shah Rukh…“
Es ist wirklich verblüffend. Als Sie hereinkamen, müssen Sie die beiden deutschen Mädchen bemerkt haben, die vor dem Tor stehen. Sie warten dort seit heute morgen und wollen mich sehen. Sie können meinen Namen nicht aussprechen, aber sie haben meine Filme dort bei einem indischen Filmfestival gesehen. Können Sie irgendeinen deutschen Schauspieler nennen? Ich kann es nicht, aber sie wissen von unseren Filmen, sie möchten unsere Kultur verstehen. Ich rede nicht einmal von asiatischen und afrikanischen Ländern, wo indische Filme große Hits sind. Wir erkennen nicht die Stärke des indischen Kinos als globale Marke. Wir sollten uns daran erinnern, dass Hollywood so seinen Einfluss weltweit verbreitet hat.

Sie haben Recht. Aber Sie persönlich, denken Sie nicht, dass Ihr Schauspiel zuletzt etwas stilisiert und voraussagbar geworden ist?
Mein Stil? Nun, warum etwas reparieren, was nicht kaputt ist? Wissen Sie, ich habe sehr ernsthaft Theater und Schauspiel studiert. Ich glaube, beim Schauspiel geht es nicht darum, es richtig oder falsch hinzubekommen. Es geht darum, es zu tun. Und vergessen Sie nicht, auf was auch immer für eine originelle Idee Sie ihrer Meinung nach gestoßen sind, irgendjemand hat es bereits gemacht. Denken Sie an die seltsamsten Dinge – zum Beispiel, bei einer Beerdigung in Gelächter auszubrechen – irgendjemand dürfte es vor Ihnen gemacht haben. Deshalb müssen Sie in den Charakter schlüpfen und auf Ihre Art interpretieren. Manche Leute sagen, ich habe eine Menge Antiheldenrollen gemacht, böse Jungs gespielt. Sie sagen, Shah Rukh, du gibst deinen jüngeren Fans ein schlechtes Beispiel, die könnten dich imitieren wollen. Einverstanden, Sie könnten mich moralisch in Frage stellen. Aber Tatsache ist, es gibt böse Jungs im wahren Leben. Charles Sobhraj ist für einige ein Verbrecher, für andere dagegen ein Held.

Woher bekommen Sie all die Energie, die Sie stets in Ihre Rollen einbringen – springend rennend, leidenschaftlich?
Ich bin einfach so. Ich habe Energie, ich liebe es. Menschen ohne Energie finde ich langweilig. Und um auf Ihren Punkt über das Schauspiel zu kommen, lassen Sie mich Ihnen sagen, da gibt es kein Richtig oder Falsch, bis es eine Million Menschen gesehen haben. Die Schauspielerei ist eine Kunstform, die einzig am kommerziellen Erfolg gemessen wird. Ich tue keine unwirklichen Dinge. Ich lege einfach los und tu es. Ich bin leidenschaftlich, weil ich glaube, dass dies der richtige Weg ist, Gefühle auszudrücken. Abgesehen davon gibt es Situationen im wahren Leben, die einem im Gedächtnis bleiben, die man auch in Filmszenen einbringen kann. Wenn Sie zum Beispiel Kal Ho Naa Ho gesehen haben, erinnern Sie sich vielleicht an meine Sterbeszene, als ich zu meinem Freund sagte „Noch nicht, Idiot!“. Ich erinnere mich daran, als mein Vater im Krankenhaus lag und starb. Jeden Morgen standen wir um sein Bett herum. Keiner von uns hatte den Mut, ihn aufzuwecken, wir hatten solche Angst, derjenige zu sein, der entdeckte, dass er gegangen war. Ich erinnere mich, eines Tages, es war beinahe unheimlich, rührte er sich, als wenn er wüsste, was uns durch die Köpfe ging und sagte: „Ich bin noch nicht tot.“ Diese Situation habe ich in Kal Ho Naa Ho nachgestellt.

