„Someone… somewhere… is made for you“ – das ist der Slogan des Films (1997) und die Leitlinie der Handlung. Irgendwo ist jemand für dich gemacht. Ein schöner Gedanke.
Die verträumte Pooja (Madhuri Dixit) glaubt daran. Sie ist sicher, ihren Seelenverwandten zu finden und zu heiraten. Sie lebt als Waise bei ihrem Onkel und ihrer Tante, sowie deren Sohn Ajay (Akshay Kumar) und tanzt aus reiner Freude daran.

Rahul (Shah Rukh Khan) ist Tänzer und Regisseur einer Tanzgruppe und organisiert Bühnenshows. Er glaubt nicht an Liebe und Seelen, die füreinander bestimmt sind, doch trotz allen Zynismus hat er seine ideale Traumfrau vor Augen, die er Maya nennt. Nach ihr benennt er auch seine neue Show, deren Handlung ihm aber noch unbekannt ist.
Ihre Wege kreuzen sich unbewusst einige Male, sie horchen zwar auf, doch es braucht erst einen Schubs des Schicksals, bis sie sich das erste Mal wirklich gegenüberstehen.

Und den liefert Nisha (Karisma Kapoor), Tänzerin in Rahuls Truppe und seine beste Freundin. Sie ist in Rahul verliebt, kann es ihm aber nur gestehen, als sie einmal etwas zuviel getrunken hat. Als sie sich bei den Proben für die neue Show verletzt und nicht tanzen kann, muss sich Rahul schnell nach einem Ersatz umschauen, da er Termine einzuhalten hat. Den findet er im benachbarten Tanzstudio, wo er Pooja alleine tanzend entdeckt. Nur widerstrebend erklärt sie sich bereit, den Versuch zu wagen, da sie noch nie vor Publikum getanzt hat. Bei der Arbeit und anderen Anlässen kommen sie sich näher, doch ohne es sich oder einander einzugestehen.
Der vierte im Bunde ist Ajay, der schon lange in Pooja verliebt ist und sich auch endlich traut, sich zu offenbaren und ihr einen Antrag macht. Obwohl sie ihn eher als Bruder und Freund betrachtet, zieht sie aus Liebe und Dankbarkeit ihrem Onkel und ihrer Tante gegenüber in Erwägung, seinen Antrag anzunehmen, auch wenn ihr Herz längst Rahul gehört.
Eine ziemlich verzwickte Konstellation aus Liebe und Freundschaft, und wie so oft in Hindifilmen, die Bereitschaft, seine/ihre Liebe auf dem Altar von Schuld und Dankbarkeit zu opfern. Reicht es für die Ehe, wenn nur einer der beiden liebt? Kann man mit einem faulen Kompromiss leben oder ist es besser, einen wenn auch schmerzhaften Trennstrich zu ziehen?
Wie diese vier so unterschiedlichen Figuren es schaffen, ihre Beziehungen zu klären und ob sie es schaffen, das die richtigen zueinander finden, bildet die interessante Handlung dieses Films.

Erfrischend neu an diesem Film sind die parallel verlaufenden Handlungen auf und neben der Bühne, die einander reflektieren und beeinflussen. Die Beziehung zwischen Rahul und Pooja wächst und wird intensiver, doch während sich das Stück, das passenderweise Maya heißt, entwickelt, wissen nur Rahul und Pooja, die sich auf der Bühne gegenüberstehen, das ihre Dialoge und Handlungen echt sind. Aber nur dort können sie reden, denn besonders Rahul weigert sich hartnäckig, seine Liebe zuzugeben. Als nun auch noch Nisha und Ajay wieder ins Spiel kommen, spitzt sich sowohl auf der Bühne als auch im wahren Leben die Lage zu.
Der Schluss der Show scheint festzustehen, als sich Pooja dazu entschließt, Ajay zu heiraten. Als sie es der Truppe mitteilen, sieht Rahul schweigend zu, seine Verzweiflung und Ohmacht zeigt sich nur in seiner verkrampften Haltung und starrem Blick. Mit versagender Stimme versucht er weiterzumachen, er weiß nun, wie sich Nisha gefühlt haben musste, als sie sich eingestand, das Rahul sie nicht liebt.
Die weitere Inszenierung des Stücks ist schmerzhaft, doch erst hier kann er Pooja fragen, ob sie ihn jemals geliebt habe. In einem wunderbar inszenierten Showdown (ohne Blutvergießen, wenn man mal von reichlich Herzblut absieht) finden sie mit Hilfe ihrer Freunde dann endlich zusammen.

