Quelle

23/12/2015

Lieber SKR,

es ist genau 1:02 Uhr am Sonntag, dem 21. Dezember 2015. Ich habe beschlossen, einen Brief zu schreiben und ihn mit der Welt zu teilen, um mich dafür zu entschuldigen, daß ich Sie im Stich gelassen habe. Sehen Sie, ich bin ein stolzer Shah Rukh Fan und ein Inder, und ich habe in den letzten drei Tagen nicht zu Ihnen gestanden.

Sicher, ich sah Dilwale im PVR Imax (ich zögerte nicht ein einziges Mal, 1500 Mäuse für zwei Karten zu bezahlen, wohl wissend, wie die Multiplexe am Wochenende die Preise erhöhen!), aber ich enttäuschte Sie dennoch. Ich sah zu, wie eine Teil meiner Landsleute ohne triftigen Grund gegen Dilwale protestierte. Ihre Eskapaden schafften es, daß in vier Staaten die Vorführungen gecancelt wurden und während ich das tippe, werden auch die Vorführungen in Mangalore gecancelt.

Wie berichtet ist der Grund für die Proteste Ihre Aussage gegen die Intoleranz im Land. Ich glaube an die Demokratie und daß die Menschen das Recht haben, zu protestieren, genauso wie Sie das Recht haben, eine Erklärung abzugeben. Doch es gibt einige fundamentale Probleme mit den gegen Sie erhobenen Beschwerden, die ich in den folgenden Punkten jenen erklären werde, die diesen Brief aufgeschlossen lesen:

• Ich googelte Ihre Aussagen und entdeckte, daß Sie an keinem Punkt irgend etwas Negatives über dieses großartige Land oder über irgendeine politische Partei oder Person sagten. Sie haben immer wieder festgestellt, daß Indien das beste Land zum Leben und Arbeiten ist, und daß Sie stolz sind, ein Inder zu sein.
• Ihre Aussage, die einige Menschen verärgert haben mag, wird durch Ihr Rederecht gemäß der indischen Verfassung geschützt, und es steht Ihnen ebenso frei, Ihre Meinung zu äußern, wie mir oder jedem anderen steuerzahlenden Bürger in Indien. Außerdem bezog sich Ihre Aussage auf eine Frage – in dem Zusammenhang war es eine absolut stichhaltige Behauptung. Sie gingen jedoch noch ein Schritt weiter und entschuldigten sich bei jedem, der das mißverstanden haben könnte.
• Es sollte nicht nötig sein, daß Sie Ihre Aussage noch weiter rechtfertigen. Es gibt sehr viele Menschen in diesem Land, mich eingeschlossen, die finden, daß es Belange gibt, die nicht richtig sind. Und das Äußern unserer Meinung ist ein Weg zu zeigen, daß wir uns wirklich genug sorgen, um eine Änderung zu wollen. Daher mein Dank dafür, daß Sie ein wahrer Bürger sind. Sich zu äußern ist ebenso wichtig wie abzustimmen.
• Es verletzt mich, daß Leute Ihre Motive in Frage stellen, Ihren Glauben und sogar vorschlagen, daß Sie nach Pakistan gehen sollten. Sie Sir, sind ein Inder, und Sie haben dieses Land national und international stolz gemacht. Sie sind ein Repräsentant für Bollywood und für Indien gewesen. Während Sie Ihre Zuschauer durch Ihre Filme unterhalten haben, haben Sie auch eine große Zahl von Indern auf der ganzen Welt vereint. Wie Swades, der mich inspirierte, nach Indien zurückzukehren und hier etwas Bedeutungsvolles zu tun.
• Sie verdienen es, in diesem Land zu leben, so wie jeder andere. Es tut mir leid, diese offensichtliche Tatsache bekunden zu müssen. Keiner von uns hat das Recht, Ihr Recht auf Wohnsitz in Indien in Frage zu stellen.
• Sie haben uns 25 Jahre lang unterhalten, und wir haben Sie bei mißdeuteten Aussagen im Stich gelassen.
• Sie sind großzügig gewesen, freundlich, und haben unermüdlich und mit Erfolg daran gearbeitet, ein Ökosystem zu schaffen, wo andere Leute sich für ihren Lebensunterhalt auf Ihre Arbeit verlassen. Der Protest und die Stornierung Ihrer Filme werden den Lohnempfänger treffen, nebst dem Filmgeschäft, was zum Verlust von Einnahmen führt und überdies das Wirtschaftsniveau in unserem Land schädigt.
• Sie legten großen Wert darauf, daß die Namen Ihrer Hauptdarstellerinnen vor Ihrem Namen erscheinen, und während die Zyniker widersprechen mögen, sendet dies eine starke Botschaft an die jüngere Generation in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter.
• Sie stellen sicher, daß bei Frauen, die spät mit Ihnen oder an Ihren Filmen arbeiten, der Transport gewährleistet ist, um sicher nach Hause zu kommen.
• Sie haben viel von Ihrer Freizeit mit der Interaktion mit Fans wie mir verwandt und sind immer für ein Lächeln, eine Umarmung oder ein Selfie zu haben. Manchmal treten Sie sogar auf Kosten Ihrer Gesundheit auf, nur um uns zu unterhalten.
• Sie haben es sich zum Prinzip gemacht, niemals mit ihrer Großzügigkeit zu prahlen. Was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum die meisten von uns nicht mal merken, daß Ihre Spende von Rs 1 crore für Chennai nur die Spitze des Eisbergs ist.
• Ich glaube, daß Unterhaltung über jede Art von Politik steht, und kein Film es verdient, daß seine Vorführungen gecancelt werden.

