Shah Rukh Khan spielt hier Rahul, den Adoptivsohn des streng traditionalistischen Magnaten Yashovardhan ‚Yash’ Raichand (Amitabh Bachchan) und dessen Frau Nandini (Jaya Bachchan), die erst neun Jahre später mit Rohan mit einem leiblichen Sohn (Hrithik Roshan als Erwachsener) gesegnet werden. Nach Abschluss seines MBA in London kehrt Rahul nach Indien zurück, um dereinst das väterliche Unternehmen zu übernehmen. Sein Vater wünscht sich, das Rahul eine standesgemäße Ehe mit Naina (Rani Mukherjee), der Tochter eines Geschäftspartners eingeht, doch Rahul verliebt sich bei einem Botengang für seine Mutter in Anjali (Kajol), Tochter eines Süßwarenhändlers und Nichte von Daijaan, dem Kindermädchen von Rahul und Rohan. Yash lehnt diese törichte Verliebtheit seines Sohnes rigoros ab und schafft es mittels väterlicher Erpressung noch einmal, seinen Sohn auf die rechte Spur zu bringen. Doch als dieser noch einmal zu Anjali zurückkehrt, findet er sich auf einer Beerdigung wieder. Anjalis Vater ist gestorben und hat seine beiden Töchter als schutzlose Waisen zurückgelassen. Rahul hört auf sein Herz, er übernimmt kurzentschlossen die Verantwortung für beide und heiratet Anjali. Als Yash daraufhin seinem Sohn die elterliche Zuneigung aufkündigt und ihn ohne seinen Segen für die Verbindung aus dem Hause weist, verlassen die beiden zusammen mit Anjalis Schwester Pooja und Daijaan das Land, um sich in London niederzulassen.

Als Rohan zehn Jahre später zufällig erfährt, das sein Bruder adoptiert worden war und warum er damals das Haus verlassen hatte, schwört er sich und seiner Mutter, seinen Bruder zurückzuholen und die Familie wieder zusammenzubringen. Dabei erhält er Unterstützung von der inzwischen zu einer Schönheit herangewachsenen Pooja (Kareena Kapoor).
K3G, wie der Film liebevoll abgekürzt wird, ist die zweite Regiearbeit von Karan Johar und der wohl größte Multistarrer der indischen Filmgeschichte. Er hat es geschafft, für die Besetzung jede Menge Superstars zu rekrutieren. Amitabh Bachchan, Shah Rukh Khan, Hrithik Roshan, Jaya Bachchan, Farida Jalal, Kajol und Kareena Kapoor spielen hier zur Abwechslung mal mit- anstatt gegeneinander. So schuf er ein bild- und tongewaltiges Epos mit einer selbst für das indische Kino beeindruckenden Laufzeit von 209 Minuten, das sich eigentlich um die simple Botschaft dreht, Liebe und ehre deine Eltern.

In Indien war der Film dank der Besetzung und der doch recht konservativen Handlung ein sicherer Erfolg, doch selbst bei den NRI im Ausland wurde er der Blockbuster schlechthin. Sogar in Deutschland, wo dieses Kino gerade erst entdeckt wurde. Karan hat nicht gekleckert, sondern geklotzt. Masala mit der großen Kelle. Man muss es als Zuschauer einfach als das annehmen und genießen, was es ist, ohne zu viel zu hinterfragen. Denn dies ist Kino der großen Gefühle, mit mehr Drama, als für die Tränendrüsen gut ist, mitreißenden Song und Tanzsequenzen, spielfreudigen Darstellern und ausreichend Komik, um ausgewogen zu sein.
K3G war nicht mein erster indischer Film, nach Filmen wie Main Hoon Na, Dil Se, Kal Ho Naa Ho und Kuch Kuch Hota Hai hat mich die Wucht dieses in jeglicher Hinsicht überlebensgroßen Gemäldes umgehauen. Die Farben, die Musik, und vor allem die Gefühle überrollten den Rest meiner mitteleuropäischen Gefühlsbarrieren mit gnadenloser Effizienz. Danach war nichts mehr, wie es war. Ich nahm das Leben viel bunter wahr, die Gefühle viel intensiver. Das war gleichzeitig ein Segen, als auch ein Fluch, dem ich mich stellen musste. Doch wer nicht wie ein Schlosshund weinen muss, wenn Rahul sich von seiner Mutter verabschiedet, sollte sein Weltbild überdenken.

