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Anindita Sarkar

Jan 07 2014

Shah Rukh Khan ist zig verschiedene Menschen, von einem Tag auf den anderen. Er ist ein erfahrener Schauspieler, lebhafter Werbeträger, engagierter Unternehmer

Shah Rukh Khan ist zig verschiedene Menschen, von einen Tag auf den anderen. Er ist ein routinierter Schauspieler, lebhafter Werbeträger, engagierter Unternehmer, Sportfreak und passionierter Verbraucher und Anbieter. Er hält die Menschen zu denselben anspruchsvollen Standards an, die er von sich selbst fordert. Khan könnte demnächst eine Fußballliga in Gang bringen und gedenkt, in die Sanierung des Kinos zu investieren.
Er investiert außerdem in eine brandneue digitale Abteilung bei Red Chillies und wird noch viel mehr auf dem Gebiet der visuellen Effekte tun. In einem Gespräch mit Anindita Sarkar von Fe BrandWagon erklärt Khan, dass er nicht wählerisch bei den Marken ist, wenn es um Indossierungen geht und niemals Werbehonorare gegen Aktienkapital eintauschen wird. Medienaktiva interessieren ihn überhaupt nicht, da Zeitungen bald aus dem Verkehr sein werden und Fernsehen als Investition zu teuer ist. (überarbeitete Auszüge)

Sie kamen Anfang der neunziger Jahre nach Bollywood. Was hat sich seitdem für die Filmindustrie geändert?
Beim Film ist eine enorme organisatorische und strukturelle Veränderung vor sich gegangen. Früher brauchte die Herstellung unserer Filme anderthalb Jahre und es war größtenteils desorganisiert. Die Industrie hing damals massiv von den Distributoren und den Beziehungen zu ihnen ab. Da gab es all diese Leute, die regelmäßig Filme machten, eines Tages machten sie jedoch einen Fehler und ihre Produktionshäuser wurden verscherbelt. Jetzt hat endlich die Vergesellschaftung eingesetzt und damit ist zumindest ein Teil des Business legitimierbar geworden. Ob diese Veränderung wegen Sony, Reliance, Viacom, UTV oder Eros zustande gekommen ist – es ist sicherlich eine erwünschte Veränderung. Sie sind diejenigen, die ihre Gelder in unterschiedliche Bereiche investieren. Das Spektrum umfasst kommerzielle Filme, unkonventionelle Filme, kleine Filme, große Filme. Somit müssen wir als Produktionsfirma nicht all das tun. Wir können so kreativ sein, wie wir sein möchten. Der Vertrieb ist heute viel organisierter – insbesondere der Vertrieb in Übersee. Sie bekommen sofort ein Feedback. Jede gekaufte Karte in jeder Minute wird Ihnen gesagt. Das Business wird transparenter. Wir haben die Zeit hinter uns gelassen, wo die Distributoren Sie baten, in dem Film einen Varietee-Tanz einzufügen, hin zu einer Ära, wo sie den Film einfach dafür lieben, wie er ist. Der Vermittler – der Typ, welcher der Verbindungsmann für den Aussteller zu sein pflegte – ist in vielen Fällen durch die korporativen Instanzen abgelöst worden. Marketing ist wegen des Einfalls des Fernsehens und der digitalen Medien ein wichtiges Werkzeug geworden; auch Zeitungen werden innovativ.

