One 2 Ka 4, mhm, es gibt wohl keinen Film, in dem Shah Rukh Khan leckerer aussieht. Mir fällt jedenfalls grad kein anderer ein. Okay, kein sehr qualifizierter Beginn für eine Filmbesprechung und auch nicht sehr reif für eine erwachsene Frau, hab aber auch nie behauptet, eins davon zu sein…
Vielleicht fangen wir einfach mit der Handlung an. Die ist noch relativ unverfänglich. Javed (Jackie Shroff) und Arun (Shah Rukh Khan) sind nicht nur Kollegen in einer Spezialeinheit der Polizei, sie sind auch die besten Freunde. Javed zieht nach dem Tod seiner Frau seine eigenen Kinder nebst Geschwisterkindern allein auf, behandelt Arun wie einen jüngeren Bruder und integriert ihn ganz selbstverständlich in sein lebhaftes Familienleben.
Arun ist ausgemachter Single, ein Vollblutpolizist, der eher die Action sucht, als am Schreibtisch zu sitzen und zu Feierabend seine Ruhe haben möchte. Die wird ihm meistens von seinem Kumpel Champak geraubt, der sich bei ihm eingenistet hat. Sie alle führen ein recht glückliches Leben.

Doch bei einem Einsatz, um den Drogensumpf von KKV (Nirmal Pandey) auszuheben, wird Javed erschossen. Er hat testamentarisch verfügt, dass sich Arun um seine Kinder kümmern soll, wenn ihm etwas zustieße. Das Problem ist nur, das diese Arun nicht ausstehen können, und ihm auch noch den Tod des Vaters anlasten. Doch anstatt den leichten Weg zu gehen und die Kinder in ein Waisenhaus zu verfrachten, übernimmt er Javed zuliebe die Rasselbande und bemüht sich, mit den Kids auszukommen, allerdings ohne großen Erfolg. Schließlich bittet er Geeta (Juhi Chawla), eine Bekannte von Javed, um Hilfe, die verdächtig bereitwillig bei ihm einzieht und ihn bei diesem Problem unterstützt.
Doch die finanziellen Probleme wachsen ihm bald über den Kopf. Es ist auch nicht hilfreich, das er mit Javeds Kindern dessen Haus verlassen und in sein altes Appartement ziehen muss, das viel zu klein für sie alle ist. Bald weiß sich Arun nicht mehr anders zu helfen, als den inzwischen dank seiner ausgezeichneten Beziehungen wieder freigelassenen KKV um seine Drogengelder zu erleichtern.

Doch der Film heißt nicht umsonst One 2 Ka 4 (1+2=4, in Indien ein Synonym für Betrug), denn auch innerhalb der Spezialeinheit steht nicht alles zum Besten. Niemand weiß, wer als Spitzel in den eigenen Reihen für KKV arbeitet, die Korruption scheint sich bis in die höchsten Kreise zu erstrecken und jeder wird verdächtigt. Durch untergeschobene Beweise schließlich auch Arun.
Er steht nun vor dem Scherbenhaufen, in den sich sein Leben verwandelt hat, will dabei den Mörder seines Partners und Freundes finden, sein Revier säubern und seinen Namen reinwaschen, sowie sich nebenbei mit den Kindern arrangieren. Dann hat auch noch die Liebe ein Wörtchen mitzureden, wir befinden uns schließlich in einem Bollywoodfilm. So hat Geeta ein Auge auf den eher unwilligen Arun geworfen, allerdings in mehr als einer Beziehung…
Das größte Manko des Films ist, dass man nicht weiß, ist es nun ein Familienfilm, dann ist er zu brutal, oder ein Thriller, dann wird er zu oft von familiären Banalitäten ausgebremst. Manchmal klappt die Kombination, manchmal nicht. Hier tut sie es nicht. Für mich aber kein Grund, den Film nicht zu mögen, denn sehenswert ist der Film dank Shah Rukh, Jackie und Juhi allemal.

Von den Kritikern wurde der Film allerdings arg verrissen und baute das Tief weiter aus, in dem sich Shah Rukh zu der Zeit befand. Damals war es wohl einfach Mode, Shah Rukhs Filme in den Boden zu stampfen. Pleiten mit seinen Eigenproduktionen, Operationen und Hrithik Roshan als neuer Stern am Bollywoodhimmel machten ihm das Leben schwer. One 2 Ka 4 war da keine große Hilfe. Dabei war der Ansatz gut, die Story interessant. Doch Shashilal K. Nair versucht allzu verkrampft, zuviel unter einen Hut zu bekommen und bremst damit das Tempo des Films. Jeder dieser Teile für sich ist gut. Javeds Tod, die Ablehnung der Kinder, Aruns Geldsorgen und Probleme mit seiner Einheit sind ernst und emotional überzeugend umgesetzt. Die Liebesgeschichte mit Juhi schön zurückhaltend und einfühlsam, mit einigen wirklich sexy Szenen. Die lustigen Szenen dank des indischen Humors manchmal gewöhnungsbedürftig, aber auch okay. Nur als Gesamtheit will es eben nicht so richtig passen. Trotzdem hatte der Film meiner Meinung nach nicht einen solch argen Verriss verdient, denn im Vergleich zu manch anderen Machwerken Bollywoods steckt hier wenigstens Seele drin, und auch viele Schmerzen von Seiten Shah Rukhs. Ich mag mir die Szene, als er mit Jackie vom Hochhaus springt, gar nicht mehr anschauen.

