In einem Satz zusammengefasst ist Dulha Mil Gaya die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Menschen (indischstämmig oder aus Indien), zwei Männern und zwei Frauen, deren Wege sich trotzdem kreuzen, wobei sie Einfluss auf das Leben der jeweils anderen ausüben. Indem sie versuchen, die jeweils anderen zusammen zu bringen, kommen sie sich letztendlich selber näher.

Dies sind im einzelnen Shimmer (Sushmita Sen), die lose mit dem Millionär Pawan Raj Gandhi, oder kurz PRG (Shah Rukh Khan), verbandelt ist, sowie Tej Dhanraj oder Donsai (Fardeen Khan). Shimmer und Donsai sind gute Freunde und leben im Karibikstaat Trinidad und Tobago. Während Donsai von Beruf Sohn ist, arbeitet Shimmer als internationales Model. Der romantisch veranlagte und schwer verliebte PRG möchte gern seine Beziehung zu Shimmer mit einer Hochzeit krönen, doch das scheitert an deren Freiheits- und Karriereliebe und Hang zur Unabhängigkeit.

Donsai hingegen wird durch das Testament seines verstorbenen Vaters praktisch dazu verdonnert, die Tochter eines (auch verstorbenen) Freundes seines Vaters, Samarpreet Kapoor (Ishitta Sharma) innerhalb von 14 Tagen zu ehelichen, um nicht seines Erbes verlustig zu gehen, das er schon fleißig dabei ist, auszugeben. Diese lebt allerdings im indischen Punjab und so verfällt sein Anwalt auf den Trick, das Mädel zwar zu heiraten, dann aber dort zu lassen, um weiterhin sein Leben als reicher Junggeselle zu genießen. Gesagt getan.
Das dumme ist nur, das sich Samarpreet, warum auch immer, in den Mann verliebt, der sie nach der Blitzhochzeit mit einer lahmen Ausrede zurücklässt und ihren Mut und alles Geld zusammenkratzt, um ihm in die Karibik zu folgen. Dort trifft sie ganz zufällig auf Shimmer, die nach anfänglicher Abneigung das Mädel unter ihre versnobten Fittiche nimmt, um ihr zu helfen, aber auch, um ihrem uneinsichtigen Freund eine Lektion zu erteilen.
Wie diese beiden so unterschiedlichen Paare es schaffen, sich und gegenseitig auf die Sprünge zu helfen, um zueinander zu finden, bildet diese interessante und kurzweilige Geschichte.

Ganz so übel, wie er eingestuft wurde und wie die lange Produktionszeit es vermuten lassen, ist der Film nicht. Ich empfand ihn trotz Klischeeüberfrachtung als amüsant und bunt in typischer Bollywoodmanier, mit einigen nachdenklicheren Momenten, wenn PRG mal wieder von Shimmer nicht ernst genommen und links liegen gelassen wurde. Der Film ist auch nicht lang genug, um langweilig zu werden. Im Gegenteil, am Ende geht mir alles ein wenig zu schnell. Ein großer Pluspunkt ist die mitreißende und eingängige Musik, die ich schon mochte, bevor ich den Liedern Bilder zuordnen konnte. Meine absoluten Favoriten sind Akela Dil und Dilruban Ke Jalwe.
Dulha Mil Gaya lebt von seinen skurrilen und stark überzeichneten Figuren, vor allem in Shimmers bunt zusammen gewürfeltem Haushalt, wobei Sush mit ihrer sprühenden Energie und Lebendigkeit einfach Herz und Seele des Filmes bildet. Allerdings sieht man unter den Darstellern vor allem Sushmita die langen Pausen zwischen den einzelnen Drehs an. Sie ist einfach in ihrer Darstellung reifer geworden. Sie spielt die versnobte Diva einfach zum niederknien, ihre Mimik, Gestik und Sprache sind wirklich herrlich. Überhaupt sind die Figuren bis in die Nebenrollen passend besetzt. Viveck Vaswani hat es sich nicht nehmen lassen, mal wieder vor die Kamera zu treten und spielt die kleine, aber feine Rolle von Mr. Vakil, Donsais Anwalt. Diese Rollen passen einfach zu diesem knuffigen Typ. Selbst Johny Lever ist in seiner erwachsenen Rolle nett anzuschauen. Fardeen Khan spielt den sorglosen Playboy eigentlich ganz überzeugend, seine Mimik ist zuweilen einfach göttlich, allerdings verblasst er dann etwas neben den beiden Hauptdarstellerinnen. Und Ishitta Sharma ist anfangs einfach nur süß, wächst aber im Laufe des Films mit ihrer Rolle. Bei Shah Rukh darf man die wechselnden Frisuren bewundern, einmal sogar innerhalb desselben Liedes.