Sie stellen die Romanzen auf der Leinwand mit sehr viel Vitalität dar. Ist das so, weil Sie auch im wahren Leben ein unheilbarer Romantiker sind?
Nein, das ist nicht der Grund. Ich bin romantisch, weil ich Frauen ungemein respektiere. Vielleicht ist das so aufgrund meiner Erziehung. Ich könnte nicht auf Maria Sharapova’s Höschen Acht geben, wenn ich ihr beim Tennisspielen zusehe. Manche führen das auf meine Sexualität zurück. Aber der Grund ist, dass ich glaube, dass Frauen viel schöner sind als Männer. Ich respektiere die emotionale Intelligenz der Frauen. Darum mögen sie mich – Kajol und Juhi sind solch gute Freunde. Meine besten Freunde sind einfühlsame Menschen und da Frauen im Allgemeinen einfühlsamer sind als Männer, sind es gewöhnlich Frauen. Darin liegt ein leidenschaftliches Element. Wenn wir uns verlieben, enden wir zu 90% der Zeit bei dem Versuch, dem anderen weh zu tun. Das ist die Leidenschaft, die ich versuchte, in meine Darstellung von Devdas einzubringen. Auch in Dil To Pagal Hai, als ich mit solcher Entschlossenheit verlangte „Sag, dass du mich liebst“, das war ein Ausdruck des gleichen Gefühls. Aber im wahren Leben mag ich es nicht, Menschen zu verletzen, insbesondere Frauen. Das ist der Grund, warum ich bei ihnen niemals böse werde.

Aber da ist auch eine Menge Zorn, den Sie in Ihre Filmfiguren einbringen. Wollen Sie sagen, dass das nicht Ihr wahres Ich ist?
Mein Zorn ist wie ein Hurrikan. Deshalb sage ich mir, verschwende ihn nicht, benutze ihn! Zorn ist eine starke Energiequelle. Aber ich drücke ihn Frauen gegenüber niemals aus. Ich werde wütend, aber ich zeige es nicht. Meine Wut ist eher verinnerlicht als überkochend. Ich hebe mir meinen Zorn für meine Filme auf.

Sie sind nicht mehr nur ein Schauspieler, Sie produzieren Filme. Sie geben Geld dafür aus. Was lässt Sie einen Film auswählen, bei dem Sie zustimmen, darin zu spielen oder ihn zu produzieren?
Die Handlung. Nehmen wir Paheli. Warum war ich einverstanden, ihn zu produzieren? Weil ich die Geschichte mochte, ich hielt sie für schlagkräftig. Ich sagte Amol (Palekar), dass es keinen Sinn hat, einen Film meinetwegen auszuwählen. Ein Film ist größer als der Schauspieler. Außerdem bin ich bei meinen Geschichten sehr indisch. Ich möchte eine indische Ausstattung, indische Schauplätze, ein indische Geschichte. Paheli erschien mir in diesen Punkten sehr gut. Okay, er ist über das Budget hinausgeschossen, es stieg auf Rs 16 crore, während ich Rs 12 crore veranschlagt hatte. Und ich weiß, dass Paheli kein Dilwale Dulhania Le Jayenge ist. Darum erwarte ich einen durchschnittlichen Erfolg. Aber es ist die Befriedigung, die zählt.

Ich dachte immer, Sie hätten ein Geschäftsmodell…
Ja, das sagte auch jemand anderes zu mir. Ich fragte, was für ein Modell? Mein einziges Modell ist definiert durch das Prinzip des Spatzes in der Hand: Arbeite mit dem, was du hast. Ich habe die Mentalität eines Einzelhändlers. Kostenkalkulationen mache ich schnell – bijli (Strom), paani (Wasser) und solches Zeug. Aber ich bin kein langfristiger Planer. Darum bin ich kein guter Geschäftsmann. Wenn ich etwas mag, dann werde ich es tun. Außerdem verkaufe ich meine Kreativität nicht. Sie müssen mich sehr lieben, damit ich für Sie in einem Film spiele. Ableger der Kreativität wie Werbespots kann ich zu einem Preis verkaufen. Für solche externen Sachen können Sie mich kaufen, aber wenn ich etwas nicht mag, dann mache ich es nicht, selbst wenn Sie mir Rs 100 crore dafür bezahlen. Ich habe mir vor vielen Jahren selbst einige Maßstäbe gesetzt. Ich sagte, ich möchte, das meine Filme ein ISI Zeichen haben, ich meine die Indian Standards Institution. Wenn die Leute kommen, um einen Film mit Shah Rukh Khan zu sehen, dann sollten sie einer gewissen Qualität gewiss sein. Daran habe ich festgehalten.

