(noch was beim Neuverlinken gefunden… dachte eigentlich, das hätte ich schon, war aber verschwunden… wer es kennt, einfach ignorieren…)

Jitesh Pillaai

So oft wie Sie dieses Jahr gereist sind, sind Sie ja fast schon ein NRI-Schauspieler.
„Nein, ich bin kein NRI-Schauspieler. Ich bin ein Übersee-Schauspieler. Alle meine Filme spielen dort. Scherz beiseite: Ich war viel unterwegs wegen Kabhi Alvida Naa Kehna (KANK) und für meine Shows. (Lacht) Ich habe Karan gesagt, wenn sein nächster Film in Amerika oder in London spielt, dann mache ich nicht mit, das kann er vergessen.“

Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber KANK scheint so gar kein Karan-Johar-Film zu sein. Er sieht diesmal sehr viel weniger nach Zuckerwatte aus als sonst.
„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, Karans Filme als Zuckerwatte zu bezeichnen. In seinen Filmen geht es um Gefühle, aber Gefühle sind keine Zuckerwatte. Vielleicht finden Sie die Verpackung diesmal überlebensgroß. Zuckerwatte ist ein ebenso beeinträchtigender Begriff wie Bollywood.“

Ein ernsthafter Film über eine außereheliche Affäre ist an sich nicht Karans Territorium. Es heißt, der Film sei von anderen Streifen wie z.B. Silsila stark beeinflusst worden.
„Ich halte KANK für einen kühnen Film. Und das meine ich nicht als eine Art Standard, so wie man sonst von Filmen über Gangster oder Prostituierte spricht. KANK ist weder Silsila noch Kabhi Kabhie. Dieser Film hebt Karan auf ein neues Niveau als Regisseur, er reflektiert ein erstaunliches Maß an Reife. Karan ist ein besserer Mensch geworden, und das zeigt dieser Film, wie ich finde. Vielleicht liegt das daran, dass er nach dem Tod seines Vaters die Verantwortung als Herr im Haus übernehmen musste. Auch dieses Verantwortungsgefühl spiegelt sich in KANK. Hätten die Produktionskosten für diesen Film Rs 4 crore betragen, würde man ihn einen ‚normalen’ Film nennen. Aber aufgrund der üppigen Ausstattung, der hohen Kosten und der Songs etc. nennen ihn alle überlebensgroß. Wir können gut damit leben.“

Stimmen Sie den Moralvorstellungen in diesem Film zu? Besonders die Sache mit der Untreue…
„Es geht in KANK um Menschen, die nicht perfekt sind. Üblicherweise werden Filmhelden als Muster an Tugend oder als diabolische Verbrecher dargestellt. Aber meine Figur Dev Saran ist nicht perfekt und hat viele Fehler. Er ist ganz und gar menschlich. Die Generation meines Sohnes oder die jüngere, nach mir kommende Generation werden ihn vielleicht anders beurteilen als, sagen wir, jemand, der zur älteren Generation zählt. KANK ist ein äußerst nicht-urteilender Film. Betrachten Sie ihn aus der Sicht der verschiedenen Figuren des Films, und Sie werden verschiedene Meinungen zu ihm haben. So wie meiner Ansicht nach Sholay ein anderer Film wäre, würde er aus Gabbar Singhs Blickwinkel betrachtet.“

Haben Sie Kajol bei den Dreharbeiten zu dem Film vermisst?
„Also bitte, was ist das jetzt wieder für eine Boulevard-Frage? Warum fragen Sie nicht Kajol, ob sie es vermisst hat, bei Fanaa mit mir zusammenzuarbeiten? Ja, ich habe Kajol als Freund vermisst.“

