shah-rukh-2
Quelle

July 02, 2009

SAN FRANCISCO – Es ist 8 Uhr an einem Freitagabend und irgendwie bin ich in einem schmalen Doppelbett in der 30. Etage eines Fünfsternehotels gelandet, neben dem King von Bollywood liegend. Seine rechte Hand ergreift meine linke Flosse. Als die Kamera läuft, sind wir absolut still – abgesehen von Shah Rukh Khan’s langsamen, gleichmäßigem Atmen. Ich schätze, dass ich erwähnen sollte, dass ich ein riesiges, grünes, flauschiges Kostüm in Form eines großen, rundlichen Sterns trage, und dass das alles Teil eines kommerziellen Fernsehspots für Videocon ist.
Wie alle Welt weiß, ist Khan für den nächsten Monat in San Francisco, um für seinen nächsten großen Film zu drehen, Karan Johars „My Name Is Khan“, an der Seite von Kajol. Doch in seine gelegentlichen freien Tage zwängt er andere Tätigkeiten hinein. Heute hat er eingewilligt, vier Szenen für eine Promo für den Start von Videocons neuem, hellgrünen Logo zu drehen. Die Spots werden in Indien ausgestrahlt, erklärte Sunil Tandon, Marketingchef für Videocon, Indiens führendem Hersteller von Haushaltsgeräten.

In den kommenden Monaten wird Videocon seine Produkte auch in den Vereinigten Staaten auf den Markt bringen. Die Firma wird auch zusammen mit exklusiven Videocon Apparaten seinen eigenen Mobiltelefondienst starten, erzählte Tandon India-West. Daher hatte die Firma das Gefühl, dass es an der Zeit war, sein Image zu aktualisieren. Das Logo zeigt zwei grüne, animierte Tropfen, die eine ausgelassene Beziehung mit Khan unterhalten. „Chaow ist der gutherzige Charakter; er ist groß, massig und dick. Er hat ein weiches Herz; er versucht, ein Problem zu lösen, doch erfolglos“, sagte Tandon. „Maow ist kleiner. Er präsentiert Ideen, das Problem zu lösen. In einem Zeichentrickfilm kommen die beiden dann zusammen, um das Logo von Videocon zu erschaffen.“
In dem Werbespot werden Chaow und Maow Shah Rukh Khan verfolgen (als er selbst), während er einen Bollywoodfilm dreht, eine Pause macht und in seinem Hotel ein Nickerchen macht. Maow wird heute von dem fünfjährigen Dev Maheshwari aus San Mateo gespielt, und Chaow wird, durch einen wunderbaren Glücksfall, von mir gespielt. Es scheint, das der Mensch, der ursprünglich das Kostüm von Chaow tragen sollte, ein großer Inder, am vorigen Tag nicht rechtzeitig auftauchte, als Khan und sein Team, zusammen mit dem Videocon Team, ins Wine Country reisten, um in Healdsburg, Kalifornien, zu drehen.
Daher gab es auf einmal eine freie Stelle. „Ich bin 5’10“ (178 cm) groß,“ dachte ich bei mir. „Warum melde ich mich nicht freiwillig?“ Bevor ich ins Zeitungswesen einstieg, war ich bei den darstellenden Künsten, hatte vorher aber noch nie das Kostüm eines Maskottchens getragen. Kein Problem, sagte der Regisseur. Das Kostüm passt Ihnen, also sind Sie drin.
Die flauschig grünen Kostüme wurden in Mumbai maßgeschneidert und in riesige Koffer gezwängt. Meines ist fast sieben Fuß (2,13 m) groß, in der Mitte sehr breit und wird im Inneren durch einen zusammenklappbaren Hula Reifen gestützt. Obwohl zwei kleine Löcher für die Augen rausgeschnitten und mit einem grünen Netzgeflecht ausgekleidet worden sind, ist es fast unmöglich, irgendetwas zu sehen oder zu hören, und um sich von Ort zu Ort zu bewegen, müssen Dev und ich bei der Hand genommen werden.
Heute haben sich Khan und Videocon im Castro District niedergelassen, dessen bunt gemischte Bewohner von fabelhaft bis irre rangieren – unter den Passanten war ein junger Mann mit Make up und einem kurzen Kleid, gekrönt von einem schwarzweißen Sonnenschirm; und ein ca. 30 jähriger Punk in einem T-Shirt von Bauhaus, mit unpassenden Lippenpiercings und einem Schmerbauch, der Zigaretten von „Khans“ Crew schnorrte.
Das gute ist, unser Punkgast versuchte nicht, von King Khan selbst eine Zigarette zu schnorren, da der Schauspieler keine übrig haben würde. Eine angezündete Dunhill hängt ständig zwischen seinen Fingern, während Khan selbst die Aufnahmen für den Werbespot inszeniert. Im The Mint, einem winzigen Karaokeclub am Market Blvd., drängen sich Khan, die Choreografin Farah Khan, Chaow und Maow auf eine winzige Bühne, unter einer hell erleuchteten Diskokugel. Musik der achtziger Jahre (Devo, The Cars) beginnt zu spielen, und wir alle bewegen uns zur Musik.
„Darling, ein wenig nach links“, sagt Khan zu mir, als ich an Farah stoße und mich fast in einem herunterhängenden Streifen von Diskolichtern verheddere. Später drehen wir eine Szene zur Lunchzeit („Maow, komm schon und iss dein ganzes Fleisch und Gemüse auf, damit du wächst und so groß und stark wirst wie ich. Chaow, du bekommst Obst“, sagt Khan), und eine Abschiedsszene, in der wir Khan zuwinken, während wir in einen Van steigen.
Kajol schlendert ein paar Mal vorbei, in den Drehpausen ihrer Szenen für „Khan.“ Gekleidet in einen heißen pinkfarbenen Trenchcoat, engen schwarzen Hosen und hochhackigen schwarzen Stiefeln (ihr Kostümdesigner, Manish Malhotra, ist niemals mehr als ein paar Fuß entfernt), wurde Kajol immer von einem Assistenten begleitet, der einen silbernen Schirm hielt – nur für den Fall, dass die Sonne zu sehr schien. Aber das ist San Francisco, nicht Mumbai, daher hatte der Assistent nicht allzu viel zu tun. Später entspannte sich Kajol mit einem Taschenbuch, alle abweisend, die versuchten, sich ihr zu nähern, um hallo zu sagen.
Doch Khan ging mit seiner Menge anders um. Ungefähr ein Dutzend indischstämmiger amerikanischer Filmfans versammelten sich auf dem Gehsteig, und Khan nahm sich geduldig die Zeit, um für Fotos zu posieren. Einige Stunden später war es Zeit für die letzte Aufnahme des Tages. Dev (erstaunlich geduldig und verträglich im Laufe der letzten neun Stunden) legt sich auf eine Seite des Betts und ich mache dasselbe. „Wir sind bereit!“ sagt ein Crewmitglied und Khan wird herbeigerufen. Er klettert auf das Bett und lässt sich zwischen uns beiden nieder, und wir alle liegen für die letzte Aufnahme still. „Cut! Wir sind fertig!“ sagt jemand.
Während ich durch grüne Augenlöcher zur Decke starre, ermahne ich mich, das Horoskop dieses Morgens nachzuschlagen.