Regie bei dem Film führte Yash Chopra, produziert hat er ihn zusammen mit seinem Sohn Aditya Chopra. Er ist auch kurz im Vorspann mit seiner Frau auf einer Bank zu sehen. Der Film gleicht mit seinen vielen Songs und auf der die Bühne verlagerten Handlung mehr einem Musical und ist auch so konzipiert. Tanz und Musik stehen im Vordergrund, darum drehen sie die Figuren und Situationen. Die Handlung ist eigentlich zu dünn, um einen Dreistundenfilm zu füllen, doch die wunderbaren Schauspieler schaffen es spielend, den Film zu tragen und keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Desgleichen die Songs mit Ohrwurmqualität und die großartigen Choreografien. Die Botschaft des Films mag belanglos erscheinen und doch ist sie so wichtig, gerade zu heutigen Zeiten. Und das macht den Film auch so zeitlos und weiterhin aktuell.
Anders als in anderen Filmen nimmt sich der Regisseur hier die Zeit, die Figuren vorzustellen. Ihr Leben, ihre Bindungen und Verpflichtungen. Damit vergeht gut die erste Hälfte des Films, erst kurz vor der Pause treffen Rahul und Pooja bewusst aufeinander und diese folgenschwere Begegnung läutet die zweite Hälfte ein. Dadurch zieht sich der Konflikt der überkreuzten Beziehungen nicht wie Kaugummi durch den ganzen Film, sondern steuert schnell und ohne nennenswerte Längen auf den Höhepunkt zu.

Die Paarung Shah Rukh Khan und Madhuri Dixit war eine gute Entscheidung von Yash Chopra, der bereits in Darr mit Shah Rukh gut zusammengearbeitet hatte. Auch Karisma Kapoor, die damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war und Akshay Kumar sind gut besetzt. Beide Damen dürfen zeigen, dass sie tanzen können. Besonders natürlich Madhuri, die mit Shah Rukh ein traumhaftes Paar bildet, aber leider in den eher modernen Songs kaum ihr klassisches Tanztalent zeigen darf. Karisma kann durchaus mithalten, wie sie in einem wahren Tanzduell der beiden Konkurrentinnen beweist. Obwohl Karisma und Akshay hier die undankbare Rolle des dritten Rads am Wagen spielen, werden sie nie melodramatisch. Sie nehmen ihre Niederlage mit Größe und treten beiseite, als sie die Liebe zwischen Rahul und Pooja erkennen. Besonders Akshay kommt sehr sympathisch rüber, auch wenn wir ihm übel nehmen, dass er Pooja heiraten will. Aber da weiß er ja noch nix von Rahul.
Doch solche Konstellationen ergeben nun mal die konfliktträchtigsten und interessantesten Filme. Wie Rahul erklärt, A liebt B, B liebt aber C, und C liebt D. Nur, das in Wirklichkeit D C liebt… Oder so ähnlich, tja, ist schon kompliziert und immer sehenswert.