Okay, wie war es dann, mit Preity Zinta und Rani Mukerjee zusammenzuarbeiten? Sie haben ja schon früher mit den beiden gearbeitet.
„Auf die Gefahr hin, jetzt allzu bevormundend oder gönnerhaft zu wirken: Ich bin stolz auf die beiden. Rani ist herausragend; sie ist als Schauspielerin regelrecht aufgeblüht. Schauen Sie nur, was sie meinen Filmen wie z.B. Chalte Chalte gegeben hat. Ich denke, in KANK hat sie einen neuen Gipfelpunkt als Schauspielerin erreicht. Und auch Preity ist toll in dem Film, das müssen Sie sehen, und sie sieht so schön aus. Ich habe mich richtig daran gewöhnt, mit Rani und Preity zu arbeiten. Jedesmal, wenn ich das Haus zu Dreharbeiten verlasse, hoffe ich, dass ich mit diesen beiden Frauen drehen darf.“

Wie ist Ihre Position zu Fanaa und dem Narmada-Fall? Vereinnahmen da nicht einige politische Parteien die kreativen Künste?
„Ich wünschte, ich könnte mich jetzt einfach darauf berufen, dass ich zu lange außer Landes war und nicht weiß, was hier los ist, anstatt in eine politische Debatte hineingezogen zu werden. Ich kann dazu nur sagen: Wir leben in einer Demokratie. Ein Schauspieler kann nicht für seine persönliche Meinung an den Pranger gestellt werden. Warum sollte die persönliche Ideologie eines Schauspielers etwas mit dem Status seiner Filme zu tun haben? Sie mögen meinen Ansichten zustimmen oder nicht, aber warum sollten meine Filme verboten werden, nur weil ich diese oder jene Ansicht habe? Wenn das die Logik ist, dann muss die Regierung auch all das Gute zur Kenntnis nehmen, das wir im zivilen Leben tun. Ich spende an verschiedene wohltätige Einrichtungen und wirke ohne Bezahlung bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen mit. Preity Zinta hält Mumbai sauber. Gibt man ihren Filmen ein Steuerfrei-Zertifikat für ihre guten Taten? Werden meine Filme subventioniert? Filmschauspieler sind Entertainer. Wir verbinden Menschen miteinander. Wir wollen keine Revolten verursachen oder böses Blut verbreiten. Wenn es gewisse Kreise glücklich macht, unsere Filme zu verbieten, dann sollen sie. Ich werde das ganz bestimmt nicht anfechten.
Wer meine Filme und mich mag, kauft dann eben die DVD und schaut sie sich zu Hause an. Warum sollten die persönlichen Entscheidungen oder der Lebensstil eines Schauspielers irgendwelche Auswirkungen auf die Moral eines Landes haben? Wir sind nicht die Sargträger des Wertesystems unseres Landes. Die meisten von uns streben keinerlei politisches Amt an. Die Menschen wählen uns in keine Machtposition. Wir sind lediglich Schauspieler, ganz normale Menschen mit unseren ganz eigenen Fehlern. Schreibt uns bitte keine übermenschlichen Fähigkeiten zu. Die Welt besteht nun mal aus unterschiedlichen Menschen, und wir müssen einfach nur lernen, mit jedem von ihnen zu leben. Finde ich.“

