In A League Of One

Harneet Singh

Trotz zweier Flops und einer hitzigen Debatte über seinen letzten Film ist niemand erfolgreicher als Shah Rukh Khan. Zumindest noch nicht.
Komisch. Bei Shahrukh stehen alle Zeichen auf Triumph. Er führt alle Ranglisten der Jugendidole an. Er ist der meistgesuchte Name bei msn.com. Ein Parfum, eine Orchidee und eine Uhr sind nach ihm benannt und er hat sogar ein Haus, dessen Name eine Adresse für sich ist. Jeder würde gerne SRK sein, wenigstens für einen Tag, richtig?
Doch im Moment hat Shahrukh den härtesten Job der Welt. Er wird verdammt, wenn er etwas tut und verdammt, wenn er es nicht tut. Jahrelang wurde er dafür kritisiert, immer das Gleiche in den gleichen Filmen zu machen.
Er ist immer Raj/Rahul/Aman. Der perfekte Sohn/Geliebte/Ehemann, alles in einem. Gewöhnlich trägt er Pullover, Jacken und Mäntel, manchmal alles gleichzeitig. Er kann aus dem Stegreif weinen. Tanzt, bevor Sie Shava Shava oder Mahi Ve sagen. Und sei es Simran, Anjali oder Naina, er schafft es immer, das Mädchen zu retten, bevor der Tag zu Ende ist.
Aber jetzt, wo er es (endlich) riskiert, den mit Fehlern behafteten Dev Saran zu spielen, der seine Familie nicht liebt, seine Frau verlässt und sogar mit der Frau eines anderen Mannes schläft, wird SRK einmal mehr gekreuzigt. Die Gegenreaktionen, die seine Rolle in Karan Johar’s Khabi Alvida Naa Kehna erfuhr, sind ohnegleichen.
Definitiv der härteste Job.
„Erst erzählen sie mir, dass ich in all meinen Filmen immer dieselben Rollen spiele und jetzt, wo ich versuche, etwas anderes zu machen, mögen sie es nicht. Doch letztendlich ist es nur ein Film. Zumindest sehe ich es so. Wenn sie diesen nicht mögen, wird es stets einen nächsten geben“, sagt SRK.
Es war eine hektische Woche im Leben von King Khan. Ein Interview nach dem anderen, eine Pressekonferenz für TAG Heuer, Dreharbeiten für einen Werbespot für Kekse; der hochwichtige Auftritt bei einer Fernsehdebatte über Untreue; die Musikveröffentlichung seines nächsten großen Films Don, die üblichen Meetings und Drehbuchsitzungen. Zur Krönung des ganzen wurde ein neuer Wachmann, der vor seinem palastartigen Mannat postiert war, von einem Kollegen erschossen. Und oh ja, da gab es auch die inszenierte Protestaktion in Indore, wo eine Vorführung von KANK gestoppt wurde, aufgrund von ziemlich, ähm, kontroversen Bemerkungen von SRK über Muttermilch usw.
Die Geschichte ging etwa so. Als SRK gebeten wurde, die kürzliche Aufdeckung der in Cola enthaltenen Pestizide zu kommentieren, soll SRK in seiner typisch verschmitzten Art etwas dahingehend gesagt haben, dass die Ermittlungsstellen auch die Reinheit von Muttermilch prüfen sollten.
Das ist der klassische SRK. Doch zur selben Zeit befindet sich der führende Superstar Bollywoods im Moment in einer entscheidenden Übergangsphase. Er steht auf einer Stufe, wo SRK, die Marke fast SRK, den Schauspieler, überholt. Heute ist SRK größer als seine Filme. Oder besser gesagt, seine Filme sind zu seinem Transportmittel geworden. Und das weiß er. Wenn die Kritiker dir drei von sechs Absätzen ihrer Rezensionen widmen, weißt du, dass du angekommen bist. In vielem befindet sich SRK in derselben Position wie Hollywoods Superstar Tom Cruise. Paramount Pictures mag den Star von Mission Impossible zwar für seine vielberichteten öffentlichen Ausraster versenkt haben, aber dennoch wurde er vom US Magazin Forbes als der beliebteste Promi der Welt bejubelt. Das gleiche gilt für unseren SRK, der vom Londoner Guardian als „der größte Filmstar der Welt“ bezeichnet wurde.
Der 40jährige Superstar hat den Erfolg neu definiert. Nachdem er seit 16 Jahren an dem Platz ganz oben ist, geht es beim Ruhm nicht länger darum, eine noch größere Eröffnung als die vorige zu bekommen, goldene Awards oder mehr Geld, als irgendein anderer Schauspieler auch nur davon träumen könnte. So wie es SRK jetzt sieht, ist es die Freude, die kleinen Dinge richtig zu machen. Oder vielmehr, sie zu tun.