Doch den Mittelpunkt bildet Shah Rukh mit seiner Energie und jungenhaftem Charme. Einmal mehr zeigt sich, das er auf die Bühne gehört. Er fegt mit einer Leichtigkeit durch den Film, das er alle mitreißt, inklusive der Zuschauer. Er nimmt sich nicht zu ernst, kann auch mal über sich selbst lachen und meistert auch die emotionalen Szenen gewohnt souverän. Er spielt den typischen Rahul, der ihn berühmt und beliebt machte und den er in KKHH und K3G perfektionierte. Yash Chopra legte hier einen bedeutenden Grundstein.
Dil To Pagal Hai ist ein Film, der erst beim zweiten oder dritten Mal funktioniert. Beim ersten Mal fand ich ihn ziemlich fad und nichts sagend. Einfach unspektakulär im Vergleich zu anderen Filmen. Erst später gefiel er mir besser und besser. Und er kommt mir jedes Mal kürzer vor. Sicher gibt es die typischen Klischees, die in einem Choprafilm nicht fehlen dürfen. Madhuri in Chiffon, malerische Kulissen als Kontrast zu dem eher schlichten Studio im (amerikanischen) Loftstil. Doch die intensiven Szenen, meist ohne Worte, nur mit den Augen und Körper gespielt, machen das mehr als wett. Und derer gibt es viele. Das erste Treffen von Rahul und Pooja, die Szene von Rahul und Nisha am Seeufer, die Aur Bas Szene, seufz… mehr Erotik geht kaum. Man muss als Frau schon blind und taub oder tot sein, um bei der Stimme und dem Blick immun zu bleiben.

Ach ja, Musical. Dementsprechend viele Songs sind dann auch in dem Film, mit zwölf Stück fast doppelt so viele wie gewohnt. Und ich als Musicalfan komm hier voll auf meine Kosten, denn die Songs sind meistens auch dementsprechend aufgezogen und nur selten Traumsequenzen.
Ek Duje Ke Vaaste dient als Vorspannsong und wird dann sehr passend als Leitthema des Films eingesetzt. Le Gayi führt Karisma mit ihrem Auftritt in der vorigen Show ein. Der Song ist nicht sehr abwechslungsreich, dafür ihre Kostüme.
Rahul erklärt mit Hilfe von Bholi Si Surat seinen Mitstreitern sein Konzept der neuen Show, während parallel Pooja über die Wiesen hüpft. Nicht sehr originell, aber unterhaltsam. Echt Chopra. Doch die Szene, in der sich ihre Seele das erste Mal flüchtig berühren.
Sehr schönes Lied mit tollen Kulissen ist Pyar Ka, bei dem Rahul und Pooja, auch wieder parallel aber räumlich getrennt, denselben Mond ansingen.
Ajays Song mit Pooja ist Dil To Pagal Hai, für den in Deutschland gedreht wurde, im Europapark Rust. Nicht ganz das, was wir wollen, da der falsche Tanzpartner, aber ganz nett. Zwischendurch taucht ja auch immer mal Shah Rukh auf.
Mein Favorit ist Koi Ladki Hai, der Haathi Song mit den Kindern im Regen. Wobei man sich fragt, wie realistisch die ganze Kulisse ist. Doch der Song ist einfach toll und das Sahnehäubchen ein nasser Shah Rukh, hach.

Dance of Envy, das tänzerische Duell von Nisha und Pooja auf der Bühne. Braucht keinen Text. Einfach nur grandios. Are Re Are kommt gleich zweimal, einmal in einer rasanten Variante als Ohrwurmanwärter und dann in einer langsameren Version. Beide sehr schön, nur eins: ein Ganzkörperkondom steht niemanden, nicht mal einer Frau mit der Figur von Madhuri.
Da die Alpen in einem Film von Yash Chopra nicht fehlen dürfen, die grünen Wiesen tauchen in Dholna auf. Immer wieder ein Klassiker, der jedes Mal funktioniert.
Die Climax leitet dann ein Medleysong ein, eine gelungene Zusammenfassung einiger der Songs. Und zum Schluss dann noch mal Dil To Pagal Hai als Abschluss der Show. Klasse.
Der Film, der sieben Filmfare gewann, ist sicher reiner Eskapismus, aber so was von schmackhaft angerichtet, das es schwer fällt, daran vorbeizugehen. Man wird süchtig danach, deshalb landet er immer wieder im Player. Und für alle Fans der Paarung Shah Rukh – Madhuri ist der Film sowieso ein Muss.

PS: kann irgendjemand erkennen, was das für ein Auto ist, das Rahul fährt? Ich find es einfach zu knuffig, sieht aus wie ein Spielzeugauto…