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Jan 16, 2017

Es ist nach 22 Uhr und das Mehboob Studio verständlicherweise menschenleer, besonders jetzt nach Einsetzen des Winters in Mumbai. Doch in seinem Vanity Van ist ein Mann so energiegeladen wie immer — Shah Rukh Khan. “Ich denke, daß jeder so (dynamisch) ist,” sagt er nonchalant. Hier spricht der Schauspieler, der sich auf seine nächste Veröffentlichung vorbereitet, über seinen Starruhm und ‚echte’ Probleme.

Ist es schwer, SRK zu sein?
Ja, und ich würde es niemandem wünschen. Ich höre einige Schauspieler sagen, daß sie wünschten, sie wären Shah Rukh Khan und ich sage, ‘Wünscht euch das bitte nicht. Es ist eine Qual. Ich kann nicht erklären, was für eine Geduld, Güte, Demut und Bescheidenheit Sie zeigen müssen, neben der harten Arbeit, die Sie leisten und den Streß, den Sie aushalten müssen. Aber ich würde trotzdem alles geben, um wieder Shah Rukh Khan zu sein. Doch ich würde es niemand anderes wünschen, da ich nicht glaube, daß sie damit umgehen könnten.

Es gibt fast immer ein Problem bei jedem Film, den Sie machen. Ist das für einen kreativen Menschen frustrierend?
Ich kann damit leben, was auch immer das Gebot der Stunde ist. Für mich ist es wesentlich, daß ein Film, der von 200-250 Menschen gemacht wird, 20 Mio. Menschen erreicht, weil Sie ihn dafür machen. Mir ist alles recht, was folgt — ein Treffen mit XYZ aus welchen Gründen auch immer, ideologische Differenzen oder Probleme mit Empfindlichkeiten — denn unterm Strich sollte der Film viele Leute erreichen, dafür arbeite ich. Ich will das insbesondere für jene 200-250 Menschen, die an dem Film arbeiten. Die Dinge sind zu jeder Zeit anders. Das einzige, was ich gelernt habe, ist, mache, was gemacht werden muss, vor dem Freitag, an dem der Film rauskommt (Lächelt). Ich glaube nur an meinen Film. Ich werde mir nicht die Nase abschneiden, wenn Sie mir sagen, daß sie Sie stört (Lacht). Aber wir sind kreative Leute, und ich denke, daß wir eine Lösung finden können.

Die Rede von Meryl Streep kürzlich bei den Golden Globes sorgte für Schlagzeilen. In Indien fragen sich viele, warum indische Stars nicht über reale Probleme reden wollen…
Mein Einstellung ist die, daß die ganze Gesellschaft so sein muss. Geben Sie mir einen Top Fernsehjournalisten, der meine Ansichten so rüberbringt, wie sie sind, ohne zu versuchen, seinen eigenen Standpunkt hinzuzufügen. Dann würde ich etwas sagen. Ich habe es schon gesagt, und ich verwünsche den Tag, an dem ich sie [meine Ansichten] mitteilte. Bedauerlich ist die Art, wie meine Meinungen vermittelt werden. Und dann fragen dieselben Leute, ‘Warum sagen Sie nicht irgendwas, Shah Rukh?’ Nein, ich werde nichts sagen. Sie sagen es, aber Sie können mir nicht erzählen, was ich sagen soll. Sie mögen Meryl Streep so sehr, bitte spielen Sie ihr Band. Gott segne Sie; Sie haben Meryl Streep, wie sie es sagt, also warum wollen Sie, daß jemand anderes dasselbe nochmal sagt? Warum wollen Sie ein Nachahmer sein, wie Sie es immer gewesen sind? Es ist albern.

Finden Sie, daß Meryl Streep das Richtige tat?
Ich denke, daß Meryl Streep etwas Wunderbares sagte. Wir alle müssen so sein, und ich spreche nicht nur über Künstler. Außerdem, wann auch immer irgendwo etwas passiert, heißt es, ‘Warum äußert sich Shah Rukh Khan nicht dazu?’ Aber ich möchte nicht. Ich bin ein Schauspieler; ich bin kein Anführer, der sehr lautstark ist. Daher ist das, was die Dame sagte (Meryl), großartig. Sie fand eine Plattform und sie fand Leute, die schätzten, was sie sagte. In Indien hat jeder so viele Meinungen, daß sie auf etwas herumhacken wollen, was andere sagen. Ich denke, daß der Journalismus in den Vereinigten Staaten anders ist. Die Journalisten dort wurden Stars und sind jetzt über dieses Stadium hinaus [Stars zu sein]. Und so ging es mir auch, als ich 10 Jahre berühmt war. Ich hatte eine Stufe im Leben erreicht, wo Ruhm als selbstverständlich angesehen wird. Indische Journalisten sind neue Stars. Wenn sie sich daran [an den Ruhm] gewöhnen, werde ich meine Meinung sagen, da ich weiß, daß sie dann das, was ich sage — wie echte Stars — mit Respekt behandeln werden.

