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Sep 19, 2013

Christine Iyer

Während ich im Hintergrund der Western Union Chennai Express Pressekonferenz im Atlantis The Palm sitze, die gestern Abend stattfand, fällt es schwer, nicht zu lächeln, als der Bollywood Superstar tanzt, lacht, singt und mit dem Publikum schäkert, welches aus den Leuten besteht, die durch einen von Radio Mirchi UAE durchgeführten Wettbewerb die Chance bekamen, ihn zu treffen.
Seine weiblichen Fans, die ihre besten Sachen tragen, haben leuchtende Augen, rufen ständig „Ich liebe Sie, Shah Rukh!“ und übertönen in ihrer Aufregung seine Worte. Einige bitten um Umarmungen, andere um Küsse, und Khan gibt ihnen allen nach. Sie überschütten ihn mit Fragen, und er antwortet geistreich, denkt daran, nach ihren Namen zu fragen und niemals den Augenkontakt zu unterbrechen.
Als der ganze Rummel nachgelassen hat und der letzte der Gewinner durchs Fotoshooting geschleust worden ist, bekomme ich die Gelegenheit, ihn zu treffen.

Er trägt einen schwarzen Anzug, das Haar zurückgegelt und in einen Pferdeschwanz gebunden, eine blonde Strähne an der rechten Seite.
Wir nehmen auf einer blassgrünen Couch in der Ecke eines goldenen Festsaales Platz, Presseberater drücken sich herum und bedeuten, „Sie haben nur 10 Minuten“, doch Khan winkt sie weg.
„Ignorieren Sie sie“, sagt er zu mir. „Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie möchten.“
Er richtet seine braunen Augen auf mich und wir beginnen.
Ich frage, warum er immer wieder nach Dubai zurückkommt und er gibt vor, daran Anstoß zu nehmen: „Was? Wollen Sie mich hier nicht?“ Dann lacht er. „Nein, dies eine besondere Stadt und ich komme immer gerne her. Die Dreharbeiten von Happy New Year sind hektisch gewesen, daher habe ich nicht viel Zeit für mich. Heute Abend werde ich jedoch, nach all dem hier, am Strand bei meinem Haus Fußball spielen.“
Der Schauspieler ist noch eine Woche in der Stadt; die Besetzung und Crew sind seit etwa einem Monat hier, dann sind die Dreharbeiten abgewickelt und bewegen sich nach Indien, um auf den dortigen, dem Hotel nachempfundenen Sets weiterzugehen.
„Das Atlantis spielt eine Rolle in Happy New Year“, erklärt er. „Aber es sind zu viele Schauspieler. Wir können nicht alle herbringen, und daher werden wir es in Indien nachbauen.“
Der Film unter der Regie von Farah Khan, in dem auch Deepika Padukone und Abhishek Bachchan Hauptrollen spielen, wird irgendwann nächstes Jahr rauskommen.
Khan sagt, dass sich sein Leben um seine Arbeit und Familie dreht, und dass es schon immer so gewesen ist.
„Ich drehe 200 Tage im Jahr. Arbeiten ist genau das, was ich tue, und wenn ich fertig bin, gehe ich heim zu meiner Familie.“

Er schreibt auch ein Buch, sagt er, das den Titel Twenty Years in a Decade trägt und auf seinen Erfahrungen beruht.
„Ich bin immer von Leuten umgeben, daher bekomme ich nicht so oft die Zeit, um zu schreiben, wie ich will. Ich schreibe gewöhnlich im Flugzeug, wenn ich reise; manchmal beende ich ein Kapitel“, sagt er.
Wann wird es veröffentlicht?
„Wann auch immer ich damit fertig bin“, sagt er achselzuckend. „Ich kann nicht so termingebunden arbeiten. Ich habe ihnen [den Herausgebern] gesagt, ich werde es in meiner eigenen Zeit fertigstellen, in meiner eigenen Geschwindigkeit.“
Dann frage ich ihn, was er über Ranbir Kapoor denkt, momentan die schauspielerische Sensation und Schwarm in Indien.
Khan hält inne. „Er ist gut“, sagt er. Ich warte darauf, dass er näher darauf eingeht, doch er tut es nicht.
Wer ist sein Lieblingsfilmpartner?
Er antwortet sofort: „Immer jene, mit denen ich zurzeit drehe.“
Nicht Kajol? Ich hake nach. Wie steht’s mit Madhuri Dixit? Ich versuche, Ihnen Worte in den Mund zu legen, sage ich zu ihm und er lächelt. „Ich weiß“, sagt er. „Sie sind alle gut; Madhuri ist wunderschön.“
Ich frage, ob er ernstere Filme wie den von der Kritik gefeierten Chak De India machen will, in dem er die Rolle eines ehemaligen Hockeyspielers übernahm, der angeheuert wird, um das indische Frauenhockeyteam zu trainieren. Es ist weit entfernt von den romantischen Rollen, für die er berühmt ist, wie jene, die er in seinem letzten Blockbuster Chennai Express spielte, Khan schüttelt jedoch den Kopf.
„Die Regisseure kommen mit Filmen zu mir. Ich wähle, was bei mir Widerhall findet, es muss aus dem Herzen kommen. Filme wie Chak De kommen einmal in 40 Jahren.

„Ich liebe meine Arbeit. Ich will das Publikum unterhalten, sie bei Laune halten. Das ist es, wonach ich ständig strebe. Den Superheldenfilm Ra.One [2011], den machte ich für meinen Sohn“, sagt er. „Er gefiel ihm sehr. Und meine Tochter sagt, dass sie Dilwale Dulhaniya Le Jaayenge [1995] noch immer nicht gesehen hat, sie war jedoch noch nicht auf der Welt, als der herauskam!“
Ich denke daran, ihm zur Geburt seines Sohnes AbRam zu gratulieren, seinem dritten Kind.
„Danke, ihm geht es gut“, sagt er nickend mit einem Lächeln. Dann beginnen die Pressehelfer wieder herumzuflattern; es ist Zeit, sich zu verabschieden. Der Schauspieler hat es jedoch nicht eilig. Er plaudert bis zuletzt, während er mir die Hand gibt, auf die Schulter klopft und für Fotos posiert, seinen Arm um meine Taille. Dann sagt er „Khuda haafiz“ (Möge Gott dich schützen) und wird plötzlich von einer Menschenmenge verdeckt.
Es ist vorbei.
Während ich von Shah Rukh Khan weggehe, einem von Indiens größten, beliebtesten Stars aller Zeiten, kommen mir drei Worte in den Sinn: geduldig, liebenswürdig, bescheiden.
Und mir nichts, dir nichts, werde ich ein Fan.