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Behind the scenes

King Khan, Badshah of Bollywood, King of Romance: Shah Rukh Khan schwört, dass er seine Berühmtheit um keinen Preis aufgeben würde

Joanne Al-Samarae

Für den jungen Shah Rukh Khan, der damit aufgewachsen ist, im Wohnzimmer seiner Familie in Delhi zu tanzen, waren die hellen Lichter Bollywoods meilenweit entfernt. Heute ist derselbe Junge – dessen zwei Ziele im Leben es waren, ein Haus zu besitzen und Batman zu werden – einer von Indiens am meisten bewunderten Stars, von vielen liebevoll SRK genannt. Der Schauspieler – Produzent – TV Moderator – Philanthrop erfüllt viele Funktionen, bleibt jedoch in die Leinwand verliebt. Und trotz seines materiellen Reichtums – Forbes veranschlagte, dass er allein 2013 $38 Millionen verdient hat – bleibt Indiens Goldjunge unerwartet bescheiden. “Wenn ich nichts davon hätte, und nur meine Schauspielerei, wäre ich doch glücklich”, sagt er.

Obwohl die Schauspielerei nicht immer die erste Liebe von Khan war – eine Verletzung beim Fußball hatte seine Ambitionen als 100 Meter Läufer zerschmettert – wird sie sicher seine letzte sein, “Ich will sterben, während ich im Studio drehe”, lacht er. “Ich will, dass sie ‚Roll, camera, action… Cut!‘ sagen, und dann, ‘Ups, er ist tot.’”

Für den Schauspieler, der in über 70 Filmen mitgewirkt hat, ist der Prozess ein spiritueller. Sobald die Kamera läuft, gesteht der Junge aus Delhi, ist er am glücklichsten und zufriedensten. Und obwohl der 48-jährige oft dafür kritisiert wird, dass seine Figuren zu ähnlich erscheinen, bleibt er die Nummer Eins, sowohl bei den Fans als auch bei den Produzenten. “Ich gebe jeder Rolle ein bisschen von mir”, räumt er ein. “Ich kenne mich am besten, wenn ich also einen Teil von mir in die Figur einbringen kann, dann werden sie real”, zuckt er mit den Schultern.

Trotz der Kritik kann niemand etwas gegen die acht Filmfare Awards als bester Schauspieler und die unzähligen anderen Trophäen des Stars sagen. Der Darsteller breitgefächerter Rollen, vom jungen Technikabsolventen Raj Mathur in Chalte Chalte (eher Raju Ban Gaya Gentleman) bis hin zum obsessiven Liebhaber in dem von der Kritik gefeierten Blockbuster Darr, bekennt, “Ich mache mir Sorgen, dass ich eines Morgens aufwachen werde, und nichts mehr von mir übrig sein wird, um es zu geben.”

Trotz all der anderen Kapitel im Leben von Khan – Fernsehmoderator, Markenbotschafter, Eigner eines Cricket Clubs – wird die Schauspielerei für ihn immer an erster Stelle stehen. “Die Schauspielerei hat mir etwas anderes gegeben”, sagt er, und dafür bleibt der Junge aus New Delhi ewig dankbar.

Im Gegensatz zu anderen Stars liebt der dreifache Vater den Ruhm, bezeichnet ihn als Segen und nicht als Fluch, “Ich freue mich darüber, geliebt zu werden”, sagt er ehrlich. “Ich will keine Privatsphäre; ich bin schamlos, ich will ein Star sein. Ich halte es für das Schönste.”

Khan‘s Wertschätzung und Respekt für seine Fans, deren Zahlen in die Milliarden gehen, sind es, die ihn so außergewöhnlich machen. Während sich die meisten Promis bedeckt halten und hinter überdimensionierten Sonnenbrillen verbergen, machte der Eigner der Kolkata Knight Riders einen Bogen darum. “Ich bin von dieser Welt so gut behandelt worden”, sagt er, “jetzt muss ich mich dem widmen, etwas davon zurückzugeben.”

Unerbittlich dahingehend, dass seine Wohltätigkeitsarbeit nicht in eine PR Kampagne verwandelt werden sollte, bewahrt die Bollywood Legende Stillschweigen in Bezug auf seine gemeinnützigen Bemühungen, indem er nur auf “große Pläne” anspielt, um seine karitativen Projekte zu professionalisieren und sein Engagement der Unterstützung von Frauen zu widmen. “Wenn ich etwas Gemeinnütziges tue, will ich keine Pressekonferenzen abhalten, will ich kein Foto von mir, wie ich ein Band durchschneide… Wohltätigkeit kommt woanders her”, sagt er.

