Inzwischen dürfte meine Vorliebe für Shah Rukhs Frühwerke bekannt sein und gestern landete mal wieder Kabhi Haan Kabhi Naa in meinem Player. Ein Miniklassiker und Must See Film, der sich als leichte Romanze tarnt, aber mit zu Shah Rukhs heimlichen Lieblingen zählt (auch zu meinen).

Shah Rukh Khan spielt Sunil, der mit seiner Schwester Nikki, einem strengen Vater Vinayak und einer liebevollen Mutter Prabha in Goa lebt. Sein großer Traum ist es Musiker (Shah Rukh mit der Trompete!) zu werden und der seines Vaters, das er nach mehrmaligen Durchgängen endlich die Prüfungen schafft. Er hätte gern, das sein Sohn in seiner Garage arbeitet und sich endlich vom ewigen Träumer zum verantwortungsbewussten Sohn mausert.

Der zweite Traum von Sunil, der sich als noch viel unwahrscheinlicher herausstellt, ist seine große Liebe Anna (Suchitra Krishnamurthy) zu heiraten. Das Dumme ist nur, das Anna ein Auge auf Chris (Deepak Tijori, der zusammen mit Ashutosh Gowariker als Imran und Sunil in der Band spielt) geworfen hat, was auf Gegenseitigkeit beruht. Als Anna nach längerer Zeit wieder nach Hause zurückkommt, startet das klassische Liebesdreieck, mit allen möglichen kindisch-hinterhältigen Komplotten von Seiten Sunils, der dabei zu weit geht und als Konsequenz auf die unfeine Art aus der Band geworfen wird. Sunil hat zwar selbst Schuld, aber der verletzte Blick von Shah Rukh geht trotzdem unter die Haut. Als die Band bei ihrem ersten Liveauftritt in der Bar von Mr. Patel (Tiku Talsania) das falsche Lied trällert und nicht nur ausgebuht, sondern auch mit allen möglichen Gegenständen mit Wurfqualitäten eingedeckt wird, greift Sunil trotz des vorher erfolgten ziemlich deutlichen Rauswurfs rettend mit dem richtigen Song ein. Danach hat er nicht nur in dem anwesenden, von dem Lied ergriffenen Gangsterboss Anthony (Goga Kapoor) einen treuen Freund und Fan gewonnen, der ihm später gut gemeint, aber völlig falsch aus der Patsche hilft, er wird in einer anrührenden Szene auch wieder im Schoss der Band aufgenommen.

Er scheint noch einmal Glück zu haben, als Chris von seiner versnobten Mutter mit einem standesgemäßen Mädchen verlobt wird und Anna wieder frei zu sein scheint, mehr will ich nicht verraten…
Wie gesagt, eigentlich eine gewöhnliche Dreiecksgeschichte, die aber ungewöhnlich erzählt wird, amüsant und kurzweilig herüberkommt und mit einem beim ersten Schauen doch überraschendem Ende aufwartet. Dazu kommt Shah Rukhs Charme, der uns in seinen Bann zieht, nachdem er sein anfänglich auf die Nerven gehendes Rumgehample ablegt und in einigen herzerweichenden Szenen seine nach Liebe sehnenden Blicke einbringt. Spätestens da dürfte er die Sympathien des Zuschauers auf seiner Seite haben. Die Szene, als Anna von Chris geküsst wird, war laut Shah Rukh seine schwerste und herzzerreißendste Szene, es ist regelrecht zu hören, wie sein Herz dabei bricht. Er erzählte mal in einem Interview (fragt mich jetzt nicht welches), das er dabei Gauri vor Augen hatte und regelrecht vor der Kamera geflüchtet sei. Damals hatte er wohl seine obsessive Phase noch nicht ganz abgeschlossen.

Sicher, man merkt, das es doch ein reichlich früher Film von Shah Rukh ist, er hat noch etwas Mühe beim Tanzen, bis auf die Szene beim Carneval, das schaut schon sehr professionell aus, ein Danke an Farah Khan, die hier die Choreographie übernommen hatte. Suchitra als Anna ist ganz niedlich und darf bei Sunils Rauswurf aus der Band auch ein wenig zickig sein, Deepak und Ashutosh spielen nicht übel, verblassen aber etwas neben der übersprudelnden Vitalität des jungen Shah Rukh. Naseeruddin Shah spielt eine witzige kleine Rolle als Priester, der sich immer mal wieder des ob seiner Sünden zerknirschten Sunils annimmt (Shah Rukh in der Kirche in den kurzen Hosen und dem liebenswerten Gehabe eines ertappten Schülers sieht echt nicht älter als 18 aus!). Schön fand ich auch die Szenen mit dem Don, der Sunil gut gemeint noch tiefer reinreitet, als der arme Kerl schon steckt. (Ganz tränendrüsig dabei Sunils Mundharmonikaspiel am Meer, mein Herz weinte mit) Als kleines Schmankerl taucht zum Schluss Juhi Chawla auf und sorgt für einen kleinen Lichtblick für die Zukunft.

Das einzige Defizit ist vielleicht die eher mittelmäßige Musik, die mir bis auf zwei Songs nicht so im Gedächtnis geblieben ist. Die Songstimme von Shah Rukh hat mir nicht besonders gefallen, da hätte eher die von Deepak gepasst, der halt damals der größere Star war. Gefallen hat mir Sunils Don-Song in der Bar, Sachi Yeh Kahani Hai sowie das Woh To Hai Abela zum Ende fand ich sehr berührend, zumal mit Shah Rukhs verzweifelten Blicken.
Ich weiss, ich kling wie eine Schallplatte, aber auch hier wieder die Bitte, den Film im Original zu schauen, die Synchro nimmt einfach zuviel vom Feeling des Films weg, Shah Rukhs Stimme in dem Film passt wieder mal wie die Faust aufs Auge zu der Rolle.
Der Film klingt vielleicht nicht aufregend, doch langweilen tut man sich eigentlich nie, vor allem Sunil, der sich immer wieder in missliche Situationen hineinmanövriert, obwohl er immer nur seine Liebe erobern möchte, zaubert einem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Aber das ist das Problem, das ich bei ihm habe, auch wenn er eigentlich negative Sachen macht, hier nun eher harmlose, aber trotzdem böse Fehler, fiebere ich mit ihm mit. Ob der Film mit einem anderen Hauptdarsteller auch funktioniert hätte, ist eher fraglich. Ihm nimmt man einfach jede Rolle ab und entwickelt Sympathien auch da, wo sie eigentlich nicht angebracht sind.