Double impact – earth and fire

Sheela Naheem

Sie hatten keine Angst vor dem langen Schatten Amitabh Bachchans. Sie hatten es geschafft und wie! Doch heute müssen beide neue Risiken eingehen… je eher, desto besser. Eine kritische Beurteilung der beiden Hauptspieler
Gegenteile ziehen den Zuschauer an. Einzeln betrachtet sind sie bemerkenswert unterschiedlich – wie Erde und Feuer. Zusammengenommen widerspiegeln sie viel von dem, was am indischen Kino der 1990er Jahre neu und besser ist.
Glücklicherweise waren beide jung und von Natur aus selbstbewusst, um mit dem langen Schatten Amitabh Bachchan derart belastet zu werden. Ihre Originalität und Zuversichtlichkeit halfen, das indische Kino aus seiner Flaute gegen Ende der 1980er Jahre hinaus wieder in Schwung zu bringen.
Jetzt sind sie auf bestem Wege dahin, die Filmindustrie nach ihren eigenen Bedingungen umzugestalten. Doch stecken beide heute im Alter von 31 selbst in einem Dilemma. Wie wagemutig und erfinderisch wollen sie sein, jetzt wo sie ihre Marke aufgebaut haben – jetzt wo sie es geschafft haben?
Sie schafften es unter ihren eigenen Bedingungen: Aamir Khan mit einer gewissenhaften Detailgenauigkeit und einer Vorliebe für das gemäßigte und natürliche, Shah Rukh mit seiner ruhelosen Energie, rasenden Emotionen und einer angeborenen Komplexität und Neugierde. Jeder ist bei seinen eigenen schauspielerischen Stärken ein Risikoträger gewesen, aber keiner ist bis jetzt ein ‚Allrounder‘.
Athletische Metaphern funktionieren wirklich gut bei ihnen – und nicht nur, weil jeder ein bemerkenswerter Athlet ist. Aamir hat ein Temperament und Talent, ähnlich einem zerebralen, fachmännischen, hartnäckig zielstrebigen Athlet. Seine mentale Vorbereitung und Hingabe garantieren wenige Fehler, beschränken aber auch die echten Chancen, die er eingeht.

Shah Rukh ist dichter dran, ’natürlich‘ zu sein – begabt, aber mit der Wildheit, angeborenem Schauspiel und einem Mysterium an Fähigkeiten, die weder völlig gemäßigt noch völlig beherrscht sind. Shah Rukh ist fähig, das Publikum zu verblüffen und sogar sich selbst zu überraschen, aber ebenso fähig, alle Beteiligten tief zu enttäuschen. Aamir ist stabil, Shah Rukh explosiv.
Die Athleten und Schauspieler, die sich langer Innings erfreuen, tun das normalerweise, indem sie angeborene Stärken mit erworbenen Fähigkeiten ergänzen. Sicher, der Erfolg lässt Sie eine Zeit lang kreuzen und wiederholen, was funktioniert – sie machen wenige, aber kalkulierte Korrekturen. Das funktionierte atemberaubend gut bei Amitabh, der eine außergewöhnliche Karriere nach eben solch einer Formel führte. Doch das da draußen ist jetzt eine schöne neue Welt – mit jeder Menge Konkurrenz und einem Publikum und einer Branche im Fluss.
Daher ist der nächste Schritt für Aamir und Shah Rukh heikel. Dehnen sie sich aus? Gehen sie echte Risiken ein und arbeiten an ihren jeweiligen Schwächen?
Beide sind aufgeweckt, talentiert und engagiert. Doch der Erfolg hat eine Art, Wagemut zu zähmen und aus Künstlern vorsichtige Unternehmer zu machen. Es muss erst noch beantwortet werden, ob Aamir und Shah Rukh den Erfolg meistern oder von ihm gemeistert werden?

Aamir – der richtige Maßstab, einige falsche Töne
Sowohl Aamir als auch Shah Rukh bekamen prompte Beachtung in zweifelsfreien Debüts. Sie waren nicht zum Film gekommen, um jemandes schwache Nachahmung zu sein oder jemandes Status quo nachzujagen. Aamirs echte frische und prickelnd lebendige Darstellung in Qayamat Se Qayamat Tak durchdrang den erschöpften und zunehmend verbrauchten Pathos der späten Achtziger.