Schön. Und was hat es nun mit dem angeblichen Krieg mit den Bachchans auf sich?
„Dieses ganze Gerede ist absolut blödsinnig. Ich meine, ich geniere mich direkt, diese Frage zu beantworten. Amitabh Bachchan ist eine Persönlichkeit, mit der ich aufgewachsen bin. Als Teenager habe ich seine Frisur imitiert. Ich habe das gleiche Parfüm benutzt wie er. Jetzt stellt man mich Amitji gegenüber. Was soll ich dazu sagen? Ich fühle mich geehrt. Seit ich meinen Fuß ins Filmgeschäft gesetzt habe, hat man mich mit Aamir, Salman und Akshay Kumar verglichen, mich ihnen gegenüber gestellt oder versucht, mich gegen sie oder sie gegen mich auszuspielen. Sogar mit Sharad Kapoor und Mukul Dev hat man mich verglichen. Dann waren es Hrithik Roshan und Abhishek Bachchan. Es ist ein schönes Gefühl, finde ich. Obwohl sie viel jünger sind als ich, sind Duggu und Abhishek persönlich mit mir befreundet. Sie schauen immer mal wieder bei mir vorbei. Wenn dann solche dummen Geschichten auftauchen, ist uns das richtig peinlich und unangenehm.
Während der KANK-Dreharbeiten in New York sind Amitji und ich jeden Abend nach Drehschluss oft noch stundenlang zusammengesessen und haben geredet. Als Abhishek für drei Tage zur Hochzeit eines Freundes nach Indien flog, habe ich ihn vermisst. Offen gesagt, ich fühle mich ausgesprochen unwohl dabei, all das hier zu sagen. Die Bachchans sind für uns wie ein Teil unserer Familie. Wenn die Leute über unsere inneren Kräfte spekulieren wollen, was kann ich dann sagen? KANK wird ein denkwürdiger Film sein, weil Amitabh und Abhishek Bachchan ihm ihre unvergleichliche Magie verliehen haben.“

Kürzlich hat Ram Gopal Varma einige dumme Kommentare zu Ihnen abgegeben. Er sagte, mit Ihnen zu arbeiten bedeute, zurück zur Schule zu gehen.
„Ich kann zu Ram Gopal Varmas Bemerkungen über mich wirklich keinen Kommentar abgeben. Ich kann nur sagen, ich gebe keine Drehbücher für mich bei irgendwelchen Autoren in Auftrag. Und ich beauftrage keinen Regisseur, Filme für mich zu machen. Da es Ramu und seine Autoren waren, die das Skript zu Time Machine geschrieben und mir zur Begutachtung vorgelegt haben, weiß ich wirklich nicht, was der ganze Zirkus soll.
Wo war eigentlich diese Frage von wegen zur Schule oder aufs College gehen? Er wollte, dass ich in einigen seiner Filme spiele. Er erzählt mir nach wie vor, dass die Mitglieder seiner Familie große Fans von mir sind. Dass seine Tochter unbedingt möchte, dass er mit mir zusammen einen Super-Hit-Film macht. Er schaut regelmäßig bei mir vorbei, um mir seine Filmideen zu zeigen.
Ich bekomme immer wieder zu gegebener Zeit 12 bis 13 Filmangebote, aus denen ich dann zwei oder drei auswähle. Auf die Gefahr hin, herablassend zu wirken: Ich entscheide mich dafür, die anderen zehn Filme nicht zu machen. Da wir keine Zeit und kein Idealskript fanden, war Ramus Film einer von denen, die ich losließ. Und diese Entscheidung war gegenseitig und einvernehmlich. Ich kann mich sogar noch deutlich an meine SMS an ihn erinnern: ‚Wir werden eine andere Geschichte erzählen, zu einem anderen Zeitpunkt.'“

Es muss ziemlich schizophren sein, mit merkwürdigen Menschen umzugehen, solche verschiedenen Rollen zu spielen und zu den unterschiedlichsten Menschen immer etwas ganz anderes zu sein. Führt das dazu, dass Sie die ganze Zeit schauspielern, selbst in Ihrem realen Leben?
„Zu einem sehr frühen Zeitpunkt meiner Karriere sagte Mahesh Bhatt zu mir, ich sei schizophren. Ja, vielleicht bin ich ein unterschiedlicher Typ verschiedenen Menschen gegenüber. Javed Akhtar bezeichnet mich als eine gespaltene Persönlichkeit und nennt mich Shahrukh Khan 1 und Shahrukh Khan 2. Manchmal, wenn er bei mir zu Hause anruft, fragt er Gauri: ‚Dono mein se ek ghar par hain?‘ (Ist einer von den beiden daheim?) Ich widerspreche mir ständig selber. Manchmal fragt Karan Gauri, wenn ich einen Film gesehen habe: ‚Wem von den beiden hat der Film gefallen?‘ Und dann antwortet Gauri: ‚SRK 1 mochte ihn gar nicht, aber SRK 2 fand ihn sehr gut.‘ Ganz ehrlich, ich spiele eigentlich ständig – außer wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin.“