Könnten Sie Ihre Entwicklung als Unternehmer beschreiben?
Wenn jemand Ihre Karte kauft, erwarten sie als Gegenzug eine Leistung von Ihnen. Und sie erwarten eine gute Leistung dafür. Sie müssen sie unterhalten. Und da komme ich daher. Ich liebe es, Filme zu machen, und ich liebe es, die Menschen zu unterhalten. Jedes meiner Unternehmungen ist aus dem Wunsch zu unterhalten entstanden. 1999 beschlossen der Regisseur und Produzent Aziz Mirza, die Schauspielerin Juhi Chawla und ich, die Produktionsfirma Dreamz Unlimited zu gründen. Wir machten Phir Bhi Dil Hai Hindustani. Die Leute warnten uns, dass diese schwarze Komödie nicht einschlagen wird. Wir verloren Geld. Doch dann beschlossen wir, einen weiteren Film zu machen. Wir machten einen unkonventionellen Film namens Asoka und verloren sogar noch mehr Geld. Doch wir blieben bei den Themen, an die wir glaubten.
Zwölf Jahre weiter und haben wir den größten Hit in der Geschichte des indischen Kinos gemacht. Die Absicht ist immer dieselbe gewesen – am Ende von all dem kreatives Glück zu haben. Wenn Sie das haben, dann wird das Geld folgen. Die Indian Premier League (IPL) war für mich auch eine spontane Entscheidung. Ehrlich gesagt hatte ich nicht genug Geld, um es in die Mannschaft zu stecken. Meine Kinder waren jedoch begeistert von der Idee, ein Team zu besitzen. Also entschied ich mich dafür. Fünf Jahre lang weinten sie, weil wir verloren, doch nun, wo wir gewonnen haben, ist alles gut. Die letzten beiden Jahre sind für die Mannschaft sehr gut gewesen. Wir haben absichtlich das günstigste Ticket. In den ersten fünf Jahren haben wir Nokia als Sponsor gehabt. Zentrale Trägerschaften werden zunehmen. Auch die Fernsehrechte werden teurer.

Was ist mit Ihrer Investition in KidZania – dem Bildungs- plus Unterhaltungszentrum für Kinder und in VFX?
Mir wurde sehr früh beigebracht, dass für einen Entertainer Kinder die am schwierigste zu erfreuende und unterhaltende Zielgruppe ist. Wenn Sie sie unterhalten, können Sie die Welt unterhalten. Daher war KidZania ein Schritt in diese Richtung. Es ist eine sehr teure Investition für uns gewesen. Ich weiß nicht, wie wirtschaftlich es in die ersten beiden Jahren sein wird. Langfristig gesehen wird es hoffentlich rentabel sein. VFX wiederum ist für mich eine Leidenschaft. Ich habe innerhalb von Red Chillies diese VFX Abteilung gegründet, die wir seit nunmehr 8-9 Jahren unterstützt haben. Wir werden es hoffentlich weiter vorantreiben und ein cineastisches Erlebnis von Weltklasse erschaffen, mit einer indischen Geschichte und in Hindi. Wenn ich etwas angefangen habe, habe ich meistens Fehler gemacht. Abgesehen davon habe ich im Laufe der Jahre genug Menschen versammelt, die wissen, wie man eine Firma unterhält. Ich habe bis jetzt keines meiner Unternehmen verkauft, und ich hoffe, dass ich nie irgendeines davon verkaufen muss.

Die Indian Premier League hat viele Transformationen durchlaufen. Welche Erfahrungen haben Sie als Promoter der Kolkata Knight Riders gemacht?
Das ist die Art von Leidenschaft, die Sie nur einmal im Leben erfahren. Alle guten Dinge kommen mit ihren ganz eigenen Problemen. Ohne kontrovers zu klingen, denke ich, dass es innerhalb der Gruppe von Leuten, die diese ganze Sache aufstellten, Probleme gibt. Es gibt die geschäftliche Ideenschmiede, die Regeln erlassende, die der Trainer und der Spieler, und dann haben Sie plötzlich diese Firmen, die von außen reinkommen. Es gibt zu viele erfolgreiche Menschen in einem Raum, und jeder hat ein Mitspracherecht. Ich denke nicht, dass jemand erwartet hatte, dass die IPL über Nacht erfolgreich ist, doch das war sie. Jedes Geschäft hat eine Reifephase, doch hier gab es keine. Die Leute dachten, dass es nicht laufen wird und plötzlich ist es das erfolgreichste Sportobjekt geworden, welches das Land jemals erlebt hat. Natürlich hat es seinen Anteil an Wandel gehabt und es gibt einige gute Elemente und schlechte. So gibt es jedes Jahr eine neue Kontroverse, aber ich bleibe davon unberührt, weil es ein Sport ist. Wir sollten glücklich sein, dass ein Land, das gerade mal 11 Menschen Jobs im Kricket anbot, nun fast 450 Menschen ihren Lebensunterhalt bietet.

