May 18, 2008

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Verwandelt die Indian Premier League Kricket von einem Sport in ein geschäftliches Unternehmen? Nein, sagt der Eigner der Kolkata Knight Riders, Shah Rukh Khan. Sein Kapitän Sourav Ganguly stimmt dem zu. CNN IBN Chefredakteur Rajdeep Sardesai erwischte die zwei Knights für dieses exklusive Interview.

Rajdeep Sardesai: Wer ist der Held der Mannschaft?

Sourav Ganguly: Shah Rukh.

Shah Rukh Khan: Ich bin nur ein Fan der Mannschaft. Wir sind uns da einig. In der Öffentlichkeit werden wir uns gegenseitig loben, privat glaube ich, dass ich ein Fan der Knight Riders bin. Ich bin der 12. Mann der Mannschaft.

Rajdeep Sardesai: Sie sind tatsächlich der 12. Mann des Teams, denn als ihr neulich Delhi in diesem fantastischen Spiel im Eden Gardens geschlagen habt, liefen Sie wie ein Zwölfjähriger ums Feld, der gewissermaßen gerade seinen ersten Lutscher bekommen hat.

Shah Rukh Khan: Sehen Sie, dies ist meine Art, die Mannschaft zu erschrecken, weil ich ihnen gesagt habe, dass ich, wenn sie nicht gewinnen, mit dem Schlagen und Werfen anfangen werde.

Rajdeep Sardesai: Kricket und Unterhaltung – ist das die Art, wie Sie dies sehen? Denken Sie, dass letzten Endes die Menschen in Kolkata kommen, um Shah Rukh zu sehen oder die Mannschaft?
Sourav Ganguly: Beides.

Rajdeep Sardesai: Aber ist seine Anwesenheit auf dem Feld oder im Umkleideraum keine Ablenkung?

Sourav Ganguly: Nein, ich denke nicht, dass es eine Ablenkung ist, da er vor einem Spiel ebenso angespannt ist wie irgendeiner von uns.

Rajdeep Sardesai: Es gibt den Eindruck unter den Kricketspielern, dass der Umkleideraum ein geweihter Ort ist. Denken Sie, dass die IPL das in einem gewissen Sinne geändert hat?

Shah Rukh Khan: Ich denke wirklich, dass der Umkleideraum ein geweihter Ort ist. Eigentlich habe ich vom ersten Tag an die Erlaubnis von John und Sourav eingeholt, bevor ich den Raum betrete. Sogar bis heute klopfe ich an die Tür und bitte um die Erlaubnis, hereinzukommen.

Rajdeep Sardesai: Also beugt sich der King vor Dada, wenn es ums Kricket geht?

Shah Rukh Khan: Unbedingt. Der König beugt sich den Spielregeln.

Rajdeep Sardesai: Sagen Sie das, weil Shah Rukh der Eigentümer der Mannschaft ist? Schließlich sind Sie ein indischer Kricketspieler, der immer seine Meinung ausspricht.

Sourav Ganguly: Wir haben ihn niemals wie einen Eigner behandelt, noch haben wir das Gefühl, dass er sich wie einer benimmt.

Rajdeep Sardesai: Niemand weiß, wo Shah Rukh Khan seine Energie hernimmt. Wollen Sie uns das Geheimnis verraten?

Shah Rukh Khan: Ich bin nur aufgeregt. Ich mag Aufregung. Ich mag neue Sachen. Ich bin wie ein Kind. Es ist sonderbar, seit Jahren denke ich, dass ich älter werde, mich niederlassen und ein normaler Kerl sein werde, aber das passiert nicht.

Rajdeep Sardesai: Sind Sie überrascht davon, wie groß die IPL geworden ist, Sourav? Waren Sie skeptisch am Anfang?

Sourav Ganguly: Kricket wird in diesem Land immer eine große Sache sein. Ob es Twenty20, Test Cricket oder One Day ist. Das kann nur größer werden.

Rajdeep Sardesai: Ich verstehe nicht, warum an einem Mittwochabend, wenn der Rest der Welt arbeiten sollte, die Menschen von Kalkutta alle ins Eden Gardens gingen?

Sourav Ganguly: Das ist so, weil sie verrückt sind nach der Mannschaft und Shah Rukh.

Rajdeep Sardesai: Das andere, das mich getroffen hat, ist die Anzahl an älteren Kricketspielern, die in diesem Twenty20-Format so gut sind. Das unterstützt in gewisser Hinsicht den Standpunkt, dass Klasse beständig ist.

Sourav Ganguly: Ich habe stets gesagt, es geht nicht ums Alter, sondern um die Leistung.

Rajdeep Sardesai: Sind Sie auch überwältigt gewesen von der schieren Unterstützung, die dieses Turnier erfährt, besonders in Kolkata, Shah Rukh?

