Roop Rathore (Shah Rukh Khan) und sein Vater Shambu Rathore (Anupam Kher) arbeiten gemeinsam als Musiker und Entertainer in Hotels im rajasthanischen Jaipur. Ihr Verhältnis ist nach dem frühen Tod der Mutter eher das zweier Freunde, als Vater und Sohn, wie ihre freundschaftlichen Geplänkel zeigen. Ihre heile Welt bekommt einen Knacks, als Shambu an Kehlkopfkrebs erkrankt und in Bombay operiert werden muss. Er weigert sich vehement, bezeichnet die Stadt als menschenverschlingenden Moloch, dem schon sein Bruder zum Opfer fiel. Schon fast orakelhaft meint Shambu, das die Stadt sie entzweien würde. Doch Roop schafft es mittels seelischer Erpressung, den Vater zu überreden. Sie fahren nach Bombay und Shambu wird im Tata Hospital aufgenommen, wo er schnell Anschluss findet.

Roop will sich an einen Freund wenden, der als Kellner in einem Hotel arbeitet, um selbst Arbeit zu finden. Die Behandlung und Operation seines Vaters gibt es nicht umsonst. Mit seiner Stimme beeindruckt er Reshma (Ramya), die Schwester des Hoteleigners Ajay Narang (Naseeruddin Shah) und kommt so zu einem Job als Sänger. Dabei bekommt er einen ersten Vorgeschmack von Narangs eiskaltem Geschäftsgebaren. Doch noch ahnt er nichts von Reshma’s krankhafter Fixation, die sich ausgerechnet ihn als Ziel ausgesucht hat.
Doch noch in der ersten Nacht in Bombay trifft Roop auf die geheimnisvolle Zindagi (Pooja Bhatt), die ihm erst mal das Leben rettet, denn Zindagi bedeutet Leben. Sie verschwindet wieder aus seinem Blickfeld, nur um immer wieder seinen Weg zu kreuzen. Es kommt, wie es kommen muss, sie verlieben sich ineinander, doch ohne die Worte zu finden, es sich auch einzugestehen. Derweil hat Shambu Zindagi, eigentlich heißt sie Pooja, die in seinem Krankenhaus als Krankenschwester arbeitet, zu seiner Schwiegertochter erkoren und stellt Roop vor vollendete Tatsachen. Nach einigem Hin und Her begreift der widerwillige Bräutigam, wer seine Zukünftige ist und beide schweben erst mal in einer heiteren Songeinlage im siebten Himmel.

Hier wäre eigentlich das Happy End perfekt, doch die Wirklichkeit holt Roop schnell wieder ein. Er braucht dringend Geld, damit Shambu operiert werden kann. Dumm nur, das er bei Reshma gekündigt hat, da sie ihn für sich ganz allein haben wollte. Ihr Bruder hat ihm daraufhin auch die Möglichkeit verbaut, woanders Arbeit zu finden. In einem herzerweichenden Song gesteht sich Roop seine Hilflosigkeit ein und kehrt zurück zu Reshma, um sich zu verkaufen. Seine Stimme und sich selbst. Um das Leben seines Vaters zu retten, verrät er seine Liebe zu Pooja und schickt sie fort.
Als er durch einen Showauftritt seine Schulden bei Narang begleichen kann, sieht er seine Verpflichtungen ihm und dessen Schwester gegenüber als erledigt an und will zu Pooja zurückkehren. Doch er hat nicht damit gerechnet, das diese Verpflichtung lebenslang bedeutete und sie ihn nicht freiwillig gehen lassen werden. Roop muss jetzt kämpfen, gegen Reshma und Narang, um seinen Vater und seine große Liebe und sein Leben Pooja…

Chaahat ist ein weniger bekannter Film von Shah Rukh, der eigentlich erst ins Blickfeld rückte, als er in deutscher Synchro erschien. Doch die hat dem Film keinen guten Dienst erwiesen. Diese Synchro ist mit das Schlechteste, was ich je gehört habe. Teilweise fühlte ich mich wie in einer Bahnhofshalle. Der Film ist sicher keiner von Shah Rukhs besten, aber ich mag ihn. Er ist in Punkto Qualität, Songs und Inhalt eigentlich eher unterdurchschnittlich, doch Shah Rukh als Roop überzeugt und rettet den Film vor dem Niedergang. Der Film fängt harmlos an, baut in typischer Bollywoodmanier eine Liebesgeschichte auf, um dann in einer absoluten Gewaltorgie zu enden. Wer Shah Rukh als blutigen Rächer mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Zu der Zeit gefiel sich Shah Rukh in diesen Rollen, erst später gelang es ihm, diese Dämonen in sich zu bannen.
Chaahat gehört eindeutig zu den Filmen, bei dem man getrost seine Logik auf ein Bierchen schicken kann. So kämpft der frisch operierte Papa frohgemut an der Seite seines Sohnes und Roop schafft es trotz gebrochener Knochen, auf ein Dach zu klettern und Narang herauszufordern. Hier lässt er sich noch mal nach Strich und Faden verprügeln, ehe er endlich zurückschlägt und Narang seinerseits zeigt, was Schmerz bedeutet.