Wären andere Sportarten interessant für Sie?
Wir könnten eine Fußballliga starten. Das Sport Unterhaltungs und Medienunternehmen IMG Worldwide plant, zusammen mit einigen weiteren Partnern eine Liga zu gründen und sie haben uns eingeladen, uns daran zu beteiligen. Ich möchte es tun und meine Wahl wäre Kolkata. Ich würde es mittels der KKR (Kolkata Knight Riders) machen.

Könnten Sie über den Werbe Weg für die KKR sprechen?
Ich habe keine Bedenken zu sagen, dass ich wirklich hart am Marketing der IPL arbeitete. Ich setzte mich mit jeder Mannschaft zusammen und sagte ihnen, wie man Musikvideos macht und half ihnen beim richtigen Gebrauch von Farben. Ich mag die Leidenschaft Bengalens. Sie sind lebhafte Menschen Also dachte ich, dass das Thema der Mannschaft – Karenge (wir werden es tun), Ladenge (wir werden kämpfen), Jeetenge Ya Phir Marenge (wir werden gewinnen, oder wir werden sterben) – sein sollte. Mir war auch ganz klar, dass es die Farben Schwarz und Gold sein mussten und all dies gladiatorenmäßig aussehen musste. Auch unsere Werbespots wurden sehr abgefahren entworfen. Sie wurden jedoch von Leuten vom Film gemacht. Heute haben wir ein großes professionelles Team, das an der Marke KKR arbeitet. Wir haben einen neuen Markenaufbau. Wir haben ein neues Logo. Es sieht jetzt korporativer aus. Der Erfolg führt zu seinem ganz eigenen Marketing. Ich habe die aggressive Bewerbung und Marketing für das Team seit nunmehr drei Jahren eingestellt. Die Mannschaft lebt jetzt in den Herzen der Menschen von Kolkata. Sie werden es vermarkten.

Wachstumspläne für Red Chillies?
Ich habe meine gesamten Ersparnisse in diese Firma investiert. Wir haben einige große Filme wie Chennai Express, Happy New Year und Ra.One gemacht. Dann haben wir einige mittelgroße wie Paheli und Chalte Chalte gehabt. Bis jetzt haben wir nur Filme mit mir in der Hauptrolle gemacht, weil wir bloß einen Film pro Jahre produzieren konnten. Es ist sehr von der Hand in den Mund gewesen. Bis Chennai Express hatten wir nie wirklich den einen großen Erfolg gelandet. Jetzt organisieren wir uns. Red Chillies hat jetzt einen Geschäftsführer und einen Finanzchef. Heute arbeiten ca. 250 Menschen hier. Es ist ein großes Bauwerk. Es gibt keine Schulden. Es ist mein Geld, und ich möchte es eines Tages zurückbekommen. Ich will große Filme machen, die technologisch überragend sind. Wir haben eine VFX Einheit, die das einzige ISO zertifizierte VFX Studio in diesem Land ist und ich halte es für eines der besten in Asien. Wir machen keine Arbeit, die nur auf den Erwerb ausgerichtet ist. Wir machen nur Filme, die uns kreativ reizen. Also sitzen wir einige Monate im Jahr nur rum. Das Team bleibt in Lohn und Brot, ob wir arbeiten oder nicht. Daher ist es sehr teuer. Ich persönlich muss rund um die Uhr arbeiten, um es zu unterhalten.
Ich wollte mich am Fernsehen versuchen. Wir hatten eine ganze Abteilung. Wir schließen sie jedoch, weil ich kreativ keinen Gefallen daran fand. Mir liegt die Filmproduktion und VFX viel mehr. Das sind die beiden Dinge, die wir haben. Wir pflegten auch Werbung zu machen, doch auch dies legte ich nieder. Ich möchte internationale Filme machen, aber auf Hindi. Ich möchte, dass diese Firma ihre eigene Persönlichkeit hat. Das andere, was ich machen will, ist die Schaffung einer neuen Art von Abteilung, durch die ich in die Filmrestauration einsteigen kann.

