Gudgudee erscheint wie ein Kammerspiel, da der Film größtenteils in einem Raum stattfindet und auch die Darsteller überschaubar sind. Anupam Kher darf hier mal in der Hauptrolle als Ajay Prasad, der sich immer mal wieder gern aus seinem einfachen, ereignislosen Leben in Tagträume flüchtet, sein ganzes komödiantisches Talent ausspielen. Er hat eine langweilige Arbeit und mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn, die er beide liebt, eine ganz normale Familie.
Seine Routine bekommt ein wenig Schwung, als er zur Hochzeit eines Cousins nach Mumbai eingeladen wird. Mumbai, und damit Bollywood, ist für ihn der Inbegriff der Versuchung, in Gestalt hübscher Mädchen. Er wird in einer Wohnung einquartiert, in deren Nachbarschaft dann auch prompt die angehende Schauspielerin Sonia (Pratibha Sinha) wohnt. Sie hat einen jungen Verehrer, einen Musiker.
Als Sonia Ajay allerdings fragt, ob sie mangels eigener Klimaanlage in seiner Wohnung übernachten dürfe, geht mit dem armen überforderten Mann die Phantasie durch und er malt sich alle möglichen Szenarien aus…
Der Film beginnt mit zwei Minuten Shah Rukh Khan, der mal eben so etwas unsanft vor die Kamera geschubst wird. Sein Einsatz hier war sicher ein persönlicher Gefallen für Anupam Kher und dient auch als gute Einleitung in den Film. Der Film, der letzte des Regisseurs Basu Chatterjee vor einer längeren Pause, beschäftigt sich mit dem Problem der Midlifecrisis eines Mannes aus der Mittelschicht, was wäre wenn… Doch ganz so simpel, wie er aussieht, ist er dann allerdings nicht, denn es stecken einige Wahrheiten des Lebens darin. Allerdings hätte es besser auf eine Theaterbühne gepasst, als Film ist die Idee nicht ganz so optimal. Doch wenn man sich einmal darauf einstellt, das dies kein herkömmlicher Bollywood-Streifen ist und sich auf Anupam einlässt, kann man sich die gut zwei Stunden ganz gut amüsieren. Das Problem ist, das der Film textlastig ist und von seinem Wortwitz lebt, bei englischen Untertiteln für viele sicher ein Grund, den Film wieder beiseite zu legen.
Doch Anupam Kher spielt den leicht übergewichtigen und naiven Ajay einfach klasse. Er ist sicher kein Heldenmaterial und der ewige Nebendarsteller, doch hier darf er mal alle Register in Mimik und Gestik ziehen. Man muss schon aufpassen, was bei ihm Traum ist und was Realität. Die liebenswerte Pratibha Sinha spielt locker und lebendig die aufreizende Nachbarin, die Ajay nur durch ihre Anwesenheit in arge Gewissensnöte bringt.
Der Rest der Besetzung ist einfach nur schmückendes Beiwerk, denn die simpel gehaltene Handlung dreht sich eigentlich nur um die beiden. Richtige Spannung kommt allerdings kaum auf, der Film plätschert so vor sich hin, doch die überraschend guten und eingängigen Songs bewahren ihn vor drohender Langeweile. Der Film gehört sicher nicht zu denen, die ich Bollywoodeinsteigern empfehlen würde, doch wer Anupam Kher, Theaterstücke und Wortwitz mag, sollte ihn sich anschauen.