Teil 1
Teil 2
Teil 3

Jun 26, 2012

‚Alles, was er tut, ist sich selbst zu wiederholen‘
‚Er ist ein Manipulator, ein meisterhafter Planer‘
‚Wann wird er etwas Ernsthaftes tun?‘
‚Er möchte nur mit einer festen Gruppe an Leuten arbeiten‘
‚Es ist unerträglich, ihn immer wieder auf dem Bildschirm zu sehen‘,
‚Er ist zu konkurrierend; er killt die Konkurrenz buchstäblich‘
‚Okay, er hat also Box Office Power, aber was ist sein Beitrag fürs Kino gewesen?‘
‚Seit seinem Eintritt in die Branche hat er alles in eine Ware verwandelt‘
‚Es ist jetzt aus und vorbei für ihn; er konnte nicht erwartet haben, länger als diese Dauer zu verbleiben‘


Von 1992 (seit er mit Deewana sein Debüt auf der Kinoleinwand machte) bis Dezember 2011 (als er mit Don 2 erschien) hat Shah Rukh Khan kontinuierlich ein Dutzend seltsamer Aussagen wie die oben genannten (und eine Menge mehr) erlebt. Erfolge oder nicht, Popularität oder der Mangel daran, Anerkennung oder Hass, Gefolgschaft oder Neid – Shah Rukh Khan war in den vergangenen beiden Jahrzehnten Hauptleidtragender von Kritikern, Junta und Branchenleuten gleichermaßen. Was im Laufe dieser Zeit allerdings auch durchweg (und praktischerweise) vergessen, ignoriert und umgangen worden ist, ist die Tatsache, dass solch scharfe Kritik von einer Hand voll Leute gekommen ist. Es hat immenses Wohlwollen, Ansehen und Vertrauenswürdigkeit gegeben, das Shah Rukh Khan über die letzten Jahre aufgebaut hat, was nicht viele Schauspieler der derzeitigen Generation stolz verkündigen können.

Wenn deshalb Behauptungen wie folgende ausgesprochen werden; erregen sie letzten Endes (eventuell) nicht soviel Aufsehen, wie Negativität es tut:

– Shah Rukh Khan hat Film auf Film den Rekord seines letzten Filmes fürs Premierenwochenende gebrochen
– Jeder seiner letzten 10 Filme hat unterschiedlichen Genres angehört
– Er ist der einzige Topsuperstar, der im letzten Jahrzehnt in einem Film ohne Lieder (Chak De India) gearbeitet hat
– Im vergangenen Jahrzehnt sind die einzigen Filme mit Shah Rukh Khan (in der Hauptrolle), die nicht funktioniert haben, Swades, Paheli, Asoka, One 2 Ka 4 und Phir Bhi Dil Hai Hindustani gewesen
– Er ist der einzige Topsuperstar, der ein Höchstzahl an Gastauftritten gemacht hat (alle für Freunde) – Dulha Mil Gaya, Luck By Chance, Bhoothnath, Krazzy 4, Heyy Babyy, I See You, Kaal, Kuch Meetha Ho Jaaye, Saathiya, Gaja Gamini, Har Dil Jo Pyaar Karega
– Er hat im letzten Jahrzehnt nur dreimal den ‚Raj‘ gespielt (Rab Ne Bana Di Jodi, Chalte Chalte, Mohabbatein)

Zudem gibt es Zahlen, Statistiken und ansteigende (internationale) Popularität vorzuweisen, etwas, was gut in vier ausgeprägte Phasen zerlegt werden kann: 1992-1995, 1996-2000, 2001-2005, 2006-2012. Wie zu ersehen ist, sind die Enttäuschungen dünn gesät gewesen, während der Umfang seiner hauptsächlich erfolgreichen Filme im Laufe der Zeit nur noch gestiegen ist.

1992-1995

Große Erfolge – Deewana, Darr, Baazigar, Dilwale Dulhania Le Jayenge, Karan Arjun
Große Enttäuschungen – Anjaam, Zamana Deewana, Oh Darling Yeh Hai India, Guddu, Trimurti

