Diese politisch angehauchte Mediensatire und gleichzeitig das hoch ambitionierte erste Baby von Shah Rukh Khan als Produzent kam in Indien zu früh und wollte zu viel auf einmal. Trotzdem für mich nicht so ganz nachvollziehbar, warum er schon vor der Premiere derart heftig zerrissen wurde. Und wahrscheinlich ein völlig unerwarteter Schock für Shah Rukh, der diese Reaktion sicher nicht erwartet hatte. Leider ist damit PBDHH der letzte seiner Filme, in denen er mit seiner bis dahin so charakteristischen Unbeschwertheit agiert hat. Er hatte seine Unschuld verloren. Es gab noch ein kurzes Aufflackern in Chalte Chalte, doch der angst- und sorgenfreie Akteur in ihm machte danach endgültig dem sicher seinem Alter angemesseneren erwachsenen und nachdenklichen, aber auch zurückhaltenderen Schauspieler Platz. Diese Zeit sollte die bis dahin schwerste seines Lebens werden. Das einzig positive ist vielleicht, das dieses Desaster so früh kam, denn Shah Rukh kam reifer und kämpferischer zurück, um allen zu beweisen, dass er nicht so leicht unterzukriegen ist.

In dieses erste, leider missverstandene Projekt der frischgebackenen Partner Juhi Chawla, Aziz Mirza und Shah Rukh Khan wurde so ziemlich alles reingepackt, was an sozialem und politischen Sprengstoff zur Verfügung stand und ging wohl über das Verständnis des indischen Publikums weit hinaus, die einen weiteren Wohlfühlfilm von Shah Rukh erwartet haben dürften. Beim ersten Ansehen erschlagen all die angesprochenen Themen wie Korruption, Vergewaltigung und Todesstrafe den Zuschauer wirklich, doch sind wir wohl mehr Inhalt in Filmen gewohnt, deshalb kann ich wie gesagt diese fast bösartige Reaktion auf den Film, vor allem von Seiten der Medien, die sich wahrscheinlich bloßgestellt gefühlt haben, nicht verstehen. Aber ich bin eh unheilbar subjektiv und mag Shah Rukhs schräge, aus der Rolle fallenden Filme mehr als die genretypischen Liebesfilme. Die Feinheiten des Streifens mit all ihrer Symbolik erschließen sich dem Zuschauer sowieso erst beim wiederholten Anschauen.

Zum Plot: Shah Rukh und Juhi Chawla spielen die beiden abgebrühten, bei rivalisierenden Sendern arbeitenden TV Journalisten Ajay und Riya. Alles, was für sie und ihre Bosse zählt, ist die Einschaltquote. Sie nehmen es auf der Jagd nach den neuesten Meldungen und größten Katastrophen nicht so ganz genau mit der Wahrheit und gehen recht zynisch mit den Realitäten des Lebens um. Als sich die beiden das erste Mal vor und abseits der Kamera in die Quere kommen, knistert es wie vorherzusehen gewaltig, doch als eingefleischte Junggesellen tun sie aufkeimende Gefühle mit ein paar Frotzeleien ab. In ihrem Bestreben, sich gegenseitig auszustechen und zu beweisen, der Beste zu sein, ist ihnen jedes Mittel recht. Erst als eine politische Intrige ihnen die Augen über ihren Berufsstand und die unschönen Rangeleien und Machtspielchen hinter den Kulissen der Macht öffnet und sie zur Zusammenarbeit zwingt, beginnen sie gesellschaftskritisch nachzudenken und die Gefühle zuzulassen. Gemeinsam haben sie dann auch den Mut und die Kraft, gegen die Missstände in ihrer Stadt vorzugehen und die Menschen auf ihre Seite zu ziehen, um ein großes Unrecht zu verhindern.

Wie schon gesagt, wird man erst mal von den bunten Bildern (eine tolle Kameraarbeit von Santosh Sivan), einem anfangs leicht nervigen Shah Rukh und einer überdrehten Juhi, man möchte beiden am liebsten eine Familienpackung Valium einwerfen, erschlagen. Dies überlagert eingangs die respektlose und bissige Satire der Geschichte. Auch hier ist es wieder wichtig, die Originalfassung zu schauen, denn die deutsche Synchro nimmt der Handlung den verbalen Witz. Beide Darsteller sind sich den ganzen Film hindurch ebenbürtig und zeigen nuanciert bisher nicht gesehene Facetten ihrer Schauspielkunst. Selbst Johny Lever als deplacierter Unterwelt Don passt mit seiner verqueren Komik in diese Handlung und nervt erst in der zunehmend ernster werdenden zweiten Hälfte, wenn seine Kapriolen eher verstören als unterhalten.

Aberwitzige Szenen, unfreiwillige Komik und alberne Blödeleien wechseln sich mit wunderbar romantischen Einstellungen, erschreckend realen und brutalen Bildern und eindringlichen Emotionen ab. Genau wie die Songs, die die ganze Palette von albern bis romantisch abdecken. Natürlich darf auch in diesem Politthriller eine wunderbar umgesetzte Traumsequenz nicht fehlen. Die knospende Liebesgeschichte geht angesichts all der möglichen und unmöglichen Katastrophen allerdings fast unter.

Ein paar Jahre später wäre dieser Film mit all seinem kritischen Pathos sicher hochaktuell gewesen, doch 2000 war es einfach zu viel des Guten. Zu viele Zutaten und zu wenig Bindemittel, die das ganze zusammenhalten. Romantische Komödie versus sozialkritisches Drama. Der Film hat es schwer, all die Handlungsstränge am Ende auch aufzulösen und das wirkt bemüht und ermüdend. Das Drehbuch hätte einfach gestrafft und abgespeckt werden müssen. Doch die Darsteller tun ihr Bestes, ihr Schauspiel sprüht vor Energie und macht einfach Spaß. Gewohnt souverän meistert Shah Rukh auch die emotionalste Szene, als er seine Landsleute um Hilfe anfleht. Da konnte einfach niemand sitzen bleiben. Hach, und fürs weibliche Fanherz darf er in mutterinstinktweckenden Action- und Prügelszenen mal wieder ausgiebigst rennen und schwitzen, und dramatisch leiden und bluten… Hab ich schon erwähnt, dass ich diesen Film einfach liebe?

Seine Paarung mit Juhi Chawla ist einmal mehr gelungen, sie sind in solchen Plots einfach besser als in einfachen, gradlinigen Liebesgeschichten. Sie überzeugen in komischen, emotionalen und auch in den actiongeladenen Szenen. Ihre kleinen Kabbeleien, bei denen ihr Comic Timing wunderbar zusammenspielt und die romantischen Szenen sind einfach süß und sehenswert. Ich sage nur Banane…
Was mich an der ganzen Handlung eher gestört hat, ist komischerweise gar nicht kritisiert worden und das ist der Aspekt der Selbstjustiz, der in Indien wohl anders betrachtet wird als bei uns.
Wer unvoreingenommen an diesen Film herangeht und keine herkömmliche Liebesgeschichte erwartet, den beschert dieser Film einige unterhaltsame Stunden und ein paar noch immer aktuelle Ansätze, die zum Nachdenken anregen.