Großartig sind schon die Einführungsszenen der Hauptcharaktere, sei es Rohan als Cricketheld oder der aus einem Heli/Flugzeug springende und rennende Rahul ganz in Schwarz. Wow.
Es gibt allerdings auch einige Teile, die mir an dem Film nicht so gefallen, aber dafür gibt es den Vorspulknopf, bei dieser Lauflänge kein großer Verlust. Erstens kann ich mit Hrithik nichts anfangen, sorry. Ich hab ihn jetzt in einigen Filmen gesehen und muss feststellen, als Schauspieler spricht er nichts in mir an. Das macht den Film zwar nicht schlechter, doch gerade neben Shah Rukh verblasst er einfach und wird für mich so gut wie unsichtbar. Die Rolle des Katalysators der Handlung spielt er allerdings überzeugend.
Amitabh Bachchan spielt seine Rolle als traditionsbewusster Patriarch gewohnt souverän und schürt das Mitleid mit seinem Sohn. Er ist einfach ein Urgestein und wirkt durch seine bloße Präsenz, er braucht nicht viele Worte. Und die hallen ganz tief wider. Jaya Bachchan und Farida Jalal sind einfach nur großartig in ihren Rollen, sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern eine echte Bereicherung der Handlung, vor allem Nandini, die am Ende endlich den Mut findet, ihrem Mann Paroli zu bieten und mit seinen eigenen Worten zu schlagen.

Jayas mütterliche Gefühle für Shah Rukh abseits der Leinwand übertragen sich ganz wunderbar auf dieselbige. Sie brauchte kein Glyzerin, um in der Szene, als sie über sein Bild streicht, zu weinen. Shah Rukh, der damals bekanntlich schwere Zeiten durchmachte, tat ihr manchmal so leid, das sie ihn einfach in die Arme nehmen wollte. Und Shah Rukh reagierte darauf, ihr Zusammenspiel ist einfach ergreifend und steigert den Taschentuchverbrauch drastisch. Besonders in der einfach bewegenden Wiedersehensszene, die ganz ohne Worte wirkt, inszeniert wie in einer Luftblase, von der Wirklichkeit abgeschnitten, bis Rahul seinen Vater erblickt und der Zauber bricht.

Kareena Kapoor in der leicht nervigen und überdrehten Rolle der Pooja zu mögen, ist nicht leicht, doch mit Hrithik zusammen macht sie auch in albernen Collegeszenen (die eh mehr eine Parodie darstellen sollen) eine gute Figur. Die beiden schaffen einen sichtbaren Kontrast zu den modernen, aber immer noch traditionsbewussten Figuren Rahul und Anjali, die die Brücke zwischen Tradition (Yash und Nandini) und Moderne (Rohan und Pooja) bilden.

Doch die Hingucker und Hauptattraktion des Films sind nun mal Shah Rukh und Kajol, die wieder mal bewiesen haben, warum sie das Traumpaar Nr. 1 in Bollywood sind. Man genießt einfach jede ihrer Szenen, am Anfang die eher überspannten und lustigen, dann die romantischen und in der zweiten Hälfte die heimelig vertrauten des Ehelebens und emotionalen des Wiedertreffens mit den Eltern. Ihre kleinen Scharmützel, die die zweite Hälfte so interessant machen, wirken so echt, das man ihnen wirklich abnimmt, schon 10 Jahre verheiratet zu sein, sei es beim Aufwachen im Bett oder am Frühstückstisch. All ihre Gesten sind einfach so normal und vertraut. Die erste Verliebtheit ist vielleicht verblichen, hat jedoch einer tiefen und verständnisvollen Liebe Platz gemacht, bei der es noch immer erotisch knistert.

