Früher spielte meist ein Bahnhof die Plattform, wo sich die Wege der Menschen trafen, kreuzten und trennten, hier ist ein Flughafen Schauplatz von Wiedersehen und Abschied. Aufgrund technischer Probleme an ihrer Maschine nach Delhi strandet eine bunt zusammengewürfelte Gruppe Menschen auf dem Flughafen Ganganagar. Die Passagiere müssen warten und diese erzwungene Ruhepause bringt sie dazu, ihr Leben und ihre Beziehungen zu überdenken und neu zu bewerten. Lange heraus geschobene Entscheidungen werden getroffen, während die Zeit stillzustehen scheint. Für ein paar Stunden benehmen sich diese Handvoll Leute wie eine große Familie, Wildfremde geben Ratschläge und liefern Anregungen, oder leihen dem Anderen einfach ihr Ohr. Paare, die sich auseinander gelebt haben, sprechen plötzlich wieder miteinander, eine neue Liebe wird zur Entscheidung gezwungen.

Man hat das Gefühl, jeder wartet auf etwas und das tut einer ganz besonders, der Flughafenmanager Saif R. Khan (Arshad Warsi), der auf einen kurzen Blick auf seine große Liebe Gulab Khan (Mahima Chaudhary) wartet. Sie ist mit dem Schriftsteller Gul Khan (Nassar Abdullah) verheiratet, allerdings wollen sich die beiden scheiden lassen. Der Pilot des Fliegers, Vikram Gill (Rohit Roy) hat eine folgenreiche Affäre mit der Stewardess Rachna Singh (Sandhya Mridul), obwohl beide verheiratet sind. Sie ist schwanger von ihm und muss sich nun entscheiden, wie es weitergeht. So geht es weiter, zerstrittene Ehepaare, aber auch geschiedene, die wieder zusammenfinden. Im Zentrum befindet sich allerdings das frischverliebte Pärchen Rahul (Shravan) und Farah (Mahima Mehta), deren Vater durch ihre Verspätung Wind von der Sache bekommt und sie verstößt. Von all den menschlichen Dramen um ihn herum unberührt nutzt ein Reisender die Zeit, um sich auf einer sehr bequem aussehenden Bank mal so richtig auszuschlafen.

Der Regisseur Samar Khan, eigentlich Filmkritiker von Beruf mit einem Hang zum europäischen Independentkino, hat bei seinem Regiedebüt mit dieser einfühlsamen Charakterstudie versucht, erzählerisch neue Wege zu beschreiten. Doch hat er die typischen Songeinlagen beibehalten, um die geheimen Wünsche der Passagiere zu verdeutlichen. Er nimmt uns mit auf eine teils amüsante, teils nachdenklich stimmende Entdeckungsreise ihrer unterschiedlichen Schicksale, während sich die Dramen vor unseren Augen entfalten.
Leider war dieser schöne, unaufgeregte Film wohl zu unspektakulär fürs indische Publikum und bekam trotz bekannter Schauspieler kaum Beachtung.

Die Schwächen des Films liegen größtenteils in der durch zu viele Einzelschicksale begründeten Oberflächlichkeit. Die Spannung bleibt ein wenig auf der Strecke. Außerdem hätten einige interessante Beziehungen ausgebaut werden können, während dem Teenagerpärchen zuviel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Am interessantesten fand ich die Geschichte zwischen Saif und Gul, was wohl daran liegt, das ich Arshad Warsi mag. Ihre Verwandlung von der Burkhatragenden Muslima zum Minirockvamp war allerdings etwas heftig, habe sie kaum wieder erkannt. Allerdings wirken beide Schauspieler etwas unterfordert, vor allem Arshads Talent als Komiker wird kaum genutzt. Wenigstens dürfen seine wunderbaren Augen in den melancholischen Szenen sprechen.

Der Film ist mit seinen zwei Stunden nicht zu lang, wenn man sich auf die Geschichte einlässt und nicht zu großes Gefühlskino erwartet. Richtig Schwung bekommt die Handlung allerdings erst, als der unbekannte Schläfer endlich aufwacht und sich der Probleme einiger Passagiere annimmt, vor allem Farahs. Shah Rukh spielt ganz sich selbst, charmant und ein wenig schüchtern, selbst sein Man Friday Subash dürfte echt sein, wenn ich richtig gesehen habe. Hier wurde ganz bewusst sein Starstatus in die Geschichte eingebaut. Schon zu Beginn des Films gibt es einen kleinen Hinweis auf die Identität des Mannes unter der Zeitung, als kurz die Melodie von Kuch Kuch Hota Hai angespielt wird. Er sorgt für ein paar lustige Szenen, um den Film an sich aber aufzuwerten, ist es schon zu spät.
KMHJ ist sicher kein Film, den man gesehen haben muss. Ein paar erfahrene Schauspieler und erfrischende Newcomer sowie eine an sich interessante, wenn auch nicht ganz aufgehende Handlung lassen diese zwei Stunden nicht ganz verschwendet sein. Als Bonus kann man sich immer noch auf Shah Rukh als himself freuen.