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2008-02-19

Ich habe gerade festgestellt, dass wirklich schon ein ganzes Jahr vergangen ist. Zeit also, um ein Resümee zu ziehen.

Lasst euch nicht vom Archiv täuschen, da ich einmal mit meiner Webseite umgezogen bin, wie diejenigen wissen, die von Anfang an hier bei mir mitlesen. Zu dieser Zeit vor einem Jahr veröffentlichte ich die erste Übersetzung eines Interviews von Shah Rukh Khan. Die Idee trug ich schon länger mit mir herum, da es mir Leid tat, das all die Übersetzungsversuche auf meinem Rechner Staub ansetzten. Warum nicht auch andere daran teilhaben lassen, war mein Gedanke Doch war es wirklich gut genug? Interessierte es überhaupt irgendjemanden? Komme ich wirklich mit einer Webseite zurecht? Doch das ist gar nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Nach ein wenig Starthilfe von meinem lieben Bruder klappte auch das. Ich begann mit meinen ersten tapsigen Versuchen. Darunter war auch mein allererstes Projekt, das Buch Hall of Fame (inzwischen das dritte Mal überarbeitet). Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn ich heute die ersten Ausführungen lese. Doch nur durch Übung lernt man. Ich bin sicherlich auch heute noch weit davon entfernt, perfekt zu sein, doch solange sich niemand direkt bei mir beschwert, scheint es doch ganz lesbar zu sein. Und eins ist sicher, bei mir wird Shah Rukh niemals „auf den Sätzen erschossen“…

Der Mensch braucht zumindest eine Leidenschaft in seinem Leben, sonst ist es öde und leer. Für manche ist dies der Partner, die Kinder, ein Haustier oder sein Hobby. Und wenn du so viel Liebe in dir hast und keinen Menschen, an den du sie weitergeben kannst, suchst du dir einen Ersatz. Bei mir ist das eben Shah Rukh Khan, wie für viele unter euch. Vielleicht ein wenig traurig, vielleicht ein wenig eskapistisch (oh das ist es ganz sicher), doch wenn ich Realität will, schau ich Nachrichten. Shah Rukh erwähnt immer wieder den Knopf zum Weinen, und genau den hat er bei mir vor mittlerweile vier Jahren mit bewundernswerter Zielsicherheit gedrückt. An das erste Jahr kann ich mich kaum noch erinnern, in dem Jahr bin ich wirklich der Realität entrückt, da lauert tatsächlich die Gefahr, sich zu verlieren. Ich hatte keine Ruhe, bis ich auch wirklich den letzten Film von ihm in den Händen hatte, egal welche Untertitel. Alles andere war weit weg, das Leben lief auf Autopilot, Hollywood existierte für mich nicht mehr. Als ich aus diesem Fieber wieder aufwachte, um einiges an Geld ärmer, doch um viele emotionale Schichten reicher, wusste ich, das ich diese Leidenschaft in zielgerichtete Bahnen lenken musste, um mich nicht zu verlieren. Da begann ich mit Hall of Fame. Mit ein paar Jahren Schulenglisch und noch mehr Enthusiasmus begann ich so, Shah Rukh den Menschen ein wenig kennen zu lernen. Der Informationen gab es damals noch wenige, die Foren fand ich erst später und mit ihnen inzwischen gute Freunde, die die gleiche Leidenschaft teilen. Heute brennt meine Leidenschaft für Shah Rukh vielleicht nicht mehr so alles verzehrend und himmelhoch Flammen schlagend, doch ist sie tiefer und beständiger, wurde zu einem integralen Bestandteil meines Lebens. Und das, so hoffe ich, noch viele Jahre…

Inzwischen beschränke ich meinen Filmkonsum auf eins, zwei Filme pro Woche. Mehr lässt auch die Arbeit an dieser Webseite nicht zu. Doch je mehr man liest von diesem ganz besonderen Menschen, umso mehr hat man das Gefühl, an seinem Leben teilzuhaben. Ich habe das nie bei einem anderen Star so empfunden. Sicher hat man das eine oder andere Idol, es ist ganz normal, damit aufzuwachsen. Doch das Interesse daran, hinter das Startum und unter die Oberfläche zu schauen, hatte ich bei keinem anderen. So begann ich, die indische Presse zu durchforsten, ein Schukriya an den Erfinder des Internet!, und je mehr ich suchte, um so mehr fand ich. In Marcos Forum fand ich eine Basis, die nötigen Informationen und viele gute Freunde, nicht alle davon nur aus Deutschland. (Das ist der Grund, warum ich so viele, die hier lesen, rüber ins Forum lotse!) Dort findet man immer Leute auf der gleichen Wellenlänge, obwohl man schon manchmal als Shah Rukh Khan – Fan vorsichtig sein muss. Doch bis auf ein einziges Mal, als ich mir wirklich mal Luft machen musste, fühlte ich mich dort bisher sehr wohl. Und dem Forum und Marco verdanke ich das wohl bisher tiefgreifendste Erlebnis meines Lebens: der Berlinale 2008.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die aus sich herausgehen können. Ihr werdet mich nicht kreischend und sabbernd am roten Teppich vorfinden. Ihr werdet mich nicht mit einem T-Shirt mit SRK-Logo bekleidet sehen. (Dafür hängen ein paar sehr interessante Bilder in meinem Schlafzimmer!) Einigen mag mein Bericht von der Berlinale kalt und distanziert vorgekommen sein, doch ich stand noch so unter dem alles überwältigenden Eindruck, den Shah Rukh bei mir hinterlassen hat. Mein Gehirn funktionierte zwar noch, doch mein Herz lief auf Standby, versuchte, das Erlebte zu verarbeiten. Erst jetzt, mit ein paar Tagen Abstand dazwischen, kann ich mit dem Erlebnis umgehen. Seine Worte zu hören im Kino, seine Interaktion auch auf so wenig subtile Rufe wie ‚I love you’, sein jungenhaftes Lächeln, all das war ein sagenhaftes Erlebnis. An eines erinnere ich mich ganz besonders, wie ich am Nebeneingang stand und Shah Rukh zwei Schritte von mir entfernt Autogramme verteilte. Ich stand einfach nur da und konnte mich nicht mehr bewegen, sog nur dieses Bild in mich ein, dieses unwiderstehliche Lächeln mit der unvermeidlichen Zigarette im Mundwinkel. Diese warmherzigen braunen Augen, die jeden seiner Fans wahrnehmen. Der Begriff „Bad in der Menge“ gewinnt mit Shah Rukh eine ganz neue Bedeutung. Erst da klickte es in meinem Kopf, dieser Mann ist tatsächlich echt, aus Fleisch und Blut. (Und er riecht gut, wie einige von euch die Ehre hatten, feststellen zu dürfen) Dieses Bild hängt sorgsam verwahrt in einer Kammer meines Herzens, eine schönere Erinnerung, als irgendein Foto oder Autogramm es sein könnte.