Was das Tempo des Films etwas bremst, sind allerdings die Rückblenden, die in der zweiten Hälfte dann doch überflüssig sind. Karan sollte seinem Publikum schon etwas mehr Grips zugestehen und es nicht zum x-ten Mal mit der Nase auf etwas Offensichtliches stupsen. Dagegen finde ich bei den letzten Riten von Anjalis Vater die Lösung mit dem Zusammenschnitt mit ihrer Hochzeit sehr gelungen. Auch mit der Effekthascherei geht Karan inzwischen etwas subtiler um in diesem Film, denn leisere Szenen wirken oft mehr als dramatisch untermalte. So gehört die Szene, als Rahul Rohan erkennt, zu den schönsten des Films. Inklusive Bank, die in keinem Film von Karan fehlen darf…

K3G ist einer der wenigen Filme, bei dem ich mir gewünscht hätte, er wäre noch etwas gekürzt worden. So sind in der zweiten Hälfte die Szenen von Rohan und Pooja eindeutig zu lang und schwächen damit den Fokus auf die Familie.
Die Auflösung der Handlung und das Happy End sind zwar vorhersehbar, aber nicht minder emotional und berührend. Als Nandini endlich die Kraft findet, ihrem Mann zu sagen, dass er Unrecht hat, möchte man ihr am liebsten unterstützend die Hand reichen. Nur die Konfrontationsszene von Rahul und Yash ist mir zu unbefriedigend. Rahul ist mir einfach zu einsichtig, von seiner vorigen Wut, die er so gut rüberbringt, als er den Vater sieht und in der Kaminszene mit Kajol, ist nichts mehr zu spüren. Das hatte sich schon ankündigt, als Rahul in der Szene mit Pooja und Rohan wie besiegt die Schultern fallen lässt und einwilligt, noch mal nach Hause zurückzukehren. Einfach zu weichgespült, hier hätten anfangs ein paar härtere Worte gut getan. Doch hier nimmt Yash seinen Sohn endlich mal liebevoll in die Arme, anstatt nur die Geste, ihm die Hand auf den Kopf zu legen.

Warum Karan Shah Rukh in dieser Szene allerdings in diesen grässlichen Konfirmationsanzug gesteckt hat, war mir lange ein Rätsel, doch nun denke ich, dass ich es gelöst habe. So sagt Karan, das Shah Rukh in der Szene, bevor er aus dem Haus geworfen wird, seinen Gang von dem eines Jungen zum Mann ändert. In der Szene, als er nach Hause kommt, ist es anders herum. Er wird wieder zu dem kleinen Jungen, der zögernd die Hände ausstreckend um die Liebe seines Vaters bittet (Auch seine Stimme ändert sich, wird kindlich, wie in der Kaminszene mit Kajol. Erinnerte mich an seine Sterbeszene in Baazigar.). Es wird gleichsam die Szene wiederholt, als er als Kind erfuhr, adoptiert worden zu sein. Nur hat sich diesmal die Gestik des Vaters geändert. Damals legte er ganz der Patriarch die Hand auf den Kopf des Kindes, mit dem Versprechen um Schutz und Liebe, solange sich das Kind an die Regeln hielt. Das gleiche auch in der Szene, als Rahul noch einmal aus Liebe zum Vater nachgibt und sich seinem Willen unterwirft. Auch hier legt der Vater die Hand auf den Kopf des Sohnes, nimmt ihn ob seiner buchstäblichen Niederwerfung wieder in seine Liebe auf. Eine Liebe, die stets an Bedingungen geknüpft war. In der Versöhnungsszene öffnet er dann endlich seine Arme, um seinem Sohn die bedingungslose Liebe anzubieten und zu erheischen, die für die Mutter immer selbstverständlich war.