Würde Sie Unterhaltungsinhalte rein für das digitale Medium produzieren – über Red Chillies?
Ich denke, dass digital die Zukunft ist, und wir haben jetzt ein digitales Department. Das Equipment haben wir also bereit. Wir wollen für diese Plattform etwas ganz Originelles und Neues schaffen. Das bedauerliche am Internet ist, dass der Benutzer annimmt, dass der Inhalt kostenlos ist. Wenn Sie also anfangen, etwas für die Dinge im Internet zu berechnen, wird es zu einem Problem. Um ein Business aufzubauen, das digital Geld verdient, muss der Inhalt etwas Besonderes sein.

Wir haben viele Unternehmen in Medienhäuser investieren sehen. Haben Sie jemals in Betracht gezogen, Medienaktiva zu besitzen?
Nein. Mir ist klar, dass ich der Anbieter sein möchte. Zeitungen werden bald aus dem Verkehr sein, und es ist keine gute Zeit, um an der Zeitschriftenbranche beteiligt zu sein. Fernsehen wiederum ist einfach zu teuer, um darin zu investieren.

Sind Sie wählerisch in Bezug auf die Marken, mit denen Sie sich zu verbinden beschließen?
Ich war einer der ersten, der im großen Stil Markenwerbung betrieb. Ich wollte eine Produktionsfirma gründen und brauchte das Geld. Das ist eine nette, saubere Art und Weise, um dies zu tun. Und das ist auch ein äußerst kreativer Job… in der Lage zu sein, sich in einem Rahmen von dreißig Sekunden auszudrücken. Ich wähle keine Marken, die Marken wählen mich. Wenn also Leute Ihnen diesen Respekt entgegenbringen und annehmen, dass Sie so gut wie eine 70jährige Firma sind, wer bin ich, um wählerisch zu sein? Die Welt dreht sich jetzt um raschere Informationen, schnelleren Wiedererkennungswert und begrenzte Zeit. Früher gab es nur eine Plakatwand. Doch nun gibt es so viele. Ich halte es für wichtig, dass Sie ein identifizierbares Gesicht in diese mit Informationen gesättigte Welt stellen.

Einige der kleineren Marken können sich keine Promis leisten. Anstatt ihnen Honorare für die Werbung zu zahlen, trennen sie sich von Aktien. Sind Sie offen für solche Modelle?
Ich bin nie in ein Unternehmen gegangen und habe gesagt, dass ich nun, wo ich (als Indossant) eingestiegen bin, Anteile der Firma besitze. Daher lautet die Antwort nein. Wenn ich Firmenkapital will, werde ich Nägel mit Köpfen machen.

Würden Sie irgendwann mal in Betracht ziehen, externe Investoren in Ihre Firma zu bringen?
Idealerweise möchte ich keinen externen Investor, weil ich, wenn eine Initiative fehlschlägt, niemandem rechenschaftspflichtig sein möchte. Doch wenn morgen ein Partner reinkommt, wird es nur sein, um das Unternehmen zu erweitern. Ich möchte kein stummes Geld. Ich will strategisch vorteilhaftes Geld. Daher muss jeder, der sich uns anschließt, aus dem Business kommen, in dem wir ansässig sind – Sport, visuelle Effekte, Filmproduktion usw.