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29 December 2009

Die Sorgen und Misserfolge von 2009 hinter sich lassend, aber nicht völlig vergessend, freut sich Shah Rukh Khan auf das neue Jahr, weil es die unmittelbar bevorstehende Veröffentlichung und Verheißung des größten Films seiner Karriere mit sich bringt (seine Worte, nicht meine) – Karan Johars My Name Is Khan.

Er hat ein schlechtes Jahr gehabt, das mit der Schulterverletzung und einer Operation begann, dann die nicht gerade aufregenden Ticketeinnahmen von Billu – seiner einzigen Veröffentlichung 2009, und schließlich die demütigende Dezimierung seiner IPL Mannschaft in Südafrika. Aber, wie des Dichters T. S. Eliot berühmte Worte lauten, „Wie die Worte des letzten Jahres zur Sprache des letzten Jahres gehören, sehen die Worte des nächsten Jahres einer anderen Stimme entgegen“… und SRK, vermute ich, hofft heimlich, dass die kommende Stimme das Publikum aufhorchen und 2010 sein werden lässt. Oder eher Rizwan Khans, der autistischen Figur, die er in My Name Is Khan spielt, der im Februar für eine imposante zweisprachige Veröffentlichung weltweit vorgesehen ist.
Genau genommen leidet die Figur in diesem ehrgeizigen Film unter dem Aspergers Syndrom, einer autistischen Erkrankung, deren Hauptsymptom Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion ist. Es ist eine Rolle, in die Shah Rukh, der in den geringsten Schichten Bollywoods bekannt ist, mit vollendeter Leichtigkeit geglitten sein muss. Eines späten Abends über einem Glas Tee in seinem Van beim Mehboob Studio fragte ich ihn, ob die Zuschauer nach Bachchan mit Progeria in Paa und davor Aamir mit Legasthenie in Taare Zameen Par, für einen weiteren behinderten Helden bereit wären.
Shah Rukh antwortete, „Die Zuschauer verstehen, was Sie ihnen erzählen. Die Leute mögen eine gute Geschichte. Und das ist ein erfreulicher Film mit einer neuen romantischen Denkweise, der Reise eines gewöhnlichen Mannes. Es ist eine Liebesgeschichte mit einer epischen Atmosphäre. In allen Liebesgeschichten gibt es Hürden, aber die Hürde in My Name Is Khan ist echt, das geschieht alltäglich. Für mich war der Film eine Gelegenheit, eine behinderte Figur zu spielen… bahut maaza aaya! (was mir sehr gefallen hat)“
Was er sagte, stand im Widerspruch zum öffentlichen Glauben, dass der Film auf dem Terrorismus beruht. Shah Rukh schaute finster drein. „Ich weiß nicht, woher Sie diese Meinung haben,“ sagte er verbittert, „Ja, er spielt nach dem 9/11 und er ist heroisch, ohne das Gekämpfe und Geschreie, aber My Name Is Khan ist ein ermutigender und sogar komischer Film…, auch wenn wir nicht versuchten, einen komischen Film zu drehen! Ich bin begeistert davon, wie ich es bei all meinen Filmen bin. Aber auf diesen bin ich sehr stolz. Größtenteils, weil ich ihn mit Karan zusammen produziert habe. Auch weil Kajol und ich nach acht Jahren wieder zusammen spielen.“ Er hat bis jetzt keine Vorführung von dem Film gesehen, um eine Meinung darüber zu äußern, wie gut er laufen wird. Das macht Shah Rukh nie. Nicht bei seinen eigenen Filmen, noch bei denen anderer. Vielmehr sagte er, dass er kaum einen seiner Filme komplett gesehen hat. „Testvorführungen bedeuten Analyse“, erklärte er, „allerdings unterscheiden sich die Reaktionen bei Testvorführungen von denen in den Kinos. Ich drehe einen Film nicht für mich selbst, ich mache es für die Geschichte. Außerdem scheue ich mich davor, mich selbst auf der Leinwand zu sehen, ich bin nicht eitel, es ist nur so, dass ich mein Gesicht oder Physis nicht mag. Vielleicht bin ich deshalb Schauspieler – damit ich jemand anderen spielen kann.“
Vielleicht steckte er für den Film noch immer in der Figur. Oder vielleicht ist es für Shah Rukh im echten Leben ebenso ein Problem, mit den Leuten zu kommunizieren, wie es für Rizwan Khan im Film ist. „Ich bin nicht unsozial“, protestierte er, „ich bin ein ruhiger Mensch, merkwürdigerweise zurückgezogen, ich bin nicht so selbstsicher, wie Sie mich halten. Ich habe Probleme. Ich bin Allah dankbar…, nicht so talentiert zu sein und all das zu haben. Es mag aufgeblasen klingen, aber ich bin groß genug, um bescheiden zu sein, ich bin sehr glücklich, wenn die Leute sagen ‚SRK ist der Beste’… das ist ein Erfolgserlebnis, ich bin glücklich mit dem, was ich getan habe, aber bescheiden genug, um zu wissen, dass es nicht meinetwegen ist. Stellen Sie mich vor einer Million Menschen auf eine Bühne, sagen wir, im Salt Lake Stadium, und ich werde sie problemlos eine Stunde lang unterhalten. So lange ich ein Entertainer bin, habe ich keine Probleme. Wenn ich Shah Rukh Khan bin, tauchen die Probleme auf. Ich bin ein lustiger Typ… dennoch fühlen sich meine Kinder in der Gesellschaft ihrer Mutter wohler.“