Okay, empfinden Sie es als Druck, jedes Mal einen Super-Hit-Film machen zu müssen?
„Ehrlich gesagt, nein. Nur wenn meine Kinder das von mir erwarten. Als ich Aryan vor kurzem erzählte, dass ich auch schon mehrere Flops auf meinem Konto habe, war er schockiert. Er kann einfach nicht glauben, dass sein Dad Flops fabrizieren könnte. Er glaubt, ich könne nichts falsch machen. Er hat sich sehr darüber aufgeregt, dass Paheli keinen Oscar bekam. Er denkt ganz ernsthaft, dass Paheli besser ist als King Kong. Ich habe versucht, aus ihm einen Menschen zu machen, der es überall zu etwas bringt, in diesem Sinne ist er daher ein starker Kämpfer. Ich sage Gauri immer wieder, sie soll ihm klarmachen, dass sein Dad nicht Superman ist. Vor kurzem habe ich ihm während einer Autofahrt gesagt, er solle nicht die Hand zum Fenster rausstrecken. Ich sagte ihm, dass er auf mich hören solle, da ich ja auch immer auf alles höre, was er sagt. Da meinte er: ‚Nein, du hörst mir nicht zu. Du hast nicht den Oscar für mich gewonnen.‘ Das hat mich umgebracht. Aryans Erwartungen nicht erfüllen zu können macht mich fertig. Aber ansonsten geht es mir gut.“

Sie lieben das Schauspielen nach wie vor, nicht wahr?
„Das Schauspielen ist für mich etwas Spirituelles; es ist wie ein Einssein mit Gott. Wenn ich also gut spiele, dann ist es ein guter Gebetstag. Vielleicht bringt mehr Zeit mit meinen Kindern meinem Spiel die Unschuld zurück. Und es hilft mir auch bei der Arbeit und dem Umgang mit der jüngeren Generation. Die 25-jährigen Crew-Mitglieder in Farhan Akhtars Don 2 waren vielleicht 10 oder 15 Jahre alt, als sie DDLJ und KKHH gesehen haben. Sie tragen Shorts bei den Dreharbeiten und reden mit mir wie mit ihresgleichen. Mir ist klar geworden, dass ich mich selbst neu erfinden muss, um mit dieser kühnen neuen Generation übereinzukommen. Sie hat neue Ideen und ist, da mir gerade kein besseres Wort einfällt, cool. Diese jetzige Generation hat ihre eigenen Vorstellungen. Als Mitglied der Elterngeneration könnte ich jetzt auch überempfindlich reagieren und denken, sie hätten keinen Respekt. Aber ich weiß, dass es gute Kids sind, sie werden ihren Weg gehen, und sie werden ihn gut gehen. Ich muss ihre Sprache sprechen und ich muss verstehen, was sie zu tun versuchen, ohne sie dabei gönnerhaft zu behandeln.“

Irgendwelche letzten Worte über SRK und die nächste Generation?
„Es ist seltsam, wie sich das Rad dreht. Als ich vor sechzehn Jahren hier anfing, hielt man mich für arrogant, frech und respektlos. Ich bin sicher, auf Yashji (Chopra), Subhashji (Ghai) und Sarojji (Khan) habe ich wie ein ausgemachter Emporkömmling gewirkt. Und jetzt plötzlich steht vor meinen Augen die nächste Generation, neu und unverbraucht, bereit, die Welt zu übernehmen und auf ihren Ideen zu schweben. Manchmal sehe ich in ihnen jüngere Ausgaben von mir selbst. Deshalb lass ich es gar nicht erst darauf ankommen. Ich will auch ein Teil dieser neuen Welt sein. Wenn ich mich nicht weiterentwickle, werde ich aussortiert.“