Khalid Mohamed

October 16, 2015

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Er ist immer noch imstande zu überraschen und dass auch noch auf die angenehme Art. Jeder, der das berufliche und private Leben von Shah Rukh Khan verfolgt hat, kann ihn zumindest nicht bezichtigen, vorhersehbar zu sein.
Dieser Khan kann in einem Atemzug sagen, dass er nicht an das ‚Art Cinema‘ glaubt, obwohl einige seiner ersten Filme von solchen Filmemachern abseits des Mainstreams wie Mani Kaul umgesetzt wurden (der eine Adaption von Dostojewsky‘s Der Idiot gemacht hat), Ketan Mehta (Maya Memsaab, eine Version von Gustave Flaubert’s Madame Bovary), Pradip Krishen (SRK spielte in seinem unorthodoxen Film In Which Annie Gives It Those Ones mit) und Kundan Shah (dessen Kabhi Haan Kabhi Naa nicht ausdrücklich ‚Mainstream‘ war).
In einem anderen Atemzug wird er zugeben, dass diese Unterfangen dafür verantwortlich waren, ihn übers Handwerk der Darstellung ins Bild zu setzen.
So oder so, diese Filme werden als die Zusammenarbeit des Topschauspielers mit dem Kino von Gefühl und Verstand in Erinnerung bleiben.
Mit dem Supererfolg hat SRK jedoch geäußert, dass er nicht ganz verstehen konnte, was in aller Welt er in Idiot tat, und dass er etwas beunruhigt war, als eine seiner vollendetesten Darstellungen in Ashutosh Gowariker’s Swades nicht gerade eine Goldgrube war.
Nichts mehr von dem unkonventionellen Zeug für ihn, hat er ständig mürrisch wiederholt. Und dann – was sagt man dazu? – steckt er jetzt mitten drin, Raees zu drehen (es wird angenommen, dass er ins Genre von Ram Gopal Varma’s Satya gehört), in einer Rolle, die mehr Realismus verlangt als Flüge in ein Land der Fieberfantasien.
In der Tat war man besorgt, als der Kommerz die einzig motivierende Kraft hinter Khan’s Projektwahl zu sein schien. Die Promos von Raees, unter der Regie des sozial engagierten Rahul Dholakia, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten, sobald sie veröffentlicht wurden, behaupten, dass er in einen Bereich der Dunkelheit zurückgekehrt war. Kommerziell heikel vielleicht, aber ohne Schweiß kein Preis.

Schließlich haben Shah Rukh Khan am Anfang jene starken Grautöne in Baazigar, Darr und in einem gewissen Grad auch in Anjaam eine sofortige Fanbasis eingebracht. Seine anfänglichen Darstellungen, wie jene von Amitabh Bachchan in Zanjeer und Deewar, haben eine Art Komplexität rübergebracht, die wenige Bollywoodhelden dem Zuschauer übermittelt haben.
Einige der frühesten Darstellungen von Bachchan und dann von Shah Rukh Khan sind auf ihre eigenen unverwechselbaren Art und Weisen zukunftsweisend gewesen. Die von ihnen dargestellten Männer mit ihren Schwächen scheuten nicht vor der Idee zurück, ‚menschlich‘ zu sein, um es mal so zu sagen. Auf ihren Fersen war praktisch jeder Schauspieler, der sein Geld wert ist – von Govinda über Akshay Kumar bis hin zu Ajay Devgn – bestrebt, kantig und sogar gemein zu sein, aber nie mit derselben Intensität oder Wirkung.
Khan, der sich traute, anders zu sein, wurde verehrt – doch unglücklicherweise hat, sobald der Schauspieler in ihm vor dem Superstartum in den Hintergrund trat, eine Stasis eingesetzt, die endemisch die kreativen Instinkte eines Künstlers tötet. Es gibt nichts mehr zu beweisen, was auch der Grund dafür ist, warum sich nach Chak De! India keine Darstellung von SRK für diesen ‚Wow‘ Effekt qualifiziert hat. In Chennai Express wurde er von Deepika Padukone in den Schatten gestellt. Sogar der offenkundig inaktive Abhishek Bachchan hat Khan in Happy New Year ausgebootet. Was Ra.One angeht, war der nur wegen seiner Spezialeffekte den Preis für ein Ticket wert. Das Angebot, sich als Superheld zu etablieren, war vergebens. Mögen Sie es oder nicht, Hrithik Roshan hat im Vergleich dazu in der Krrish Serie die schwerkraftverleugnenden Stunts glaubwürdiger ausgeführt.
Also, für einen Bewunderer von Shah Rukh Khan wie mich war es ernster Grund zur Sorge.
Glücklicherweise scheint der Schauspieler in ihm jetzt wiederaufgetaucht zu sein. Außer Raees hat er auch Fan auf dem Plan, in dem er einen Schizophrenen spielen soll. Da Fan von dem begeisternden Band Baaja Baaraat Regisseur Maneesh Sharma inszeniert wird, wird das Ergebnis höchstwahrscheinlich mehrere Stufen besser als das Alltägliche sein.

