No Limits – Breaking the rules of conversation with Shah Rukh Khan

Jitesh Pillai

Der Wahnsinn hat Methode. Das Chaos regiert. Ein Pack von Produzenten versammelt sich in seinem Make-up Raum. Sein Designer zeigt ihm in einem Anfall von Übereifer 20 Paar Trainingsanzüge zur Ansicht. Der Schauspieler zündet seine millionste Zigarette an, bläst einen Schwall silbrigen Rauches aus und dreht den Charme auf. Kürzlich hat uns Shah Rukh Khans geschmeidiges Charisma und Grübchen in Yes Boss und Pardes überwältigt. Als ich ihn treffe, werde ich mit einem Zweitagebart auf dem Kinn und ungekämmten Haaren begrüßt, ein zerknitterter Hemdzipfel hängt aus seiner Jeans. SRK ist Ihr durchschnittlicher Smokin´ Joe.

Oder fast. Denn wenn die Kamera einmal läuft, bewegt er sich mit einer manischen Energie, taucht kopfüber in seinen Dialog. Ich bin auf den Sets von Duplikate und er flirtet mit Juhi Chawla und Sonali Bendre, ausschließlich für die Kamera. Eine Unterhaltung mit SRK ist immer voller Überraschung. Meinungen fließen. Heute ist es nicht anders. SRK ist verärgert, dass ein Boulevardblatt Blödsinn über ihn geschrieben hat. Sie haben es nicht überprüft, sie waren ebenso verantwortungslos wie ein betrunkener Arzt in seiner Klinik. Eine Schmährede gegen den Boulevardjournalismus folgt. Eine Aufnahme ruft. Die Schar der Presseleute in der Umgebung löst sich in der Studionacht auf.

Danach einer scheinbaren Ewigkeit ist SRK zurück. Feuert einen Gag nach dem anderen ab. Der pathologische Performer ist wieder da. Willig zu gefallen. Es ist fast so, als ob der Ausbruch gegen die Schreibersippe niemals passiert ist. Ich necke ihn. Ich frage ihn, ob er mehr von den Medien begeistert ist oder umgekehrt in Anbetracht der alarmierenden Häufigkeit, mit der er in Fernsehen und Zeitungen auftaucht.

Shah Rukh lacht, „Ich denke die Medien sind Shah-orientiert. Nein im Ernst, seit meinem BBC Interview denke ich, ist die überregionale Presse die Tatsache erkannt hat, das Stars vielleicht überhaupt nicht so dämlich sind. Ich nehme das eigentlich übel. Vor allem hat die etablierte Presse solch eine modische Einstellung zu Filmen und Filmstars. Doch sind sie beeindruckt, wenn jemand in hochgestochenem Englisch spricht. Die angrezi werden interviewbar. Und doch trotz dieser naserümpfenden Einstellung gegenüber Hindifilmen brauchen sie Stars zum Zitieren oder Interviewen. Warum diese Doppelmoral?“

Shah Rukh lästert auch gegen die Herumreiterei der Medien auf eine Verbindung zwischen Unterwelt und Showbiz. Er erinnert an Beispiele, wo Zeitungsbarone und Redakteure so unterwürfig wie möglich gewesen sind, wenn sie mit asozialen Elementen zu tun hatten – soweit, Spielmacher und Mörder mit „Sirs“ und „Jis“ anzureden.

SRK betont weiter, „Und wir Schauspieler werden wie Dreck behandelt. Selbst ein Grundstück zu kaufen, wird zu einem entsetzlichen Verbrechen. Als Schauspieler unterhalten wir lakhs von Menschen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Regierung crores an Rupien mit der Unterhaltungsindustrie verdient, denke ich, dass wir schäbig behandelt werden.“

Der Streit geht weiter, als wir über die Tragödie von Lady Diana sprechen … von Paparazzi zu Tode gejagt. Doch sind unsere Medien auch so unbarmherzig? Haben unsere Berühmtheiten es nicht relativ leichter?