Romantische Filme kamen mit einem Knall zurück, doch wichtiger war für die neunziger Jahre, das jugendliche Energie und realistische Helden die schwerfällige überlebensgroße Skala der Figuren von Amitabh verdrängten.
Von seiner ersten Darstellung an bestand Aamir ruhig, aber erbittert auf einem natürlichen Schauspielstil. Anfangs bot die realistische Skala seiner Darstellungen einen gezielten Gegensatz zu Amitabhs Vorliebe für die epische Sparte.
Im Laufe der 1990er Jahre hat Aamir trotz all der kritischen und populären Aufmerksamkeit, mit der extravagante und intensive Darstellungen überschüttet wurden, unbeirrbar an dieser gedämpften und erstaunlich detaillierten Annäherung an seine Figuren festgehalten.
Es ist eine lange und häufig einsame Kampagne gewesen, mehr Realismus in die heißgelaufenen Beschränkungen des Mumbaier Melodrams zu hauchen und Aamir hat eindeutig einen Preis bezahlt. Nominiert für einen Award in jedem Jahr (wirklich jedes Jahr?), seit er zum Film kam, hat er berufliche Ehren unweigerlich an protzigere Darstellungen gehen sehen.
Eine Menge guter Arbeit ist unbelohnt geblieben. In Dil Hai Ke Manta Nahin rettet Aamirs beharrliche, clevere Erfindungsgabe einen Film, der gewillt zu sein schein, sich selbst zu ruinieren. Heftigst fehlbesetzt, ist eine etwas angesäuerte, schroffe Pooja Bhatt schwierig zu handhaben, aber Aamir bleibt gelassen und behält eine leichte Hand. Er lässt den humoristischen Frust zu Zerstreutheit und danach Zuneigung werden und mildert in dem Prozess Pooja Bhatts Figur, um die Beziehung schließlich für die Zuschauer funktionieren zu lassen.
Nur ein Jahr trennte die Veröffentlichung von Jo Jeeta Wohi Sikandar und Hum Hain Rahi Pyar Ke, aber ihre Figuren scheinen mehr als 15 Jahre zu trennen. Wohl ist Aamir bereits ein wenig zu erwachsen, um den unreifen Jungen zu spielen, der sich in Jo Jeeta … der Lage gewachsen zeigt und ein bisschen zu jung noch, um eine Vaterfigur in Hum Hain… zu übernehmen. Aamir übt keinen Druck aus, übernimmt sich nicht. In jedem erfüllt er auf nette Weise die Erwartungen. Seine Natürlichkeit, seine Beherrschung alltäglicher Details, und sein müheloses Timing geben diesen Filmen eine solide Verankerung. Seine Figuren – und ist das die eigentliche Konstante in seinen Filmen – besitzen eine unmittelbare Glaubwürdigkeit und Sympathie.
Aber Hum Hain … deutet auch ein Problem an, das sich in den folgenden Jahren tendenziell verstärkt hat. Aamirs gedämpfte, präzise gezeichnete Charakterisierungen lassen ihn manchmal in seinen eigenen Filmen verschwinden. Juhi Chawla – in frecher und lebhafter Höchstform – trägt in Hum Hain… die Aufmerksamkeit und das Herz des Publikums eindeutig davon. Aamir müsste sich ihrer emotionalen Energie anpassen, um den Film besser zu balancieren und das tut er nicht.

Die mannigfaltigen Erfordernisse seiner Rolle in Dil bestätigen nicht nur Aamirs Reichweite und seine vielfachen Stärken, sondern weisen auch darauf hin, dass Unbeirrbarkeit nicht immer eine Tugend ist. Es ist verführerisch, von Aamirs rachsüchtiger Nachstellung von Madhuri Dixit in Dil auf das zu schließen, was hätte sein können, hätte er die Stalkerrolle in Darr übernommen.
Aamirs starrer stechender Blick und reine Wut sorgen für eine kurze, intensive Szene in Dil, aber einen misstönenden Übergang. Der hinterlassene Eindruck ist überraschend unsympathisch. Die Darstellung suggeriert reine Rache, ungemildert durch Schmerz oder Verletzlichkeit.
Was auch immer Yash Chopra’s ursprüngliches Konzept für Darr war, die verfilmte Version ernährt sich von der Dualität seiner Figuren. Sunny Deol, der normalerweise der unbestrittene Ehemann/Held wäre, ist keine, nun, gänzlich beruhigende Hauptfigur. Das machomäßige Beschützerverhalten ist zweischneidig und scheint mehr verwurzelt in seinem eigenen Ego als in seiner Liebe zu Juhi Chawla.
Umgekehrt ist Shah Rukh Khan, der ein furchterregender, wenn nicht gar verabscheuungswürdiger Schurke sein sollte, weit verwirrender – er ist furchterregend und mitfühlend. Ersetzen Sie ihn mit Aamir und Sie bekommen einen Film, der genauso spannend ist, aber viel unkomplizierter und weniger moralisch zweideutig.
Aamirs Zielstrebigkeit dient ihm besser in Raakh und Aatank Hi Aatank, obwohl keiner dieser Filme ihm gute Dienste leistet (Raakh ist unbarmherzig mürrisch, Aatank eine unglückliche Kombination aus Anspruch und Ungeschicklichkeit).
In Aatank ist die Umsetzung der Michael Corleone ähnlichen Figur absolut und gefühllos, Aamir nicht anders. Das zurückgegelte Haar ist ein Fehler – es übermittelt ein verrücktes stutzerhaftes Aussehen – aber die Wildheit ist richtig.
1995 scheint sich eine grüblerische Nachdenklichkeit in Aamirs Arbeit eingeschlichen zu haben. Die herzliche, lebhafte, einnehmende Qualität seiner frühen Darstellungen beginnt zu schwinden, während sich etwas Kälteres und Reservierteres durchsetzt. Die Skala seiner Darstellungen ist wie immer unfehlbar richtig. Er bleibt ohne Frage der Standardsetzer unter den jüngeren Schauspielern.
Aber Aamirs Lächeln, einst jungenhaft und ansprechend schüchtern, scheint jetzt die Anstrengung nach zwei Drittel des Weges zu erwägen – als ob von einer verborgenen Traurigkeit zurückgezogen.
Vielleicht ist es einfach ein sachlicher Entschluss. In den letzten beiden Jahren musste Aamir vorrangig seine kommerzielle Bandbreite erweitern. In Baazi wirft er sich sowohl in seine Macho als auch Transvestitenszenen mit der gleichen Leidenschaft, aber verschiedenen Ergebnissen. Er ist ungewöhnlich gut im Fummel, aber sichtlich weniger heimisch bei den Erfordernissen der Actionfilme. Action wird am besten aus dem Bauch heraus gemacht und idealerweise, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen. Es erfordert auch weitgehend, dass Sie Ihr Gehirn an der Tür zur Aufbewahrung abgeben.

Nichts davon fällt Aamir leicht. Er gibt dem fadenscheinigen Helden von Baazi eine konventionelle Deutung, so dass der endgültige Effekt untermotiviert und unterfühlt ist.
Akele Hum Akele Tum passt im Vergleich dazu tadellos zu ihm. Aamir leistet ausgezeichnete Arbeit bei dem Kinderdarsteller (eine schwierige Aufgabe, die Aamir ausnahmslos mühelos aussehen lässt) und bietet eine intelligente, aufrichtige, reife Interpretation einer Beziehung in mächtigen Schwierigkeiten.
Er und Manisha Koirala wenden echtes Gefühl und Sorge im Entwickeln ihrer jeweiligen Figuren auf, aber traurigerweise zu wenig Gesamtwirkung. Der Film findet niemals eine zügige dramatische Geschwindigkeit, ganz zu schweigen davon, sie beizubehalten. Seine grimmige Feierlichkeit versenkt die tapferen Anstrengungen seiner Schauspieler und verletzt, ohne zu schreien.
Aamirs neue Arbeit Rangeela ist unschwer am interessantesten. Ram Gopal Varma’s frisches Auge für Sets und der kühne Gebrauch von Liedern und Tänzen gibt Aamir die stimulierendste Kulisse, die er seit langem gehabt hat. Aamirs Tapori verkörpert all die typischen Eigenschaften Aamir Khans, die Darstellung ist äußerst gut beobachtet, nachdenklich und genau angelegt.
Aber es ist eine Darstellung, die auch von einer dürftig ausgearbeiteten Figur behindert wird und eine Interpretation, die von Buchstabentreue und Mangel an emotionaler Komplexität beschränkt wird. Aamirs Tapori ist ein junger Mann, der es nicht eilig hat.
Es gibt keinen Hinweis auf die Art Wachstum, das Shah Rukh Khans Figur in Dilwale Dulhania Le Jayenge so dynamisch macht oder Anil Kapoor’s Tapori in Mashaal so liebenswert.
Sobald Aamir seine Figuren als taff, gewitzt und sprachlos skizziert hat, bleibt der Tapori ein statisches Wesen. Sie wollen sicher sein, dass hinter dem Getue ein unsicherer junger Kerl steckt, der wahnsinnig verliebt ist. Sie wollen einen Hoffnungsschimmer, dass hier jemand ist, der wachsen und sich ändern kann.
Aber wenn Urmila Matondkar am Ende des Films ihre Wahl trifft, fühlt es sich mehr wie Verpflichtung an als Liebe. Es hat nichts von dem Rausch am Ende von DDLJ und keine Ahnung von zwei Menschen, die richtig füreinander sind. Der Tapori von Rangeela ist ein klassischer Fall von gehemmter Entwicklung. Sie verlassen das Auditorium mit dem Gedanken – hm, diese Beziehung hat soviel Chancen zu überleben wie ein Eiswürfel in der Hölle.
Trotz seines überragenden Erfolgs hat Raja Hindustani weitgehend dasselbe Problem. Während der Held ehrlich und effektiv gezeichnet ist, lässt ihn sein Mangel an Wachstum schmerzhaft statisch. Sie stellen fest, dass Sie ebenso wie Karisma Kapoor gegen Aamirs Brust hämmern wollen und um die Entwicklung der Figur flehen.
Sie wollen die Figur mehr mögen, als Aamir Sie lässt. Sie stellen fest, dass Sie sich nach einer pralleren, gefälligeren, emotional befriedigenderen Darstellung sehnen. Es gibt eine distanzierte Qualität bei diesen kürzlichen Darstellungen – als ob Aamir Khan seine Figuren seziert, ihre Herzen bis jetzt aber noch nicht gefunden hat. Der Rest seiner Arbeit ist jedoch so gut, so ehrlich, dass Sie wissen, dass dies behoben werden kann. Er kann ihr Herz finden, wenn er es will, wenn er hinsieht.

Shah Rukh – so aufgedreht
Natürlich ist es selten das Herz, das in Shah Rukh Khans Darstellungen fehlt. Aamir Khans Alter Ego ist kühn anstatt zaghaft, laut anstatt bedacht und überenthusiastisch anstatt reserviert. Immer eher zu viel als zu wenig.
Shah Rukhs lebhaftes Debüt in Deewana gebiert wiederholtes Ansehen. Das Energieniveau klettert so massiv mit seiner Ankunft, dass es einem ‚Zuckerschock‘ ähnlich ist – Sie können es buchstäblich unter der Haut fühlen. Und er kommt mit einem überraschend vollen Paket – Intelligenz, Anmut, Empfindsamkeit, Leidenschaft und Sicherheit. Praktisch jedes Element seiner späteren Darstellungen ist vorhanden (bemerkenswerte Ausnahme ist die emotionale Reife, die plötzlich in DDLJ in Erscheinung tritt). Das sind die guten Nachrichten und die schlechten.
Shah Rukh kann ein sehr frustrierender Darsteller für die Zuschauer sein, die von seinen offensichtlichen Gaben angezogen sind, aber zunehmend von seiner Maßlosigkeit erschöpft oder ausgeschlossen. Wie sich Shah Rukh offensichtlich im Klaren ist, ist Energie sein vergleichsweiser Vorteil. Aber es ist im Moment auch eine ausgewachsene Sucht.
Die Frage mag nicht sein, ob er es in den Griff bekommen kann, sondern ob er das wirklich will. Im Augenblick ist es eine Art Sicherheitsnetz. Wenn unter Zeitdruck oder im Zweifel, dreht er einfach die Intensität auf. Es ist eine Abkürzung, ein Rückfall, ein Sicherheitsnetz. Und er hat es in letzter Zeit verdammt oft verwendet.
Shah Rukhs Energie ist in seinen frühen Filmen fokussierter und zielbewusster, wo sie integraler für die Figur und weniger offensichtlich eine Krücke war. Seine von Liebe überwältigte Figur in Deewana und sein erfolgshungriger Ingenieur Raju (Raju Ban Gaya Gentleman) zehrten von der obsessiven und nervösen Energie von Shah Rukh.
Seine Hyperaktivität ist in Kabhi Haan Kabhi Naa jedoch größtenteils irrelevant. Sie trägt nicht zum weißglühenden Verlangen bei, sie beginnt, den Feinheiten in der Darstellung in die Quere zu kommen. Die Zuschauer müssen die nahezu konstante Nervosität durchkämmen, um zur Substanz zu kommen.
Abgesehen davon ist die Darstellung in Kabhi Haan … natürlich ein Wunder. Sie ist fast Weltklasse. Entwaffnend offen und herzzerreißend nachgiebig bestätigt Shah Rukh in Raju Ban Gaya Gentleman anschaulich etwas früher Offenkundiges. Seine Figur mag egoistisch sein, manipulativ und weniger ehrlich, aber ihr wird verziehen.
Ob es von der Verletzlichkeit herrührt, innerer Unschuld oder bloßer Sympathie, einigen Schauspielern – Glückwunsch dem Publikum – wird viel Raum gegeben, um in ihren Charakterisierungen das Gute für das Schlechte stehen zu lassen.
Shah Rukh hat natürlich weiter getestet, wie weit die Zuschauer bereit sind, ihm Spielraum zu geben. In schneller Folge machte er Baazigar, Darr und Anjaam. Dabei zog er die Grenzen für Hindifilmhelden neu.
Zumindest in Baazigar und Darr kultivierte er sorgfältig den gequälten und positiven Kern seiner Figuren. Sie blieben fehlerhafte, sympathische Menschen, die furchtbare Dinge machten.
Die Motivation von Baazigar ist fragwürdig, ein planloser Ableger des persönlichen Rachethemas von A Kiss Before Dying, beide US-Versionen gingen näher auf die Frustrationen der sozialen Schicht als auch die dunkle Seite des amerikanischen Traums ein.
Darr ist aussagekräftiger in seiner Struktur und Motivationen, und die Handlung macht besseren Gebrauch von Shah Rukhs emotionaler Komplexität. Jederzeit gibt es meist zwei und häufig mehr ungleiche Gefühle, die Shah Rukhs Leinwandrolle umtreiben. Dieses emotionale Gerangel ist etwas, womit er sich wohlzufühlen scheint und worauf er neugierig ist. Auf jedem Fall gibt er dem viel Raum, wenn er nicht auf Autopilot ist.
In Darr ist er gleichzeitig ein emotional angeschlagener Junge und ein gefährlich zwanghafter Erwachsener. Der eine entschuldigt oder entkräftet nie den anderen. Die konstante Anspannung innerhalb der Figur lässt die Zuschauer auch niemals hundertprozentig schlüssig werden. Vergessen Sie den heiteren Schlusssatz am Ende des Films. Keiner kommt aus Darr heraus, ohne sein Empfinden von Liebe und Besessenheit getrübt zu haben.
Gegenwärtig bietet DDLJ den nützlichsten Maßstab dessen an, wo Shah Rukh als Schauspieler steht. Es ist ein Kompendium aus Möglichkeiten und schlechten Angewohnheiten. Ein einzigartiges Vergnügen des Films besteht darin, dass sich jede Figur ein wenig weiterentwickelt, und keine mehr als Shah Rukhs Raj. Diese Evolution des besserwisserischen, selbstgefälligen Schulversagers zum engagierten Geliebten ist herzlich, überzeugend und bewegend.

Andererseits gibt es auch das, was jeder Shah Rukhs Übertreiben nennt – der unnötig ausgedehnte, schrille und aufgedrehte Manierismus, der Raj zuweilen (besonders am Anfang) zu einer Cartoonfigur zu machen scheint. Mhm. Hat irgendjemand eine Valium für diesen Kerl?
Shah Rukh macht nie nur eine Sache, wenn er zehn reinstopfen kann. Er unterspielt niemals, wenn er übertreiben kann. Als Wirkung von all dem wird das Publikum ausgezehrt und abgelenkt. Es lässt Sie sich nach starker Schauspielkunst sehnen, die einfach, sauber und direkt ist.
Und dann oh – gibt es dieses Dishum Dishum Ende bei DDLJ. Es geschah auf Drängen von Shah Rukh (wie er in einem Interview zugegeben hat), und es ist ein riesiger Fehler, der offenbar bei jeder Betrachtung misstönender und schmerzhafter wird. Die Kampfszenen sind unnötig für den Film und die Integrität der Figuren. Es ist ebenso überzeugend als Argument, wie Sie es schon mal brauchen werden, um der Selbstbefangenheit der Starlogik zu widerstehen.
Mehr als Aamir Khan und seine anderen Altersgenossen hat Shah Rukh die physischen und psychologischen Details seines Leinwandimages kultiviert. Er hat sich vergewissert, dass die Kleidung hip ist – wie bei Hip-Hop – nicht Yuppie oder aufdringlich Bollywood. Aamir Khan mag einen bestimmten Look haben – den aufgerichteten Kragen, die hochgerollten Ärmel, die umgürtelten Hosen – doch Shah Rukh steht im großen Stil auf Styling.
Und Shah Rukh weiß (und er weiß, dass er es weiß), wie man Kleidung effektvoll benutzt. Dieses große Shirt mit aufgeknöpften Manschetten und einem Kragen, der seinen Rücken hinabrutscht, setzt ein pointiertes Ausrufezeichen hinter seine Verzweiflung in der Gefängnisszene in Chamatkar. Und die hemdlosen Anzüge in Ram Jaane sind anregend. Mit diesem einen Element suggeriert er bildlich Reichtum und Macht, was mit der rauen Bravour des Straßenkindes kollidiert.
All dieses Styling und Einstellung dient jedoch als unwahrscheinliche Methode, um Pathos zu zeigen. Der herkömmliche Held räumt ein Dutzend Schurken aus dem Weg, während seine Frisur kaum durcheinander gerät. Nicht Shah Rukh. Sich in Deewana Divya Bharati in seinen Arm zu schneiden und eine brutale Tracht Prügel in Raju Ban Gaya Gentleman über sich ergehen lassen, war erst der Anfang. Shah Rukh steht im großen Stil auf Schmerz. Seine Figuren sind Überlebende, keine Sieger.
Shah Rukhs Erfolg hat ihm erlaubt, seiner Vorliebe für Leiden nachzugeben. In Baazigar ist es ein Quantensprung an herumfliegendem Blut, Glas und Wasser und in Darr wird die Prügel noch länger und brutaler.
Die Sache bei all dem ist jedoch bis Ram Jaane und Chaahat nicht ganz eindeutig. In Ram Jaane gibt eine entscheidende Konfrontation zwischen Shah Rukh, der gerade verhaftet worden ist und seiner hauptsächlichen Nemesis.

Die Szene ist einseitig und brutal, aber das ist nicht der Punkt. Die Szene dreht sich um Widerstand, nicht Niederlage. Shah Rukhs Helden erdulden, sie weigern sich zu verlieren. Die Obsession betritt nun gefährlichen Boden, ohne Beweise für Dämpfung und irgendwelche Kontrolle, die die dunkle Energie in etwas Konstruktiveres für den Schauspieler und das Publikum kanalisiert.
Ram Jaane sammelte wenige Fans unter den Kritikern. Alles an dem Film – aber besonders Shah Rukh – ist zu viel des Guten. Es ist eine hanebüchen überzogene Darstellung. Doch mehr als alles andere ist die Charakterisierung faszinierend aufgrund ihrer Wut – auch wenn es zum Teil Jimmy Cagney ist (der Film ist ein Remake des Klassikers der 1930er Jahre, Engel mit schmutzigen Gesichtern), zum Teil Al Pacino (im Scarface Modus) und zum Teil Adrenalin in Reinkultur.
Die Raserei der Darstellung hätte besser funktionieren können, hätte der Rest des Films ein ruhiges Gegengewicht angeboten (stattdessen ist er hoffnungslos mit Shah Rukhs aggressiver Energie infiziert), und wenn Shah Rukh bei seiner Figur mehr als einen Gang eingelegt hätte. Trotzdem ist die Selbstzerstörung auf Vollgas so unverfroren, dass es schwer ist, der Darstellung nicht einigen widerwilligen Respekt für seine völlig aufgedrehte innere Logik einzuräumen.
Sie könnten denken, dass Ram Jaane uns allen zumindest den Gefallen tat, diesen speziellen Dämon aus Shah Rukhs System auszutreiben. Aber nein… Chaahat nimmt die kurze aufsässige Szene in Ram Jaane und baut sie in etwas ein, das sich wie ein Finale über drei Filmrollen anfühlt. Es ist verlockend, eine gewisse verschrobene Psychoanalyse reinzudeuten – über Schuld und absorbierender Strafe, um einen Hauch von Kontrolle über die Ereignisse auszuüben. Aber das Entscheidende für die Zuschauer ist, dass der Film sein Blutvergießen stark überzieht. Die Gewalt setzt neue Standards, alle unterste Schublade.
Exzess ist immer ein riskantes Geschäft. Für das Publikum besteht die Gefahr, dass Empfindlichkeiten abgestumpft werden. Für den Schauspieler kippt es gefährlich in Richtung Parodie. An welcher Stelle hört ein Schauspieler auf, glaubwürdig zu sein? SRK muss sich auch hier beweisen. Baut er darauf, dass ihn das Publikum in einer ruhigeren, implosiven Rolle akzeptiert? Traut er sich zu, die Leistung ohne Aufmerksamkeit heischende Eskapaden zu liefern?
Mit der Zeit ist es viel leichter (und amüsanter) für Schauspieler, Energie zu verbrauchen, als es für die Zuschauer ist, sie zu verarbeiten. Ab einem Punkt gehen aufgedrehte Schauspieler den Menschen auf die Nerven. Shah Rukh hat das besondere Glück, Alternativen zu haben. Die Frage lautete, ob er sie wahrnehmen will.

Ein Blick in die Zukunft
Erfolg ist eine verrückte, wunderbare, immer gefährliche Sache. Er lässt Sie sich selten danach sehnen, Ihre Spannweite oder den langfristigen Aufwand zur Einstimmung Ihres Publikums aufzustocken.
Aamir und Shah Rukh Khan befinden sich an aufregenden, aber schwierigen und kritischen Zeitpunkten. Aamir hat sich für weniger Filme und einem qualitativ hochwertigeren Produkt verpflichtet. Das hat kommerziell Früchte getragen. Raja Hindustani ist ein umwerfender kommerzieller Erfolg. Aber wo sind die stärkere Tiefe und die reichere Charakterisierung, die Sie von der zusätzlichen Zeit und Aufmerksamkeit erwarten würden? Wo ist der Mehrzuwachs?
Das heftige Arbeitspensum von Shah Rukh steigert die Angst davor, dass die Quantität die Qualität verdrängt und Manierismen aus schierem Zeitmangel wiederholt werden, um Figuren zu entwickeln. Wird seine unersättliche Neugier, die in der Vergangenheit die Risikobereitschaft befeuert hat, dies weiterhin tun? Wird seine Liaison mit seiner eigenen Energie ihn von der härteren Aufgabe abhalten, mehr emotionale Reife vor der Kamera zu entwickeln?
Wird sich Aamir Khan, der ein Hauptdarsteller auf der Suche nach einer Karriere als Charakterdarsteller zu sein scheint, einen Schubs geben, um an einer breiteren emotionalen Fläche zu arbeiten? Wird Shah Rukh, der häufig scharf drauf zu sein scheint, außergewöhnliche schauspielerische Gaben gegen einige manische Schauspielerei auszutauschen, die Modulation und Klarheit finden, die er braucht, um sein schauspielerisches und komödiantisches Potenzial zu erfüllen?
Werden beide die starke grundlegende und inspirierte Leitung finden, die sie brauchen? Und wenn sie sie finden, werden sie die Bedürfnisse des Superstarseins für die Anforderungen der Figur sublimieren können? Wird einer von beiden die Kontrolle ihres eigenen Schicksals und das der Branche ergreifen und beim Bombayer Film etwas bewirken?
Beide müssen Risiken eingehen, unterschiedliche Risiken. Was für Aamir riskant ist – etwas von dieser berühmten Kontrolle fahren zu lassen und unbekanntes emotionales Gebiet zu erforschen – ist Shah Rukhs zweite Natur. Und was für Shah Rukh riskant ist – die manische Fassade fallen zu lassen und realistischer zu arbeiten – ist für Aamir reflexiv.
Beide haben die Kapazität, um Allrounder zu sein. Aber werden sie es? Es gibt keine Kristallkugeln. Wir müssen einfach abwarten… schauen… und hoffen.