Eine weitere Überraschung: Shah Rukh hat beigelegt, welche persönliche Differenzen auch immer er mit seinem ehemals besten Freund gehabt haben mag. Berichten zufolge hat Karan Johar ihn überzeugt, ein Projekt mit Alia Bhatt als Hauptdarstellerin zu akzeptieren, unter der Regie der English-Vinglish Regisseurin Gauri Shinde. Alia Bhatt und Shah Rukh Khan? Ein seltsames Paar, im Stil von Humbert Humbert-Lolita. Oder spielt Khan einen Onkel oder Vater der 24-jährigen Alia? Die Geschichte wird unter Verschluss gehalten. Viel wird natürlich vom Drehbuch und der gefühlsbetonten Kraft in der Erzählkunst abhängen.
Am 2. November wird Shah Rukh Khan, Baadshah von Bollywood – ein Slogan, den er nie missbilligt hat – 50. Er muss sich zwangsläufig neu erfinden, wenn er weiter mit Salman und Aamir Khan konkurrieren will. Um gegen sie zu bestehen, muss er zwei ungleichen Welten angehören: den hirnlosen Blockbustern ebenso sowie den Filmen, die einen Anschein von Intelligenz haben.
Für Shah Rukh, im echten Leben ein unersättlicher Leser mit einem hohen IQ, zudem mit einem abgefahrenen Sinn für Humor ausgestattet, könnten neue Gelegenheiten nahe bevorstehen.

(wow, gefällt mir, ein interessantes, beeindruckendes Bild eines Gesichts, das von einem sichtbar gelebten Leben zeugt…)

Real-life nuggets on the reel-life hero
. Shah Rukh Khan, ein Gizmo-Holic, war der erste in Bollywood, der sich einen Kindle kaufte, um die Bücher zu lesen, die er als Kind immer lesen wollte. Er hat ihn mir mit kindlichem Entzücken gezeigt und angeboten, mir einen in London zu besorgen. Als Anhänger von Büchern, wie sie ursprünglich gelesen werden sollten – auf Papier und gedruckt – war das ein Angebot, das ich ohne weiteres ablehnen konnte. Übrigens ist die Science-Fiction Komödie von Douglas Adams, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy, sein Lieblingsbuch – ein Buch, das er in mehreren Ausgaben besitzt.

. Ein riesiger Flügel in seinem ausladenden Hause Mannat beherbergt praktisch jedes Kostüm, das er jemals in den Filmen getragen hat. Er ist äußerst sentimental in Bezug auf die für ihn entworfenen Outfits, aber nicht allzu pingelig bei seinen Alltagsklamotten, die aus Jeans und T-Shirts bestehen, im gediegenen schwarz-weiß, allerdings vom Designer. In letzter Zeit kann er in Bezug auf die Kleidung, die er auf der Leinwand trägt, äußerst wählerisch sein, und auch reizbar, wenn es vor einem Dreh so aussieht, als ob er einen Bad Hair Day hat.

. Ein Arbeitssüchtiger, die einzige Schwäche, die er sich erlaubt, sind lange Stunden (zwei bis drei Stunden mindestens) in der Badewanne, wo er liest, SMS beantwortet (wenn er sie beantworten will. Wenn nicht, heißt das, dass er nicht daran interessiert ist zu antworten), und er hat kürzlich seine Nummer in eine geändert, die der des Filmemachers Shyam Benegal gefährlich nahe kommt. Irrtümlich angewählt, hat Benegal, mehr amüsiert als genervt, gesagt, dass er seine „weiblichen Fans überzeugen muss, dass ich kein Superstar bin.“

. Es gab eine Zeit, wo er seine Verabredungen mit Journalisten selbst vereinbarte. Jetzt müssen seine PR-Agenten die Anrufe annehmen und Entscheidungen treffen, außer am Vorabend der Veröffentlichung eines neuen Films, wo es ein allgemeines Gerangel wird, entweder in Mannat oder einem Hotel als Schauplatz. Als zungenfertiger Sprecher und sprachgewandter Autor trägt er unzählige Bücher in sich, muss aber immer noch eine Autobiografie über seine Anfangszeit in Bollywood fertigstellen. Er ist jetzt seit fast 20 Jahren an diesem potenziellen Megabestseller dran.

. Ein älteres amerikanisches Paar, das in der Nähe von Washington DC lebt, glaubt, dass Shah Rukh eine Reinkarnation ihres Sohnes sein könnte, den sie an der Kriegsfront verloren haben. Sie schauen all seine Filme immer wieder und lieben besonders Paheli. Durch einen Freund haben sie ihn um ein signiertes Poster von Paheli gebeten. Er hat ihnen persönlich ein Dutzend signierter Poster geschickt.