„Ich habe niemals gewusst, was Erfolg ist. Ich habe ihn niemals verfolgt. Es ging niemals um Geld oder Bewunderung. Es ging darum, die Arbeit so zu machen, wie ich es wollte“, sagt er. Er hat den Gipfel der Selbstverwirklichung erreicht, wo das größte Hoch, das die Schauspielerei ihm gibt, die „kleine Anerkennung ist, wenn die Menschen den von dir gespielten Charakter so verstehen können, wie du ihn dargestellt hast.“
Kareena Kapoor, seine Partnerin in Asoka, vergleicht ihn mit M F Husain. Sie glaubt, dass SRK die Szene macht und es schafft, das jeder neben ihm einen guten Eindruck macht. „Er beherrscht sein Fach jetzt. Wie M F Husain jedem seiner Bilder den letzten Schliff gibt, so dass sie wie seine Schöpfungen aussehen, tut SRK das bei seinen Darstellungen.“
Auch wenn es Mode ist, SRK’s Angewohnheiten zu kritisieren – das Stottern, sein Schmollmund, die zusammengezogenen Augenbrauen und Augen, wie geschaffen für den perfekten Whirlpool aus Leid und Verlangen – Tatsache ist, dass SRK ohne sie nicht SRK wäre. Wenn wir uns sein neuestes Zeugnis betrachten, ist nicht alles ein A+. Da sind zwei teure Leuchtpunkte, Swades und Paheli und auch KANK’s Dev Saran punktete nicht wirklich bei den Kinogängern. Zählt man dazu noch die größtenteils einhellige Meinung der Öffentlichkeit, dass Abhishek Bachchan in dem Film SRK ein wenig den Wind aus den Segeln genommen hat, ist es einmal mehr eine schwierige Situation für ihn.
Aber SRK bleibt gelassen. Er hat ein Stadium erreicht, an dem ein Freitag nicht länger sein Schicksal diktiert. Der Schauspieler räumt ein, vor einer Premiere nicht mehr nervös zu sein. „Ich weiß nicht, ob ich nervös bin, aber ich sorge mich um den Film. Wenn ein Film anläuft, kenne ich den Film bereits. Das Anliegen ist es, so viele Menschen wie möglich zu erfreuen. Das ist alles“, sagt er. Priyanka Chopra, bekennender Fan von SRK und auch seine Partnerin in Don, glaubt, dass der Schauspieler einen Vorteil hat, weil er sich selbst als Marke betrachtet. „Prinzipiell hat er keine Skrupel, wie eine Ware behandelt zu werden. Da er sich selbst auch so wahrnimmt. Er hat den Mut, das zu tun. Darum können Filme kommen und gehen, aber die Menschen spüren, dass er eine glaubwürdige und zuverlässige Marke ist. Ich glaube nicht, dass irgendein anderer Schauspieler diese Bedeutung erreicht hat.“
Heute ist der Wert der Marke SRK schwindelerregend. Er verlangt Rs 5 crore für einen Film. Zur Freude der Werbeträger ist er wohl das perfekte Gesicht, um alles zu lancieren- von Cola, Keksen und Seife bis hin zu schicken Autos, Computern und teuren Uhren. Laut The Economic Times verdient SRK Rs 247 pro Minute. Selbst im letzten Jahr hat er Rs 13 crore mit Werbeverträgen mit Pepsi, Hyundai Santro und Lux verdient. Gerüchten zufolge beläuft sich sein Vertrag mit Emami für die Werbung von Chyawanprash auf fürstliche Rs 5 crore+ pro Jahr.
Er ist auch ein echtes globales Phänomen. Sicher, Amitabh Bachchan wurde von BBC zum Superstar des Millenniums gewählt und Aishwarya Rai mag die regierende globale Prinzessin sein, doch SRK ist das bekannteste indische Gesicht im Ausland. Seine Popularität in europäischen Ländern wie Polen, Frankreich und Deutschland ist einmalig.
Eine Zeit lang handelte die neueste Posse Bollywoods davon, wie Tom Cruise kürzlich in Paris einen kleinen Geschmack von SRK’s Popularität bekam. Sie mögen es nicht glauben, aber dies ist wirklich passiert. Am 26. April war in Paris die Premiere von Veer-Zaara im Grand Rex. Es war auch die Paris Premiere von Mission Impossible 3. Ja, dasselbe Event, wo Tom Cruise in einem schwarzen Hubschrauber quer über die Stadt flog und direkt vor dem roten Teppich landete, alles zum Thema von Mission Impossible, das aus gewaltigen Lautsprechern dröhnte.