Shah Rukh Khan: Wir standen vor der Wahl unserer Zentrale und, ohne irgendein anderes Zentrum zu belächeln, denke ich, der gesunde Menschenverstand und die Logik besagten, dass Kolkata eine Vereinskultur hat; es ist der Platz, wohin wir gehen sollten. Zweitens bin ich nicht überrascht. Ich hatte angenommen, dass die IPL 70 Prozent dessen sein würde, was es in diesem Augenblick ist. Damals glaubte mir niemand. Jeder sagte, dass regionale Dinge nicht funktionieren und niemand sich anschließen wird. Aber ich dachte, dass es seinen Höhepunkt erreichen und auf einer Ebene verharren wird, um dann wieder zu kulminieren. Der einzige Unterschied ist, dass die Ebene auf einem höheren Niveau liegt, als ich dachte.

Rajdeep Sardesai: Ist das die neue Form der Unterhaltung? Anstatt einen Film zu sehen, kommen die Leute, um den Kolkata Knight Riders zuzusehen.

Shah Rukh Khan: Es wäre übereilt, wenn wir das sofort voraussetzen. Aber ich kann Ihnen sagen, warum es unterhaltsam ist. Erstens denke ich, dass es Realität ist. Zweitens ist es eine wundervolle Art der Unterhaltung, wo Sie nicht für eine Mahlzeit unterbrechen müssen. Drittens ist es die Musik, die Farbe, trotz der Kontroverse wegen der Cheerleader.

Rajdeep Sardesai: Aber nehmen alle Kricketspieler dieses Konzept an?

Sourav Ganguly: In dem Moment, wo es ums Gewinnen und Verlieren geht, wird es erbittert, weil ihr Name auf dem Spiel steht. Ich habe Indien sechs Jahre lang bei fast 200 Spielen angeführt, aber dennoch gehe ich nicht aufs Feld, um zu verlieren.

Shah Rukh Khan: Am ersten Tag, als wir in Bangalore spielten, sagte Sourav, „Sie wissen, ich war Kapitän für dieses Land und ich habe viele Matches gespielt. Ich kenne mich aus, Mann, aber ich bin niemals so nervös gewesen, rauszugehen und diese Mannschaft anzuführen, wie ich es in diesem Augenblick bin.“

Rajdeep Sardesai: Ist es letztendlich das Gewinnen, das sie antreibt?

Shah Rukh Khan: Das Leben ist so, Rajdeep. Mein persönlicher Glaube ist: Korbo, Lorbo, Jeetbo. Darum geht es im Leben und ich zögere nicht, das zu sagen. Wenn ich sage Gewinnen, meine ich nicht, rauszugehen und dieses eine Match zu gewinnen. Ich meine diese Ideologie zu haben, dass wir unser Bestes geben werden.

Rajdeep Sardesai: Sourav, sind Sie ein komplett Bekehrter gegenüber dem Twenty20 Kricket? Ich frage Sie das, weil vor sechs Monaten der Eindruck herrschte, dass sich die älteren Kricketspieler dagegen sträubten, dieses Spiel zu spielen, aber Sie haben es angenommen.

Sourav Ganguly: Ich finde noch immer, dass Test Cricket der echte Richter der Leistungsfähigkeit der Spieler ist. Aber das ist ein Format des Spiels, das aufgenommen wurde und weitergehen wird, die Spieler werden lernen müssen, wie man es spielt, oder jemand anderes wird es spielen.

Shah Rukh Khan: In meiner Sprache der Unterhaltung, denke ich, dass die T20 das Multiplexkino unter den Kinos ist. Der Film ist derselbe, aber es bietet Ihnen ein wenig mehr. Es ist noch immer Kricket, wird Ihnen auf eine andere Art und Weise dargeboten.

Rajdeep Sardesai: Sind die Shoaibs und Souravs die Stars der Kolkata Knight Riders, oder sind Sie der Star, Shah Rukh?

Shah Rukh Khan: Wenn wir nach dem Sieg oder Verlust des Spieles auf einer Party tanzen, bin ich der Star. Wenn wir Kricket spielen, ist Sourav der Star.

Rajdeep Sardesai: Jede Nacht gibt es eine Party, ohne Rücksicht darauf, ob Sie gewinnen oder verlieren?

Shah Rukh Khan: Ja, wir müssen realisieren, dass wir unser Bestes geben müssen, und ich bin der Meinung, an dem Tag, an dem wir unser Bestes geben, sollten wir es feiern.

Rajdeep Sardesai: Wenn Sie und Priyanka Gandhi, Rahul Gandhi für das Spiel herkommen, ist das wie ein freier Tag, eine Form der Unterhaltung für Shah Rukh und Freunde?