Das vorige Jahr war nicht leicht für mich, doch ohne die Webseite und das Forum wäre es noch viel schlimmer gewesen. So gab es immer wieder eine Rettungsleine, die mir wieder heraushalf. Noch schlimmer dran sind die Menschen, die dies nicht haben, und ich kann jetzt besser verstehen, was manche bis zum äußersten treibt. Doch Shah Rukh ließ mich durchhalten, gab mir die Kraft, mich wieder aufzurappeln. Auch das Wissen, das es da draußen Menschen gab, denen etwas an mir lag, half, manchmal mehr als die eigene Familie. Gegen Ende des Jahres, als der Hype um Om Shanti Om zunahm, als ich mein zweites großes Projekt, Still Reading Khan, fertig hatte (obwohl ich das Buch noch immer nicht mein eigen nennen kann, die vier Wochen, die ich es leihweise besaß, brauchte ich zum abschreiben), hatte ich es auch endlich geschafft, aus dem Sumpf herauszukommen, und das verdanke ich nicht zuletzt Shah Rukh Khan. Er bedeutet jetzt mehr für mich als nur ein Star oder Entertainer. Ohne es jemals zu erfahren, war er für mich da, mit seinen Filmen, seinem Lächeln, seiner Warmherzigkeit, die er sich bewahrt hat, obwohl er es nicht immer leicht hatte in seinem Leben. Inzwischen ist das Leben zwar nicht sorgenfreier geworden, doch habe ich gelernt, es nicht mehr so nah an mich herankommen zu lassen. Ich versuche, mir die indische Einstellung zu Eigen zu machen: lebe heute, das Gestern ist vergangen und das Morgen noch nicht da. Ändere das, was du ändern kannst und akzeptiere, was du nicht zu ändern vermagst.

Viele von euch haben mir erzählt, dass ihre erste Amtshandlung an jedem Tag die wäre, meine Seite aufzurufen. Das macht mich verlegen und um Shah Rukh´s Worte zu entleihen, auch ein wenig bescheiden. Sicher kostet die Arbeit an meiner Webseite viel Zeit, einiges an Geld und auch Überwindung, um sich nach der Arbeit erneut für ein paar Stunden an diesen Sklaventreiber namens PC zu setzen, vor allem, wenn draußen die Sonne scheint, oder dich ein Paar bettelnde Hundeaugen anschauen… Inzwischen habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, erst nach ein paar Stunden anderer Aktivitäten den Rechner wieder einzuschalten, so kommt auch das normale Leben nicht zu kurz. Doch dann packt dich wieder die Neugier, was so alles passiert ist und plötzlich bist du wieder mittendrin in der Welt des Shah Rukh Khan. Wenn ich dann am nächsten Tag hier ein paar nette Kommentare von euch lese, freut mich das. Kommen mal gar keine Reaktionen, denke ich dann wieder, liest das überhaupt jemand? Wofür die Mühe? Doch dann stöbere ich erneut ein Interview von ihm auf, oder ein neues Magazin mit dem neuesten Klatsch aus Bollywood liegt im Briefkasten und wieder werde ich von seinen warmherzigen und intelligenten Antworten in den Bann geschlagen. Und ich begreife, es lohnt sich doch, solange ich diese Leidenschaft und diese Wärme von Shah Rukh´s Wesen in mir spüre, und euer Interesse anhält, wird auch diese Webseite existieren.

So, das war jetzt genug Seelenwäsche, doch musste das alles mal raus. Zum Dank an euch alle verteile ich mal kurz die Sektgläser, stoßt mit mir an auf das nächste Jahr. Möge es so ereignisreich sein wie das Vergangene! Cheers… und hoffen wir, das der Film noch lange nicht zu Ende ist, dosto