Wie gehen Sie damit um, wenn ein Film durchfällt?
(lange Pause) Es macht mich sehr traurig. Sehr betrübt. Es ist schlimm, wenn ich nicht weiß, warum ein Film durchfiel. Ich erinnere mich daran, als Phir Bhi Dil Hai Hindustani durchfiel, das war ganz, ganz tragisch für uns. Juhi, Aziz (Mirza) und ich weinten viel. Gleichzeitig möchte ich nicht die Gründe für Erfolge oder Fehlschläge analysieren. Ein paar Jungs sagten mir, dass Asoka durchfiel, weil sein Release mit den Attentaten vom 11. September zusammenfiel. Was für ein Unsinn! Gewöhnlich kann ich auch einschätzen, wie es einem Film ergehen wird. So sagte ich zum Beispiel Ashutosh (Gowariker) bezüglich Swades: „Du wirst es gut machen und das reicht.“

Ich weiß, das ist nicht leicht, aber können Sie ein paar der Filme auflisten, in denen Sie wirklich gerne mitgespielt haben, diejenigen, die Ihnen einen Kick gaben?
Kein Problem. Mal sehen. Das wird keine vollständige Liste sein, aber die, die mir sofort einfallen, sind Baazigar, Darr, Raju Ban Gaya Gentleman und, ja, Sie könnten überrascht sein, Baadshah. Dann natürlich Devdas, Veer-Zaara, Main Hoon Na. Ich mochte Main Hoon Na sehr, weil der Film eine Botschaft übermittelt hat, ohne sie herauszuschreien. Was die Kicks betrifft, Asoka gab mir einen. Ich war begeistert davon, die Botschaft des Friedens durch den Buddhismus zu übersenden. Wissen Sie, Asoka war unser Sankt Paulus. Wir haben ihn nicht richtig projiziert. Meiner Meinung nach müssen wir auch die Fesseln überholter Ansichten in der Darstellung historischer Persönlichkeiten sprengen. Einige Leute kritisierten uns, weil wir Asokas Liebesleben dargestellt haben. Wie absurd! Kann sich ein Asoka nicht verlieben? Vor kurzem las ich eine Biographie von Dschingis Khan. Ich war überrascht zu erfahren, dass dieser häufig schlechtgemachte Krieger niemals in seinem Leben eine Frau geschändet hat. Abgesehen davon war er ein guter Verwalter, der in den von ihm eroberten Gebieten Ordnung geschaffen hat. Das Problem ist, dass die Geschichte von Leuten geschrieben wird, die glauben, dass nur sie Recht haben. Wir sollten nicht bei nur einem Standpunkt verharren.

Werden wir also noch mehr historische Filme aus Ihrem Stall sehen?
Ich bin nicht sicher. Rein historische Filme langweilen mich. Ich mag Geschichte auf stilvolle Art. Auf jeden Fall sind historische Filme sehr teuer in der Produktion, man muss also schon eine Menge bedenken, bevor man sie macht. Ich machte Ashutosh’s Jodha-Akbar nicht. Aber ich denke, es gibt einen großen Spielraum für moderne Interpretationen unserer Epen. Zum Beispiel würde mich jetzt ein modernes Ramayan oder Mahabharata interessieren. Ramayan oder Mahabharata könnten wie Star Wars sein. Nehmen Sie das Wesentliche der Geschichte und geben Sie ihr eine neue Dimension. Wenn es gut verpackt ist, könnte die Essenz alter Geschichten den Test der Zeit bestehen. Der Spruch „alter Wein in neuen Flaschen“ ist nicht herabwürdigend. Ich halte es für eine sehr wichtige Formulierung in Bezug auf die Kreativität. Nehmen Sie nur den Koran. Ich lernte meinen Koran von meinem Vater, der ihn mir auf liberale, moderne Art gelehrt hat. Gott sei Dank lernte ich ihn nicht in der strengen arabischen Version. Jetzt lehre ich ihn meinen Kindern auf die Art, wie es mein Vater mir erzählte.