Die Paarung Shah Rukh und Anupam funktioniert auch in diesem Film wieder hervorragend, sie spielen die lustigen wie auch die ergreifenden Szenen sehr überzeugend. Ihr Song Daddy Cool, der zweimal auftaucht, ist zwar schräg, gefällt mir aber trotzdem. Das es zwischen ihm und Pooja nicht so richtig knistert, ist zwar schade, die beiden bilden aber einen guten Kontrast zu der obsessiven und destruktiven „Liebe“ von Reshma. Mir kommen jedes Mal die Tränen, wenn Roop Pooja wegschickt, da er sich und seine Liebe an Reshma verkauft hat. Shah Rukh macht sich so klein in der Ecke, als wolle er in die Wand kriechen. Bis zum Schluss hält er ihre Hand als letzte Verbindung, bis er auch diese löst.
Letztens hatte ich wieder eine Diskussion, wie weit sich Roop wirklich verkauft hat. Für mich spricht allein die Szene, als er wie selbstverständlich in ihrem Schlafzimmer auftaucht, Bände. Ich bin sicher, so wie er ihr auf die Frage, ‚auch Roop?’ mit ‚auch er’ antwortete und sich dabei das Messer in die Hand treibt, hat er nicht nur seine Stimme verkauft, sondern auch seinen Körper. Das einzige, was sie nicht bekommen konnte, war seine Seele und sein Herz. Die Seele gehörte seinem Vater und sein Herz Pooja.

Roop geht durch die Hölle, als er es endlich schafft, aus dem Bannkreis der Narangs auszubrechen. Sein Vater wendet sich ob des Verrats an seinen Vorfahren ab, Zindagi ist entschlossen, ihren Jugendfreund zu heiraten und weist ihn ab. Roop bricht buchstäblich zusammen, doch die helfende Hand kommt ausgerechnet von diesem Jugendfreund, der sich nicht zwischen diese Liebe stellen will und sie wieder vereint. Wir dürfen uns nach ihrer Hochzeit in der scheinbaren Sicherheit eines Liebessongs vor beeindruckender Kulisse wiegen, als die Gewalt ein letztes Mal mit gnadenloser Härte in diese Idylle einbricht. Diese Wechsel zwischen Wohlfühlszenen und nervenaufreibender Grausamkeit ist manchmal sehr abrupt. Auf die Szene a la ‚Spiel mir das Lied vom Tod’ möchte ich nicht näher eingehen, sie ist einfach zu heftig.

Doch gemäß der vorherrschenden Bollywoodlogik bekommt der Schurke am Ende seine Strafe und der Held darf mit seiner Heldin in den Sonnenaufgang reiten, wenn auch reichlich angeknackst. Aber sie ist ja Krankenschwester.
Da ich den Ethnolook an Shah Rukh mag, komme ich auch in dieser Beziehung voll auf meine Kosten, auch die Kostüme in dem Studiosong sind nicht zu verachten. Und wer sagt, das Shah Rukh nicht vor der Kamera küsst? Nun gut, es war ein süßer Welpe, aber wer will denn so kleinlich sein. Und so ein paar Knöpfe sind wieder mal völlig umsonst an seine Oberteile genäht worden, die hätte man auch gleich weglassen können. Für mich hat Shah Rukh definitiv zur globalen Erwärmung beigetragen, schaut euch nur mal die windgebeutelte Klavierfantasie von Reshma an.

Shah Rukh’s intensives Spiel in diesem Film geht unter die Haut, seine Augen drücken manchmal mehr aus als tausend Worte und wenn er sagt, ‚es verletzt mich nicht’, dann fühlen wir dafür seinen Schmerz. Dazu spielt Naseeruddin gekonnt den negativen Part des kaltblütigen, über Leichen gehenden, seine Schwester bis zum Exzess liebenden Bruders, das es Angst macht.
Sicher kein Film für Bollywoodeinsteiger und nix für schwache Nerven, ist er doch ein Muss für alle Fans von Shah Rukh Khan.