Vier Verrückte allein in Mumbai unterwegs. Ich glaube, das erklärt schon mal den Grundgedanken dieses irrwitzigen Films, der als Screwballkomödie daherkommt und doch auch die eine oder andere soziale Botschaft enthält.
Die vier Verrückten sind Raja (Arshad Warsi), ein Cricketspieler, der seine Wutausbrüche nicht mehr unter Kontrolle hatte, der schizophrene Gangadhar (Rajpal Yadav), der glaubt, in der Ära von Gandhi zu leben, Daboo (Suresh Menon), der seit dem Alter von vier Jahren nicht mehr redet und zum Schluss der ehemalige Arzt Mukherjee (Irrfan Khan), der unter einem Putzfimmel leidet, neben anderen Zwangsneurosen. Diese vier Insassen einer psychiatrischen Klinik sind die Patienten von Dr. Sonali (Juhi Chawla), die sie in einer Gruppentherapie betreut. Als Belohnung für gute Fortschritte möchte sie die vier am Unabhängigkeitstag zu einem Cricketspiel mitnehmen, macht aber unterwegs einen Stop, um in ihrer Klinik Papiere abzuholen. Dabei wird sie entführt, was der stumme Daboo als einziger Zeuge mit ansieht. Sie soll bei einer psychiatrischen Begutachtung einen Schwerverbrecher (Mukesh Rishi) als geistig krank bewerten, ansonsten würde ihr Mann (Rajat Kapoor) erschossen.

Auf sich allein gestellt, beginnen die vier durch die Stadt zu wandern und als sie mitbekommen, das ihre Ärztin entführt wurde, machen sie sich auf die Suche nach ihr. Dabei werden sie mit Menschen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert und müssen so einige brenzlige Situationen meistern, denn Dr. Sonalis Entführung entpuppt sich als viel weit reichender als geahnt und plötzlich werden sie von Polizei, Kriminellen und den Angestellten ihrer Klinik gleichermaßen gejagt.

Krazzy 4, der anfangs Parallelen zu Michael Keatons The Dream Team aufweist, ging im Vorfeld vor allem durch die Nachrichten, weil Shah Rukh und Hrithik einen Song als Gastauftritt darin absolvieren und die Musikrechte nicht ganz geklärt waren. Dieser Film dürfte wohl der erste gewesen sein, bei dem dagegen geklagt wurde, und das in einer Filmindustrie, wo geklaute Inhalte gang und gäbe sind. So ganz hat der Film unter der Regie von Jaideep Sen die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Unter der Produktion von Rakesh Roshan entstand eine eher durchschnittliche Komödie, die aber durch seine gute Besetzung doch solide umgesetzt wurde.

Die sonst meist nur in Nebenrollen zu sehenden Hauptdarsteller Arshad Warsi, Irrfan Khan, Rajpal Yadav und Suresh Menon sind einfach großartig in diesem Film. Bei ihnen bekommen ihre Handicaps nicht den bollywoodtypischen Idiotentouch, sie spielen ihre Krankheiten überzeugend und realistisch, ohne sie auf die Schippe zu nehmen. Vor allem Arshad und Irrfan sind mir unter die Haut gegangen. Von Juhi Chawla bekommt man handlungsbedingt nicht so viel zu sehen, aber das wenige spielt sie wie immer souverän.
Der Gastauftritt von Shah Rukh ist sehr stylisch, auch wenn die Choreographie nicht ganz so mein Ding ist. Die rockige Melodie und sein Wahnsinns Styling machen das aber mehr als wett. Sein Auftritt ist auch ganz witzig in die Handlung eingebaut, so dass das Ganze auch irgendwie Sinn macht. Hrithik hat den Abspannsong bekommen, man sieht also nicht allzu viel von ihm.
Ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt, der Film hat bei einer Dauer von „nur“ 114 min keine nennenswerten Längen und vor allem keine Holzhammerkomik. Unspektakulär und vielleicht nicht besonders originell, aber mit einer figurenbedingten Situationskomik in einer irrwitzigen Handlung, die auch ihre leiseren und berührenden Momente hat, wenn es um den persönlichen Background der Akteure geht, unterhält der Film durchweg, auch wenn am Ende ein klein wenig Patriotismus einfließen darf. Er spielt ja schließlich am Unabhängigkeitstag Indiens.