Shah Rukh kam in der Zeit, wo es die größte Herausforderung für jeden Schauspieler war, sich eine Nische zu schaffen. Es gab keine Multiplexkinos, das Kabelfernsehen war gerade eingeführt worden, und Filme wurden umsonst ausgestrahlt, Action herrschte vor, mit Sunny Deol und Sanjay Dutt als Hauptkräfte und solchen wie Akshay Kumar und Ajay Devgn, die ihre Bollywoodkarriere auf hohem Niveau gestartet hatten. Die anderen beiden Khans – Aamir und Salman – hatten als romantische Helden gut begonnen und saßen bereits fest in diesem sehr kleinen Markt, der zur damaligen Zeit existierte. Die Präsenz der Unterwelt in Bollywood war auf seinem höchsten Stand und das größte von allen, Shah Rukh Khan kam mit einem Aussehen, das so unkonventionell war, wie es nur geht.
Da entschied er sich dafür etwas zu tun, was in der Vergangenheit kein Schauspieler zuvor getan hatte. Beginn als romantischer Held (Deewana), Erreichen von Sichtbarkeit, Einbringung einiger Graustufen in einer anderen Veröffentlichung (Raju Ban Gaya Gentleman), Gewinn von etwas Beifall der Kritiker, Annahme relativ kleinerer, aber wichtiger Rollen (Dil Aashna Hai, King Uncle) und völlig überraschender Zuschlag mit Bosheit in zwei bedeutsamen Filmen unmittelbar hintereinander – Baazigar und Darr. Alle waren überrascht, selbst jene, die Shah Rukh Khan, der Person, nahestanden. Niemand erwartete, dass er seine Freundin von der Terrasse warf (Baazigar). Niemand erwartete, dass er mit solchem Elan einen Psycho spielen würde (Darr), dass der Schrei ‚Kkkkk… Kiran‘ seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten der meist wiederholte (und kopierte) geblieben ist.
Der Erfolg an der Kinokasse kam im großen Stil und obwohl seinem Anjaam die kalte Schulter gezeigt wurde (da er zu schnell nach seinen oben erwähnten negativen Ausflügen kam), experimentierte Shah Rukh Khan weiter. Er griff den surrealen Film Oh Darling Yeh Hai India auf, und obwohl man behaupten kann, dass dieses interessante Thema (über den Ausverkauf Indiens, im wahrsten Sinne des Wortes) in aktuellen Zeiten (und mit ein wenig besserer Ausführung) eine viel bessere Wirkung zeigen könnte, bleibt die Tatsache, dass es als einer der größten Box Office Desaster von Shah Rukh Khan verbleibt. Sein Guddu blieb völlig unbemerkt, während sein allererstes Hauptwerk Trimurti nach einer kolossalen Eröffnung verpuffte, machte sich der Mann für weitere Überraschungen bereit. Und diese Überraschung war Dilwale Dulhania Le Jayenge, ein Film, der die Art und Weise änderte, wie Bollywood funktionierte.
Kein Wunder also, dass, wann auch immer in der Geschichte des indischen Kinos eine Phase abgesteckt würde, es eine vor und nach DDLJ wäre. Mehr als 850 Wochen und noch immer am Laufen ist keine geringe Leistung, und obwohl es alle möglichen der vermeintlichen ‚Förderung‘ des einzigen Kinos in Mumbai, wo der Film gespielt wird, zuzuschreibenden Verschwörungstheorien gibt, kann man die Tatsache nicht bestreiten, dass bis zu der Zeit, als 3 Idiots rauskam und eine sehr gute Konkurrenz lieferte, DDLJ nach crores der beliebteste Film der letzten 17 Jahre war.
Einstweilen gab es belanglose Veröffentlichungen wie Zamana Deewana (der aufgrund minimaler Werbung völlig unbemerkt lief), Shah Rukh Khan garantierte, dass er größtenteils obenauf saß, mit einem Mega Blockbuster in Form von Karan Arjun, der nicht nur den zweijährigen Rekord von Khalnayak brach (der sich bis dahin des größten Auftaktes aller Zeiten rühmte), sondern diesen Rekord auch für ein ganzes Jahr hielt, bevor sich sein eigener Trimurti ein gutes Jahr lang einer ähnlichen Meisterleistung erfreute.
Shah Rukh Khan befand sich binnen vier Jahren nach seiner Ankunft auf einem bedeutenden Hoch und warf seinen Blick auf größere Grenzüberschreitungen in den künftigen Jahren.

