Marionette – wird sich Shah Rukh befreien?

In Anbetracht, das seine Filme einen Preis von „crore plus“ einbringen, (dem Verleiher Ramesh Sippy zufolge) lautet die Millionen Rupien Frage – hat der gewaltige kommerzielle Erfolg Shah Rukh Khan verdorben?
Vor vier Jahren, als der junge Shah Rukh Khan das erste Mal die Szene erleuchtete, wurde er als Orakel für das progressive Kino gesehen – als jemand, der sicherstellen würde, dass die mannigfaltigen Ufer des kommerziellen und bedeutsamen Kinos fruchtbar verknüpft würden. Aber leider scheint dieses himmlische Szenario keinen Erfolgt gehabt zu haben. Selbst ein flüchtiger Blick auf Shah Rukhs Filmliste zeigt, dass er mit all den größten Namen im kommerziellen Kino arbeitet, von Subhash Ghai bis Yash Chopra. Obwohl Ramesh Sippy das als glücklichen Fang bezeichnet, als Motivationsschub für Shahs Karriere, wo sind die ‚anderen‘ Filme?

Ein Shah Rukh Insider verteidigt, „Shah Rukh macht keine anderen Filme, weil es ihm nicht erlaubt wird.“ Shah Rukh, so wird erzählt, ist dem Bachchan Syndrom zum Opfer gefallen. Die Ankündigung eines Shah Rukh Films lässt Verleiher selbst einem ausgefallenen Produzenten solch riesigen Geldbeträge hinblättern, dass der Produzent augenblicks dem Druck erliegt, einen sicheren Film zu drehen, alle Gedanken ‚an unsichere‘ Experimente aufgebend.
Eine Zwickmühle, wie sie im Buche steht.

Während Finanzier Shroff meint, „Shah Rukh sollte neben der Kontrolle seines Übertreibens jetzt mit erwachsenen Rollen experimentieren“, erklärt der alte Hase Gandhi ernst, „Was Shah Rukhs Experimente mit seinen Rollen angeht, sollte er das nicht tun, weil er ein eindeutiges Image hat und nicht abschweifen sollte. So spielte Nana Patekar in Khamoshi zum Beispiel einen taubstummen Typen und den Menschen im Hinterland hat das nicht gefallen. Ähnlich möchten die Leute Akshay nicht in einem Liebhaberimage sehen. Gleichermaßen wird Shah Rukh in nicht in einem ausgemachten Actionfilm akzeptiert.“

Shah Rukh hat seine Absicht erklärt, ab 1997 nur einen Film am Stück zu machen. Gewiss eine noble Absicht, doch wird Shah Rukh es realisieren können? Nachdem all die kommerziellen Überlegungen für ihn Bedeutung erlangt haben. Nach der Rekorderschütternden Wiedergutmachung von Dilwale Dulhania Le Jayenge sind all seine Filme – Ram Jaane, Trimurti, English Babu Desi Mem und Chaahat – enttäuschend gewesen. Selbst Shah Rukh ist nicht immun gegen die zyklische Natur des Kassenerfolgs. 1993 hatte er Baazigar und Darr, während 1994 mit Kabhi Haan Kabhie Naa und Anjaam eine Enttäuschung war. 1995 schwebte er mit Karan Arjun und DDLJ wieder im siebten Himmel, während 1996 ein trockenes Jahr gewesen ist. Für den Mann, der von dem Spruch, dass er kein Star sein will dazu über ging zu sagen, er will populärer sein als Michael Jackson, wird der grundsätzlich kommerzielle Zwang Bollywoods nicht leicht zu ignorieren sein.

Ein ruheloser Shah Rukh steht am Scheideweg seiner Karriere – gefangen zwischen der Chance, den Status des Superstars zu verlängern und der Chance, schauspielerischen Ruhm in Angriff zu nehmen. Seine bevorstehenden Filme werden die Wahl erkennen lassen, die er trifft – ob er auf den deutlichen Ruf seines unleugbaren Talents hört, oder ob er vom Sirenengesang der Kassenhuri verführt wird.

Yes Boss
Shah Rukh spielt einen Mann mit einer Mission, dessen kennzeichnendes ‚Yes Boss‘ ihn zum Favoriten seines Chefs (Aditya Panscholi) macht. Im Austausch, das Shah Rukh sein Mann für alles ist, der die Drecksarbeit für ihn erledigt, verspricht ihm Aditya das Blaue vom Himmel. Schwierigkeiten tauchen auf, als sich Chef und Lakai in dasselbe Mädchen vergucken, Juhi Chawla. Obwohl verheiratet, ist der Chef ein unverbesserlicher Aufreißer, der eine verletzliche Juhi zu einer Beziehung überredet. Shah Rukhs Dilemma ist es, zwischen dem Mädchen und seinem Chef zu wählen.

