„Ist es normal, dass man aufhört sich zu lieben, wenn man verheiratet ist?“
Saathiya, was soviel wie Seelenverwandte oder Lebensgefährte bedeutet, ist ein in Retrospektive erzähltes romantisches Drama (der Ehemann sucht seine Frau, währenddessen wird ihre Geschichte erzählt) um das Leben nach der Hochzeit, wenn die erste himmelhochjauchzende Verliebtheit dem Alltag und kleineren Streitereien weicht.
Aditya (Vivek Oberoi), Sohn eines Rechtsanwaltes, verliebt sich bei einer Hochzeit in die Medizinstudentin Suhani (Rani Mukherjee), Tochter eines Eisenbahners, und beginnt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, mit ihr zu flirten. Nachdem sie ihm anfänglich die kalte Schulter gezeigt hat, beginnt auch sie sich in ihn zu verlieben. Doch ihre geplante Hochzeit platzt, da sich ihre Väter aufgrund Standesdünkel schon beim ersten Gespräch in die Haare kriegen. Sie versuchen, sich zu trennen, können aber nicht ohne einander leben und heiraten deshalb heimlich, was jedoch rauskommt, als Suhanis ältere Schwester verheiratet werden soll und der Vater des Bräutigams seinen jüngeren Sohn mit Suhani verheiraten will. Als sie die Wahrheit gesteht, wirft sie der Vater aus dem Haus. Das gleiche passiert mit Aditya und so ziehen die beiden zusammen. Doch bald schleichen sich die Probleme des Alltags ein und Streitereien um Kleinigkeiten prägen ihr Zusammenleben. Sie müssen erst lernen, wie man eine für beide Seiten erfüllende Ehe führt und pflegt, denn Liebe allein löst keine Probleme. Doch als sich endlich alles zum Guten zu wenden scheint, passiert etwas Schreckliches…
Saathiya, ein typisch farbenfroher und bildgewaltiger Film aus dem Hause Yash Raj Films, ist mit seinen teils wirklich wunderschönen Bildern und einem hohen Anspruch an Qualität ein Remake des tamilischen Films Alaipayuthey, in dem Mani Ratnam Regie geführt hat und ist das Regiedebüt von Shaad Ali, der bereits an Alaipayuthey mit Mani zusammengearbeitet hatte. Er nahm kaum Änderungen am Script vor und bewies bei der Besetzung ein gutes Händchen. Nur die Dialoge wurden für die Hindifassung neu geschrieben sowie die Kulissen geändert. Der eingängige Soundtrack mit einigen wirklich schönen Nummern und einer stimmigen Hintergrundmusik stammt von AR Rehman.

Die Handlung wird sehr flüssig und locker erzählt, alles wirkt wie geradewegs aus dem Leben gegriffen, nichts ist übertrieben oder überlebensgroß. Kein übliches bonbonbuntes Kino, sondern ganz normale Vorortzüge und Busse, eine Eisenbahnerwohnsiedlung und ein studentenhaft wirkendes unfertiges Appartement bilden hier die Kulisse, was dem Film Glaubwürdigkeit verleiht. Es gibt in der ersten Hälfte das übliche neckische Geflirte mit wunderschön verfilmten Song und Tanznummern vor beeindruckender Kulisse, wo selbst die Alpen nicht fehlen dürfen, während die zweite Hälfte mit einigen Schicksalsschlägen dramatischer und tränendrüsiger wird.
Rani Mukherjee und Vivek Oberoi bilden hier ein wirklich sehenswertes Paar, das sich wunderbar ergänzt. Sie spielen glaubhaft sowohl romantische wie auch Geschirr zerschlagende und emotionale Szenen und tragen den Film fast alleine. Rani spielt diese zickigen Rollen, wo sie mehr zu tun hat als nur schön auszusehen und den Helden anzuschmachten, wirklich gut und überzeugend. Sie ist einfach eine großartige Schauspielerin. Vivek ist zwar manchmal etwas überdreht und trägt zu dick auf, ist aber durchweg ansehbar und bringt seine Rolle glaubwürdig rüber.
Shah Rukh und Tabu haben kleine Gastrollen zum Ende des Films übernommen und tun das souverän. Im Gegensatz zu anderen Gastauftritten nimmt Shah Rukh dem Film hier nichts weg oder schadet ihm, sondern füllt seine eher undankbare Rolle mit ganzem Einsatz aus, ohne Vivek und Rani die Show zu stehlen. Hier war er mit dem Herzen dabei und das sieht man. Ein Film mit ihm und Tabu wäre sicher sehr interessant.
Der Film wäre auch ohne Shah Rukh sehenswert und unterhaltsam, denn die beiden Hauptdarsteller liefern hier eine sehr realistische und sehenswerte Darstellung eines verliebten, aber sehr unterschiedlichen Ehepaares ab, die erst durch die Hölle gehen müssen, um den Himmel zu finden.