1996-2000

Große Erfolge – Dil To Pagal Hai, Pardes, Yes Boss, Kuch Kuch Hota Hai, Mohabbatein, Josh
Große Enttäuschungen – English Babu Desi Mem, Dil Se, Phir Bhi Dil Hai Hindustani

Es gab zunächst eine leichte Wartezeit, weil einige seiner kleineren Filme während dieser Zeit raus kamen. Chahat und Army fielen an der Kinokasse zwar nicht durch, waren aber andererseits niemals Blockbuster Material. Die Erwartungen an Shah Rukh Khan waren jedoch bereits so hoch gestiegen, dass von ihm jedes Mal nicht weniger als ein Mega Blockbuster erwartet wurde. Eine Enttäuschung wie English Babu Desi Mem schadete ihm nicht sehr, da es immer einen Yes Boss gab, um das zu kompensieren. ‚Raj‘ jedoch war eine Legende, und dem konnte nur von ‚Rahul‘ beigekommen (wenn nicht übertroffen) werden. Der Film war Dil To Pagal Hai, das Banner – ‚Yash Raj Films‘ und das Genre – Romantik. Ja, er arbeitete in Komödien (Baadshah, Duplicate) und einem Actionfilm (Koyla), aber die Magie süßer Worte wie ‚…aur paas‘ in Madhuri Dixit’s Ohren war derart, dass die Macht von ‚Raj/Rahul‘ nicht ignoriert werden konnte.
Der Film wurde zu einem großen Erfolg, erlebte aber auch eine Zunahme der Kritik. Die oft wiederholte Behauptung – ‚Ist er nur gut als Raj/Rahul‘ – begann die Runde zu machen, gerade als Shah Rukh Khan versuchte, in Dil Se etwas völlig anderes zu machen. Heute werden Filme über Terrorismus zu Dutzenden gemacht, doch es waren die Zeiten der romantischen Entertainer oder hirnlosen Komödien. Dennoch wagte der Mann den Sprung, und obwohl der Film an der Kinokasse durchfiel, erhielt Shah Rukh mit dem gehörigen Beifall, der ihm aus schauspielerischer Perspektive entgegengebracht wurde, eine Atempause. Indem er im Gewand eines Durchschnittsbürgers – Amarkanth Verma – erschien, verkündete er laut und deutlich, dass er bei gegebener Plattform in jeder Rolle zu bestaunen sein konnte. Ein weiteres Experiment in Form von Phir Bhi Dil Hai Hindustani schlug ebenso fehl, und da für den Kommerz Sorge getragen werden musste, schaffte Shah Rukh Khan all das clever mit einem ‚masala‘ Entertainer wie Josh.
Auch im Ausland hatte Shah Rukh Khan angefangen, sich stetig bemerkbar zu machen, was am Megaerfolg von Pardes erkennbar war. Inzwischen fuhr er mit Mohabbatein fort, tiefer ins Chopra Lager vorzudringen. Es war eine nicht minder anspruchsvolle Rolle für den jungen Mann, der bereit war, eine Brille zu tragen, den größten Teil des Films ohne Hauptdarstellerin zu bleiben und stattdessen der Lehrer für drei junge Männer zu werden – Uday Chopra, Jimmy Sheirgill und Jugal Hansraj. Die Nörgler warfen ihm weiter vor, ähnlich zu sein, aber die Attribute der Figur des ‚Raj Aryan Malhotra‘ waren keine für einen herkömmlichen Bollywood Starschauspieler.
Ohne die Kritik von ein paar Auserwählten wahrzunehmen und stark auf dem Vormarsch, was Popularität und Anziehungskraft an den Kinokassen anging, bildete Shah Rukh dann auch ein neues ‚jodi‘, das mit Karan Johar in Kuck Kuch Hota Hai. Der Film war ein Meilenstein für seine Karriere, da er sich als globaler Blockbuster erwies. Es machte ihm nichts aus, noch einmal den Rahul zu spielen, zuerst in ausgefallenen Designer College Outfits und dann in Dreiteilern als Vater eines Mädchens. Und ab hier begann eine Reise, die Shah Rukh Khan von nur einem weiteren Superstar in eine ikonische Figur verwandelte, die im Begriff war, den größten Teil der folgenden Dekade die Prozedere in Bollywood zu dominieren.

