Srinagar, Kashmir. Es scheint ein einfacher Fall fürs Militärgericht zu sein. Javed Khan (Deepak Dobriyal) erschießt bei einem Einsatz seinen Vorgesetzten Virendra Rathore, anscheinend grundlos. Er schweigt und dank ausreichend Zeugen sind alle bemüht, den Fall so schnell und mit so wenig Aufsehen wie möglich abzuschließen. Dazu kommt, dass dem Verteidiger Major Siddhanth Chaudhary (Rahul Bose) nicht viel daran zu liegen scheint, sich ernsthaft mit dem Fall zu beschäftigen. Er hat sich hauptsächlich nach Shrinagar versetzen lassen, weil sein Freund und baldiger Schwager, der ambitionierte Militäranwalt Major Akash Kapoor (Jaaved Jaffrey) dorthin versetzt wurde, er vertritt in dem Fall die Anklage, und um seinen sportlichen Vorlieben zu frönen. Erst die Stimme einer Mutter und der Journalistin Kaavya Shastri (Minissha Lamba) bringen ihn dazu, aufzumerken und sich näher mit dem Fall zu beschäftigen, der so viel größer ist, als es erscheint. Das Ganze enthüllt sich als ein Fall von interreligiösen Konflikten, Amtsmissbrauch, Vertuschung, blindem Gehorsam und dem Aufbegehren dagegen, und sein Augenmerk richtet sich auf den hochdekorierten Brigadier von Javeds Einheit, Rudra Pratap Singh (Kay Kay Menon).

Samar Khans Shaurya (Mut) erinnert an Rob Reiners Justizdrama A Few Good Men aus dem Jahr 1992, der mit starken Schauspielern und Dialogen aufwartet. Er bewies damit selbst Mut, kommt aber nicht ganz an dessen Erfolg heran. Nichtsdestotrotz ist der Film mit einigen landesbedingten Unterschieden sehr gut aufgebaut, mit unaufdringlich aber tief berührend agierenden Schauspielern, die ein brisantes Thema ehrlich und ohne vordergründiges Pathos umsetzen. Sicher kommt ein Kay Kay Menon nicht an einen Jack Nicholson heran, aber das würde wohl keiner schaffen. Doch der Schlagabtausch von Bose und Menon vor Gericht ist nicht weniger gekonnt inszeniert. Anders als bei den oft tränenreichen und übertrieben pathetischen Gerichtsszenen Bollywoods hat sich Samar hier auf das Spiel seiner Schauspieler verlassen. Vor allem Boses wunderbar verhaltenes, aber kraftvolles Agieren, das unaufgeregt einen ganzen Film tragen kann, wurde hier wieder mal gekonnt eingesetzt. Ich mag ihn einfach, er bildet einen interessanten Kontrast zum oft überladenen Schauspiel indischer Akteure. Dass er auch noch eine Augenweide ist, darf man als Zuckerguss auf der Torte betrachten.

Von der Handlung her konnte ich diesmal keine Logikfehler entdecken, sie ist auch ohne Höhepunkte durchweg spannend aufgebaut und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf. Höchst sensibel und ohne Effekthascherei wird hier das heikle Thema der Religion angepackt. Ganz untypisch fürs indische Kino ist die Entglorifizierung der indischen Armee, in der es wie überall sonst auch schwarze Schafe gibt. Khan gibt aber selbst Singh hier ein Motiv für seine Handlungen, was das ganze Geschehen glaubwürdiger macht.
Das der Held eine Frau braucht, die ihn anstupst und seinen Ehrgeiz weckt, ist nun wieder ganz typisch fürs indische Kino, bringt aber eine leichtere Note in ein ernstes Thema. Minissha Lamba gefiel mir sehr gut an der Seite von Bose, der starke Schauspielerinnen an seiner Seite bedingt, die mit ihm mithalten können. Ihre Rolle hätte allerdings ruhig etwas involvierter sein können. Javed Jaffrey mimt überzeugend den Anwalt der Anklage und bringt ungewollt auch ein wenig Komik in den Film. Shah Rukh taucht übrigens nur als Stimme auf, er liest begleitend zum Abspann ein sehr berührendes Gedicht zu dem Thema Mut vor. Seine charakteristische Stimme ist das i-Tüpfelchen auf einem gelungenen Film.
Die Lieder im Film sind unspektakulär eingebaut, meist eher wie im westlichen Kino als Hintergrundmusik zu hören und bis auf den anfänglichen Song ohne Tanznummer.
Fazit, ein Film, den man gesehen haben muss, allein schon wegen dem Thema und auch wegen seiner sehr gut agierenden Schauspieler.