Superman

Shubhra Gupta

Sein Chak De ist jetzt eine Hymne, und die unaufhaltsame Gewalt von OSO hat alles überrollt, was ihm im Wege stand. Die Krone sitzt fest auf Shah Rukh Khans Haupt. Aber, wie der Spruch lautet, picture abhi baaki hai…
Schnell, was ist Ihr unvergesslichster Abgreifer Bollywoods in 2007? Der grüblerische, bärtige Hockeytrainer? Schach. Ein retrocooler langhaariger Statist in Schlaghosen? Schach. Ein sonnengebräunter Body mit dem meist propagierten Sixpacks, den es gibt? Alles klar.
Nur wenn Sie nicht auf diesem Planeten leben, werden Sie die unhaltbare Lawine verpasst haben, die Shah Rukh Khan, Superstar, Produzent, Schauspieler durch das letzte Jahr hindurch gewesen ist. Sein Chak De! India über einen entthronten Hockeytrainer, der einen aufsässigen Haufen von Mädchen in ein Weltklasseteam aufpeitscht, hat sich in eine Hymne verwandelt. Der Ausdruck, bis zur Veröffentlichung des Films beschränkt auf die umgangssprachlichen Stadtgemeinden des Pandschabs, hat weit über den Pandschab und Hockey herausgereicht. Er hat sich jetzt fest in unserem kollektiven Bewusstsein niedergelassen, wo jeder, der einen Freund aufmöbeln will oder ein Land aufmuntern, ihn aufgreifen und verwenden kann. Und gewinnen.
Dann, natürlich, hat es den Moloch von Om Shanti Om gegeben, der alles überrollte, was ihm in den Weg kam. Shah Rukhs Doppelrolle als Statist der 70er Jahre, der die rehäugige Debütantin Deepika umflirtet, und als supermuskulöser, supererfolgreicher Star, fütterte all die Zwillingsfantasien von Indern in der ganzen Welt, die von der Nostalgie angetrieben werden, und diejenigen, die SRK sein wollen.
Während das geschrieben wird, haben ganzseitige Anzeigen in allen nationalen Tageszeigungen OSO zu „Indiens erfolgreichsten Film – aller Zeiten“ deklariert. Es wäre nicht zu weit gegangen, hätten die Anzeigen gelautet „Shah Rukh Khan, Indiens erfolgreichster Star – aller Zeiten“. Sie könnten die Behauptung als typische Prahlerei von Bollywood behandeln. Oder Sie könnten es auf den Mann zurückführen, der es sagt. Weil es das ist, was er tun wollte, als er aufbrach: Über die Welt herrschen. Und er hatte keine Bedenken, es zu sagen, gleich von Anfang an.
Sein selbstbestätigter Status ‚Ich bin der Herr im Haus’ erinnert mich an einen sehr persönlichen Moment von Shah Rukh Khan. Vor langer Zeit. Als er noch nicht SRK war. Und sehr weit davon entfernt, King Khan zu sein. Damals sorgte er auf Doordarshan als wuschelhaariger, im Stakkato sprechender junger Soldat für Aufruhr. Meine Aufgabe als Volontär war es, den Dramatiker Barry John zu interviewen, der ein Stück von Kamani, einem von New Delhis imposanten alten ’natyashalas‘ einstudierte.
Ich lungerte in dem muffigen Auditorium herum, wartete darauf, Barry zu kriegen. Die Schauspieler drängten sich um den Regisseur, hörten den Instruktionen zu. Außer einem. Shah Rukh – jeder sah damals Fauji, selbst Fernsehsnobs – war der einzige auf der Bühne. Er hatte seinen Rücken ein wenig abgewandt und war damit beschäftigt, in ein großes Taschentuch zu schnäuzen. Er sah nicht anders aus als die anderen. Aber etwas in der Art, wie er die Pose hielt, wussten Sie, dass er sich selbst höchst bewusst war. Im Rampenlicht zu stehen. Beobachtet zu werden.