Sie haben sehr starke Familienwerte. Sie standen Ihren beiden Eltern sehr nahe, aber keiner von ihnen konnte Ihren Erfolg wirklich sehen. Das muss betrüblich sein, oder?
Ja, sehr. Mein Vater hatte Recht studiert, hatte seinen MA LLB, aber er hat in seinem Leben verschiedene Dinge gemacht, bis auf die Ausübung des Gesetzes. Auch meine Mutter war hoch gebildet, sie ging nach Oxford, wandte sich aber schließlich der Sozialarbeit zu. Sie war sehr aktiv in Delhi. Ich erinnere mich, dass sie in meiner Kindheit mit Tante Rukhsana in verschiedene Trans Yamuna Projekte involviert war (Rukhsana Sultana, eine Mitarbeiterin von Sanjay Gandhi und die Mutter von Amrita Singh). Vater besaß das Rambles am Connaught Place, Sie müssen in ihren Studententagen dort gewesen sein. Er war ein Freiheitskämpfer, ein Klassenkamerad von General Shahnawaz Khan (berühmt durch INA) und von Mohammad Yunus. Sie gehörten zu Peshawar, aber seine Familie setzte ihn auf die schwarze Liste, weil er sich der Freiheitsbewegung anschloss und in Indien blieb. Seine Familie, einschließlich meiner Onkel, lebt immer noch dort. Als Kind besuchte ich Pakistan zweimal mit meinem Vater. Er hat sich in Delhi in verschiedenen Geschäften versucht und eine Flaschenabfüllfabrik geleitet. Übrigens hat er die Diplomat Whiskeyflasche entworfen, sie verkaufen sie heute noch immer mit dem gleichen Design. Aber er starb sehr jung. Nach seinem Tod gab man uns aus dem Kontingent für Freiheitskämpfer eine Kerosinvertretung. Mutter leitete sie einige Jahre, aber es bescherte ihr nur Kopfschmerzen. Ich gab es auf, nachdem Mutter gestorben war. Wir lebten die ganze Zeit in Rajender Nagar. Sie sehen also, ich hatte eine ganz gewöhnliche Mittelklasseerziehung.

Es ist ungewöhnlich für Kinder aus normalen gebildeten Mittelklassefamilien, ins Hindikino hineinzurutschen. Aber wir wissen, dass Sie seit Ihrer Kindheit sehr interessiert an der Schauspielerei waren. Wie fand der Übergang zu Bollywood statt?
Ich sagte Ihnen, wir waren ganz normale Leute. Ich besuchte die Schule St. Columba und wollte danach Wirtschaftswissenschaften studieren. Wegen eines Problems beim St. Stephen ging ich stattdessen auf das Hansraj College der Delhier Universität. Nach meinem Abschluss besuchte ich einen Kurs in Massenkommunikation am Jamia. Ich war mir nicht ganz sicher, womit ich meinen Lebensunterhalt verdienen wollte. Aber schon in der Schule hatte ich mich an Theaterstücken beteiligt und üblicherweise die Mädchenrollen übernommen! Während des Colleges spielte ich bei Barry John’s Action Group (TAG) mit. Meine eigenen Auffassungen bedurften der Balance. Ich hing rum mit Leuten wie Sid Basu (der berühmte Quizmaster Siddhartha Basu), Lilette Keswani (heute Dubey), aber ich gehörte nach Rajender Nagar und mochte Hindi. Ich fuhr mit den DTC Bussen und belauschte die Gespräche der Menschen über Serien wie Humlog und Buniyaad. Die Fernsehrevolution war gerade passiert, obwohl es nur Doordarshan gab. Barry John sagte tatsächlich zu mir, ich sei wie geschaffen für einen Filmhelden. Jedenfalls dachte Mutter immer, ich sei besser als Dilip Kumar und Biswajit…

Warum Biswajit?
Fragen Sie mich nicht! Das habe ich auch nie herausbekommen. Sie pflegte auch zu sagen, dass ich wie Joy Mukherjee tanzte.