SRK geht an die Decke, „Okay solange keiner meinen Stuhlgang überwacht. Aber wenn sie die Chance bekommen, können auch unsere Medien ziemlich gefühllos sein. Vielleicht sind sie nicht ebenso angetrieben wie die ausländischen paparazzi, aber das ist, weil ihre Gegenstücke bei den indischen Medien keine hoch entwickelten Teile wie Zoomobjektive und Hitechgeräte haben, die Mauern und Entfernungen überwinden können. Schauen Sie, wir beklagen uns, dass wir keine ausgefeilte Ausrüstung und organisierte Arbeitsbedingungen wie in Hollywood haben, und dass, wenn wir es hätten, auch Spitze sein würden… Sie sagen, dass die Medien hier weniger brutal seien. Ich bin damit absolut nicht einverstanden. Lassen Sie da drei Artikel mit Politikern in Schlafzimmerskandalen erscheinen und es wird eine Flut ähnlicher Artikel folgen. Es wartet nur jemand darauf, den Damm der Verderbtheit brechen zu lassen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich habe es bis hier mit der Einmischung der Medien. Danke, aber nein Danke.“

Er macht schnelle abrupte Bewegungen mit seinen Händen. Wie immer ist sein Gesicht ein offenes Buch. Wir wenden uns zu weniger düsteren (hoffentlich) Themen zu. Während durch angebliche Drohungen gegen sein Leben Schatten auf dieses geworfen worden sind, ist der berufliche Teil optimistischer gewesen. Yes Boss rief eine ermutigende Reaktion in den großen Städten hervor und Pardes erweist sind auch besser als nur comme ci comme ca.

Ich sage ihm, dass Yes Boss ein technisch billiger Film sei und von den Leistungen seiner Hauptdarsteller gerettet wurde; es gab nichts Besonderes darüber zu berichten. Als ich darüber schwätze, sage, dass Raju Ban Gaya Gentleman von Aziz Mirza wohl ein besserer Film sei, erwidert SRK defensiv, „Yes Boss ist ein besserer Film als Raju … Ja, es ist technisch billig, weil 11 Kameramänner an dem Film arbeiteten … wohingegen Raju … nur von Binod Pradhan gedreht wurde. Yes Boss hat mir Luft für ein weiteres Jahr gegeben. Es hat funktioniert, weil der Film aus so vielen schönen Momenten besteht – hauptsächlich zwischen Juhi und mir. Ich habe das linkische und die Unschuld meines Charakters Regisseur Aziz Mirza nachempfunden. Er ist so harmlos. Eigentlich ist er unfähig, Ärger bei der Produktion zu bewältigen oder gar seine Autorität durchzusetzen. Er kann niemals ein badmash wie andere filmwallahs sein. Wenn Gott will, wird Yes Boss eines Tages prominent in einer Shah Rukh Khan Retrospektive erscheinen.“

Aber würde er Pardes unter seinen großen Errungenschaften auflisten? Und würde er mich bitte über den Krach mit Subhash Ghai aufklären? Bei diesen Fragen erwidert SRK geradewegs, „Sehen Sie mal, es zeugt von schlechtem Geschmack meinerseits, einen meiner eigenen Filme oder seinen Regisseur schlecht zu machen. Ich werde immer zu Pardes stehen, im Guten wie im Schlechten. Außerdem freue ich mich, dass er ziemlich erfolgreich gewesen ist. Aber um absolut ehrlich zu sein, fühlte ich mich nicht als Teil von Pardes. Auch dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Vielleicht hätte ich wegen Skriptsitzungen zu Subhashji gehen sollen. Ich tat es nicht. Im Allgemeinen bin ich bei meinen Regisseuren viel engagierter, aber mit Subhashji war ich es nicht.“