Ich weiß, daß die letzten drei Tage Sie verletzt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muß, daß Sie nach 25 Jahren der Unterhaltung von Millionen Indern in Frage gestellt werden und Ihr Image diskriminiert wird. Und sogleich Ihr „Indischsein“ zu hinterfragen, ist einfach unvorstellbar. Ich denke nicht, daß das fair ist, und ich möchte es lieber laut sagen als ein stiller Beobachter zu werden.
Zum Abschluß an die Menschen, die das gelesen und soweit verstanden haben, es gibt Probleme in unserem Land, und wenn Sie protestieren wollen, dann tun Sie es aus den folgenden Gründen und nicht aufgrund von Filmen:
• Protest gegen die an Frauen und Kindern begangenen Greueltaten in unserem Land.
• Protest gegen Bestechung und Verschwendung unserer Ressourcen.
• Protest gegen die ungleiche Wohlstandverteilung und den Mangel an Gesundheitsfürsorge und Bildung unter den Ärmsten.
• Protest gegen jeden, der Ihre durch die indische Verfassung garantierten Rechte schmälert.
• Und schließlich, protestieren Sie gegen Leute, die uns wegen trivialer Unterschiede wie Religion oder Kaste entzweien.

Es tut mir leid, SRK. Ich wünschte nur, daß wir Sie besser verstanden und Ihnen im Laufe dieser dunklen Tage beigestanden hätten. Ich hoffe, daß dieser Brief viele erreicht und sie verstehen, daß nichts einen Schauspieler schlimmer trifft als die Unfähigkeit, seine Arbeit zu präsentieren. Sie leben für den Applaus, und ich werde immer jedem Ihrer Filme Beifall spenden, gut oder schlecht.

Mit Liebe und Respekt,
Gautam B Thakker
(SRK Fan)

PS: Obwohl ich zu dieser Branche gehöre, habe ich keine materielle Beziehung mit SRK oder mit Red Chillies und plane nicht, in naher Zukunft eine einzugehen. Ich bin nicht bezahlt worden, um dies zu schreiben. Meine einzige Intention, dies heraus zu bringen, ist die hervorzuheben, daß gecancelte Vorführungen jedem wehtun, besonders dem Zuschauer. Der Inhalt des Films verletzt niemanden, außer vielleicht einige Kritiker. Die Absichten der Besetzung und des Teams sollen niemanden verletzen, und sie sind ebenso indisch wie Sie und ich. Die Wahl, den Film zu sehen, nicht zu sehen, zu beklatschen oder zu kritisieren, liegt bei uns, den Zuschauern. Nehmt uns dieses Recht nicht weg, indem Vorführungen gecancelt werden und der Film nicht gezeigt wird.