2008-08-24-my-name-is-khan.jpg

Dies hat nichts mit dem gleichlautenden Film zu tun, jedenfalls im engeren Sinne. Passt aber zu vorigem Interview…

Quelle:timesofindia.indiatimes.com

23 Aug 2008

Die ‚Indian Mujahideen‘ warnten kürzlich vier führende moslemische Schauspieler – Shah Rukh, Aamir, Salman und Saif Ali, alle hören zufälligerweise auf den Namen Khan – dass sie, wenn sie nicht aufhören, in indischen Filmen zu arbeiten, Gefahr laufen würden, ‚einen Preis zu bezahlen‘.

In jüngerer Zeit war Saif – der auf die Drohung der Mujahideen mit den Worten reagierte, dass er „lieber erschossen würde, als nicht zu drehen“ – in den Nachrichten, als er die Tatsache aussprach, dass er auf der Suche nach einem Haus zu einem moslemischen Bauunternehmer gehen musste, da viele Firmen in Mumbai nicht an einen Moslem verkaufen würden. Diese beiden Nachrichten, die in keiner Beziehung zueinander stehen, hatten eines gemeinsam – die Extremisten, die die Schauspieler aus den Bollywoodfilmen raus haben wollen und die Wohnungsbaugesellschaften, die sie aus ihrer Nachbarschaft raushalten wollen, beide sehen sie in erster Linie als Moslems.

Jedoch kann das Publikum, das über den Erfolg oder Misserfolg im demokratischsten Index entscheidet, den Indien hat – Sie können die Abendkasse an einem Eröffnungswochenende einfach nicht manipulieren – dieses Publikum sieht sie in erster Linie als Stars, Ikonen, als Menschen, nach dessen Autogrammen die Fans rangeln, und macht die hundert Dinge nach, die sie tun, von SRKs Muskeln über Aamirs Haarschnitt bis zu den Tätowierungen von Saif. Ist selbst dieser Superstarstatus nicht genug, um sie aus der Inanspruchnahme von Extremisten oder der Ablehnung von Wohnungsbaugesellschaften zu halten?

Shabana Azmi, die sich der von Saifs Offenbarungen ausgelösten Debatte anschloss und dem Thema Auftrieb gab, denkt, dass das sicher nicht genug ist. „Natürlich gibt es in unserer Gesellschaft eine Diskriminierung gegen alle Arten von Minderheiten“, sagt sie und fragt, was der Zweck für die Leugnung ist. Sie meint, dass ist etwas, dem angefangen bei gestrigen Stars wie Zeenat bis hin zu zurzeit populären Schauspieler wie Arshad gegenüberstanden. Während Shabana die wortreichste Stellung zu dem Thema eingenommen hat, haben die Khans an der Spitze gewöhnlich ein diplomatisches Schweigen auf dieses, ja sogar alle diese Themen, gewahrt.

Shabanas Einstellung zu dem Thema hat jedoch Filmemacher wie Ashok Pandit und Komponisten wie Adesh Srivastav vor Wut schäumen lassen. „Bollywood ist eine weltliche Industrie, und das ist eine kommunale Äußerung“, behauptet Ashok. „Dies ist gefährlich, sie liefert den Politikern Munition, die dies unverhältnismäßig aufblasen können. Es gibt viele Kolonien in Mumbai, von vielen Gemeinschaften, die keine Menschen von anderen sozialen und religiösen Gruppen anerkennen, warum spricht sie nicht über sie?“ fragt er.

Während die Branche interne Differenzen über den Blickwinkel haben mag, Radikale gegen die Khans antreten mögen und Wohnungsbaugesellschaften in Mumbai wählen können, mit welchen ethnischen Farben sie sich schmücken möchten, kann das jedoch dem Publikum zumeist völlig egal sein. Anders als in der Zeit, als Yusuf Khan seinen Namen in Dilip Kumar ändern musste, ist es heute ein Markenzeichen in Bollywood, ein Khan zu sein und der Mann, der Dilip Kumar als seine Ikone bezeichnet, trägt seinen Titel des King Khan mit Elan.

Allerdings hatte das Gros des populären Kinos in den letzten paar Jahren, das jegliche patriotische oder nationalistische Themen innehatte, einschließlich der Filme, die bereits Kultstatus erreicht haben – Lagaan, Rang De Basanti, Chak De! India  – einen der Khans in der Hauptrolle. Und dieser Charakter stand für den Geist des modernen Indiens, genauso, wenn nicht mehr, als es Manoj ‚Bharat‘ Kumar im B&W Zeitalter tat.

Selbst wenn die Kassenrekorde der Filme schwanken mögen, das Publikum hat Saif auch als tikatragenden Langda Tyagi in Omkara und Armeeoffizier in LoC, SRK als den Helden von Swades, der alles hinter sich lässt, um seinem Land zu dienen und Aamir als orthodoxen Brahmanen und Freiheitskämpfer Mangal Pandey in The Rising gesehen und vorwiegend applaudiert – ohne die geringste Abkopplung. Daher gibt es keinerlei Missklang in unseren Meinungen, wenn wir an Kaiser Akbar denken, entweder mit Prithviraj Kapoor oder Hrithik Roshan. Ein Paradefall, um die ganze Irrelevanz der Religion in der Publikumswahrnehmung der Bollywoodstars zu illustrieren, ist SRK, der den hinduistischen IAF-Offizier spielt und Rani und Preity, die pakistanischen Moslems in Veer Zaara spielen.

Während die großen Khans nach Saifs und Shabanas Äußerungen äußerst zurückhaltend sind, zeigen vorherige Gelegenheiten, wo sie wortreicher in der Reaktion auf solche Themen gewesen sind, dass sie die Dinge nicht anders sehen. Shah Rukh, der früher in diesem Jahr in einem Interview für Tehelka sagte, „AR Rahman schickte mir einmal eine Botschaft mit den Worten, du bist ein Botschafter für den Islam. Ich denke, dass ich das wirklich bin,“ argumentierte 2004, während er auf BBC sprach, das „Inder von Natur aus sehr weltlich waren und sind, das größte Beispiel dafür ist, dass ein moslemischer Kerl in den letzten 13 Jahren einer der Spitzenstars ist, sie haben mich akzeptiert, niemand hat jemals meine Religion infrage gestellt.“

Schon 1998 erwiderte Aamir auf die Frage nach dem kommunalen Kampf über die religiöse Kluft im Anschluss an seine erste Heirat mit Reena, „Das wirklich erstaunliche für mich ist, dass zufälligerweise, zu einer Zeit, wo Fundamentalismus vor allem politisch gewesen ist, drei von Indiens führenden Stars Khans sind – Shah Rukh, Salman und ich selbst! Ich denke, was es wirklich anzeigt, ist, dass der gewöhnliche Mann bis jetzt nicht nachhaltig vom Virus der Intoleranz beeinflusst wird. Andernfalls wäre es unvorstellbar, dass Shah Rukh und ich so populär sein könnten, wie wir es sind.“

Ein Jahrzehnt weiter wird sich diese Antwort als wahr erweisen. Shabana hat in dem Gedanken Optimismus ausgedrückt, dass ein gewöhnlicher Moslem danach streben kann, Shah Rukh zu sein. Tatsächlich strebt die große Mehrheit der gewöhnlichen Inder, ohne Rücksicht auf den Glauben, danach, Shah Rukh zu sein. Bollywood ist wie Kricket, eine Religion für sich – glücklicherweise!