Subhash Ghai ist sich offiziell geäußert, dass Shah Rukh dazu neigt, seine Regisseure zu dominieren. Machen Sie ihn darauf aufmerksam und Shah Rukh gluckst „Checken Sie das bei all meinen Regisseuren. Ich bin mehr als involviert bei meinen Filmen. Ich steckte mich in Brand; ich springe von einem zweistöckigen Gebäude. Ich setzte mein Leben aufs Spiel. Keiner meiner Regisseure hat sich jemals über mich beklagt, dass ich mich einmische. In der Tat will jeder von ihnen mich wieder haben, ohne Ausnahme. Ich habe immer mit starken Regisseuren gearbeitet, nicht mit Jasagern und chamchas. Fragen Sie Rakesh Roshan, Rajeev Mehra, Mani Ratnam, Mansoor Khan oder Yash Chopra, ob ich sie jemals dominiert habe,“ sagt er mit rollenden Augen. „Wenn man es sich überlegt, hätte ich Subhashji vielleicht dominieren sollen. Auf jeden Fall hätte sich meine Rolle nicht als die Art herausgestellt, wie sie es tat. Ha! Ha! Ha!“

Wird er Subhash Ghais Shikhar machen? Die Gerüchte gehen dahin, dass der Filme so gut wie eingestellt sei. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen sagt SRK, „Mein Deal mit Subhashji war es, zwei Filme zu machen. Ich habe das mit Trimurti und Pardes erfüllt. Jetzt habe ich nicht den geringsten Hinweis auf Shikhar. Wenn er mich für den Film haben will, bin ich sicher, dass er mir davon erzählen wird, und wir werden die Details ausarbeiten.“

Während er spricht, schneidet er Grimassen und kaut auf seinen Lippen. Ich bitte ihn um mehr Informationen über den ganzen schauspielerischen Kram. Er seufzt, „Nach fünf Jahren habe ich begriffen, dass es wichtig ist, mit gebildeten Regisseuren zu arbeiten. Ein Mangel an Ausbildung erhebt sein hässliches Haupt wie eine Schlange. Im Moment arbeite ich glücklicherweise mit Jungs, mit denen ich im Einklang bin. Ich bin sicher, dass meine Filme mit Mani Ratnam und Mansoor Khan, wenn schon nichts anderes, durchweg unterhaltsam sein werden und fesselnd.“

Wie man es von ihm gewohnt ist, deklamiert er in einem Anfall von Getöse „Ich verbrannte mich in Koyla, spielte einen chamcha in Yes Boss und war ein verherrlichter Statist in Pardes. Und ich bin Teil einer romantischen Dreiecksbeziehung in Dil To Pagal Hai. Die ersten drei Filme haben ein gutes Geschäft gemacht. Ich bekomme jeden Tag Angebote. Also warum sich sorgen? Ich las irgendwo in einem Buch von Deepak Chopra, dass die Vergangenheit Geschichte ist und die Zukunft ein Mysterium. Dieser Moment gerade ist ein Geschenk… und deshalb wird es Gegenwart{Wortspiel: Present kann auch Geschenk heißen} genannt. Darum möchte ich mit dem Strom schwimmen und Spaß haben, so lange es währt.“

Er ist wieder zu einer Aufnahme gerufen worden. Während er zu den Anweisungen des Choreografen tanzt, kann ich diese ‚Nichts wie Ran’ Begeisterung sehen. Das ist vielleicht das Geheimnis seines Erfolgs. Diese Rücksichtslosigkeit eines „Elefanten in einem Porzellanladen“.

Als er zurückkommt frage ich ihn, welchen grundlegenden Rat er aufstrebenden Schauspielern geben würde. Sachlich führt er aus, „Schauspielerei kann nicht unterrichtet werden. Es gibt hier keine speziellen Workshops oder Schauspielschulen wie die von Lee Strasberg. Es gibt keine Lehrer wie Uta Hagen oder Sandy Meisner. In ihren Schulen könnten Schauspieler Disziplin und Selbstbeherrschung lernen. Hier bedeutet Schauspielunterricht Lektionen im Tanzen und Reiten. Sie machen Sie nur zu Tänzern oder Stuntman, nicht zu Schauspielern. Persönlich betrachte ich mich immer als ein Vorzeigeobjekt im Schaufenster. Ich muss das Publikum auf Biegen und Brechen anziehen, sie mich mit nach Hause nehmen lassen. Ganz überzeugt kann ich sagen, dass meine Filme gelegentlich Enttäuschungen gewesen sein mögen, doch als Schauspieler habe ich mein Publikum niemals enttäuscht.“

