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July 20, 2012

Shah Rukh Khan, einer der Hauptakteure Bollywoods, redet mit der Filmkritikerin Anupama Chopra über Superhelden, wie schwer es ist, die neuen, größeren Frauen Bollywoods zu umarmen, und seine schauspielerischen Pläne für die nächsten 20 Jahre.
Hier eine überarbeitete Transkription ihres Gesprächs bei „The Front Row with Anupama Chopra“:


Shah Rukh, was ist das Schwerste daran, ein Superheld zu sein?
Lassen Sie mich als erstes mal sagen, was meiner Meinung nach ein Superheld ist, offensichtlich ist, dass sie Strumpfhosen tragen und fliegen. Ich denke, der Grund und das Bedürfnis, wenn es sich dort und anderswo in der Welt ausbreitet, rührt von einem großen Wunsch des Herzens und des Geistes nach Schutz und Rettung her. Ich denke, dass wir den alle haben, wir akzeptieren es nicht und das ist der Grund für die Geburt von Superhelden.
Ich bin mit all den Comics aufgewachsen, Batman, Superman, Spiderman und einige seltsame, die es nie schafften, auch Zuspruch zu finden. Ich hatte ein rotes Handtuch und eine blaue Badehose. Ich pflegte, sie zu tragen, aufs Bett zu setzen und zu fliegen. Ich hatte mein eigenes Vehikel – Batmobil, daher wollte ich mich immer mit diesem Genre auseinandersetzen und tat das mit Ra.One. Ich denke, in Indien, eine der Forschungsgruppen sagte mir, als wir diesen Film machten, wir waren zu weit gegangen, um einen Rückzieher zu machen, aber sie sagten mir, dass es in Indien in Bezug auf Popularität 10 Genres gibt und Sciencefiction und Superhelden den letzten Platz einnimmt.

Warum?
Weil meiner Meinung nach Superhelden noch immer das künstlerische Parallelkino im kommerziellen Kino sind. Wenn Sie einen Kunstfilm machen, halten wir ein niedriges Budget ein, weil es bedeutet, dass 10 Menschen den Film ansehen werden, und Sie gerade genug Geld haben, um ihn für diese zehn zu machen.
Kommerziell ist es bei einem Superheldenfilm das Gleiche. Sie haben nur genug Geld, um ihn für so viele Zuschauer zu machen, wie bereit sind, ihn anzuschauen. Daher ist es im kommerziellen Bereich ein Kunstfilm. Ich meine, Sie gehen hin und schlagen einem der großen Regisseure vor, der einen Superheldenfilm gemacht hat, ‚Jetzt muss Spiderman tanzen’… er wird keinen Tanz reinbringen. Aber wir müssen einen Tanz einbauen, weil der Film so teuer ist, Sie müssen imstande sein, jede Seite anzuziehen. Sie müssen Komik drin haben. Sie können es nicht allzu linear machen um diese Person herum, die eine Schwäche hat und sich dann entwickelt, um die Welt zu retten.

Sie sagten mir vor ein paar Jahren, das „es nicht unsere Sorge ist, ob wir jemals einen Crossoverfilm machen können, unsere Sorge ist die, ob wir überhaupt unsere Zuschauer festhalten können.“ Wenn Sie also einen Film wie „The Dark Knight Rises“ haben, der das Filmereignis des Jahres ist, wie schlägt sich Bollywood tatsächlich damit? Wir haben nicht das Geld, wir haben nicht die Infrastruktur.
Ich denke, dass wir die Akzeptanz nicht haben, das Geld haben wir.

Meinen Sie?
Ich habe das Geld, ich habe die Infrastruktur, Karan Johar hat sie, Mr Yash Chopra hat sie, sie alle haben sie. Es ist 10mal billiger, einen Film wie diesen in unserem Land zu machen. Ich bin nicht der Schwarzmaler hier, ich sage Ihnen, was ersichtlich ist. Wissen Sie, mit dem Zugang in die digitale Welt, der Publicity, erscheinen Hollywoodfilme eine Woche, bevor sie in London oder Amerika rauskommen, daher wollen die Kinder es sehen.