Khan schreibt seine karitative Natur teils dem Islam und teils seiner Kindheit zu. “Ich stamme aus einer Familie der unteren Mittelschicht”, beginnt er, “und wir hatte viele finanzielle Probleme.” Trotz Umzüge in die einen und Rauswürfe aus anderen Häusern haben seine Eltern alles dafür getan, dass ihre Kinder gebildet waren. “Deswegen habe ich nie an materiellen Dingen gehangen”, sagt er.

Dem zugetan oder nicht, hat der einfallsreiche Inder jetzt die Mittel, seine wohltätigen Bemühungen vollends selbst zu finanzieren. Der Schauspieler aus Kuch Kuch Hota Hai lächelt, “Ich arbeite in diesem Jahr sehr hart.” Für einen Außenseiter könnte er großzügig erscheinen – fast übertrieben – für den in Mumbai ansässigen Schauspieler ist es jedoch der Kreislauf des Lebens. “Ich möchte zurückgeben, was mir die Welt gegeben hat, viel Freude und Glück”, bemerkt er.

Der neueste Film von Khan sollte ihn beim Freude verbreiten einen Schritt weiter bringen. Der Leinwandstar muss die Dreharbeiten seines neuen Films Happy New Year noch unter Dach und Fach bringen, dessen Veröffentlichung wird in den VAE jedoch für den 23. Oktober erwartet. SRK betrachtet den GCC (Golf-Kooperationsrat) als eines der größten Wirtschaftszentren für Bollywood. Wenn in den VAE an einem Donnerstag ein Film veröffentlicht wird, ist es der erste Indikator dahingehend, wie gut der Film angenommen werden wird“, erklärt er.

Trotz seiner globalen Strahlkraft – Fans von Marrakech bis London strömen herbei, um King Khan in Action zu erleben – ist seine mittelöstliche Fanbasis eine der größten außerhalb Indiens. “Kulturell gesehen sind indische Filme dem arabischen Publikum vertraut”, behauptet er. Die Themen von Glück und Hoffnung, mit reichlich familienfreundlichem Singen und Tanzen, kommen gut an. “Ich denke, dass das westliche Kino ein wenig fremd ist.”

Für Khan ist es sehr wichtig, wie Bollywood von Außen wahrgenommen wird. “Alles Filmische, Musikalische oder Literarische ist wie die Verpackung eines Landes”, macht er klar. Bei kulturellen Ergüssen, dem Schauspiel als Botschaft an den Rest der Welt, liegt ihm die Art und Weise, wie Bollywood betrieben wird, sehr am Herzen. Auf der geschäftlichen Seite, glaubt der begeisterte Sportler, hat die Branche noch einen weiten Weg vor sich und ermuntert das Legat des Landes an großartigen Filmemachern dazu, auch Geschäftsleute zu werden.

Während Bollywoods Wandel ins Business in Arbeit ist, ist der eigene Weg von SRK voller unbeabsichtigter Drehungen und Wendungen gewesen, was ihn vom Sport zum Schauspiel und zur Filmproduktion führte. Es kam ein Punkt, erinnert sich Khan, wo er in Filmen spielen wollte, die niemand produzieren mochte. Heute macht er sie selbst, durch seine in Mumbai ansässige Produktionsfirma Red Chillies. Die 2002 gegründete Firma beschäftigt ca. 80 Leute und weist ein modernstes Studio für visuelle Effekte auf, Red Chillies VFX, welches weitere 200 beschäftigt. “Jetzt mache ich nur Filme, die kein anderer machen will”, sagt er mit einem Funkeln in den Augen.

Mit Plänen in Vorbereitung, drei oder vier Filme pro Jahr fertigzustellen, hofft Khan, große Blockbuster zu produzieren, sowie kleinere Filme, die neue Talente zeigen. Zusätzlich dazu, dank des neuen Studios innovative Technologie und visuelle Effekte ins indische Kino zu bringen, plant er, einen Hindi Film zu machen, der bei allen Menschen aller Kulturen Widerhall finden wird. “Das ist meine wahre Ambition”, sagt er. “Ich will einen Hindi Film machen, den die ganze Welt anschaut.”