Shah Rukh Khan: Wenn Sie mich so fragen, das letzte, woran ich denke, wenn wir rausgehen und spielen, ist Entertainment. Wenn wir spielen, stehe ich wirklich unter Stress, aber ich möchte diesen Druck nicht auf die Jungs abwälzen.

Rajdeep Sardesai: Was sagt er Ihnen vor einem Spiel? Sagt er Ihnen, dass Sie besser gewinnen, sonst werden Sie als Kapitän entlassen?

Sourav Ganguly: Ja (lacht).

Shah Rukh Khan: Tatsächlich sagen sie zu mir, dass sie mich entlassen werden.

Sourav Ganguly: Wenn ich als Kapitän entlassen werde, würde es mich nicht beunruhigen. Ich werde es genießen, als Spieler zu spielen.

Rajdeep Sardesai: Sind Sie einverstanden mit den Cheerleadern, Sourav? Mögen Sie sie?

Sourav Ganguly: Nun, wenn wir auf dem Feld spielen, richtet sich meine Aufmerksamkeit niemals dorthin, weil viele Dinge in meinem Kopf rumgehen – ich muss an das Spiel denken, den Kricketball beobachten, die Mannschaft leiten usw. Ich bin wirklich niemals wegen der Cheerleader besorgt gewesen.

Shah Rukh Khan: Während der Twenty20 hat er mit anderen Dingen zu tun!

Rajdeep Sardesai: Shah Rukh, wie ist Ihr Standpunkt zu den Cheerleadern. Ist es letztendlich Teil des Pakets?

Shah Rukh Khan: Vielleicht bin ich der falsche Mann, um mir diese Frage zu stellen, da ich auf meinen Sets von Cheerleadern umgeben bin. Viele von ihnen, zumindest die von unserem Team, arbeiten mit mir im Kino. Ich werde an den Drehorten niemals abgelenkt, deshalb werde ich auch auf dem Feld nicht abgelenkt. Ich denke, Sie können nicht plötzlich einen moralischen Standpunkt einnehmen und sagen, das ist richtig und das nicht. Letzten Endes ist das alles Kricket. Ja, einige Menschen werden Probleme mit der Kleidung haben. Plötzlich werden wir bei bestimmten Sachen sehr moralistisch.

Rajdeep Sardesai (zu Sourav Ganguly): Einige glauben, dass die IPL die Unternehmen ins Kricket gebracht hat, andere sagen, dass es die dunklere Seite des Spiels hervorgebracht hat. Wir haben gesehen, als der CEO der Bangalore Royal Challengers entlassen wurde, es gab Fragen an Kapitän Rahul Dravid, außerdem bei Vijay Mallya, wegen bestimmter Bemerkungen. Beunruhigt Sie als Kricketspieler diese korporative Seite des Spiels, oder sehen Sie nur, das ein Haufen Geld dem Spiel nützen?

Sourav Ganguly: Natürlich wird es dem Spiel nützen. Geld nützt jedem, also wird es auch dem Spiel helfen. Bei Vijay Mallya denke ich, dass der Standpunkt von Eigner zu Eigner variiert. Außen vor, wäre es unfair von mir, zu sagen, ob er Recht oder Unrecht hat.

Rajdeep Sardesai: Sie sind diplomatisch. Rahul Dravid ist ein großer Freund von euch. Und wenn Vijay Mallya Rahul sagen sollte, ‚Ich will Sie nicht als Kapitän.‘ Würden Sie das als Cricketspieler mögen?

Sourav Ganguly: Ich bin in der Situation gewesen, als Kapitän nicht gewünscht zu sein (Lacht). Ich habe es nicht gemocht, deshalb bin ich mir sicher, dass auch Rahul es nicht mögen wird.

Rajdeep Sardesai (zu Shah Rukh Khan): Haben Sie als Eigner das Gefühl, diese Kricketspieler zu besitzen, oder meinen Sie, dass sie ein Teil Ihrer Mannschaft sind und können sie deshalb nicht entlassen, wenn sie in einigen Spielen keine Leistung bringen?

Shah Rukh Khan: Nein, überhaupt nicht. Ich bin mit jedem meiner Mannschaftsmitglieder emotional sehr verbunden. Ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht erfolgreich zu sein. Ich habe in meinen jüngeren Tagen Sport getrieben und ich spiele noch immer. Ich kenne das Herz und den Geist eines Sportlers. Wir können das nicht als korporativen Zulauf ins indische Kricket verallgemeinern, weil ich, um wirklich ehrlich zu sein, kaum ein Unternehmer bin. Ich weiß nicht einmal, wie Unternehmen arbeiten. So mag ich der falsche Mann sein, darüber zu sprechen.