2001-2005

Große Erfolge – Kabhi Khushi Kabhie Gham, Devdas, Hum Tumhare Hain Sanam, Kal Ho Na Ho, Chalte Chalte, Veer Zaara, Main Hoon Na
Große Enttäuschungen – One 2 Ka 4, Asoka, Yeh Lamhe Judaai Ke, Swades, Paheli

Ab 2001 begann eine goldene Phase, die über Jahre bei Shah Rukh Khan verblieben ist. Natürlich gab es ganz am Anfang mit aufeinanderfolgenden Fehlschlägen wie One 2 Ka 4 und Asoka ein paar Schnitzer. Er wurde nicht in Actionausflügen wie diesen erwartet, während sein Traum, eine renommierte Produktionsfirma zu gründen, ebenfalls zerbrach. Ein ganzes Jahr verging ohne irgendeinen Erfolg, aber andererseits wartete ein Hurrikan gleich um die Ecke. Der Film war Kabhi Khushi Kabhie Gham, der ihn nach Kuch Kuch Hota Hai wieder mit Karan Johar und Kajol zusammenführte. Mit Stars von der Macht eines Amitabh Bachchan zu Recht als der größte Multistarrer dieser Zeiten angekündigt, und Hrithik Roshan und Kareena Kapoor, die sich die Leinwand teilten, brach der Film weltweit alle Rekorde für Hindifilme.
Indem er überall zu einer unvorstellbaren Resonanz uraufgeführt wurde und einige Jahre an der Spitze blieb, bevor Shah Rukh Khans eigener Film Main Hoon Naa den Rekord in Indien brach, war Kabhi Khushi Kabhi Gham ein Marathon. Ja, er spielte wieder Rahul, aber der Film war mehr eine Vater-Sohn Geschichte als eine Held-Heldin Saga. Während die Rivalität von Shah Rukh Khan und Amitabh Bachchan im wirklichen Leben angefangen hatte, Schlagzeilen zu machen, waren sie reines Dynamit. Da gab es keinen Blick zurück für Shah Rukh Khan, als er Devdas folgen ließ, der sich trotz seiner hohen Kosten zu einem bedeutenden Erfolg entwickelte. Kal Ho Na Ho gab Filmen, die für Multiplexkinos entworfen wurden, eine neue Dimension, lief aber auch im Rest des Landes gut. Chalte Chalte blieb zwar einer der kleinsten Filme in Shah Rukh Khans Repertoire, war aber dennoch ein guter Erfolg. Inzwischen kam ein unbedeutender Film (der sehr oft verschoben wurde und in Filmdosen stecken blieb), namens Yeh Lamhe Judaai Ke, und lief, aber glücklicherweise bemerkte keiner seine Anwesenheit (oder den Mangel daran).
Die Rekorde wurden weiter in gnadenloser Geschwindigkeit aufgestellt und gebrochen. Shah Rukh Khan spielte mit seiner nächsten Eigenproduktion Main Hoon Naa auf Nummer sicher, holte die Debütantin Farah Khan an Bord, um Regie zu führen und erklärte unverfroren, dass ‚masala‘ Entertainer drin wären. Der Film stellte bei seiner Premiere einen welterschütternden Rekord auf, hielt ihn zwei Jahre, bevor Shah Rukh Khans eigener Film Veer Zaara sich daran machte, ihn zu brechen und den Platz der Nummer eins für ungefähr anderthalb Jahre innezuhalten. Fast den halben Film lang spielte Shah Rukh einen alten Mann, aber da es die Negativität ist, die große Schlagzeilen macht, wurde einer Leistung wie dieser, wo sich Shah Rukh dafür entschieden hatte zu experimentieren (und auch erfolgreich gewesen war), nicht soviel Laufzeit gegeben, wie sie es verdiente.
Was hingegen in die Kritik geriet, war seine Darstellung des Mohan Bhargava in Swades. Der Film schockte den Handel mit einer lauwarmen Eröffnung. Die Rezensionen waren gemischt, während einige davon offen verletzend waren. Der Film wurde in den Kinos abgelehnt, was wirklich eine Ironie ist, da Swades heute unter einem großen Teil des Publikums als Kultfilm bezeichnet wird. Swades ist in Heimvideo und Satellitenkreisen äußerst populär gewesen, und es bleibt weiter ein Mysterium, wie dieser Film an der Kinokasse durchfallen konnte, während sich sein Film Hum Tumhare Hai Sanam mit einer Produktionszeit von fünf Jahren als erfolgreich herausstellen konnte?

2006-2010

Große Erfolge – Don – The Chase Begins Again, Kabhi Alvida Na Kehna, Chak De India, Om Shanti Om, Rab Ne Bana Di Jodi, My Name Is Khan, Ra.One, Don 2
Große Enttäuschungen – keine

Shah Rukh Khan hörte nicht auf zu experimentieren. Für jeden Don – The Chase Begins Again unterzeichnete er einen Chak De India. Für jeden Om Shanti Om machte er einen My Name Is Khan. Wenn man seine Filmografie der letzten paar Jahre betrachtet, ist er wirklich einer der ganz wenigen Schauspieler, der ständig mit Genres experimentiert haben. Don – The Chase Begins Again war ein Actionstreifen, Kabhi Alvida Naa Kehna handelte von außerehelichen Beziehungen, Om Shanti Om war ein Reinkarnationsdrama, Chak De India ein Sportdrama, Rab Ne Bana Di Jodi eine emotionale Angelegenheit, während My Name Is Khan so aktuell war, wie es nur geht.
Sah er irgendeinen Erfolg seines Weges zukommen? Ja freilich, und dass praktischerweise auch in jedem seiner Ausflüge. Der Auftakt von Don – The Chase Begins Again erhielt trotz des naheliegenden Risikos der Vergleiche mit Amitabh Bachchans Actionfilm aus den Siebzigern gemischte Rezensionen, sah aber große Kundschaft auf sich zukommen. Derart, dass er Jaan-E-Mann komplett niederwalzte, infolge einer Kollision, die sein Schöpfer Nadiadwala bis dato bereut. Der doppelte Twist in der Climax ließ einen offenen Mundes zurück, während der Film unter den Massen so populär wurde, dass bald eine Fortsetzung bekannt gegeben wurde. Für Kabhi Alvida Naa Kehna gab es jedoch mehr Kritik als Anerkennung, zumindest unter dem indischen Publikum. Der Grund war simpel – nicht viele waren bereit, sich zu outen und da der Film den rechten Vorteil der Moral herausforderte, ‚riskierte‘ das Publikum es nicht, den Film mit seinen Angehörigen anzuschauen. Im Ausland war der Film natürlich gigantisch und auch in Indien ein komfortabler Erfolg. Das große Geld stand jedoch noch aus, was sich mit Chak De India erfüllte, der den Handel erschütterte.
Das war ein Film über Hockey, zeigte mehr als 15 namenlose/gesichtslose Mädchen in der Hauptrolle, war eine songlose Angelegenheit, hatte den Regisseur eines grimmigen und düsteren Ab Tak Chappan am Ruder und kam mit minimaler Werbung an. Wie zu erwarten kam Chak De India mit einer entmutigenden Resonanz raus. Halbleere Kinos begrüßten den Film am Freitagmorgen, und es schien, dass für Shah Rukh Khan das Schicksal von Swades noch einmal wiederholt würde. Und dann geschah ein Wunder. Als sich das Eröffnungswochenende seinem Ende zu neigte, wurde Chak De India bereits als moderner Klassiker gefeiert. Kabir Khan hatte Raj/Rahul auf Dauer verdrängt (nun, fast), der Erfolg des Films war ein Ereignis, das Erscheinen eines neuen Shah Rukh Khan war ringsum in aller Munde, und endlich gab es eine Atempause von dem Gerede – ‚Alles, was er tut, ist sich selbst zu wiederholen‘!
Man hätte angenommen, dass er plötzlich anfängt, sich ganz ernst zu nehmen, sowohl auf als auch neben der Leinwand. Aber er blieb ein Unternehmer in Geist, Seele und Herz (und das zu Recht). Er ließ dem Ernst von Chak De India die Frivolität von Om Shanti Om folgen. Sein zweiter Film mit Farah Khan gab ein solides Statement ab – ‚Wir sind eben so, nehmt uns an oder lehnt uns ab‘. Ergebnis? Hinsichtlich der Eröffnung zerschmetterte der Film den einjährigen Rekord von Dhoom 2 und verblieb fast ein Jahr auf dieser Position, bevor Akshay Kumars Singh Is Kinng einen neuen Rekord aufstellte. Was Shah Rukh Khan jedoch Film auf Film erreichte und unvorstellbare Ticketeinnahmen einbrachte, das erlebte jedes Mal einen Höhepunkt. Sein Om Shanti Om war der Erste, der die Barriere von 80 crore brach, eine Leistung, die schon mit seinem nächsten Film Rab Ne Bana Di Jodi wiederholt wurde.
Nicht viele hätten es gewagt, den halben Film einen Schnurrbart, weit geschnittene Hemden und Hosen und einen dicke Brille zu tragen. Nicht viele hätten gewagt, einen Dialogstil anzunehmen, der das Risiko einging, offenkundig nervig/komisch zu werden. Nicht viele hätten sich die Körpersprache eines Losers mit solch großem Selbstvertrauen angeeignet. Aber Shah Rukh Khan tat all das bei Rab Ne Bana Di Jodi und machte sich dabei daran, den Rekord fürs Premierewochenende von Singh Is Kinng zu brechen. Genau wie Chak De India startete auch Rab Ne Bana Di Jodi langsam, fasste aber bald danach Fuß.
Kurz nach der Premiere des Films nahm er sich jedoch eine kurze Auszeit. Viele hätten gedacht, dass es nach einigen experimentellen Ausflügen als nächstes ein ‚masala‘ Entertainer für Shah Rukh Khan sein würde. Stattdessen entschloss sich Shah Rukh Khan für etwas Bahnbrechendes, indem er als seinen nächsten Film My Name Is Khan aufgriff. Ein Mann, der als Terrorist abgestempelt wird, der unter dem Asperger Syndrom leidet, seine Gedanken nicht auf herkömmliche Art und Weise ausdrücken kann, nicht gerade singt und um die Bäume tanzt und sich den größten Teils des Films hauptsächlich auf einer liebesleeren Reise ohne seine Gefährtin befindet – nun, das ist kaum das Rezept eines Blockbusters, den man von einem führenden Superstar erwartet, der immer erklärt hat, dass er da ist, um das Publikum zu unterhalten.
Wie zu erwarten entpuppte sich der Film nicht als Blockbuster, nun, zumindest nicht in Indien. Er wurde ein guter Hit und machte sich daran, die Art von Einnahmen einzufahren, die ihn dicht an die Top 10 Bruttoverdiener aller Zeiten heranbrachte. Aber lasst ihn uns so betrachten – der Film war für eine internationale Gemeinschaft beabsichtigt, und wenn man das ‚Zielpublikum‘ herausgreifen muss, ist er im Ausland äußerst erfolgreich gewesen. In Indien war er für ein anspruchsvolles Publikum bestimmt und unter diesem Blickwinkel hat er sich viel besser geschlagen als es ein Film dieses Genres möglicherweise tun könnte. Ironischerweise würde Filmemacher Karan Johar selbst zustimmend nicken, da sein Film Kurbaan, der weit konventioneller war, sich aber mit einem ähnlichen Thema – dem Terrorismus – befasste, einige Monate davor an der Kinokasse durchgefallen war. In diesem Zusammenhang ist der Erfolg, den My Name Is Khan erreicht hat, keine geringe Leistung, und obwohl die endgültigen Einnahmen weniger sind als seine letzten beiden Blockbuster – Om Shanti Om und Rab Ne Bana Di Jodi – sollte es Shah Rukh Khan gut überstehen können.

Zugang zum 100 crore Klub

Der Auftakt von Ra.One erhielt nicht nur gemischte Reaktionen, sondern lud auch zur wohl größtmöglichen Kritik gegen Shah Rukh Khan ein. Das Publikum war definitiv gespalten; einige fanden sein Experiment einen Applaus wert – während andere das Gefühl hatten, dass er nicht nur den Film übertrieben hatte, sondern auch in seinem Marketing und Promotion zu weit gegangen war. Der Film war Shah Rukhs erster Eintritt in den 100 crore Klub, entsprach aber nicht den Erwartungen. Ehrlich gesagt wäre auch Shah Rukh lieber mit einem Film in den Klub einmarschiert, der ihm auch den Beifall der Kritiker einbrachte.
Sein Don 2 stellte sich als sein zweiter Film in Folge für den 100 crore Klub heraus und gab Shah Rukh noch mal viel Anlass zur Freude. Nennen Sie es den Ra.One Effekt, aber dieses Mal waren die Dolche draußen. Das Publikum gab dem Film jedoch grünes Licht, demzufolge war die Resonanz viel besser.
Man erwartet freilich dennoch, dass Shah Rukh ein Rekordbrecher ist, anstatt sich mit einem Eintritt in den Klub der Rekordhalter zu begnügen. Immerhin ist der Mann in seiner zwanzigjährigen Karriere für manch einen Rekordauftakt verantwortlich gewesen, und es wäre nicht überraschend, wenn der Trend in den kommenden Monaten wieder einmal aufgegriffen wird. Wird sich Yash Raj’s nächster Film mit Katrina Kaif und Anushka Sharma als dieser Film herausstellen? Oder wäre es Chennai Express mit Rohit Shetty? Nicht zu vergessen Happy New Year, der ihn wieder mit Farah Khan zusammenführt.
Die Dinge sollten Ende 2012 kristallklar sein, aber eines ist sicher, Shah Rukh dürfte weiter seine Stärke beibehalten, ohne von seinem Gebrüll abzulassen, trotz all der massiven Konkurrenz um ihn herum.