Und so wie SRK große Ambitionen für seine Produktionsfirma hat, hat er noch größere für seine Karriere als Schauspieler. Die Vorstellung von sich weisend, dass er sich jemals zur Ruhe setzen würde, verspricht der Philanthrop weiter Figuren zu spielen, die er liebt. “Ich werde nie eine Rolle annehmen, wo ich die Figur nicht mag”, sagt er.

Und obwohl Khan bis dato nicht seine Lieblingsrolle bestimmen kann – der Schauspieler sagt, die nächste ist immer die beste – gibt es eine Rolle, dass er über alle anderen hält: die als treusorgender Vater für seine drei Kinder – dem 16-jährigen Aryan, der 13-jährigen Suhana und Baby Abram, der knapp ein Jahr alt ist. “Sie sind so wohlerzogen und sehr bescheiden”, sagt er, während er sich bei seiner Frau Gauri dafür bedankt, ein Heim zu schaffen, welches vom Ruhm unberührt bleibt. “Sie hat ein Heim geschaffen, das vor der Welt draußen sicher ist. In diesen Wänden sind wir ganz normal”, sagt er dankbar. SRK hofft, dass seine Kinder unberührt von seinem Ruhm aufwachsen werden. “Es ist unumgänglich, das weiß ich”, räumt er ein, “Gauri und ich wollen jedoch, dass unsere Kinder ihre eigene Identität besitzen… ich will nicht, dass sie in meinem Schatten leben.”

Bis jetzt scheint sein Wunsch erfüllt worden zu sein. Sein Sohn Aryan zeigt wenig Interesse an der Schauspielerei, teilt aber die Liebe seines Vaters zum Sport und spielt Rugby in London, wo er zur Schule geht. Suhana hat hingegen den Wunsch ausgedrückt, in die Welt der Schauspielerei einzusteigen, eine Aussicht, die ihren Vater erfreut. “Ich hoffe, dass ich meine Tochter dazu ermuntern kann, das zu tun, was meine Filmpartnerinnen getan haben”, sagt er. “Ob sie schauspielern, heiraten oder in Klatschspalten verrissen werden, Frauen sind zäh, und sie können damit fertig werden. Ich möchte, dass meine Tochter all das erlebt”, fügt er hinzu.

Khan erklärt stolz, dass seine Tochter entschlossen ist, im Alleingang zu handeln, doch selbst während sie ihren eigenen Weg findet, wird ihr Superstardad da sein, um zu helfen – eine Gefälligkeit, die er auf die aufstrebenden Anwärtern der Branche ausdehnen möchte. “Es gibt so viele junge Filmemacher, großartige Denker und neue Autoren, daher hoffe ich, dass ich ihnen helfen kann”, bemerkt er. Für SRK liegt die Schwierigkeit nicht nur darin, Filme produziert zu bekommen, sondern sicherzustellen, dass sie geschaut werden. “Letzten Endes ist es ein Geschäft”, sagt er. In Zustimmung, dass das Gleichgewicht schwierig ist, hofft er, dass jene, die in die Branche einsteigen, ihre Kreativität behalten.

SRK‘s Wunsch, Kreativität und Talent zu fördern, liegt in der Unterstützung begründet, die ihm seine Eltern Mir Taj Mohammed Khan und Fatima Begum geboten haben. “Meine Eltern haben mich inspiriert”, sagt er. “Ich habe mich als Kind sehr geschätzt gefühlt. Ich habe zu allem getanzt, und meine Eltern haben es geliebt.”

Ebenso wie an den Beifall als Entertainer der Familie erinnert sich Khan an Nachmittage im Sommer, wo er mit seinem Vater durch nach Jasmin duftende Gärten wanderte, der ihn geduldig über die Pflanzen unterrichtete, die dort wuchsen. “An den Abenden habe ich dann Gedichte rezitiert, die ich geschrieben hatte, und mein Vater gab mir das Gefühl, als wäre ich Rumi”, sagt er leise.

Während Khan die Nostalgie überkommt, lächelt er das zufriedene Lächeln eines Mannes, der viel erreicht hat. Obwohl seine Eltern nie seinen Aufstieg zu großen Höhen gesehen haben, hofft er, dass er sie stolz gemacht hat. Sein Ehrgeiz überträgt sich auf seine eigenen Kinder, “Am Ende meines Lebens will ich dafür bekannt sein, was meine Kinder tun, nicht andersrum.” Es scheint, dass Shah Rukh Khan selbst mit einer glanzvollen Karriere, die 25 Jahre überspannt, noch der Junge aus Delhi ist, der Träume von Bollywood träumt.