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January 28, 2010

Karan Johar über das Shah Rukh-Kajol Phänomen und mehr

An dem Tag, als Kabhi Alvida Naa Kehna rauskam (11. August 2006, fünf Jahre nach Kabhi Khushi Kabhie Gham), hatten Sie uns gesagt, dass Sie nicht so viel Zeit brauchen würden, Ihren nächsten Film zu drehen. Es sind aber wieder mehr als drei Jahre gewesen…
Ich hielt meine Zusage, dass es nicht wieder fünf Jahre sein werden (Lacht)! Ich denke, dass My Name Is Khan ein schwer zu machender Film war. Das war eine andersartige Erfahrung. Es verlangte viel Forschung. Es benötigte eine Menge einfühlsame Behandlung. Wir hatten einige Probleme mit der Infrastruktur, als wir den Film drehten. Die Dreharbeiten waren nicht leicht. Zusammen mit der Tatsache, dass es eine enorme Aufgabe war, ließ es mich die vereinbarte Zeit überschreiten.

My Name Is Khan ist der erste Film, der von Ihnen inszeniert, aber nicht geschrieben worden ist. Und Ihre Drehbücher sind die tragende Säule Ihrer Filme gewesen. Warum eine eingespielte Formel ändern?
Shibani Bathija hat sowohl die Geschichte als auch das Drehbuch geschrieben. Sie hatte gemeinsam mit mir das Drehbuch von KANK geschrieben. Mein Beitrag zu der Geschichte und dem Drehbuch von MNIK ist lediglich die eines Filmemacher und nicht die eines Drehbuchautors. Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Liebesgeschichte des Films völlig anders sein musste. Wenn ich es schriebe, würde ich eine bestimmte Art von „Habe ich bereits gemacht“ Merkmal einbringen. Meine Liebesgeschichte hätte eine Déjà Vu Beschaffenheit haben können, die ich nicht in diesem Film haben wollte.
Die Liebesgeschichte von Shah Rukh Khan und Kajol als Rizwan und Mandira musste auf eine völlig ungewöhnliche Art und Weise projiziert werden. Es ist nicht Ihre gewöhnliche Standard Liebesgeschichte. Es ist die Geschichte eines Mannes mit einer Erkrankung, dem Asperger Syndrom, einem hochfunktionalem Autismus, und einer geschiedenen Frau, und dann die Findung einer gemeinsamen Basis von Liebe und Akzeptanz. Diese Liebe musste wirkungsvoll geschrieben werden und deswegen der Versuch, jemand anderen zu veranlassen, es zu schreiben. Und Shibani und ich haben Einfühlungsvermögen und Feingefühl gemein, das ist recht häufig anzutreffen. Es gibt eine ungezwungene Synergie zwischen uns, und ich hatte das Gefühl, dass mit dieser Synergie ein guter Film gedreht werden kann.

Ist es für Sie ein Gefühl des Déjà Vu, wenn Sie bei Shah Rukh und Kajol Regie führen? Oder hat sich irgendetwas zwischen 1998 und 2009 geändert?
Wir haben uns als Menschen enorm weiterentwickelt und daher auch als Schauspieler und Techniker. Ich denke, dass es eine bestimmte Art Zurückhaltung gibt, eine bestimmte Art von Reife… Ich denke, dass wir uns auch über triviale und kleine Unsicherheiten erhoben haben, die wir vor einem Jahrzehnt als Menschen gehabt haben können.
Im Augenblick sprechen wir als Menschen und Gruppe von kreativen Leuten größere Probleme an. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es eine Verantwortung gibt, nicht nur uns selbst und unseren Errungenschaften gegenüber, sondern dem Kino. Und ich sehe das selbst in Kajol, die früher sehr spontan war und einfach aus dem Bauch raus handelte. Heute entscheidet sie mit dem Bauch, aber auch mit einer Menge Köpfchen.

