Dil Aashna Hai, autsch. Ein ambitioniertes Projekt mit einem eigentlich neuen Ansatz, dass von seinem allzu großen Ehrgeiz abgewürgt wurde. Shah Rukh wusste schon, warum er sich dagegen sträubte. Doch Hema Malini setzte ihm solange zu, bis er nicht anders konnte und nachgab. Er konnte ihr schon damals nichts abschlagen. Aber er war nicht böse drum, dass statt diesem Machwerk Deewana (Juni 92), sein zweiter Kinofilm, als sein Debüt erschien. (The Idiot und Maya Memsaab erschienen als Arthousefilme im Fernsehen und zählen hier nicht) DAH erschien im Dezember. War nachweislich auch besser für seine gerade erst beginnende Karriere.

Die Geschichte des Films und der Starcast hören sich eigentlich ganz interessant an. Die im Bordell bei ihrer angeblichen Mutter aufgewachsene Laila (Divya Bharati) arbeitet als Sängerin und Tänzerin im Hotel von Digvijay Singh (Kabir Bedi). Dieser mischt auch mit zweifelhaftem Erfolg in der Pharmaindustrie mit, was für die Geschichte nicht ganz unspannend ist. Der Sohn des Besitzers, Karan (Shah Rukh Khan) kommt nach seiner Ausbildung gerade rechtzeitig zur Hochzeit seiner Schwester zurück. Bei den Feierlichkeiten erhält Laila während ihres Auftritts einen dringlichen Anruf ihrer Mutter, die im Sterben liegt und ihr mit dem letzten Atemzug mitteilt, das sie gar nicht ihre Mutter wäre. Völlig durcheinander fährt Laila zurück ins Bordell, um herauszufinden, wer nun ihre Mutter war.

Karan, der gewisse Gefühle für sie hegt, die sein Vater (natürlich!) missbilligt, fährt ihr nach, um zu helfen. Sie erfahren, das Laila aus einem Waisenhaus entführt und an die Bordellbesitzerin verkauft wurde. Razia (Farida Jalal), die sie damals ins Waisenhaus brachte, erzählt ihnen, wie sie dort gelandet ist. Es ist die Geschichte dreier junger Frauen, die als Freundinnen aufs College gehen, ihr ungebundenes Leben genießen und auf der Suche nach dem Mann fürs Leben sind. Barkha (Dimple Kapadia) angelt sich Sunil (Mithun Chakraborty), Raaj (Amrita Singh) Arjun Singh (Jeetendra) und Salma (Sonu Walia) Akram (Nassar Abdulla). Es kommt, wie es kommen muss, eine wird schwanger. Die Freundinnen ziehen sich in ein einsames Landhaus zurück, bis das Kind geboren ist. Doch sie halten geheim, wer von ihnen die Mutter ist, fast bis zum Schluss muss der Zuschauer auf die Lösung warten. Danach übergeben sie das Kind ihrer Vertrauten Razia, die es ins Waisenhaus bringt.

Unbefleckt ihres gemeinsamen dunklen Geheimnisses beginnt jede von ihnen ein erfolgreiches Leben, Barkha wird Ministerin, Raaj hat ein Gestüt und Salma leitet das College, das sie alle drei besucht hatten. Karan und Laila bleibt nichts anderes übrig, als die drei Frauen, die den Kontakt untereinander abgebrochen haben, wieder zusammenzubringen, um die Wahrheit herauszubekommen. Als eine der Frauen sich endlich zu dem Kind bekennt, kommt es zu einem Skandal und dem damals unvermeidlichen Showdown, an dem Karans Vater nicht ganz unbeteiligt ist.
Es ist sicher nicht Shah Rukhs Schuld, das der Film enttäuscht. Er macht zwar neben dem imposanten Kabir Bedi keine allzu gute Figur, seine Unbeholfenheit jedoch liegt nicht nur an seiner damals noch mangelnden Erfahrung, man merkt einfach, wenn er nicht mit dem Herzen dabei ist. Wenn er sich engagiert, bringt er selbst eine Nebenrolle wie in Hey!Ram zum leuchten. Hier nicht. Auch wenn er in manchen Szenen einfach zum Knuddeln süß ist in seiner Naivität. Doch er wirkt manchmal wie hingestellt und nicht abgeholt. Aber ja, auch dieser Film hat seine Momente, aber die sind dünn gesät und die Belohnung fürs durchhalten. Unangenehm ist allerdings eine Szene, in der Karan Laila eine Ohrfeige verpasst. Sicher der Handlung entsprechend, hinterlässt sie allerdings einen faden Nachgeschmack.
Nachdem ich den Film einmal in voller Schönheit genossen hatte, dauert er nun, wenn ich ihn denn mal einlege, nur noch eine knappe Stunde bei mir. Der Film ist einfach nicht gut. Trotz Shah Rukh Khan. Er und Kabir Bedi sind auch fast der einzige Grund, den Film überhaupt zu schauen.

Dil Aashna Hai ist das Regiedebüt der Schauspielerin Hema Malini, die mit dem Film viel vorhatte. Doch sie schafft es einfach nicht, die Zuschauer mit einer durchgängig spannenden Handlung zu fesseln. Der Film beginnt viel versprechend und interessant, versumpft dann in einer einfach allzu langweiligen Rückblende auf die Vergangenheit der drei Hauptakteurinnen, um dann bei einem eigentlich interessanten Rätsel mit allerdings abstrusen Wendungen in einem zusammengeschusterten Höhepunkt mit arg trashigen Actionszenen (Shah Rukh darf auf einem Motorrad ein Schiff entern und damit die Bösen verkloppen, sehenswert!) zu enden. Bei diesem allzu großen Durcheinander fällt der Film einfach auseinander und weiß nicht, was er eigentlich sein will. Die für die Zeit leider obligatorische Einbringung von Gewaltszenen ist auch nicht gerade hilfreich und setzt dem ganzen die Krone auf.

Die Besetzung liest sich nicht schlecht, ist jedoch meistens einfach verschwendet und/oder fehlbesetzt, da zu alt für die Rollen. Kabir Bedi kommt wie gesagt noch am Besten weg, er spielt seine Rolle glaubhaft. Doch die drei Mädels in ihren auch für 1992 hoffnungslos unmodernen Outfits sind einfach nur peinlich. Divya Bharati, die wie schon mal erwähnt 1993 unter ungeklärten Umständen verstarb, ist zu blass, um Mitleid und Sympathie zu erregen.
Auch die Songs sind kaum der Rede wert und schnell vergessen, wie eigentlich der ganze Film. Als Fan sollte man ihn allerdings wenigstens einmal gesehen haben, und sei es nur, um vergleichen und mitreden zu können.