Rajdeep Sardesai: Wollen Sie damit sagen, Shah Rukh, dass Sie79.5 $ Mio. in dieses Projekt gesteckt haben und nun ist es kein Geschäft für Sie?

Shah Rukh Khan: Nein, ich kenne nicht einmal eines von dem, was in meiner Gesellschaft geschieht und will es nicht wissen. Ich will nur sicherstellen, dass diese Mannschaft sehr glücklich ist, es gibt keine Traurigkeit in dieser Mannschaft, keine Entlassungen usw. Ich kann es nicht tun.

Rajdeep Sardesai: Soll das also heißen, selbst wenn die Kolkata Knight Riders nicht das Finale der IPL erreichen, bleibt Sourav Ganguly der Kapitän? Richtig?

Shah Rukh Khan: Das Nichterreichen und Nichtgewinnen sind keine Option. Ich denke nicht einmal so. Doch wird Sourav Ganguly der Kapitän dieser Mannschaft sein, bis ins Alter von 106 Jahren.

Rajdeep Sardesai (zu Shah Rukh): Reden wir über die Verbindung zu Kolkata – Sie sind in Delhi geboren, wurden erfolgreich in Mumbai, doch wählten Sie Kolkata. Gibt es eine emotionale Bindung, die Sie dort vorfinden?

Shah Rukh Khan: Es wäre zu früh, das nach einem Monat zu sagen. Ich bin gefühlsmäßig dabei, weil die Mannschaft von dort ist. Deshalb denke ich, dass es der Geburtsort von etwas ist, von dem ich glaube, dass es mich ein Leben lang begleiten wird. Doch nur um es Ihnen mitzuteilen, ich bin Shah Rukhda, ich fühle mich jetzt sehr intelligent, weil alle dadas sehr klug und intelligent sind.

Rajdeep Sardesai: Sourav, haben Sie ihm etwas Bengali beigebracht?

Shah Rukh Khan: Noch nicht, aber ich werde es im Laufe der Zeit tun.

Rajdeep Sardesai: Ist es ein emotionaler Erfolg, wird es für den Erfolg der IPL Kolkata Knight Riders entscheidend sein. Shah Rukh, wird es eine 365-tägige Verpflichtung für Sie sein?
Shah Rukh Khan: Nein, es wird keine 365-tägige Verpflichtung sein. Ich bin ein Sohn Indiens, deshalb muss ich überall hingehen. Das erste Mal, als ich nach Kolkata ging, war für die Premiere von Darr, ich erinnere mich, dass ich hinter Yash Chopra und Juhi Chawla ging. Ich erhob meinen Arm, um jemandem hallo zu sagen, und irgendjemand erwischte ihn und zog mich heran. Da waren Tausende von Leuten. Ich wusste nicht, dass ich so populär war, bis ich nach Kolkata ging. Deshalb ist das mein erster Eindruck von Kolkata.

Rajdeep Sardesai: Die Menschen dachten, wie würden Sie eine Mannschaft aufbauen, wenn Sie Kricketspielern aus verschiedenen Teilen des Landes und der Welt hereinholen. Ist es leicht gewesen, sie alle dazu zu bekommen, die Kolkataer Kultur willkommen zu heißen?

Sourav Ganguly: Es ist nicht zu einem Punkt gekommen, wo sie die Kolkataer Kultur annehmen mussten. Doch ist Kricket etwas, das alles vereinigt. Ob es Kolkata, Mumbai oder Bangalore ist. Vielleicht ist es ein bisschen mehr in meiner Stadt.

Rajdeep Sardesai: Ich war fasziniert, als Ishant Sharma, der ein harter dilliwala ist, herum sprang und jubelte, als sie gewannen.

Shah Rukh Khan: Wie steht’s mit Shoaib Akhtar aus Pakistan, der Sehwag rauswarf? Das ist noch größer. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass dies alles Pseudopatriotismus ist, den wir zeigen: ‚Oh wir hassen die Pakistaner und oh wir lieben Indien.‘ In Wirklichkeit geht es nicht um Länder, sondern um Teams.

Rajdeep Sardesai: Also ist die Mannschaft Kolkata zusammen gekommen, wie andere Mannschaften. Kricket ist der Klebstoff, vom dem Sie sagen, dass er die Menschen zusammenbringt. Shah Rukh Khan, war die Teamwerbung, die Erkennungsmelodie und die Trikots alles Ihre Idee?

Shah Rukh Khan: Es gibt drei Teile: Verwaltung, von der ich nichts weiß. Sujay erledigt es mit einigen Leuten. Es gibt den Kricket-Teil, der von John, dem Kricketteam und Sourav übernommen wird. Dann gibt es den Unterhaltungsteil. Nun, das ist etwas, dass ich beruflich mache. Deshalb ist es gut abgegrenzt. Ich bin der Cheerleader, der lange Hosen trägt.