Trimurti (drei Formen) ist ein Begriff aus dem Sanskrit und das hinduistische Konzept der Vereinigung der drei kosmischen Funktionen: Erschaffung (verbildlicht durch Gott Brahma, dem zugeordnet ist das Element Erde), Erhaltung (Vishnu, Wasser) und Zerstörung (Shiva, Feuer/Luft). Oder die weibliche Trimurti, die Tridevi, bestehend aus Saraswati (Schöpferin), Lakshmi (Erhalterin) und Kali (Zerstörerin). Alle drei bilden jeweils eine Einheit, das eine gibt es nicht ohne das andere, eines bedingt das andere. Dargestellt wird die Trimurti entweder durch die drei Götter nebeneinander oder als einzige Figur mit drei Köpfen.

Diese Dinge sollte man wissen, um den Film zu verstehen. Es geht wie so oft im Hindifilm um Aufopferung, die Verehrung der Mutter, Loyalität unter Brüdern und dem Kampf Gut gegen Böse, Dharma und Karma. Ein Tod bedingt den anderen. Jede Tat ruft eine Reaktion hervor. Du erntest, was du säest. Doch nach viel Blut und Tränen siegt am Ende das Gute…
Kurz zur Handlung. Die Polizistin Satyadevi (Priya Tendulkar) ist glücklich verheiratet, hat zwei Söhne und ist mit dem dritten Kind schwanger. Unglücklicherweise legt sie sich mit dem lokalen Bösewicht Kooka (Mohan Agashe) an. Dieser tötet ihren Mann, sie daraufhin Kookas Sohn. Aus Rache lockt Kooka sie in eine offensichtliche Falle, doch um ihre Kinder zu schützen, geht sie hin und landet prompt durch Kookas perfiden Plan als Polizistenmörderin für die nächsten zwanzig Jahre im Gefängnis. Dort bringt sie das dritte Kind zur Welt, wieder einen Sohn, und lässt ihn seinen beiden Brüdern mit der Nachricht überbringen, sie sei tot.

Nun ist die Trimurti komplett. Der älteste Sohn Shakti (Jackie Shroff) steht hier für Brahma, der mittlere Anand (Anil Kapoor) für Shiva und der dritte, Romy (Shah Rukh Khan) für Vishnu. Am Anfang scheint auch alles gut zu gehen, bis der mittlere auf Abwege gerät und die Brüder verlässt. Auch Kooka weiß durch Vorhersage von der Gefahr der Trimurti für sein Leben und versucht, den mittleren töten zu lassen, um den Fluch zu brechen. Doch Anand findet Unterschlupf bei dem Schmuggler, der ihn töten sollte und beginnt eine steile kriminelle Karriere als Sikandar (und wählt damit den falschen Weg zu Wohlstand). Shakti hingegen geht zur Armee, zieht den jüngsten Bruder auf und opfert dieser Aufgabe sogar sein eigenes Glück (wählt damit den rechten Weg von Tugend und Armut). Er will erst heiraten und eine eigene Familie gründen, wenn Romy mit Radha (Anjali Jathar) verheiratet ist. Doch dazu braucht dieser Geld (sie soll einen anderen, standesgemäßen Mann heiraten) und bei der verzweifelten Suche danach trifft er unbekannterweise auf Sikander, seinen Bruder Anand und lernt die andere Seite und den leichteren Weg kennen. Es ist nun an Romy, erwachsen zu werden, sich von beiden Brüdern abzunabeln und seinen eigenen Weg zu finden, um nach einigen Stolpersteinen und Versuchungen des Lebens seine Liebe zu gewinnen und gleichzeitig die Brüder und damit die Trimurti wieder zu vereinen, um so Rache an Kooka zu nehmen und das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Wer wie ich trashige Rachedramen vom Typ der alten Heldenepen mag, wird diesen Film von 1995 lieben. Man sollte allerdings über so einige Schwächen hinwegsehen können. So ist der Böse so dämonisch überzeichnet, das es schon fast albern und damit unglaubwürdig wirkt, die duldsame Mutterfigur und das Rachethema ein ausgelutschtes Klischee, die Geschichte allzu schablonenhaft und vorhersagbar, voller religiöser Symbolik und pathetisch bis zum abwinken. Andererseits ist dieser kraftvolle Streifen mit seinen tief berührenden Bildern und Dialogen ja auch kein realer Film, sondern ein fast comicartig gezeichnetes modernes Märchen um Gut und Böse.

Der Film sollte der Hit des Jahres werden und fiel gnadenlos durch. Das Thema war einfach zu oft dargestellt worden. Subhash Ghai distanzierte sich sogar später von dem Film. Ein weiterer Punkt, der mich noch heute traurig macht, ist der, dass anfangs eigentlich Sanjay Dutt die Rolle des Anand spielen sollte. Durch unglückliche Umstände, die Interessierte auf Diwali’s Webseite nachlesen können, bekam Anil Kapoor die Rolle. Ich hätte die beiden gern einmal in einem Film gesehen. Doch Jackie als ruhige, stille Kraft und Anil mit dem Reiz des Verbotenen bilden hier ein sehenswertes Gespann, sie hatten schon früher Brüder gespielt. Shah Rukh als leichtsinniger Romeo, der um jeden Preis seine Liebe heimführen will, bildet das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Mit seiner Lebendigkeit und Spontaneität sprengt er die eingefahrenen Bahnen seiner Brüder. Überhaupt ist hier anzuerkennen, wie es der dreißigjährige Shah Rukh geschafft hat, überzeugend den nicht mal zwanzigjährigen Romy darzustellen. Mal übersprudelnd, mal zu Tode betrübt. Er hat wunderbar einfühlsame Szenen mit den beiden anderen Hauptdarstellern und sinnlich verführerische mit Anjali Jathar.

Der Film ist auch was fürs Auge, landschaftlich gesehen. Surreale Kulissen wechseln sich ab mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen, Dorfsszenen mit trashigen Räuberhöhlen. Auch das Gefängnis, in dem Satyadevi all die Jahre betend verbringt, ist eher ein Symbol als real existent.
Die Musik gehört sicher nicht zum üblichen, passt aber wunderbar in den Film. Teils bildgewaltige, teils surreale Liebessongs, dann wieder trashige, kraftvolle Gangstersongs und religiöse Themen. Und Shah Rukh in Frauenklamotten oder angesäuselt hat immer was.
Sicher kein Film, um sich entspannt zurückzulehnen. Aber interessant für jene, die sich für die indische Kultur und religiöse Geschichte begeistern. Für mich ein tief berührendes Schauspiel großer Gefühle, mit großartigen Schauspielern in teils überspitzt klischeehaften Rollen, die auch mal overacten dürfen. Und ein archaischer Showdown wie aus einem Alptraum, der niemanden kalt lässt. Blut und Schlamm gleichen die Individuen, die sinnbildlich durch die Hölle gehen, an und machen sie zu einer kraftvollen Einheit, die am Ende den Dämon besiegt.