Kiran Deohans, der Kameramann, hat in diesen Szenen wunderbar mit dem Licht gespielt. In der Rauswurfszene wird der riesige Raum nur von den Fenstern erhellt, um zu zeigen, das in diesem einen, entscheidenden Augenblick alle Liebe und damit alles Licht im Leben der Familie erloschen ist. Ist das erste Diwalifest noch hell und strahlend, voller Menschen, im Kreis von Familie und Freunden, ist das Diwali zehn Jahre später ein totaler Kontrast. Schweigend stehen Yash und Nandini vor dem Altar, als Rohan nach Hause kommt. Sie haben sich nichts mehr zu sagen und haben sich in dem riesigen, leeren Haus, das viele Enkelkinder sehen sollte, verloren. Um das Fehlen der elterlichen Liebe zu unterstreichen, ist das Haus von Rahuls Familie in London eher modern und in kühlen Farben gehalten.

Die Lieder in K3G sind eine Klasse für sich, sie bringen die Handlung voran und dienen als Mittel, Dinge zu verdeutlichen, die nicht extra in einer Szene angesprochen werden müssen.
Kabhi Khushi Kabhie Gham dient als Titelsong als Überträger der Emotionen und taucht auch immer wieder in leicht abgewandelter Form in dramatischen Momenten auf.
In Say Shava Shava, dem Geburtstagslied, werden die beiden Welten von Anjali und Rahul ganz deutlich dargestellt und ihre soziale Kluft aufgezeigt. Aber auch ihrer beider Liebe zu ihren Eltern. Karan nutzte das Lied auch, um sein Dreiergespann aus KKHH in einem Bild zu zeigen, Shah Rukh, Kajol und Rani Mukherjee. Wunderbar, wie Rahul von seiner neu entdeckten Liebe zu Anjali singt, während Naina die Worte auf sich bezieht. Ach ja, und Shah Rukh spielt mal wieder mit dem Feuer, mittels eines Streichholzes, nun ja.

Suraj Hua Maddham, dazu brauch ich wohl nicht viel zu sagen. Wunderbar verfilmt in Ägypten (wo Kajol wieder mal einen Glück bringenden Sturz hinlegte) zeigen Shah Rukh und Kajol einmal mehr, was knisternde Erotik ist. Dass Shah Rukhs Kostümdesignerin ihn allerdings in diese durchsichtigen Dinger gesteckt hat, verzeih ich ihr nur, weil er auch einmal nass ins Bild darf. Liebe Kostümdesigner, laßt bei ihm bitte die Hände von Pastellfarben. Ihm stehen kräftige Farben, schwarz, weiß und silber, aber bitte bitte nicht diese Babyfarben. Schade, das Shah Rukh die traditionellen Gewänder nicht mag, denn er sieht einfach zum Anbeißen darin aus, wenn dann noch Dupattas dazu kommen…

Yeh Ladki Hai Allah, der mitreißend choreographierte Hochzeitssong von Anjalis Kusine, ist eigentlich ein versteckter Heiratsantrag von Rahul. Leider ist die wunderschöne Szene, die im Anschluss folgen sollte, geschnitten worden.
Deewana Hai Dekho, You are my Soniya sind nicht so mein Ding und fallen meistens dem Vorspulknopf zum Opfern. Sorry an alle Hrithik und Kareena Fans, aber mich haben die Szenen am College eigentlich durchweg genervt. Hrithik tanzt allerdings sehr gut und bringt seinen durchtrainierten Body effektvoll zur Geltung.
Bole Chudiyan ist dann mal wieder ein Song für alle Sinne. Durch einen Trick mittels Traumsequenz dürfen alle sechs zusammen ins Bild und gemeinsam tanzen. Auch zum Schmunzeln, die kleinen Neckereien zwischen Rohan und Poo, sowie Rahul und Anjali. Und jeder darf seinen Soloauftritt hinlegen.
Wie dieses Lied ist K3G ein Film für alle Sinne, emotional und dramatisch, aber auch komisch und unterhaltsam. Das ist ein Film, der einfach Spaß macht und emotional genossen werden will, auch wenn er teilweise überbewertet wird. Trotzdem der Pflichtfilm für jeden Fan.

PS: wer es noch nicht wissen sollte, Shah Rukhs Sohn Aryan ist einer der Jungen im Vorspann, die Rahul als Kind spielen…