Sie können nicht gegen The Dark Knight angehen?
Sie können nicht gegen The Dark Knight angehen. Wenn ein Film rauskommt und weltweit eine Milliarde Dollar macht, ist es eine Milliarde Dollar überall in der Welt. Und ein großer Teil dieses Geschäfts stammt aus Indien.

Und beunruhigt Sie das, Shah Rukh? Denken Sie über die nächsten 10 Jahre nach?
Ich meine, ich machte einen Superheldenfilm und bin okay. Alle anderen da draußen sind dabei es durchzumachen. Sie können jetzt über meinen Ra.One lachen, aber wenn ich mit Ra.One 7 in einem Rollstuhl herauskomme, dann werden Sie sehen. (Lächelt)

Shah Rukh, im letzten Monat vollendeten Sie 20 Jahre beim Film. Wonach hungert Sie jetzt?
Die 20 Jahre sind wirklich schnell vergangen. Ich denke, dass ich jetzt in ungefähr 70 Filmen gespielt habe. Ich denke, die Hauptsache ist, dass ich noch immer nicht herausgefunden habe, was mich daran antörnt.

Demnach suchen Sie immer noch?
Und das ist der Grund, warum ich weitermache. Ich bin nie auf ein Set gegangen und habe das Gefühl gehabt, „Okay, ich weiß jetzt, dass ich das tun muss“.

Sind Sie immer noch nervös?
Ich bin sehr nervös. Nervös bedeutet nicht etwa, dass ich nervlich nervös bin, ich kann meinen Text, ich kenne meinen Stoff, ich fühle mich mit den Kameras sehr wohl. Aber ich bin überhaupt nicht zuversichtlich, dass ich das getan habe. Wenn ich Schauspieler in anderen Filmen sehe, triefen sie irgendwie vor Selbstvertrauen, sie sehen so aus, als ob sie den Raum besitzen.

Wie wer?
So viele von ihnen, die meisten von ihnen. Ich denke, die Tatsache, dass ich mich noch immer unbehaglich in dem Wissen fühle, was ich tun soll, lässt mich einfach weitermachen. Es fühlt sich nicht an wie 20 Jahre. Das sage ich stets zu meiner Tochter und meinem Sohn, dass ich jeden Morgen aufstehe und das Gleiche denke, dass dies die erste Aufnahme meines Lebens ist, also bleibe ich besser dabei und dies ist die letzte Aufnahmen meines Lebens und ich werde keine weitere Chance bekommen, also bleibe ich besser dabei.
Daher sage ich in beiden Fällen einfach, ich bleibe besser dabei. Ich weiß, dass ich beim Schauspielern viele Fehler mache. Ich kann sie spüren, ich kann sie fühlen. Daher ist es auch keine Suche nach Excellence. Ich suche nicht nach Perfektion, das ist überaus langweilig.

Es wird überbewertet.
Ich weiß nicht mal, was es ist. Ich weiß nicht, was perfekt ist. Wie sollte es perfekt sein? Und ich sage all das, und es mag wie Geschwafel klingen, aber ich weiß wirklich nicht, wie Sie die Schauspielerei einbauen? Wie gliedern Sie Darstellungen auf? Wie machen Sie es richtig? Wie machen Sie es besser als das letzte Mal? Ich weiß es nicht.

Shah Rukh, gibt es irgendwas zu bereuen? Gibt es irgendetwas, was Sie wünschten, anders gemacht zu haben?
Nein, es ist gut gewesen. Wie ich sage, es ist der große indische Traum. Ich habe alles richtig gemacht, denke ich, nun erst recht mit meinem Kricket Sieg, denke ich auch. Ich finde keine Zeit, Anupama, daher wünschte ich manchmal, dass ich auch diesen Film hätte tun können. Ich wünschte, ich hätte auch mit dieser Person gearbeitet, als ich die Chance bekam, aber es gab Gründe, dass es nicht passierte, und wenn es nicht meiner ist, dann ist es nicht der Beste.
So denke ich und ich weiß, dass es falsch ist, so zu denken, aber das ist die Art und Weise, wie Sie jeden Morgen weiterleben und ich bin wirklich zufrieden mit der Art, wie ich es getan habe. In diesem Moment gibt es nichts zu bereuen, abgesehen davon, dass ich mich häufig verletzt habe, daher tut es weh. Jetzt selbst in romantischen Szenen, Sie umarmen ein Mädchen, und Ihre Schulter hebt sich nicht und die Mädchen sind größer geworden, daher ist es ein großes Problem, sie zu umarmen. Aber es gibt nichts zu bereuen.
Ich wünschte, ich wäre physisch so gesund, wie ich es vor 10 Jahren vor meiner Rücken OP war, obwohl es mir bei der Arbeit nicht in die Quere kommt. Ich kann noch immer eine Strumpfhose tragen und fliegen. Ich denke, dass es Zeit für den zweiten Teil Ihres Buches ist (König von Bollywood) oder sollte ich etwas bereuen und Sie werden es dann schreiben?

