Warum fragen Sie Priyanka Gandhi nicht, ob sie zum Film geht?
Shah Rukh Khan spielt für einen Tag den Redakteur der Times Of India

Shashi Baliga

„Ich dachte, der einzige Weg, auf die Titelseite der Times Of India zu kommen, wäre ein Filmfare Best Actor Award zu gewinnen. Jetzt entdecke ich, dass es noch einen anderen Weg gibt“, grinste Shah Rukh Khan, während er sich im Sessel des Redakteurs der Times of India herumdrehte. SRK schaffte es nicht nur auf die Titelseite der TOI am 28. Januar 2006, er schaffte es auch, als er für einen Tag Gastredakteur der Times Indiens spielte.
Es war eine weitere Rolle für den Schauspieler, eine weitere Runde Beifall. Wie immer bei King Khan war es die ganze Zeit über vollwertige Unterhaltung. Er zog eine Show durch, angefüllt mit der richtigen Dosis Humor, Gefühl, visuellen Effekten (die Lichter gingen zweimal aus!), und gab sogar das Angebot von einem naachgaana dazu. Am Kopfende des massiven Tisches im Sitzungssaal der TOI sitzend, fragte er, „würden Sie irgendwie geringer von mir denken, wenn ich in diesem Augenblick aufstände und auf diesem Tisch tanzen würde?“ Das war die Methode des Schauspielers, mit der jetzt vorhersehbaren Frage umzugehen: Warum tanzen Sie auf Hochzeiten? Und der erhabene, teakvertäfelte Sitzungssaal, durchdrungen von der Atmosphäre spannungsgeladener Beratungen, hatte so etwas noch nie gesehen.
Die witzigen Bemerkungen und das Gelächter hörten einfach nicht auf, während ihn das zimmervoll Journalisten der TOI mit Fragen bombardierte und der Gastredaktor letztendlich ebensoviel Zeit mit dem Interview verbrachte, wie mit dem Redigieren der Zeitung. Aber welcher Journalist wird auf die Chance zu verzichten, den Badshah von Bollywood auszufragen? Lesen Sie weiter für SRKs Weltansicht…

Warum werden unsere Filme nicht besser?
Er sagte es, bevor jemand anderer es tat – „Ich weiß, dass es Leute gibt, die sagen, ‚Hindifilme sind alle bakwas, yaar – die Leute springen herum und tanzen und singen, keinerlei Klasse.‘ Aber die Filme sind ein wichtiger Unterhaltungsaspekt in Indien. Und es werden auch eine Menge guter Filme gemacht, einschließlich der in anderen indischen Sprachen.
Außerdem wer sagt, dass Hollywood nicht seinen eigenen masala hat? Betrachten Sie King Kong – ein riesiger Affe verliebt sich in ein Mädchen, wie bizarr können Sie sein?“
Er gab jedoch zu, „Wir müssen an einigen Aspekten arbeiten. Ich denke, dass unsere Filme zu lang sind, wir sollten sie kürzer machen, das Intervall abschaffen. Unsere Drehbuchschreiberei muss wissenschaftlicher werden. Aber wir sollten die Lieder und Tänze beibehalten – es ist unser USP“

Mit so vielen Starkindern hier, ist es für jemanden außerhalb der Industrie möglich, ein weiterer Shah Rukh Khan zu werden?
„Als ich kam, war ich zuerst verwirrt von den Vätern, die ihre Söhne in die Branche drängten. Aber jetzt wo ich selbst Vater bin, mag ich jene Väter“, gluckste er. Dann, im ernsten Ton, „Aber lasst uns nicht die gebührende Anerkennung der Starsöhne schmälern. Weil schließlich nichts außer Ihren Filmen geht. Wenn Ihre Filme nicht funktionieren, werden Sie nicht dort oben auf diesen Plakaten erscheinen. Ich möchte denken, dass ich meine 11 Filmfare Awards aufgrund meiner Filme habe.
Ich war erfolgreich, weil ich mir nicht die Option einräumte, zu versagen. Ich hatte keine Eltern, keine Unterstützung, ich musste es schaffen. Und ich glaube wirklich daran, wenn Sie hart genug arbeiten, werden Sie bekommen, was Sie verdienen. Wer weiß, der nächste Superstar könnte ein Kukreja oder ein Tuli sein und uns in den Schoss fallen, während wir über die Khans und Kapoors sprechen.“

Verherrlichen Hindifilme die Gewalt? Würde er noch mal einen Darr oder Baazigar machen?
„In Baazigar warf ich ein Mädchen vom 10. Stock. Aber ich bin sicher, dass jeder Mann in diesem Raum das irgendwann einmal mit irgendeinem Mädchen hatte tun wollen… vielleicht würden sie den 20. Stock bevorzugen“, scherzte er. Worauf ein Journalist erwiderte, „Jede Frau hat wahrscheinlich dasselbe bei einem Mann gefühlt!“ SRK grinste zustimmend und machte weiter, „Stimmt, das alles ist sehr subjektiv. Halte ich heute als zweimaliger Vater Baazigar für zu gewalttätig? Nein. Würde ich Darr wieder machen? Vielleicht nicht. Aber wie ich sagte, es ist sehr subjektiv. Ich kann nicht sagen, Sie sollten nur die Filme von Mr. Yash Chopra mit den gelben Blümchen anschauen.“

Warum ist er seiner Meinung nach so populär bei den Kindern?
„Vielleicht, weil wir uns auf demselben geistigen Niveau befinden … oder vielleicht, weil ich sie wie Erwachsene behandle. Ich spreche mit ihnen genauso, wie ich mit Erwachsenen reden würde – oder Redakteuren der TOI,“ grinste er.
Er erinnert sich, „wissen Sie, als ich in Delhi Theater mit Barry John spielte, mussten wir vor 500 lautstarken, unausstehlichen Bälgern auftreten und bekamen gesagt, dass wir gut spielten, wenn wir ihre Aufmerksamkeit fesseln konnten. Und dafür musste unser Schauspielstil laut sein. Wenn mich die Leute heute des Übertreibens beschuldigen, sage ich ihnen, ich investiere nur in die Kinder, die in 30 Jahren Erwachsene sein werden!“

Können wir über die Besetzungscouch sprechen?
Leider, sagte er, „schlafe ich mit niemandem!“ Dann tat er die Besetzungscouch mit einem Lachen ab: „Also wirklich, es ist ein so altmodisches Konzept. Sex greift in der Branche um sich, jeder tut’s mit jedem, aber es ist größtenteils einvernehmlich, nicht wegen der Rollen. Wir sind froh, dass jedermann an der Idee der Besetzungscouch festhält, weil es uns all den Spaß haben lässt, den wir wollen!“

Würde er ein Angebot für Hollywood machen?
„Ich ging nach Los Angeles, um Paheli zu promoten. Ich habe nie versucht, mich dort zu promoten, weil das die Industrie herabsetzen würde, die mich zu dem gemacht hat, der ich bin. Und lasst uns realistisch sein“, argumentiert er, „wenn ich eines schönen Tages in LA lande, wird Steven Spielberg nicht kommen, ‚He, Shah Rukh Khan ist hier!‘ und herbeieilen, um mich zu besetzen. Warum in aller Welt sollte er, wenn er einen Tom Cruise oder Brad Pitt bekommen kann? Indische Frauen haben es allerdings leichter, weil sie dem Westen das exotische offerieren.“
Wie kommt es, dass Sie keine internationalen Angebote haben, die Aishwarya Rai und Mallika Sherawat haben, fragte ein Journalist. Shah Rukhs Antwort ging im darauf folgenden Gelächter fast unter: „Tut mir leid, ich habe nicht, was sie haben. Aber ich versuche es. Deshalb machte ich die Luxwerbung!“

Da unsere Gesellschaft immer intoleranter wird, wie werden Filmemacher mit Vorschriften wie kein Rauchen auf der Leinwand oder lächerlichen Protesten gegen den Einsatz von Tieren in den Filmen fertig?
„Wir rauchen nicht; wir werden auf der Leinwand bloß trinken und Drogen nehmen. Und wir werden kein Pferderennen  zeigen, wir werden einfach auf Menschen reiten“, war die sarkastische Erwiderung. „Es ist lächerlich. Niemand sagt mir, wie viele Tauben ich in einer Szene verwenden kann. Ich werde so viele benutzen, wie ich meiner Meinung nach brauche. Die Leute wollen einfach öffentliche Aufmerksamkeit aus uns rausholen, weil wir so leicht verwundbare Ziele sind.“

Hmm. Wie steht’s mit all jenen Gerüchten, das er 10 Janpath benutzt, um andere Schauspieler zurechtzustutzen?
Die Antwort war klassisch SRK: „Denken Sie, dass ich 10 Janpath brauche, um irgendjemanden zurechtzustutzen?“ Als nächstes kam die Erklärung. „Sehen Sie, ich bin sehr apolitisch. Ich habe meine Filme schon immer Vajpayeeji gezeigt (den ich sehr respektiere) und auch Mrs. Gandhi. Aber damals bemerkte es niemand. Jetzt fangen sie an, darüber zu sprechen und fragen, ob ich in die Politik gebe, weil Priyanka Gandhi mein Haus besucht. Warum fragen sie nicht, geht Priyanka zum Film?“

Das alte Schreckgespenst der Unterwelt. Wie geht er damit um?
SRK geradeheraus: „Ich bekam Anrufe. Ich könnte jetzt behaupten, das ich sehr mutig war, aber ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich darauf wartete, das es endete, ich hätte alles nötige dafür getan. Ich war bereit, zu kriechen, mich zu entschuldigen, aber nicht, Zugeständnisse zu machen oder irgendetwas zu tun, was mich und meine Familie letzten Endes verletzen würde. Ich benutzte alle möglichen Ausreden, um nicht in ihren Filmen zu arbeiten – alles, von einem schlimmen Knie bis zu meiner schwangeren Frau. Ich behielt die ganze Zeit einfach mein juristisches Team auf dem Laufenden.“
Aber Sie können SRKs lustige Ader nicht lange unterdrücken und er fügte hinzu, „Die Anrufe hörten nach Phir Bhi Dil Hai Hindustani und Asoka auf. Denn wenn mich damals irgendjemand angerufen hätte, hätte ich sie um Geld gebeten!“

Mit der sich einschleichenden paparazzi Kultur, wie ist sein Standpunkt über das Recht eines Promis auf Privatsphäre?
„Sie müssen Ihren Job tun und ich muss meine Privatsphäre schützen. Wenn ich nicht möchte, dass etwas veröffentlicht wird, werde ich es einfach in China machen“, war Shah Rukhs Antwort. Der Schauspieler, der immer behauptet hat, dass die Invasion seiner Privatsphäre ein kleiner Preis für den Ruhm ist und es daher bereitwillig tut, wirft einen Blick auf die Zukunft. „Die Paparazzi Kultur und die Bollywoodisierung der Nachrichten werden schlimmer werden (ich denke nicht, dass es eine Nachricht ist, wenn Hrithik Roshan und Shah Rukh Khan in Bandra spazieren gehen). Es wird Tage geben, wo die Medien gewinnen werden. Aber ich denke, auf lange Sicht könnten wir in einer Situation enden, ähnlich wie in Hollywood, wo die Leute anfangen werden, die exklusiven Bildrechte ihrer Hochzeiten oder Neugeborenen zu verkaufen. Es wird so sein: Sie wollen meine Bild, bezahlen Sie mich dafür.“ Eine kurze Pause, dann, „wissen Sie was? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr mag ich die Idee!“