Koyla
Es sieht rosig aus für K-K-Khan, wenn Rakesh Roshan mit Koyla seine K Obsession fortsetzt.
Angesiedelt in der dunklen Welt der Kohlenbergwerke spielt Shah Rukh den unterdrückten, ausgenutzten Diener von Amrish Puri, der zufällig auch stumm ist. Hoffentlich benutzt Roshan seine Stummheit als Allegorie für die stillschweigende Akzeptanz der ausgebeuteten Armen.
Als auch Shah Rukhs Liebste Madhuri das Ziel von Amrish Puris Machenschaften wird, rebelliert Shah Rukh endlich und findet seine Stimme – im übertragenen und wörtlichen Sinne.
Rakesh Roshan bekundet totales Vertrauen zu seinem Karan Arjun Star. „Er ist der beste Schauspieler, den wir heute haben. Seine Augen sagen viel und was ihm noch hilft, ist seine Stimmmodulation. Ich würde ihn sogar als vollendeten Schauspieler bezeichnen!“

Badshah
Nach dem Glücksspiel mit dem teuflischen Helden in Baazigar – und dem Gewinn des Jackpots – kommen die unzertrennlichen Abbas Mastaan für Badshah wieder mit Shah Rukh zusammen.
Wird der Held wieder eine aufschreckend andere Figur spielen? In Wahrheit ist es schwer zu sagen – selbst für die Schöpfer – da das Drehbuch noch ausgeformt werden muss. Selbst das wenige, das beschlossen worden ist, bleibt hinter Abbas Mastaans verschlossenen Lippen geheim. „Wir wollen die Handlung nicht offenbaren, nach dem, was mit Daraar passierte.“ (Für die Unwissenden, Agni Sakshi geschah mit Daraar. Es hatte dieselbe Handlung, schlug Daraar aber kurz vor dem Ziel).
In dem Moment, in dem das Drehbuch fertig ist, wird Kajol entscheiden (das ist der einzige Film, für den das Dilwale Paar in Betracht gezogen wird), ob sie bei dem Projekt dabei ist oder nicht. Für die andere Heldin, eine dunkel getönte Rolle, sind die Fühler nach Sushmita Sen ausgestreckt worden. Bis dahin wird Badshah ein König ohne seine Gefährtin sein müssen.

Pardes
Pardes ist die Geschichte eines NRI, der auf der Suche nach dem idealen Hindustani Mädchen als seine Braut nach Indien kommt. Er trifft einen Taxichauffeur (Shah Rukh), der ihm hilft, seine Dulhan zu finden (Model/Videojockey/Schauspielerin Ritu Choudhury, umbenannt in Mahima), der sich letzten Endes aber selbst in sie verliebt. Ein bescheiden budgetierter Film, der dennoch schon vor der Veröffentlichung im wahren Stil von Subhash Ghai in eine Kontroverse geriet, da es Gerüchte gab, das der von ABCL produzierte Film Tere Mere Sapne gleichartig gelagert ist. Die Handlung wird auf den Sets auf die Art von Ram Lakhan nachgearbeitet und Subhash Ghai muss hoffen, dass es zumindest ein Hit wird.

Duplicate
Duplicate klingt wie das Duplikat des 1970er Hits Sachha Jhootha, der Geschichte von zwei Menschen, die zufällig ähnlich aussehen. Der eine ist ein gefürchteter Verbrecher und der andere ein sanfter, bescheidener und tugendhafter Kerl.
Der erstere wird mit Sonali Bendre verkuppelt und letzterer mit Juhi Chawla. Der nette Kerl und der Lasterhafte werden verwechselt und die daraus folgenden doppelten Schwierigkeiten legt Regisseur Mahesh Bhatt in Komik, Action und Spannung um. Eine der liebenswertesten Episoden ist die, wo der böse Junge mit den Zähnen knirscht, weil er mit dem ihm erwiesenen Nettigkeiten nicht umgehen kann.
Produzent Yash Johar, „Das Drehbuch wurde definitiv mit Shah Rukh Khan vor Augen geschrieben. Er ist ein Schauspieler, der Geschichten bedingt, die passend zu seiner Persönlichkeit geschrieben werden. Er ist diesem Film gegenüber so engagiert, dass er gesagt hat, dass er für die nächsten sechs oder sieben Jahre keine Doppelrolle spielen wird.“
Mit Juhi, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat und Sonali, die den Erfolg erst noch sehen muss, ist es an Shah Rukh, zweimal so hart zu arbeiten, um diesen Fall von Personenverwechslung zusammenzuhalten und zu beweisen, dass er echt ist.