Aufgrund der Sonnenallergie und seiner Fähigkeit, anderen Stromstöße zu verpassen, beschließt der besorgte Vater von Teja (Akshay Kapoor) , ihn im abgedunkelten Haus großzuziehen. Nur mit der Gesellschaft seines liebevollen Vaters und vieler Bücher wächst Teja hier abgeschottet von der Gesellschaft und auch vom Leben selbst heran. Doch das findet ein jähes Ende, als der alte Herr überraschend stirbt und die Polizei den mittlerweile 18jährigen im Keller des Hauses findet.

Der Inspektor bittet seine Nichte Purva (Dia Mirza), sich des verschüchterten Jungen anzunehmen. Sie verspricht, sich um ihn zu kümmern und bringt ihn erst einmal in einem Internat für junge Straftäter in Mumbai unter, an dem sie arbeitet. Hier durchläuft er als Neuling, der auch noch anders aussieht und sich seltsam benimmt, alle gängigen Schikanen der anderen Jungs. Teja muss lernen, sich der Welt außerhalb seiner Bücher anzupassen und vor allem, seine für andere gefährlichen Kräfte zu kontrollieren. Doch erst nach einem schrecklichen Unglück findet er Freunde und auch die Liebe. Bis der größenwahnsinnige Wissenschaftler Dr. Dyer ihn für seine Zwecke missbrauchen will.

Alag ist eine Mischung aus dem Hollywoodstreifen Powder und der Figur Kaspar Hauser mit zum Ende zu heftigen Science Fiction Einschlägen und damit definitiv ein ungewohntes Genre für Bollywood. Alag bedeutet anders, und anders ist auch der Film. Doch immer noch genauso bunt und mit den gewohnten Songeinlagen versehen. Als Film ist es ein Plädoyer zur Toleranz gegenüber Andersartigen, aber auch ein Liebesfilm mit allem, was Bollywood zu bieten hat.
Schön anzusehen ist, wie der naive, unverdorbene Junge die Welt entdeckt, neugierig wie ein Kind und auch lernen muss, mit der schönen, schrecklichen Welt da draußen zurechtzukommen. Eine gute Mischung aus zurückhaltender und kraftvoller Darstellung, wo es angezeigt ist. Überhaupt eine überzeugende schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers, diese Wandlung des verschreckten Jungen zum selbstbewussten jungen Mann. Leider kommt die knospende Liebesgeschichte etwas zu kurz.

Die Special Effects sind kostenbedingt vielleicht nicht erstklassig, wirken aber nie billig und übernehmen vor allem niemals die Handlung, wie es in Hollywood immer häufiger vorkommt. Weniger ist manchmal mehr.
Viele betrachten die subtilere Botschaft von Powder für aussagekräftiger, doch als Fan des indischen Kinos mag ich diese lebendigere, visuell ansprechendere Version lieber. Und das „Rumgehopse“ gehört für mich einfach dazu, vor allem das Mittel der Traumsequenzen. Die dramatischere Umsetzung macht es möglich, die ganze Gefühlspalette mit der Fröhlichkeit von Musik und Tanz zu kombinieren und die Herzen der Zuschauer anzusprechen.

Anders als in der Hollywoodversion sind die Figuren hier liebevoller gezeichnet und durch Rückblicke in die Vergangenheit auch glaubhafter. Es wirkt bodenständiger und realistischer, nicht ganz so fantastisch. Obwohl anfangs handlungsbedingt ein wenig düsterer als ein normaler Bollywoodfilm, kommt doch alles hinzu, was diese Filme ausmacht, inklusive eines fast epischen Soundtracks mit wunderschönen Bildern. Das eingängige Titellied taucht immer wieder auf, besonders zum Schluss, wo einige Schauspieler wie Shah Rukh Khan, Abhishek Bachchan, Bobby Deol und auch Regisseur Karan Johar auftauchen und noch einmal für Toleranz gegenüber allem Andersartigen aufrufen. Ein wunderschöner Abschluss für einen wunderbar einfühlsamen Film.