Zurück zu Ihrem Einstieg in Fernsehserien…
Das war in der Zeit nach meines Vaters Tod. Mutter begann, nach einem kleinerenHaus in der gleichen Umgebung zu suchen. Der Makler war ein gewisser Col. Kapoor. Er produzierte damals Fauji und suchte noch nach Nebendarstellern.
(Plötzlich greift Shah Rukh nach seinem Handy und wählt eine Nummer. Es ist die von Col. Kapoor und er verspricht, später am Abend noch einmal für eine längere Unterhaltung anzurufen. „Danke, dass Sie mich an alte Zeiten erinnert haben. Ich hatte schon eine ganze Weile vor, den alten Mann anzurufen. Sehen Sie, ich habe seine Nummer immer noch in meinem Handy abgespeichert“, unterbricht Shah Rukh, aufrichtig dankbar.)
Zuerst bekam ich nur eine kleine Rolle in der Serie, aber das Glück wollte es, dass der Sohn des Colonels, der die Hauptrolle spielen sollte, wegen anderweitiger Verpflichtungen aussteigen musste. Inzwischen mochte mich der Colonel saab und ich ersetzte seinen Sohn. Fauji erhielt eine Menge Beifall und dem folgte Circus. Es ist sehr schade, dass meine Mutter mich niemals richtig darin sehen konnte. Ich hatte sogar arrangiert, dass ein Fernseher mit Videorekorder in der Intensivstation installiert wurde, in die sie eingeliefert worden war, um ihr vier Episoden von Circus zu zeigen. Aber sie war nicht mehr in der Lage, sie anzuschauen. Sie hatte jedoch Fauji gesehen und war noch mehr von meinem schauspielerischen Talent überzeugt. Als wir wegen ihrer Behandlung nach Mumbai kamen, sagte sie zu Aziz (Mirza), bei dem wir wohnten, ich würde ein großartiger Schauspieler werden. Aber die Familie war nicht überzeugt. Ich erinnere mich, als ich wegen der Premiere von Baazigar in London war, kam meine dort ansässige Tante zur Premiere und sagte mir, nachdem sie den Film gesehen hatte „Beta, das ist alles schön und gut, aber kaam kya karoge?“ (was arbeitest du?)

Sie dachten noch immer nicht ernsthaft über eine Filmkarriere nach?
Ich habe mich vom Schicksal leiten lassen, bin dorthin gegangen, wohin es mich geführt hat. Die Umstände haben mich von einer Sache zur anderen geleitet und sie waren sehr nützlich. Als ich anfing, in Theaterstücken zu spielen, wusste ich nicht, dass es einen Fernsehboom geben würde und Serien ihre große Zeit bekämen. Ich war glücklich damit, Serien zu machen. Vielmehr lehnte ich eine Rolle bei dem ab, was mein erster Film hätte sein können, In Which Annie Gives It Those Ones. Als ich nach Mumbai kam, um in Serien zu spielen, riefen eine Menge großer Leute bei mir an. Dass ich bei Aziz Mirza wohnte, war auch hilfreich. Ich erinnere mich besonders an Anrufe und Komplimente von GP Sippy, Hema Malini und Rakesh Roshan. Schon bald begann ich, Arbeitsangebote zu bekommen. Da ich keine vorgefassten Ansichten über das Schauspielerdasein hatte, nahm ich die Dinge, wie sie kamen. Es erscheint jetzt seltsam, aber können Sie sich vorstellen, dass ich für meine Rolle in Kabhi Haan Kabhi Naa nur 5.000 Rupien bekam? Für die nächsten paar Filme bekam ich 51.000 Rupien und ich fühlte mich wie ein lakhpati! Im Grunde war ich zur rechten Zeit am rechten Ort.

Nun, da Sie den Ton angeben, gibt es irgendwelche Richtlinien, die Sie bei Ihren Filmen anlegen? Ich meine, sollten Thema oder Ausstattung etwas über Ihre Vorstellungen und Überzeugungen vermitteln?
Ich würde nicht von Richtlinien reden. Aber ich habe Präferenzen, die sich in den Filmen reflektieren, die ich produziere. Zum Beispiel bin ich sehr beharrlich, dass die Ausstattung und die Schauplätze indisch sind. Ich glaube daran, wenn ich eine Geschichte über Indien und Inder mache, wird es funktionieren. Wir arbeiten an einem Film mit dem Titel Happy New Year. Es ist ein Film mit großem Budget, der hoffentlich das zeitgenössische Indien porträtieren wird. Ich glaube, es ist angesagt, indisch zu sein. Das ist kein Patriotismus vom Typus Manoj Kumars Mr. Bharat. Ich bin ein Yuppie-Patriot, der sich mit dem heutigen Indien identifiziert. Ich glaube an den Kapitalismus und lehne Kommunismus oder Diktaturen ab. Ich glaube, dass Indiens Jugend erfolgreich sein sollte im Leben. Arbeite hart, führe eine glückliche Ehe, gute Autos – all diese Dinge, die bei mir funktioniert haben. Wir sind in einer kommerziellen Welt groß geworden. Aber bei aller Arbeit für materielle Vorteile ist es wichtig, das Herz am rechten Fleck zu haben.