Diese fast wilde, äußerst kinetische Eigenschaft – in der Lage zu sein, alles zu tun, um sichtbar zu bleiben – war Shah Rukh Khans größter Vorzug in seiner Entwicklung zur Spitze des Packs. Wenn er auf der Leinwand ist und voll drauf, ist es sehr schwierig, irgendjemand anderen zu sehen. Es ist eine Eigenschaft, die alle großen Stars, nicht zwangsläufig großartige Schauspieler, besitzen. Gleich von da an, hat er diese Fähigkeit geschliffen. Und sein Om Shanti Om ist eine triumphale Erfüllung dieses Kreisbogens.
In mancher Hinsicht hat SRKs Aufstieg für mich stets eine Schleife zurück zu diesem Moment gemacht, als er seinen Kopf hob und geradeaus schaute. In diesem Moment war es auffallend offensichtlich, dass er für Dinge über diese staubige Bühne hinaus bestimmt war. Schon bald danach war er in Bombay, mit Deewana die erste Ebene des Ruhmes betretend, seinem ersten abendfüllenden Film. Das war 1992. Er erschien in dem Film nach der Pause, rittlings auf einem Motorrad, ein Lied singend, in jenen Tagen ein perfekter Eintritt, als Hindifilme einen Allzweckhauptdarsteller brauchte, der tanzte, sang und kämpfte. Er entdeckt die Heldin, macht dieses Ding der Liebe auf den ersten Blick. Und reitet mit ihr in den Sonnenuntergang.
Das Hindikino Anfang der neunziger Jahre suchte verzweifelt nach Shah Rukh Khan. Amitabh Bachchan hatte dem No 1 bis No 10 Thron entsagt, den er so lange eingenommen hatte. Aamir und Salman hatten bereits jeder ihren ersten großen Erfolg gehabt, aber beide hatten bei ihrem Debüt saubere gute Jungs gespielt, die Sorte, die zuerst gut zu ihren ‚gajar-halwa‘ fütternden Mamas und an Krücken gehenden Schwestern sind und erst dann ihre Heldinnen lieben würden.
Bollywood hatte Platz für jemanden, der das Glück haben würde, seinen Weg hinein von außen zu bahnen, auf seiner ‚Ich habe keine Paten in der Industrie‘ Position gleitend, um mit denjenigen Verbindung aufzunehmen, die in den 90er Jahren mit seiner ‚he ich bin kein Mamasöhnchen, aber ich bekomme dennoch das Mädchen‘ Einstellung erwachsen wurden. Das war der Schlüssel. SRK konnte alles tun, um seine Geliebte zu bekommen. Er konnte ihre Schwester töten, ohne Gewissensbisse. Er konnte sich in ein stotterndes Ungeheuer verwandeln und weiterlächeln. SRK machte das Schlechte zum neunen Guten, Darr und Baazigar waren riesige Hits.
Als das begann, schal zu werden, drehte er sich klugerweise um 180 Grad. Von den zusammengestückelten Filmen begann er sich Platz in den größten Lagern von Bollywood zu schaffen. Seine Periode bei Yashraj, die er mit seinem bösen Jungen in Darr begonnen hat, explodierte in den verblüffenderweise nach all den Jahren noch immer laufenden Dilwale Dulhania Le Jayenge. Das war, als er den Mantel des guten Raj anzog, modern und dennoch traditionell, gleich gelassen in einem Straßencafé in Paris und den ’sarson ke khets‘ in ’saada‘ Punjab, umwarb er seine Simran, Großonkel und Nichten, ‚tayajis‘ und ‚chaijis‘, gab ihr ihren ‚ashirwad‘. Er machte kindliche Gehorsamkeit sexy.
Nach Dilwale Dulhania Le Jayenge verwandelten sich Indiens Liebenden in süße kleine Jungs, glücklich, sich ihren ‚patras‘ anzupassen, bevor sie den mandap betraten. Nach Dil To Pagal Hai wollte sich jeder ein tragbares Mikrophon um die Ohren hängen und Choreograph werden. Sobald sie Kuch Kuch Hota Hai gesehen hatten, wollte jeder zum College zurückkehren. Und Kabhi Khushi Kabhie Gham ließ jeden sich nach einem Stiefsohn wie SRK sehnen.
Unter den fast 60 Filmen, die er bis jetzt gemacht hat, (einschließlich Itemnummern und Gastauftritten), hat es mehr Hits als Flops gegeben. Nach Amitabh ist er der größte Werbemagnet. Und jetzt, nach Chak De und OSO, hat er sich in eine Ikone verwandelt. Sehr schwer, von hier aus irgendwo hin zu gehen. Aber es scheint, als ob Shah Rukh an einem Plan arbeitet. Der Hockeytrainer von Chak De ist Muslim, (im Film) öffentlich für seinen Glauben beschimpft, und um es jenen mit der gleichen Überzeugung zu verraten: Der Sieg seiner Mannschaft ist ein ebenso großer, wenn nicht größerer Sieg für ihn. Könnte Shah Rukh jetzt sein muslimisches Ich für einen Sprung in die Öffentlichkeit verfeinern? Ein kurzer Auftritt in einem der diesjährigen Hits Heyy Baby sah ihn in einem Sherwani, einen perfekten adaab durchziehend. Eines seiner nächsten großen Projekte ist My Name Is Khan.
Ein liberaler, universell bekannter, allseits beliebter muslimischer Abgeordneter? Warum nicht? Premierminister sogar? Wer weiß? In den Filmen ist alles möglich.