Was zog Sie eigentlich an dem Thema des Films an?
Es war eindeutig die globale Wahrnehmung einer Minderheitengruppe, des Islams. Das ist etwas gewesen, was mich beunruhigt hat. Bei meinem Reisen hatte ich das Gefühl, dass es einen großen Grad der Unwissenheit gibt, einen großen Grad der Ignoranz. Wir als menschliche Rasse neigen sehr leicht dazu, zu verallgemeinern, neigen dazu, Dinge in eine Schublade zu stecken und kommen nie da heraus.
Ich glaubte, dass ein Film gedreht werden musste, um das auf einer internationalen Ebene anzusprechen und das Thema sensitiv zu behandeln. Was wir sagen, dreht sich alles um Menschlichkeit und Einheit. Wir kratzen sicher mehr an der Oberfläche, als wir es jemals taten. Und wir tun es durch eine Liebesgeschichte.
Daher ist die anfängliche Vermutung, dass der Film vom Terrorismus handelt, völlig haltlos. Es geht nicht um einen Terroristen… es geht um die Wahrnehmung einer Religion, die gegen den Samen von Menschlichkeit und Einheit arbeitet, die die meisten Religionen eigentlich predigen, und die die meisten Demokratien erreichen wollen. Wir leben in einer Welt, die voller Schubladen ist, sehr verallgemeinert und unwissend. Und wir, Shah Rukh und ich als Team, dachten, dass wir als verantwortliche Filmemacher es wirksam ansprechen sollten.

Aber bei diesem in Schubladen stecken geht es nicht nur um Religion, es geht um sexuelle Vorlieben, die Hautfarbe, darum dick zu sein…, warum nur die Religion hervorheben?
Worüber wir sprechen, ist Einheit. Was wir sagen ist, dass Menschen über eine Religion hinausgehen. Wir sprechen eindeutig all diese Probleme an, sehr unterschwellig, sehr subtil. Es geht um Menschlichkeit und Menschlichkeit hat keine Prinzipien, keine Kaste.

Ein großer Teil des Publikums wird am 12. Februar in die Kinos gehen, um Shah Rukh mit Kajol flirten zu sehen. Werden sie enttäuscht zurückkehren?
Der Film ist letzten Endes eine Liebesgeschichte. Wir sagen nicht, dass es keine ist. Aber wenn irgendjemand Kuch Kuch, Kabhi Khushi oder Dilwale erwartet, dann sollten sie das nicht. Es ist nicht diese Art von Liebesgeschichte.

Ist es wahr, dass Sie tatsächlich einen großen Batzen der SRK-Kajol Romanze aus dem Drehbuch warfen?
Nein, ich sagte nur, dass Sie keine Leinwandzeit mit der Erklärung verschwenden müssen, warum sie verliebt sind. Weil sie einfach so erscheinen, dass sie von dem Moment an, als sie sich sehen, verliebt sind. Es hat eine Menge mit ihrer Behaglichkeit zu tun, mit ihrer Chemie und ihrer filmischen Vergangenheit.

Wie ist es, sie zusammen auf den Set zu beobachten?
Es ist eine höchst demütig machende und höchst erhabene Erfahrung. Meine liebsten Momente in meinem Leben sind die gewesen, als ich sie zusammen inszeniert habe. Sie können Sie beinahe im selben Moment zum lachen und zum weinen bringen. Sie sind magisch und sie sind gesegnet. Wie erklären Sie sie sonst?

Können Sie über Shah Rukhs Darstellung in dem Film objektiv sein?
Ich denke, dass er höchst brillant die Balance gewahrt hat, die Krankheit auf glaubwürdigste Art und Weise zu spielen und sich niemals von der Tatsache zu entfernen, dass er ein Superstar ist und nie seine Fanbasis vor den Kopf zu stoßen. Die Art, wie er die Figur porträtiert hat, ist eine wunderbare Balance seiner Berühmtheit und seiner Brillanz als Schauspieler.

Ist es wichtig für Sie, wie groß der Film startet? Ist es wichtig für Sie, ob My Name Is Khan einen größeren Start hat als 3 Idiots?
Für mich ist von Bedeutung, dass der Film akzeptiert wird. Und Akzeptanz bedeutet Kasseneinnahmen. Daher ist es selbstverständlich. Wenn der Film erfolgreich ist, bedeutet es, dass er akzeptiert wird. Aber ich möchte nicht, dass der Film mit 3 Idiots verglichen wird. Leider wird es Vergleiche geben, aber ich will bloß sagen, dass sie sehr unterschiedliche Filme sind. 3 Idiots ist ein völlig anderes Kinoerlebnis im Vergleich mit My Name Is Khan. Sie sind unterschiedliche Plattformen, und ich hoffe, dass nie ein Film mit einem anderen Film verglichen wird. Das passiert nur in unserem Land.