Wollen Sie sagen, dass soziale Verpflichtungen nichts für Sie sind?
Nein, das ist nicht der Punkt. Ich betone, dass meine Filme nicht dafür gedacht sind, die Welt zu verändern; sie sollen lediglich unterhalten. Ich bin nicht der Typ, der Filme über gefährdete Delphine oder die globale Erwärmung macht. Das ist nicht mein Job. Lasst das andere machen, ich weiß das zu schätzen. Aber ich möchte das tun, was ich tue und möchte das auch nicht ändern. Wenn ich The Pioneer mag, werde ich nicht zur Times of India wechseln. Wenn ich mit Indian Airlines zufrieden bin, warum sollte ich Jet wählen? Das bedeutet nicht, dass ich irgendetwas gegen diejenigen habe, die eine andere Entscheidung treffen. Das ist ihr Recht. Ich versuche nicht, sie zu ändern, sie sollten nicht versuchen, mich zu ändern.

Sie glauben also fest an das individuelle Recht auf Freiheit und freie Entscheidung?
Das ist richtig. Aber wo gibt es heutzutage derartige Freiheit? Sie haben uns angewiesen, nicht zu rauchen, selbst wenn es die Rolle verlangt. Das ist keine Freiheit. Übrigens, Ihr Fotograf ist am Knipsen, während ich rauche. Sind Sie sicher, dass Sie diese Bilder werden veröffentlichen können? Ich meine, wenn Rauchen in Filmen verboten ist, warum weitet man diese Zensur dann nicht auch auf die Printmedien aus?

Kommen wir von der Ikone Shah Rukh Khan zu dem Menschen Shah Rukh Khan, Sie haben es geschafft, Abstand zwischen Ihrem beruflichen und Privatleben zu wahren. Wie kommt das?
Wenn ich versuche, das zu ergründen, denke ich, dass all das von meiner Erziehung stammt. Wie ich Ihnen sagte, gehören wir zu einer gebildeten Mittelklassefamilie mit einem sehr starken Wertesystem. Vater legte Wert auf die Studien und ich war während der Schule und dem College immer erfolgreich, immer der Klassenbeste oder zumindest nahe dran. Ich liebte Sport und nahm an den meisten Spielen teil. Ich hatte auch meinen Anteil an Schauspielerei. Aber das waren alles außerschulische Aktivitäten; die Studien kamen immer zuerst. Auf dieser Basis einer Wertestruktur der Mittelklasse habe ich mein Leben aufgebaut. Die Schauspielerei ist ein Job, der mir Geld und Ruhm einbringt, aber ich mische mich nicht in die Filmpolitik ein. Zugegeben, manchmal übernehmen die Filme dein Leben, aber wir versuchen unser Bestes, dies nicht geschehen zu lassen.
Wenn wir früher mit dem Auto unterwegs waren und mein Sohn eine Reklamewand sah, die mich zeigte, fragte er: „Papa, bist das wirklich du? Was machst du da auf dem Bild?“ Sie konnten nicht verstehen, warum Leute auf der Strasse vor unserem Haus standen und ich hinausging, um ihnen zu winken. Jetzt haben sie sich damit abgefunden. Aber wir machen alles, um ihnen eine normale Kindheit zu geben. Ich weiß, was ich sage und tue, ist für Menschen draußen von Bedeutung. Und es gibt Zeiten, da kann ich nicht ich selbst sein, ich kann es mir nicht leisten, leichtfertig zu sein. Materielle Dinge zählen. Wir haben drei Autos, weil ich Autos liebe. Aber wir haben nicht, sagen wir, sieben Autos, um damit anzugeben. Verstehen Sie, was ich meine? Als Familie haben wir nicht zugelassen, dass die Filmkultur uns übernimmt.

Wie hat sich Gauri all dem angepasst, insbesondere, da ihre Eltern anfangs unglücklich über diese Heirat waren? Wie sehr ist sie in Ihre Arbeit involviert?
Ihre Eltern waren dagegen, dass wir miteinander ausgingen. Wer wäre es nicht gewesen? Ich war kein ideales Material für einen Ehemann, kam aus einer anderen Religionsgemeinschaft, hatte keinen konventionellen Beruf. Aber das hat sich irgendwann geklärt, ich denke, heute lieben sie mich! Gauri ist allerdings nicht in meine Filmarbeit involviert. Eigentlich redet sie nicht einmal mit mir über meine Arbeit. Natürlich ist sie heute Produzentin, aber eine, die die Hände davon lässt, die erst die Szene betritt, wenn der Film fertig ist. Sie hält Abstand – nicht emotional, sondern beruflich. Sie weiß, dass ich intelligent bin und hart arbeite. Ich weiß, dass sie an alles glauben wird, was ich mache. Das war von Anfang an eine solide Basis für unsere glückliche Ehe und unser zufriedenes Familienleben.