Apropos Shah Rukh, DMG ist das klassische Beispiel dafür, das er zu Freunden nicht nein sagen kann. Vor allem nicht zu Produzent Viveck Vaswani, der seit seinen Anfängen in der Filmindustrie für ihn da war und ihn unterstützt hat. Er hat ihr frühes Meisterwerk Raju Ban Gaya Gentleman produziert, in einigen seiner frühen Filme als Nebendarsteller fungiert und ihm nebenbei auch für zwei Jahre bei sich aufgenommen. So was vergisst ein Shah Rukh Khan nicht. Auch wenn sein Gastauftritt zur ausgewachsenen Nebenrolle mutierte und er mit einer schmerzhaften Verletzung nebst Operation und einem Jahr Zwangspause dafür bezahlte. Obwohl sträflich unterfordert und eigentlich in dem Film fehl am Platz macht Shah Rukh das Beste aus der Verschwendung an Zeit und Talent, auch wenn man oft das Gefühl hat, das er gar nicht spielt. Im Morgenmantel, mit der roten Brille auf der Nase und dem Laptop auf dem Schoss sieht er aus, wie in Mannat bei der Arbeit erwischt. Und nett anzusehen ist er allemal, vor allem, wenn mal sein vorwitziges Eckzähnchen durchblitzen darf…
Dulha Mil Gaya gehört zu den Filmen, in denen man auf Kleinigkeiten achten sollte. So muss man hin und wieder einen Blick auf die Kissen werfen, die passend zur Szene ein anderes Wort bilden. Einige Szenen spielen auf Shah Rukhs frühere Filme an, auch der Song Dilruban Ke Jalwe. Hier sollte man auf den Text achten, jede Menge Verweise auf Shah Rukh Filme. Ach ja, und den Hund sollte man auch erwähnen, Bozo, Shimmers Schoßhund, der stets als finaler Richter fungiert. Man fragt sich, ob das Tier auch eigene Beine hat, so oft, wie er herumgetragen wird. Shah Rukh rettet übrigens nur die Plastiknachbildung, ich hatte gehofft, das Drama wäre wenigstens um den echten Hund entstanden.

Kommen wir zu den Minuspunkten des Films. Er ist eindeutig zu kurz. Die Story besteht eigentlich aus einer Aneinanderreihung von Klischees, reicher Playboy, einfaches Mädchen wandelt sich vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan usw. Warum Donsai plötzlich sein Gewissen entdeckt, bleibt unbegründet. Die Figur des Lotus ist so übertrieben, das es schon fast nervt. Die Umsetzung der Szenen auf dem Kreuzfahrtschiff ist tricktechnisch nicht zeitgemäß, eigentlich schade, das hätte schon viel ausgemacht. Auch sieht man Shah Rukh des Öfteren seine Schmerzen an. Und sagte ich schon, dass der Film am Ende zu schnell vorbei ist?
Mhm, nun gut. Und trotzdem hab ich mich wunderbar amüsiert, ein paar Mal herzlich gelacht und bei einigen Szenen, vor allem bei Shah Rukh, auch schon mal mitfühlend geschluckt. Und bei jedem Mal Anschauen fällt mir mehr auf. Die passend eingesetzten Soundeffekte zum Beispiel. Wenn man kein tiefschürfendes Meisterwerk erwartet, sondern einen bunten, lauten und anrührenden Bollywoodstreifen, ist man hier gut bedient. Allerdings kann ich mir den Film nicht in deutsch vorstellen, allein die Sprache der Darsteller ist ein Thema für sich.