Kurz zu den Geldsorgen von Arun, ein Umstand, der bei mir immer Kopfschütteln auslöst. Da überträgt man ihm die Verantwortung für vier Kinder, mit Geeta und Champak hat er noch zwei Esser am Tisch, man schmeißt sie aus dem Haus, und das soll er alles mit dem wohl nicht grad üppigen Gehalt eines Polizisten auf die Reihe kriegen? Sicher ist es moralisch nicht vertretbar, das er sich in seiner Not nicht anders zu helfen weiß, als das Geld von einem zu nehmen, der es sich selbst unsauber beschafft hat, aber menschlich ist es absolut verständlich. Da er das meiste der Beute auch noch einem Waisenhaus vor die Türe legt. Ich hätte sogar Schmiere gestanden und das Motorrad für ihn gehalten…
Die Musik von AR Rehman lässt auch viel erwarten, hat aber bis auf ein zwei Ausnahmen nicht wirklich Ohrwurmqualität. Gefallen hat mir die Hintergrundmusik, Khamoshiyan Gungunane Lagi sowie Osaka Muraiya. I am Sorry hingegen ist einfach nur albern und selbst für Shah Rukhs Humor eine Spur too much. Insgesamt sind die Songs aber ganz nett anzuschauen, vor allem die mit Shah Rukh und Juhi. Die Kameraführung lässt in manchen Szenen zu wünschen übrig und die tricktechnische Umsetzung der (aus Face Off geklauten) Climax ist nicht wirklich gelungen. Meine Frage hier immer, wird Arun nun angeschossen oder nicht? Aber die Helden schaffen es ja auch halbtot immer, den Bösewicht auszuschalten…

Retten tun den Film einzig die drei Hauptdarsteller sowie die Kinder. Shah Rukh zuzuschauen macht einfach Spaß, wie Arun sich mit den Kindern oder Juhi kabbelt und eigentlich nur nach der Arbeit seine Ruhe haben will. Absolut schön die Szene, als er sich in dieser absolut unwahrscheinlichen Position hinfaltet und die Augen schließt… Er überzeugt einmal mehr in den emotionalen wie den witzigen Szenen. Und wie gesagt, in diesem Film ist Shah Rukh wirklich zum anbeißen anbetungswürdig. Ich erwähne nur die Szene, in der er sich in die Jeans schraubt. Oder die Duschszene. Hab ich schon erwähnt, was für eine gute Figur er auf einem Motorrad macht? Und selbst, wenn er Gemüse in der Hand hält. Ich könnte ewig so weitermachen. Selbst bei der Garderobe ist diesmal bis auf den Song I am sorry kein Missgriff zu verzeichnen, und da ist es ja Absicht, hoffe ich jedenfalls.
Juhi nervt anfangs ein wenig, das bessert sich aber im Laufe des Films. Dann ist sie gewohnt niedlich, aber auch souverän in den ernsteren Szenen. Sie bildet mit Shah Rukh einmal mehr ein überzeugendes Paar. Die beiden liefern sich den wohl beinahesten Filmkuss, den Shah Rukh noch bereit ist zu tun. Jackie Shroff verabschiedet sich handlungsbedingt leider sehr früh, ist aber wieder mal die Idealbesetzung als Shah Rukhs Senior und quasi älterer Bruder.

Die eher lächerlichen Villains in dem Film überzeugen nicht wirklich und bieten keine echte Basis, um mit dem Helden mitzuzittern. Sich mit Nicholas Cage messen zu wollen, ist halt eine schwere Aufgabe, die hier böse in die Hose geht. Ich mag es auch nicht, wenn man schon ziemlich früh weiß, wer nun der eigentliche Bösewicht ist, das nimmt dem Thriller viel von seiner Spannung. Doch auch die Polizei hat mich etwas irritiert. Da geht es zu wie im Wilden Westen, erst schießen, dann Fragen stellen. Falls noch jemand leben sollte… Aruns Vorgehensweise, sich in KKVs Club zu betrinken, ist auch nicht besonders weise, aber ich weiß ja, wo die Logik hingehört (ich brauch bald einen größeren Haken am Eingang).
Alles in allem ist der Film sicher keine schauspielerische Höchstleistung oder ein Meilenstein der Filmgeschichte, aber für Fans oder wenn frau mal wieder schmachten will, ist er absolutes Pflichtprogramm.