Es gab Gerüchte, dass Sie in die Politik gehen, in die Rajya Sabha kommen wollen und so Zeug. Haben Sie schon mal daran gedacht, einigen Ihrer Kollegen in die politische Arena zu folgen?
Vor kurzem hätte ich noch gesagt, ich sei nicht hässlich genug, um in die Politik zu gehen! Heute kann ich nicht einmal das mehr sagen. Da sitzen heute einige sehr adrette junge Absolventen! Im Ernst, ich habe eine Menge Respekt vor den Leuten, die dieses Land führen, ohne Rücksicht auf die Partei. Ich habe eine hohe Meinung von Vajpayeeji, Advaniji und Soniaji. Ich kann nicht begreifen, wie Soniaji immer noch so starke Gefühle für dieses Land hat, nachdem sie hier so viele Familienmitglieder verloren hat. Die meisten Menschen in führenden Positionen sind wunderbar selbstlose Menschen. Es sind ihre Anhänger, die die Dinge verderben. Ich glaube, eine religiöse Agenda sollte nicht Teil des politischen Diskurses werden. Aber andererseits bin ich nicht naiv genug, um nicht zu realisieren, dass diese Dinge geschehen werden; sie passieren überall auf der Welt.
Ich kann nicht so selbstlos sein wie unsere Anführer. Ich glaube an Kapitalismus, freie Märkte, gute Straßen, die Öffnung von Bars und die Erlaubnis eines Nachtlebens, um voranzukommen, an freien Handel mit Pakistan und andere solche Dinge. Aber ich weiß, dass ich nicht jeden dazu bringen kann, so zu denken. Deshalb bin ich der falscheste Mensch, um in die Politik zu gehen. Ich habe mich entschieden, ein normales Mittelklasseleben zu führen und wünsche nicht, meinen Lebensstil neu zu definieren, indem ich etwas Neues ausprobiere.

Was tun Sie, um der Geschäftigkeit Ihres Berufslebens zu entgehen, Filme, Werbespots, Veranstaltungen und so weiter? Machen Sie Urlaub mit Ihrer Familie?
Wenn ich einen Film mache, dann ist das ein Vollzeitjob. Dann habe ich für nichts anderes mehr Zeit. Aber wenn ich keinen Film mache, dann ruhe ich mich mit ebensolchem Vergnügen aus. Zum Beispiel nehme ich mir jetzt gerade eine dreimonatige Auszeit. Ich tue nichts, außer vielleicht ab und zu mit Leuten wie Ihnen zu plaudern. Außerdem habe ich mir meine Liebe zum Lesen bewahrt. Gewöhnlich lese ich zwei oder drei Bücher gleichzeitig. Zum Beispiel lese ich gerade auf dem Klo eine Biographie von V. Shantaram, einen Roman von Tom Sharpe im Schlafzimmer und eine Kollektion völlig nutzloser Fakten im Auto. Ich liebe es, Logos zu entwerfen, Büros aufzupolieren, was ich demnächst mit unserem eigenen vorhabe, und solche Sachen. Außerdem schreibe ich, nicht auf strukturierte Art, sondern bringe hier und da ein paar flüchtige Gedanken zu Papier.
Was das Reisen betrifft, ich hasse es. Weil ich die meiste Zeit wie ein Irrer durch die Gegend reise. Deshalb habe ich die Ruhe und die Einsamkeit beim Fliegen in der Ersten Klasse eines Flugzeuges schätzen gelernt. Und Hunde, ich habe zwei – einen Labrador namens Hulk und einen japanischen Chinhua namens Dash. Sie sind großartig und machen mir viel Freude. Und ja, ich mache Urlaub mit den Kindern. Sie lieben die Strände von Goa oder einen Besuch bei EuroDisney. Jetzt möchte ich mir ein Haus in Goa zu kaufen, da der Mangel an Privatsphäre ein wenig nervig geworden ist. Aber wenn Sie mich fragen, ich mag keinen Urlaub. Ich fahre nur für die Kinder in Urlaub. Ich liebe es, zu Hause zu sein, es ist mir wirklich lieb und teuer.