Möchten Sie sich zur Sicherheit von Frauen äussern ­­ besonders nach den Fällen von Belästigung in Bangalore?
Ich weiss nicht, ob das politisch korrekt ist oder nicht, aber unabhängig davon, welcher Art die Tat ist — Belästigung, sexuelle Belästigung oder sexueller Übergriff usw. — es sollte in eine körperliche Straftat umgewandelt werden und nicht nur als sexuelles Verbrechen bezeichnet werden. Sie dringen in den Bereich von jemand ein. Sie möchten nicht mal, daß Ihnen jemand auf die Zehen steigt. Uns allen liegt soviel daran, selbst wenn in einem Lift jemand in Ihrer Nähe steht. Wir haben unsere eigenen Räume, wenn Sie also in den Bereich einer Frau eindringen — selbst durch reden — sollte dies ein ernstes Problem sein. Es ist Mode geworden, über diese Dinge zu sprechen, aber ich weiß nicht, welche Wirkung das hat. Das Wichtigste ist, jeder Mann und jede Frau sollten wissen, daß es die Würde des Bereichs des anderen gibt. Wenn solche Sachen passieren, müssen wir darüber sprechen, aber auch ein wenig mehr nachempfinden.

Es gibt Gerüchte, daß Ihr Sohn Aryan bald in Bollywood einsteigen wird…
In meinem Haus und Familie gibt es eine minimale Qualifikation, um Schauspieler zu sein — Sie müssen einen akademischen Grad erlangt haben. Wenn Sie nicht graduiert haben, können Sie meiner Meinung nach kein Schauspieler sein. Ich bedaure alle Schauspieler, die keinen Abschluß haben. Es ist nicht so, daß ich auf Leute herabsehe, die keinen haben. Aber ich bin ein Absolvent, und ich glaube, daß die Bildung mir über meine Grenzen hinaus geholfen hat. Ich habe begrenzt Talent, aber ich glaube, daß die Bildung mir geholfen hat, über mich hinauszugehen und dabei, der zu werden, der ich bin.

Karan Johar sagt, daß er allein Aryan lancieren wird…
Ich denke nicht, daß sie im Moment dabei sind. Doch Karan meint das sowohl scherzhaft als auch ernsthaft (Lacht). Aryan besucht manchmal meine Filmsets und ich bin sehr stolz. Er kam neulich einfach, um was über die Beleuchtung zu lernen; nicht, um seinen Vater spielen zu sehen oder was über Regie zu lernen, da er sich im ersten Jahr (seines College-Abschlusses) auf das Feld der Beleuchtung spezialisierte. Er saß bei dem Kameramann, ohne mich auch nur zu fragen. Er war zwei Stunden da, nur um die Techniken zu lernen. Er erzählte mir, ‘Papa, das war schön.’ Er kam also nicht als der Sohn eines Produzenten oder Filmhelden, sondern als jemand, der die Schauspielerei lernen wollte. Ich meine, ‘Laß ihn das Handwerk lernen und dann sehen, ob er dieselbe Liebe zur Schauspieler hat wie ich.’

Aber es muß hart für Sie sein, sie wegzuschicken…
Es ist herzzerreißend, sie wegzuschicken. Sie finden es auch schwer und warum sollten sie ein nettes Heim und gute Schulen hier verlassen, aber sie wissen, daß es wichtig für sie ist. Daher nehme ich an, daß sie ihre Ausbildung abschließen werden. Sie haben sich bis jetzt so gut geschlagen. Ich denke, es ist besser, einen Blick auf die Welt zu werfen, besonders fürs Kino. Warum erreichen europäische und südamerikanische Talente vor uns die internationale Bühne? Es liegt daran, daß der Zugang zu dieser Welt näher ist. Inder haben ihn bisher noch nicht. So langsam öffnen sich diese Türen. Ich hoffe, daß indische Filmemacher, einschließlich meines Sohnes und meiner Tochter, das indische Kino auf internationales Niveau bringen können.

