The Great King Khan

Quelle: www.newsweek.com

Jan 16, 2006

Shahrukh Khan hat in fast 60 Filmen gespielt und mehr als eine Handvoll davon selber produziert. Doch mit seinem Alter von 40 ist er im Reinen. „Das Alter hat mich noch nicht erreicht“, sagte der zweifache Vater. „Nur wenn meine Knie wehtun oder wenn ich beim Treppensteigen ausser Atem komme, erinnert es mich daran, dass ich 40 bin.“ Seine Karriere dominiert in der Tat noch immer. Er hat vier neue Filme, die für eine Veröffentlichung in diesem Jahr vorgesehen sind, und sein letzter, Paheli, ist nun Indiens Beitrag für den Oscar für den besten ausländischen Film. Malcolm Beith von Newsweek sprach mit Khan, dessen Ruhm und Einfluss auf den Boxoffice, was ihm den Spitznamen King Khan eingebracht hatte, über Bollywood und dessen steigende globale Anziehungskraft, und sein Doppelleben als Schauspieler und Produzent. Auszüge:

Sie werden mit 40 noch immer als Mädchenschwarm betrachtet.
„Mädchenschwarm“ ist nie etwas gewesen, an das ich mich jemals gewöhnt habe. Ich habe immer angenommen, dass ich nur ein richtiger Schauspieler sein sollte. Aber ich schätze, dass Sie nicht das erreichen, was Sie sein wollen.

Sie sind berühmt als Bollywoodschauspieler. Aber Sie haben auch einige ernsthaftere Filme produziert. Welche Themen haben sie angesprochen?
Der erste Film, den wir machten, der an der Kinokasse durchfiel, handelte von der Kommerzialisierung der Medien. Keiner der Journalisten mochte ihn, deshalb zerrissen sie ihn komplett bei der Premiere. Dieser war also nicht erfolgreich. Den zweiten Film, den wir machten, mit dem Titel „Asoka“, sprach über den Frieden durch den Buddhismus. Er rief auf zum Weltfrieden. Es war ein sehrguter, ein sehr bedeutsamer Film.

Sie sind Moslem, verheiratet mit einer Hindu. Doch wählten Sie den Buddhismus als Weg zum Frieden?
Ich denke, der Buddhismus ist eine neutralere Religion, eine Denkart, die noch immer nicht fanatisch irreligiös ist. Deshalb dachte ich, dass dies ein netterer Weg sei, um jedem rund um die Welt zu erklären – anstatt das Christentum oder den Islam oder Hinduismus zu nehmen – um zu erklären, dass jede dasselbe aussagt. Ich denke, dass der Buddhismus universal ist, weil er keinen fundamentalistischen Aspekt hat.

Selbst in Ihren ernsten Filmen tauchen Lieder a la Bollywood auf.
Sie können keine Hindi-Filme ohne Lieder machen – das ist wie amerikanische Filme ohne Spezialeffekte. Sie brauchen Lieder, Sie brauchen Tänze. Es muss Eskapismus geben. Sie können dem Publikum nichts über die Schufterei des täglichen Lebens erzählen, Sie müssen ihnen etwas über fantastische Dinge erzählen. Und eine der einfachen Fantasien der Inder ist die, dass wir singen und tanzen können, wenn uns danach zumute ist.

Sie sind stolz darauf, Eskapismus zur Verfügung zu stellen?
Ja. Jede Geschichte erzählt dies, bis hin zum Fantasyfilm. Hollywoodfilme haben keine Lieder oder Tänze, doch haben sie King Kong, der New York übernimmt und dass ist meiner Meinung nach eine erstaunliche Fantasie. Sie haben den Präsidenten der Vereinigten Staaten, der die Welt vor einem Meteor rettet. Unsere Fantasien sind kleiner. Die Fantasien der Inder sind noch immer machbar. Unsere Wirtschaft, unser Land und unser Lebensstil haben kein Niveau erreicht, auf dem wir für die Fantasie in den Weltraum gehen müssen.

Bollywood ist außerhalb Indiens in den letzten Jahren immer populärer geworden. Ist es bereit, um die Bühne zu betreten?
Für Europa könnte ich das sagen. In Deutschland, Polen, Russland, England. In Amerika haben wir gerade erst begonnen, vorzudringen.

Wenn Bollywood globalisiert wird, wird sich das Schema irgendwie ändern?
Der Kernpunkt der Filme wird sich nicht ändern, aber wir werden sie ein bisschen kürzer machen müssen. Ich denke, dass Lieder und Tänze eine dazugehörige Eigenschaft bleiben werden. Doch denke ich, dass die Kürze des Ausdrucks vom Westen übernommen werden muss.

Sie machen zwei oder drei Filme pro Jahr. Sie müssen einen mörderischen Produktionsterminplan haben.
Ich erinneremich daran, als ich die Branche betrat, arbeiteten meine Costars an 22 Filmen zur gleichen Zeit. In den letzten fünf Jahren ist das leichter geworden. Wir machten ungefähr 10 Filme pro Jahr. Bollywood dreht 900 Filme pro Jahr. Jetzt ist das sehr professionell geworden.

Und es gibt einen Markt für 900 Filme pro Jahr?
Es ist leicht, 900 Filme pro Jahr in Indien zu konsumieren. Und jetzt mit der Erschließung der restlichen Welt, denke ich, dass 900 Filme gut sind.

„Paheli“ ist Indiens Nominierung für den Oscar.
Es geht um Frauen und Emanzipation. Zur Abwechslung zeigt ein für die Oskars gewählter Film nicht die Dunkelheit und Morbidität des Landes. Er zeigt eine Menge Ausgelassenheit, Farbe und Glück. Einige Menschen in L.A sagten zu mir, „Das ist zu hübsch und unterhaltend, um einen Oscar zu gewinnen.“ Inshallah werden die Leute es als eine interessante Geschichte aus Indien ansehen. Er basiert auf einem Volksmärchen, einem sehr neckischen Volksmärchen über eine Frau, die sich nach der Heirat in einen Geist verliebt und sich dafür entscheidet, ihn ihrem Mann vorzuziehen.

„Paheli“ bedeutet „das Rätsel“, ist das richtig?
Die Frage am Ende ist: Wird die Emanzipation der Frauen jemals erfolgen, solange die Männer es nicht erlauben?