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January 17, 2014

Es ist der Tag, bevor die Crew von Happy New Year die fünfte Dreheinheit des Films beginnt und im Mumbaier Büro von Red Chillies regiert das Chaos. Farah Khan ist nach der Silvesterpause gerade hereingekommen und jedes Crewmitglied buhlt um ihre Aufmerksamkeit. Der Schauspieler Vivaan Shah, der wegen Kostümproben im Haus ist, beäugt misstrauisch das schwarze und fluoreszierende Outfit, während Boman Irani, dessen Kostümprobe auch ansteht, erwartet wird. „Warum ist Boman noch nicht da? Mit seiner Besetzung habe ich einen Fehler gemacht. Ich plage mich auf den Sets ab, um den Film zu machen, während er damit beschäftigt ist, die Mädchen in meiner Crew zu beindrucken“, sagt Farah. Der Ton der Regisseurin, der höchstens eine Spur von Ärger enthält, verrät ihre offensichtliche Zuneigung für Irani.
Jeder, der länger als fünf Jahre in der Filmbranche ist, wird sagen, dass Farah – bekannt dafür, reizbar und bissig zu sein – seitdem milder geworden ist. Die temperamentvolle Regisseurin bestreitet es auch nicht, sie lächelt stattdessen und sagt, „Es sind meine Kinder. Jetzt denke ich dreimal nach, bevor ich etwas sage, was als unhöflich gegenüber jemandem wahrgenommen werden kann.“ Sie beeilt sich jedoch hinzuzufügen, dass die Verhaltensänderung nicht bedeutet, dass sie nicht genauso brutal ehrlich sein wird, wie sie es früher war. „Ich nenne das Kind noch immer beim Namen, nur tue ich es jetzt ein wenig anders.“
Das lebhafte Temperament und die ätzende Zunge sind das, was sie in der Branche auch so weit gebracht hat, meint Farah, weil „die Leute dann wissen, dass Sie sie auf lange Sicht nicht verscheißern werden“. Das Wohlwollen, das die Choreografin und Regisseurin genießt, zeigt sich in der Besetzung ihrer Filme, wo sie es häufig schafft, ein Ensemble von Stars zusammenzubringen, Paradebeispiel ist ihr jüngster Film mit Shah Rukh Khan, Abhishek Bachchan, Sonu Sood, Irani, Shah und Deepika Padukone in wichtigen Rollen. „Jedes Mal, wenn ich einen Film mache, denke ich, dass der nächste ein kleiner Film sein wird, mit nur zwei Menschen, vielleicht eine Liebesgeschichte. Doch dann übermannen mich jedes Mal meine Masala Gefühle“, sagt sie lachend.
Die Regisseurin sagt, dass sie Thriller mag, insbesondere Gaunerfilme, bekennt aber, dass ihr Alleinstellungsmerkmal das Drama in ihren Filmen ist. „Das Rachedrama war das Kernelement sowohl bei Main Hoon Na (2004) als auch Om Shanti Om (2007),“ betont sie, sie glaubt, dass es das Fehlen dieses Elements war, was zu dem Debakel der Gaunerkomödie Tees Maar Khan (2010) führte, in dem sie zuletzt Regie führte. „Zudem war es nicht mein Drehbuch, aber ich glaube dennoch, dass er lustig war. Ich versagte auch bei der Ausführung“, sagt sie. Die Branche glaubt jedoch, dass auch die Rollenverteilung eine Rolle gespielt haben mag – im Gegensatz zu ihren früheren Filmen, in denen ihr guter Freund Shah Rukh die Hauptrolle spielte, tat es in Tees Maar Khan Akshay Kumar. Es war die Phase, als Farah und Shah Rukh zerstritten waren.
Die beiden haben sich seitdem jedoch versöhnt, im Anschluss an Shah Rukh‘s öffentlichem Spektakel mit Shirish Kunder, dem Mann von Farah, und Red Chillies produziert nun Happy New Year. „Manchmal müssen Sie sich mit Ihrem besten Freund verkrachen, um zu verstehen, wie sehr Sie sie eigentlich schätzen. Das ist sowohl Shah Rukh als auch mir passiert. Jetzt kann ich es mir nicht mal vorstellen, einen Film ohne ihn zu machen“, sinniert sie, während sie hinzufügt, „Wir freundeten uns auf den Sets von Kabhi Haan Kabhi Naa (1994) an. Wir haben unseren Sinn für Humor gemein, den Fleiß und den Hang zu Spielen.“
Gemäß ihrer Vorliebe für das Genre ist Happy New Year ein Film über einen Raub, jedoch mit einer hohen Dosis an Musik und Tanz – einem Element, welches das Team beim ersten Einblick auf den Film noch nicht enthüllt hat. So zeigt das am 2. Januar veröffentlichte Poster die Filmbesetzung vor der Kulisse eines massiven Tresors, in den sie eingebrochen sein könnten. „Der erste Einblick wurde früh enthüllt, weil dies das einzige Neujahr ist, das wir hatten. Und wir zogen den zweiten Januar dem ersten Tag des Jahres 2014 vor, weil wir wussten, dass jeder, uns eingeschlossen, zu verkatert sein würde, um auch nur einen flüchtigen Blick auf das Poster zu werfen,“ sagt die Regisseurin laut lachend. Das digitale Poster in der Comicausführung hat jedoch eine enorme Reaktion erhalten, da mehr als 10 Milliarden Menschen auf die offizielle Twitterseite des Films zugegriffen haben.
Inmitten des Trubels, einen Film zu machen, scheint Farah ihren Frieden gefunden zu haben. Obwohl sie weiter ab und zu choreografiert, würde die 49-Jährige es vorziehen, dies nun gänzlich aufzugeben. „Ich möchte viel lieber Filme machen oder in der Jury von TV-Shows sitzen, wo ich das große Geld machen kann, ohne mir um die Produktion Sorgen machen zu müssen“, erklärt sie. Farah hat nicht allzu viel Lust darauf, sich wieder an der Schauspielerei zu versuchen – nachdem ihr Debüt in Shirin Farhad Ki Nikal Padi an der Seite von Irani keinen Eindruck machen konnte. „Ich habe jedoch die Unsicherheit von Schauspielern verstanden, was sie durchmachen und wie sie sich fühlen mögen, weil nichts in ihrer Hand liegt. Die Erfahrung half mir, ein besserer Filmemacher zu werden“, sagt sie.