Wir haben gehört, daß auch Suhana die Schauspielerei liebt…
Meine Tochter ist in der 11. Klasse, aber auch sie muß ihren Abschluß machen. Sie liebt Schauspielerei — auf der Bühne, im Fernsehen, in Filmen oder auf der Straße — und sie ist eine ganz gute Schauspielerin, zumindest für ihr Alter. Daher möchte ich sie unterstützen. Die Unterstützung wird aber erst nach ihrer Graduierung kommen. Mein Sohn hat nie Interesse an der Schauspielerei gezeigt. Doch letztens hat er angefangen, Interesse am Filmemachen zu zeigen und ist an die UCLA und USC (USA) gegangen, was für mich eine enorme Überraschung war, aber eine angenehme. Er hat jetzt sein erstes Jahr hinter sich, also noch drei Jahre vor sich.

Fühlt es sich an wie 25 Jahre in Bollywood?
Überhaupt nicht. Ich bin immer noch aufgeregt, Interviews zu geben oder meine Filme zu promoten. Ich weiß nicht, wie das Schicksal eines neuen Films aussehen wird, aber ich bin genauso aufgeregt, wie ich es früher war. Ich liebe es, Filme zu machen. Ich kann es nicht mal jemanden erklären. Selbst meine Familie, meine Frau und Kinder sagen, ‘Du stehst am Morgen auf und machst jeden Tag dasselbe. Wie machst du das?’ Aber wir [Schauspieler] lieben es, Filme zu machen, und die Leute haben ihre Auffassungen darüber, warum wir es tun — ‘Er will reicher sein, will einen Blockbuster machen, möchte ein größerer Star sein oder einen Award bekommen’. Es kann jedes sein, aber im Endeffekt muß es etwas tief Empfundenes sein. Ich weiß nicht mal, wie 25 Jahre vergangen sind. Es scheint, als wäre es gestern gewesen, daß ich anfing zu arbeiten.

Was möchten Sie lieber sein — ein Star oder ein Schauspieler?
Es ist schwer zu erklären, aber bin ich ein Schauspieler, und das bin ich immer gewesen. In meinem ersten Interview hatte ich sogar gesagt, daß ich Charakterrollen spielen will. Einer meiner Freunde hatte mir erzählt, ‘Sag so was nicht, sonst werden dir nur Charakterrollen angeboten.’ Aber ich sagte, daß ich Charaktere spielen will und wollte nie die Helden-Rollen spielen. Ich denke, das ist der Grund, warum ich Filme wie Baazigar und Darr (1993) machte, die andere Schauspieler zu dieser Zeit ablehnten. Ich glaube, daß ich jedes Mal einen anderen Typen spielen kann, und hoffe, es in einem kommerziellen Format zu schaffen. Sobald Sie ein Star sind und großen Erfolg gehabt haben, wollen Sie es nicht. Ich weiß, daß Dear Zindagi (2016) nicht auf diesem Level sein wird, aber es ist schön, diese Rolle zu spielen, daher kann man eine Mischung beibehalten. Manchmal funktioniert es und manchmal nicht, aber ich möchte glauben, daß ich ein wenig schauspielern kann.

Sie machen anscheinend ein Cameo in Salman Khan’s Tubelight, was wieder für Gerede gesorgt hat…
Salman und ich planten, geschäftlich etwas zusammen zu machen. Doch dann schickte er mir eine Nachricht, ‘Lassen wir das. Die Leute werden sagen, daß wir wieder anfingen zu streiten.’ Einige Beziehungen sind persönlich. Ich sollte Ihnen ein Geheimnis verraten — Stars wissen alles. Wir hatten unsere Probleme, aber sie waren überhaupt nicht so, wie geschrieben wurde. Der Dritte versteht nie, was in einer Beziehung passiert. Es gab eine Zeit, wo Salman und ich darauf warteten, wieder Freunde zu sein, nur um sie zu stoppen [die Gerüchte], weil das so dumm war; wir kamen uns ab einem gewissen Punkt albern vor. Wir sind erwachsene, reife Personen und wir sind nicht verrückt. Ich finde es seltsam, wenn Leute sagen, ‘Freunde wurden zu Feinden’. Als ich nach Mumbai zog, war seine Familie wunderbar zu mir. Wir waren nie Feinde. Salman und ich sind sehr verschiedene Menschen. Wir sind uns über viele Dinge immer noch nicht einig. Aber ich werde immer respektvoll allem zustimmen, was er sagt.