Wir müssen die Geschichte aufpeppen.
Wie ich sagte, ich kann alles spielen, wenn Sie mir also sagen, sie pikant zu machen, kann ich es sehr Rockstar mäßig tun, mit hohen Dosen an Drogenmissbrauch und Aggression und Orgien. Ich kann Ihnen auch das geben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ein zu ruhiges Leben geführt habe.

Zu zahm?
Ja, zu zahm. Wenn ich über mich selbst lese, egal, ob es ein geschäftlicher Erfolg oder hinsichtlich auf irgendein wütendes Benehmen irgendwo ist, meine ich, „Sollte ich mich hinstellen und sagen, dass ich das nicht machte oder sollte ich es sein lassen und sie glauben lassen, dass es in Ordnung ist, er ist nun einmal ein bisschen böse und ein wenig sinnlich?“
Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Und ich bin auch zu schüchtern, um es klarzustellen, daher schweige ich einfach. Aber ja. Ich denke, dass ich ein sehr zahmes Leben geführt habe. Ich habe viel gearbeitet, ungefähr 15-16 Stunden pro Tag, es kam mir nie wie Arbeit vor. Ich habe es wirklich genossen. Die Kinder sind ein großer Segen. Sie sind der Mittelpunkt, der Brennpunkt meines Lebens. Ich hoffe, dass meine Tochter Schauspielerin wird. Ich hoffe wirklich, dass sie eine Schauspielerin wird. Es wäre bedauerlich, wenn sie es nicht täte.

Und Sie sagten, dass Sie bis dahin herausgefunden hätten, wie man richtig schauspielert?
Oh ja. Ich will einige aufregende Filme machen. Die nächsten fünf Jahre will ich wirklich damit verbringen, Kino zu machen, das mich scheitern lassen kann. Aber um das zu tun, muss ich zuerst gefahrlose Filme machen.
Ich denke, dass die Zeit gekommen ist, wo ich mich öffnen, aus meinem eigenen schüchternen Schneckenhaus und Komfortzone herauskommen kann, sozusagen, und versuchen, neue Dinge zu tun und sie dennoch kommerziell rentabel zu machen, weil das wichtig ist. Ich will mit Regisseuren arbeiten, die wirklich wunderbares Kino machen und die Latte ein bisschen mehr verschieben, so dass die Jugend nicht auf unsere Filme herabsieht.
Weil wir, wenn wir es nicht tun, in zwanzig Jahren niemanden haben, um ihn dafür verantwortlich zu machen. Ich denke, dass es wirklich traurig wäre, wenn ich mich in 20 Jahren hinsetze und sage ‚hamaare zamaanein mein hum kitni achi picture banathe the.‘ Ich denke, dass das der traurigste Kommentar sein wird, den einer der führenden indischen Filmpersönlichkeiten in zwanzig Jahren abgeben kann.
Wenn Gott Ihnen so viel geschenkt hat, und wenn die Filmindustrie und das Publikum Ihnen so viel gegeben haben, ist es Ihre Aufgabe, für die Zukunft zu arbeiten. Ich habe jetzt 20 Jahre gearbeitet. Ich wäre ein Versager, wenn ich in Bezug auf die Arbeit nichts tun würde, abgesehen davon, den nächsten Knüller zu machen.

Klingt fabelhaft, Shah Rukh. Danke.
Danke sehr.

Die Langfassung: