Quelle

Aseem Chhabra

April 14, 2012

Ich schulde Shah Rukh Khan eine Entschuldigung. Am Donnerstag verbrachte ich zwei Stunden in einem Zug nach New Haven und wartete dann noch drei auf Khans Eintreffen bei einer geplanten Pressekonferenz.
Ich wartete mit einer Handvoll indisch-amerikanischer Journalisten und einige von uns sagten nicht so schmeichelhafte Dinge über Bollywoodstars, die die Leute warten lassen. Ein Kollege fragte, „Denken Sie, dass amerikanische Journalisten so lang gewartet hätten?“ Die Antwort lautete offensichtlich nein!
Wir wussten freilich nicht, dass Khan auf einem kleinen Flughafen nördlich von New York City von der Einwanderungsbehörde festgehalten worden war.
Khan traf schließlich ein, weltmännisch ausschauend in einem schwarzen Anzug. Einem kurzen Plausch mit Journalisten folgte ein 10-minütiger Clip mit Szenen aus seinen Filmen im Shubert Theater der Universität Yale. Voller Songs, oftmals Teil des Soundtracks meines Lebens, war der Clip so gut, dass ich fast vergaß, dass ich auf Khan ärgerlich war.
Dem folgten eine halbstündige Rede und dann ein Gespräch mit zwei indischen Studenten aus Yale. Die ganze Zeit war Khan in Bestform – gescheit, redegewandt, witzig, aufrichtig, manchmal übermütig, respektlos, aber auch bescheiden.
Das war der Mann, den ich aus Nasreen Munni Kabir‘s Dokumentarfilm The Inner and Outer World of Shah Rukh Khan und Anupama Chopra’s Buch King of Bollywood: Shah Rukh Khan kenne.
Es war bewegend, ihn über seine Kinder sprechen zu hören. Später tanzte er zum Entzücken seiner Fans zu Chammak Challo.
Es war offensichtlich, dass er sich amüsierte, angesichts der Tatsache, dass es eine seltene Gelegenheit für ihn war, zwei Stunden einfach als er selbst zu verbringen, vor einem Publikum von 1.700 Fans, die meisten von ihnen Südasiaten. Das war die höchste Freude, den ich beim zuschauen und zuhören eines Bollywoodstars hatte.
Ich dachte, dass dies der Fokus dessen sei, was ich darüber reden und schreiben würde. Leider hat der Vorfall am Flughafen meine Tagesreise nach Yale, um Khan zu sehen, überschattet.
Zyniker werden die Augen verdrehen, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss – egal wie berühmt eine Person ist, an einem Flughafen festgehalten zu werden. Das hilflose Gefühl muss von Frustration, Wut und vielleicht sogar Furcht begleitet werden.
Zu Ehren von Khan, er erwähnte auf der Pressekonferenz nicht, dass er am Flughafen aufgehalten wurde. In seiner Rede scherzte er kurz darüber mit den Worten, „Wann auch immer ich anfange, arrogant zu werden, mache ich stets eine Reise nach Amerika.“
Hier eine wenig bekannte Tatsache. Das war sogar das dritte Mal, dass Khan von der US Einwanderungsbehörde zur Befragung angehalten wurde. Das erste Mal war 2009 in Newark. Das zweite Mal war im letzten Jahr, als er von London via Toronto nach Los Angeles flog. Seine Kontrolle durch die US Einreisebehörde geschah in Toronto, und er wurde für ein weiteres Verhör angehalten. Khan erwähnte das nie der Presse in Indien gegenüber.
Ich kann nur spekulieren, aber wie es scheint, muss die watch list der US Einwanderungsbehörde den Namen Shah Rukh Khan enthalten und offensichtlich ist es nicht der Star, den wir kennen. Der Verwaltungsvorgang wird eine Weile brauchen, bevor das korrigiert werden kann.
Den Meldungen wurden von der Presse alle Wendungen gegeben. Für die 24 Stunden Nachrichtenkanäle in Indien, die hungrig nach Sondermeldungen sind, ist das ein Ereignis von erheblichem Wert.
Selbst die Politiker haben eine festliche Zeit, während sie auf den Zug aufspringen, um auf Khans Probleme zu setzen. Nach dem Vorfall 2009 schlug Ambika Soni vor, dass Indien es den Amerikanern ‚mit gleicher Münze‘ heimzahlen sollte. Dieses Mal sind SM Krishna und Nirupama Rao eingestiegen. Bei allem Respekt gegenüber Khan, aber ist das die wichtigste Arbeit für Indiens Außenminister und seinen Botschafter in den Vereinigten Staaten?
Ich bin sicher, dass Khan nicht der einzige Inder mit einem muslimischen Namen ist, der auf einem amerikanischen Flughafen aufgehalten worden ist. Wie kommt es, dass die Politiker nicht für diese anderen Inder sprechen? Ich vermute, dass diese Leute für die quotenhungrigen Medien nicht berichtenswert und für indische Politiker eine weniger wichtige Angelegenheit sind.
Bei all dem ist es bemerkenswert, dass Khan ruhig geblieben ist. Dafür respektiere ich ihn.