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Sep 25, 2011

Für Tara ist Don 2 spezieller als Ra.One, die nächste große Veröffentlichung von Shah Rukh Khan. Es war während der Dreharbeiten für diesen Film, als die dreifache Mutter frostige minus 9 Grad aushielt, um ein Poster zu halten, auf dem stand: Alvida chahte hain ke aap humare saath ek group photo lijiye. Pyar se! Die kleineren Fehler in der Bitte seien verziehen. Hindi ist schließlich nicht ihre Muttersprache, noch ist sie Inderin. Tara ist eine Deutsche – eine der unzähligen Anhänger von SRK, die den Bollywoodstar von einer Location zur nächsten jagten, und während der sechswöchigen Dreharbeiten zu Don 2 letztes Jahr vor seinem Hotel Wache standen. Tara ist auch nicht ihr echter Name. Sie ist Heike V, eine in Berlin lebende Pädagogin, die diesen Namen annahm, als sie vor ein paar Jahren einem SRK-Fanclub beitrat.
Sie ist nicht allein. Deutschland und die benachbarten Länder haben seit langem eingefleischte Fans von SRK gehabt, vor allem seit 2004, als ein deutscher Fernsehsender, RTL2, zum ersten Mal den in deutsch synchronisierten Film Kabhi Khushi Kabhi Gham ausstrahlte.
Das deutsche Interesse am indischen Kino ist nicht neu. Raj Kapoor, Satyajit Ray und Mrinal Sen haben in der Vergangenheit ein Nischenpublikum bezaubert. Jetzt allerdings reisen die Fans sogar nach Indien und lernen Bollywood Tanzschritte. Oft geht das Interesse an all den indischen Dingen über die Filme hinaus. Als kürzlich der Kreuzzug gegen Korruption in Indien lief, stand auf Tara‘s Facebook Pinnwand folgende Botschaft, ‚Ich unterstütze Anna Hazare‘. Als Extraeffekt war die Trikolore beigefügt worden.
Leute wie Tara sind eine kleine, aber maßgebliche Gemeinschaft, sagt Michael Schied, ein in Berlin lebender Gelehrter der Südasienwissenschaften. Die ganze Zeit, während Don 2 in Berlin gedreht wurde, interviewte Schied Fans von SRK. „Da stand jeden Tag eine Gruppe von Fans vor seinem Hotel. Das Versammlung wurde an den Wochenenden größer, wenn Fans aus anderen Teilen Deutschlands, Österreich und Polen dazu stießen“, fügt er hinzu.
Die Euphorie war allzu offensichtlich. Jede Bewegung von Shah Rukh bei den Dreharbeiten löste einen Schrei von der Menschenmenge aus, die „Shah Rukh-Shah Rukh“ und „Om Shanti Om“ rief. Tara gehörte zu denjenigen, die an seinem Geburtstag am zweiten November mit einem Kuchen vor seinem Hotel standen. „Das erste was uns Hrithik Roshan, der in dem Film einen Gastauftritt hat, fragte, als er uns in dieser Nacht sah war, was wir zu dieser Stunde auf der Straße machten“, sagt Tara. Sie hatte Glück und traf SRK. Was den Geburtstagskuchen angeht, den aßen Tara und ihre Freunde, weil die Wachleute sie nicht ins Hotel ließen.
So vernarrt sind seine Fans, dass SRK’s Erscheinen bei der Berlinale 2008 (Berliner Filmfestspiele) eine Herausforderung für die Veranstalter war. „Nicht nur Verkehrsstaus, die Leute überschwemmten auch den Boulevard vor dem Kino“, sagt Maya Kristin Schonfelder, eine Journalistin aus Berlin. „Die Mitarbeiter der Berlinale waren so beunruhigt, dass sie kurz erwägten, Shah Rukh durch die Luft zu befördern, aber er lehnte ab und ging direkt in die Menschenmenge hinein und verbrachte eine ganze Stunde mit seinen Fans.“ Kein Wunder, das die Karten für Om Shanti Om in weniger als fünf Minuten ausverkauft waren.
Diese Darstellung offener Bewunderung sieht dem gewöhnlich reservierten und verklemmten Deutschen gar nicht ähnlich. In der Tat ist selbst das Klatschen in den Kinos unüblich. „Bollywood wirkt auf einem bestimmten emotionalen Level, was westliche Filme nicht tun“, erklärt Schied, während Schonfelder ergänzt: „Hindifilme sind zumeist bei jungen Leuten beliebt, die ins Ausland gereist sind oder dies zumindest durch Internet und Facebook bekannt ist. Diese Generation unterscheidet sich von der älteren und ist viel emotionaler und bereit, sich zu äußern. Außerdem bietet Bollywood im Unterschied zu Hollywood eine ideale Flucht. Jeder weiß, dass die Geschichten in diesen Filmen nicht real sind.“