Das Mobiltelefon summt. Es ist Madhuri Dixit. Sie besprechen ihre Nachsynchronisationstermine für Dil To Pagal Hai. SRK neckt sie gnadenlos. Auflegend wendet er sich mir zu. „Ich liebe es, mit Madhuri Dixit und Juhi Chawla zu arbeiten. Sie sind solch feine Schauspielerinnen und dennoch sind sie willig zu lernen. Selbst in den unkompliziertesten Szenen gibt es eine Ernsthaftigkeit. Ich mag ihre Einstellung zur Arbeit. Sie sind nicht gleichgültig. Das trifft auch auf Anil Kapoor zu. Er ist so ehrlich und aufrichtig bei seiner Arbeit. Manchmal schlagen die Anstrengungen fehl. Aber wenigstens hat er seine starken Überzeugungen. Wissen Sie was? Ich wünschte, dass ich Madhuri und Juhi viel viel früher kennen gelernt hätte. Ich kann nicht erklären, wie glücklich ich mich dabei fühle, mit ihnen zu arbeiten. Sie sind riesige Stars, aber so ausgeglichen. Anders als andere Zwei-Film-Wunder, die sich schlecht benehmen, unangenehme Gören, die denken, dass sie Produzenten einen großen Gefallen damit tun, auf den Sets aufzutauchen.“

Doch als Folge von Anjaam und Koyla tituliert der Handel seine Paarung mit Madhuri Dixit mit einem oh nein. „Der Handel und die Medien sind äußerst kurzsichtig, um solche vereinfachten Annahmen zu machen“, schießt er zurück. “ Sie können die Filme bemängeln, doch keine unserer Darstellungen war mangelhaft, weder in Koyla noch in Anjaam. Was Ihr Jungs als Chemie zwischen Held und Heldin nennt, ist in Wirklichkeit eine gute berufliche Beziehung. Madhuri und ich haben dieses Verständnis und Timing, was sich auf der Leinwand zeigt. Sehen Sie sich Dil To Pagal Hai an und Sie werden wissen, was ich meine. Sogar voraussagbare Reaktionen wie das sie in Koyla nicht schön aussah sind sinnlos. Wir beide sollten so aussehen. Wir hatten nicht viele Kostümwechsel. Wenn Sie mich fragen, hätten wir hässlicher aussehen sollen. Wir sahen nur während des Tanhai tanhai Liedes ein bisschen filmi und schick aus. Der Job eines wahren Schauspielers ist es zu handeln, nicht schön auszusehen. Nach 12 Jahren schön Aussehen in Filmen wie Tezaab, Beta, Hum Aapke Hain Koun…! usw. war es okay für Madhuri, in Koyla nicht so schön auszusehen.“

Wenn es eine peinliche 30 Sekunden Pause im Gespräch gibt, füllt sie SRK schnell mit Gags und Anekdoten aus. In einem Geschäft, das wenig wertvolles Material für erwachsene Schauspieler bietet, versucht er hartnäckig, dem Abgedroschenen zu entkommen. Sein Fundus an Lesestoff und Filmwissen kommt ihm oft zu Hilfe.

Wie auf Stichwort murmelt er, „Ich las dieses wunderbare Zitat von einem Schauspieler, der sagte ‚Erfahrungen gibt es viele – komische, gute, traurige, usw. Erfahrungen sind wie ein Farbtropfen im reinen Wasser eines Pools.‘ Nun, ist das nicht erstaunlich?“

Während die Nacht voran schreitet, plaudert er lebhaft. Ich sage ihm, dass der legendäre Humphrey Bogart einmal sagte, „Du bist kein Star, solange man deine Namen nicht in Karachi buchstabieren kann.“ Der Meister des Gags pariert „Ich kann Ihnen versichern, dass sie meinen Namen selbst dort buchstabieren können.“

Und er fragt mit unbewegtem Gesicht, „Übrigens, wer ist Bogart?“