Es ist keine weit verbreitete Tatsache, aber die Premiere wurde um mehr als 2 Stunden verschoben, weil die Menschenmenge nicht genug von SRK bekommen konnte. Cruise wurde gebeten, in seinem Hotel, dem Ritz, zu warten. Dass der Hollywoodstar es seinerseits vorzog, mit seinen beiden Kindern Isabelle und Connor loszugehen, um einiges für seine jüngste Tochter Suri einzukaufen, ist eine andere Geschichte. Aber hey, SRK hatte eine größere Anziehungskraft als Cruise. Kein Wunder, dass sein bester Freund Karan Johar voller Stolz berichtete: „Mein Verleiher in Paris sagte, dass es sich angefühlt habe, als sei Elvis Presley wiedergeboren worden, als er den Beifall sah, den SRK bei der Premiere von Veer-Zaara bekam.“

Brauchen Sie noch ein Beispiel für SRK’ globale Fangemeinde? Loggen Sie sich auf www.intentblog.com ein. Im November 2005 hatte SRK einen Beitrag zu Paheli geschrieben. Hunderte seiner Fans – vom Mittleren Osten über Griechenland bis hin zu Deutschland – haben täglich darauf geantwortet, obwohl der Schauspieler selbst niemals irgendeinen der Kommentare beantwortet hatte. Noch im Juni hinterließen die Menschen Liebesbriefe und Fanpost in der Hoffnung, dass Khan sie lesen würde. Khan’s Fangemeinde besteht seit seinen Jugendjahren, als er seinen unkonventionellen Weg zum Gipfel einschlug. In seinem ersten Film Deewana machte er einen Einstieg erst nach der Pause. Trotz aller Kritik, auf Nummer sicher zu gehen, war SRK ironischerweise der wagemutigste Neuling. Seine bösen Einsätze in Baazigar, Darr und Anjaam wurden genauso gewürdigt wie seine romantischen Ouvertüren in Dilwale Dulhania Le Jayenge und Kuch Kuch Hota Hai.
Vielleicht kann das Publikum seine Lass-dich-nicht-unterkriegen Einstellung spüren – der Mann spielt immer, um zu gewinnen. Sushmita Sen, seine Partnerin in Main Hoon Na, erzählte uns, dass SRK ein Lieblingsgebet vor dem Schlafengehen hat, in dem es darum geht, dem Sieg näher zu kommen. „Gewinnen ist keine momentane Sache für SRK. Für ihn geht es in jedem Aspekt des Lebens ums Überleben und Gewinnen. Er möchte niemals zum Opfer werden. Man kann ihn niemals für bare Münze nehmen. Sein Verstand ist ständig am arbeiten.“
Es ist dieser schiere Wagemut, Überlebensinstinkt, Energie und großer Kampfgeist, der SRK zu solch einer beständigen Marke macht und wir als Nation sind besessen von ihm. Je mehr wir von SRK bekommen, umso mehr lechzen wir nach ihm. Seine Erfolgsgeschichte ist der Stoff, wofür Bestseller bekannt sind. Er ist der bei Weitem zugänglichste Star. Jedermann weiß, er  liebt Tandoori Chicken, Pepsi und ist ein Freak technischer Spielereien. Dennoch wollen wir immer noch mehr. Vielleicht ist das der Grund, warum drei Bücher über ihn und seine Geschichte geschrieben worden sind.
Der frühere Filmjournalist Mushtaq Sheikh rüstet sich für den Start von Still Reading Khan im September. Das Buch der Kritikerin und Autorin Anupama Chopra über Leben und Zeitalter des Schauspielers wird Anfang nächsten Jahres in die Regale kommen. Und SRK schreibt seine eigenen Memoiren mit dem Titel Twenty Years Of A Decade.
Beruflich fährt er noch immer im höchsten Gang. Seine Produktionsfirma Red Chillies bereitet sich auf Farah Khan’s starbesetzten Om Shanti Om vor. Nach der Premiere von Don zu Diwali wird er in der Yash Raj Produktion Chak De! India zu sehen sein. Offenbar wird er auch in Karan Johar’s nächstem Film die Hauptrolle spielen.
Während die Welt über seine Aktien debattiert, ist der Mann selbst einfach entspannt. „Ein Tag mit 14 Stunden stetiger harter Arbeit ist ein guter Tag für mich. Das Konzept besteht darin, es beginnend vom Aufwachen bis zum Zusammenpacken einfach anzugehen und zu versuchen, es richtig zu machen.“
Nun, zumindest das kann man wohl sagen!